So jetzt gehts weiter
In ca. 30 Stunden ging es nach Helsinki, wo wir am 09.06.11 abends angekommen sind, bei strahlendem Sonnenschein und blauen Himmel und angenehmen Temperaturen. Um 22.00 ist es immer noch hell, man hat das Gefühl es ist noch mitten am Tag. Leider ist der Shuttlebus, welcher die 500 m zum Ausgang des Hafens zurücklegt nicht nur nicht kostenlos, sondern mit 20 Euro einfache Strecke auch masslos überteuert, so dass ich es mir verkneife, für ca. 3 Stunden bei insgesamt 5 Stunden Aufenthalt im Hafen, in die Stadt zu fahren. Dafür kann ich den Sonnenuntergang sofern er denn stattfinden sollte im Hafen beobachten und die Schiffe „Via Mare“, „Baltica“ und „Süderoog“ fotografieren und den Abend gemütlich ausklingen lassen und mich auf den Aufenthalt in Kronstadt mit evtl. Busfahrt nach St. Petersburg freuen, denn dort sind, zumindest nach heutigem Stand, 2 Tage Aufenthalt geplant.
Am 10.06.11 ist es leider nicht möglich, direkt nach Kronstadt einzulaufen, da alle Liegeplätze belegt sind, so muss erst einmal vor Kronstadt geankert werden. Wobei wir hiermit nicht allein sind. Ringsum kann man alle Arten von Schiffen sehen, die ebenfalls auf Plätze warten, vom Reefer bis zum Tanker, Ro-Ro oder kleinem General Cargo kann man alles sehen. Ein anderer Containerfeeder, OOCL Neva, hat ebenso neben uns seine Warteposition bezogen. Einlaufen ist für ungefähr 19.00 geplant.
Es ging dann doch schneller als erwartet und wir waren um ca. 20.00 angekommen, worauf ich nachdem die Immigration an Bord war, in die Stadt ging.
Einen Shuttlebus gibt es nicht, man läuft einfach und passt auf, zuerst muss man in ein Gebäude zur Passkontrolle.
In welche grobe Richtung das ging, konnte man vom Schiff aus sehen, allerdings war das auch schon alles, dazu hatte ich 2500 Rubel, ungefähr 50 Euro dabei. Der Weg führte mich durch eine Art riesige Plattenbausiedlung, wo bei dem schönen Wetter die Leute auf den Bänken vor den Häusern sassen, standen und sich es gut gehen liessen und sich unterhielten. Die Strassennamen merkte ich mir sicherheitshalber. Irgendwann war mir das Laufen dann doch zu viel und ich dachte, irgendein Bus fährt schon ins Zentrum. Alles nicht so einfach, wenn man kein Russisch kann, bzw. nur ganz wenige Brocken davon, die noch übrig sind. Die Frage nach Kronstadt Zentrum wurde jedenfalls positiv beantwortet, ich stieg ein und löhnte dafür 60 Rubel bei zwei uralten Frauen, die als Schaffnerinnen mitfuhren, zu erkennen waren sie als solche nicht, das Prinzip kannte ich aber aus Kaliningrad, wo auch immer jemand herumging und das Geld für die Fahrt einsammelte. Im Zentrum angekommen, fand ich mich in einer schönen Allee, welche nach wie vor nach dem werten Herrn Lenin benannt war. Die alten Gebäude sind teils schön renoviert, teils brauchen sie das noch, es gab viele Cafes, welche sich übersetzt „Kafe“ nannten, wo man selbigen bekommen konnte, und zu später Stunde wurde dann eine Disco oder Tanzlokal draus. Nachdem ich mich genug umgesehen hatte, wollte ich doch nicht bei Dunkelheit zurück, ich habe ja keine Ahnung wie die Busse fahren und Taxis habe ich keine gesehen, auch wenn man in ca. 2 Stunden die Strecke sicher laufen kann. Fotografiert habe ich wenig, man erzählt sich ja allerhand Schauergeschichten über Russen, lange Finger und solches, so habe ich meine Kamera im Rucksack gelassen die meiste Zeit.
An Bord wurde mir erzählt, dass oft Privatautos an Bushaltestellen halten, um die Passagiere einzusammeln, und sich von ihnen gegen Entgelt an die gewünschte Stelle transportieren zu lassen. So war es dann auch, als ich schon um ca. 21.30 an der Bushaltestelle war. Eine Dame neben mir wurde gefragt, ich ebenso, worauf ich den Namen der Strasse in dem Wohngebiet, wo ich durchgelaufen war, nannte. Wohl war mir bei der Sache nicht unbedingt, aber laufen wollte ich auch nicht, nicht nur weil das Auto irgendeine alte klapprige Ostausführung war. An der nächsten Bushaltestelle stiegen noch zwei dicke, schwarz gekleidete Damen zu, so dass ich jetzt hinten doch recht eingequetscht war und ins Schwitzen war ich eh schon gekommen, weil das Thema Geschwindigkeitsbegrenzung wohl nicht so aktuell war bei dem Fahrer. Jedenfalls merkte ich, dass er schon in die richtige Richtung fuhr, vorbei kamen wir noch an einer Wand, mit Text und grossen Emblem mit Hammer und Sichel, das sah auch neu und gepflegt aus, im Gegensatz zu vielen anderen. Nach der Bedeutung konnte ich leider nicht fragen. Der Fahrer merkte, ich bin nicht von hier und so meinte ich in groben Brocken, komme aus Deutschland. Jedenfalls wurde ich zuverlässig da hin gebracht, wo ich hin wollte. Meine Bezahlung wäre recht grosszügig ausgefallen, da wir ja nächsten Mittag schon wieder los sollten und ich nicht alle Rubel wieder mitnehmen wollte. Allerdings wollte er kein Geld, so dass die Fahrt, trotz leichter ausgestandener Ängste immerhin umsonst war.
Dafür habe ich mir in einem 24-Stunden Laden in dem Wohngebiet ein Eis am Stiel mit Blaubeergeschmack gekauft, was es bei uns so nicht gibt und auch echt lecker war. Man hätte auch Wodka, Geräuchertes, und gebratenes Hähnchen haben können.
So langsam wurde es dunkel, und ich war froh, in der Entfernung das rote Schiff zu sehen, und wieder gut angekommen zu sein. Leider war wegen des kurzen Aufenthalts nichts, mit einer Fahrt nach St. Petersburg, interessant war es allemal, da so völlig anders als bei uns.
„Leider“ ging die einzige neue vorhandene Containerbrücke kaputt, so dass sich unser Aufenthalt um über 1 Tag verlängert. Worüber ich natürlich nicht unbedingt traurig war und nach dem Mittagessen los bin, um mir Kronstadt noch genauer anzusehen. Anfahrt auf dieselbe Art wie am Tag vorher die Rückfahrt, zum Lenin-Prospekt, so übersetzt der Name der Strasse. Dort etwas gebummelt, durch einen Park und an alten Befestigungsanlagen vorbei, Richtung Meer und Marinestützpunkt. Es gibt etliche schön renovierte Gebäude, etliche richtig renovierungsbedürftige, und etliche Schlaglöcher in den Gehsteigen sowie dann ebenso Helddenstatuen und Plakate, die das Motto 2. Weltkrieg und den Sieg von 1945 hatten. Wenn die Zeiten schlecht sind, und die Gehwege voller Löcher, hilft es vielleichtd, an vergangene Siege zu denken ?
Gegen Durst und Hunger konnte man in kleinen Tante-Emma-Läden was bekommen, die hier und da zu finden waren. Dort drinnen gab es auf kleinstem Raum, wenigen Quadratmetern alles, was man so für den täglichen Bedarf brauchen kann. Alles war für unsere Verhältnisse sehr billig, natürlich musste ich diverse Eis am Stiel ausprobieren, die es bei uns nicht gibt, und die waren alle keinesfalls weniger gut, als die westlichen, bei uns bekannten Produkte. Das bot sich auch an, denn es war wieder sehr heiss.
Diesmal habe ich mehr Fotos gemacht, einige Eindrücke davon hier:
Statue von Admiral Makarow
http://de.wikipedia.org/wiki/Stepan_Oss ... ch_Makarow
und der Mann in Grau auf dem Bild dürfte eher bekannt sein
Die Hauptstrasse, der Lenin-Prospekt
und eine schöne Kirche
Ich achtete darauf, um 17.00 zurück zu sein, denn es war angekündigt, dass es Filetsteak mit Beilagen und Rotwein gab, was ich mir nicht entgehen lassen wollte. Um es mal so auszudrücken, so gutes Essen an Bord hatte ich bisher nur einmal erlebt. Nach dem Essen ging es noch einmal nach Kronstadt, diesmal waren wir eine Gruppe, die zwei Azubis, Köchin, der 1. Ing und ich gingen auf ein Bierchen in die Stadt und danach wurde noch im Supermarkt eingekauft, der sich in dem grossen Wohnviertel befand, durch das man zur Bushaltestelle musste.
Erst um 09.00 am nächsten Tag, dem 12.06.11 ging es weiter, es dauerte alles etwas länger, das nächste Ziel heisst Klaipeda.