Ausflaggungen bei NSB (und Anderen?)

muschelschubser
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Re: Ausflaggungen bei NSB (und Anderen?)

Beitrag von muschelschubser »

Zunächst einmal: Danke schön für das Verschieben dieser Diskussion in einen separaten "Faden".

Ich beschäftige mich seit mehr als 15 Jahren, beruflich mit der Ausbildung junger Menschen, mit der Berufsbildung und der Erwachsenenbildung.
Das Umdenken welches, vor ca. 5 Jahren, in diesem Bereich stattgefunden hat, war m.E. lange überfällig.
Von "amerikanischen Verhältnissen" sind wir weit entfernt und sie werden bei uns auch niemals eintreten.

Fakten:
- das Handwerk (und auch andere Branchen) haben millionenteure Nachwuchswerbekampagnien ins Leben gerufen und Vollzeitstellen für Nachwuchswerbeberater ins Leben gerufen. Diese Menschen beschäftigen sich ausschließlich damit Junge Menschen für Ihre Branche zu rekrutieren
- Es sind zigtausende Ausbildungplätze unbesetzt, auch bei Weltkonzernen...und das obwohl die Anforderungen an die Azubis immer weiter nach unten korrigiert werden
- „Berufsmessen“ für junge Menschen schießen wie „Pilze aus dem Boden“
- Es werden, z.B. in Spanien und Portugal "Castings" durchgeführt um dort zukünftige Azubis zu gewinnen, die dann mit einem Heidenaufwand (Dolmetscher/Sozialarbeiter) hier in Deutschland betreut werden.
- Es werden Firmen- oder Brancheninterne Förderprogramme aufgelegt um Leistungsschwache Azubis so zu unterstützen, dass sie dann doch noch eine Chance haben die Abschlussprüfung zu bestehen und damit dann dem Arbeitsmarkt als Fachkräfte zur Verfügung zu stehen
- Die Groß- und Weltkonzerne betreiben einen immensen Aufwand um sich die letzten „high potentials“ schon zu „sichern“ bevor diese überhaupt ihr Abitur geschrieben haben (z.B. MINT Initiative)

Wer jetzt noch glaubt, dass es sich die Wirtschaft noch lange Leisten kann Ihre vorhandenen Fachkräfte „schlecht“ zu behandeln, dem ist m.E. wirklich nicht mehr zu helfen.
Man muss nur mal mit offenen Augen durch die Gegend gehen und schauen welche Wege inzwischen begangen werden um gute Auszubildende und Fachkräfte zu gewinnen. Schaut einfach mal was z.B. bei Aldi, Rewe, Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr, Handwerkern usw./usf. für Plakate in den Fenstern hängen oder womit die Fahrzeuge beschriftet sind.
Zuletzt geändert von muschelschubser am So 22. Jun 2014, 11:42, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
muschelschubser
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Re: Ausflaggungen bei NSB (und Anderen?)

Beitrag von muschelschubser »

Das die aktuelle Situation für junge Patentinhaber absolut unbefriedigend ist steht außer Frage.
Da haben die Reedereien, auf Grund des akuten Fachkräftemangels in den Boomjahren, nach Möglichkeiten gesucht schnell und in zu großen Mengen, Führungskräfte für die Schiffe zu gewinnen.
Wer jetzt sein Patent erwirbt hat es tatsächlich sehr schwer sein Patent, zu HTV-Konditionen auszufahren.

Mal bewusst provokativ gefragt: Wenn ich meinen Beruf liebe, muss ich diesen dann aufgeben "nur" weil ich nicht bereit bin für weniger als 4.500€/Monat anzuheuern?

Maurice hat geschrieben: Ich kenne mehrere Leute, die Nautik studieren wollten, über 100 Bewerbungen abgeschickt haben und dennoch keinen Praxissemesterplatz, ja nicht mal eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekommen haben.
Manche musste dann sehr schnell den Traum von der Seefahrt an der Nagel hängen, da sie es sich nicht leisten konnten, nun jahrelang möglicherweise vergebens auf einen Praxissemesterplatz zu warten, um das Studium beginnen zu können.
So entschieden sich die beiden Jungen dann doch für das Jura-Studium oder eine Ausbildung, wobei ihr größtes Interesse weiterhin bei der Seefahrt lag.
Gruß
Ja, diese Fälle kenne ich auch, ich kenne aber auch Menschen die jetzt mit dem Praxissemester beginnen und sich zwischen 3 Reedereien entscheiden konnten....und das ohne Beziehungen.
Warum man aber seinen Traum von der Seefahrt an den Nagel hängt weil man keinen Platz für das erste PS bekommt, erschließt sich mir nicht.
Es gibt ja nun noch einige andere Wege zum nautischen Patent als den des Weges über das Praxissemester.

Ich bin ohnehin ein Fan einer fundierten Ausbildung "von der Pike auf" und ich habe den Weg des "schnellgefixten Nautikers" ohnehin für einen Irrweg (Wirtschaftsinteresse nach zügigerer Führungskräfteausbildung) gehalten. Ich habe erlebt mit welchen Aufgaben "Praxissemester" an Bord (und auch in ganz anderen Wirtschaftszweigen) betraut worden sind...und ich habe miterleben dürfen wie sich diese Menschen dann im Berufsleben präsentiert haben als sie ihr Studium abgeschlossen hatten. Aber das sind nur meine ganz persönlichen Eindrücke...und diese sollten jetzt bitte nicht zu einer Grundsatzdiskussion um PS führen.
Mir geht es ausschließlich darum, dass doch niemand seinen Traum aufgeben muss, weil er keinen Platz für das erste Praxissemester bekommt.
Zuletzt geändert von muschelschubser am So 22. Jun 2014, 11:43, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
Busfahrer
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Re: Ausflaggungen bei NSB (und Anderen?)

Beitrag von Busfahrer »

Ja, die Fachkräfte fehlen überall.

Es hat jetzt zwar nicht mir der Seefahrt zu tun, was ich hier schreibe, aber es sieht in meiner Arbeitswelt auch schlecht aus. Ich arbeite ja als Busfahrer
und auch dort wird es immer schwerer, Nachwuchskräfte zu finden. Und es gehen immer mehr Kollegen in Rente.

Mein Fahrdienstleiter hat mir berichtet, daß wir in etwa vier bis fünf Jahren große Personalprobleme haben werden. Es gibt zwar ab und zu
noch Bewerbungen, diese scheiden aber aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse aus. Man sollte ja auch Auskünfte geben können.
Und junge Menschen wollen diese Arbeit nicht machen. Wer will am Morgen um 5 Uhr anfangen, oder am Abend erst um 20 Uhr oder noch später
aufhören? Dazu muß man ja auch mal am Samstag oder Sonntag arbeiten. Wir haben einen jungen Fahrer mit 25 Jahren, der Rest liegt zwischen
37 und 63 Jahren, daran kann man das Nachwuchsproblem erahnen.
Und das Hauptproblem ist, daß die Kosten für den Führerschein mittlerweile bei ca. 10.0000 € liegen, welcher junge Mensch hat das schon? Früher kam
noch ab und zu "Nachschub" von ehemaligen Soldaten, die aus der Bundeswehr ausgeschieden sind, aber das fällt mittlerweile auch weg.

Wenn ich die vorherigen Beiträge lese, muß ich auch sagen, daß es sehr schade ist, daß Nautikstudenten bei uns so eine schlechte Zukunft haben
und nicht mal die Chance bekommen, zur See zu fahren. Sicher mag der Praktikant/Student zu Beginn auf dem Schiff "unnötiger Ballast" sein, woher
soll er auch das praktische Wissen haben? Das lernt man eben nur, wenn man auf dem Schiff mitfahren kann. Und dort lernt er dann jeden Tag immer
neue Dinge dazu, wie es ja auch sein soll. Und nur so wird aus dem "Ballast" mit der Zeit ein guter nautischer Offizier.
Gruß, Wolfgang
Andreas_Elmshorn
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Re: Ausflaggungen bei NSB (und Anderen?)

Beitrag von Andreas_Elmshorn »

Busfahrer hat geschrieben:Ja, die Fachkräfte fehlen überall.

Es hat jetzt zwar nicht mir der Seefahrt zu tun, was ich hier schreibe, aber es sieht in meiner Arbeitswelt auch schlecht aus. Ich arbeite ja als Busfahrer
und auch dort wird es immer schwerer, Nachwuchskräfte zu finden. Und es gehen immer mehr Kollegen in Rente.

Mein Fahrdienstleiter hat mir berichtet, daß wir in etwa vier bis fünf Jahren große Personalprobleme haben werden. Es gibt zwar ab und zu
noch Bewerbungen, diese scheiden aber aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse aus. Man sollte ja auch Auskünfte geben können.
Und junge Menschen wollen diese Arbeit nicht machen. Wer will am Morgen um 5 Uhr anfangen, oder am Abend erst um 20 Uhr oder noch später
aufhören? Dazu muß man ja auch mal am Samstag oder Sonntag arbeiten. Wir haben einen jungen Fahrer mit 25 Jahren, der Rest liegt zwischen
37 und 63 Jahren, daran kann man das Nachwuchsproblem erahnen.
Und das Hauptproblem ist, daß die Kosten für den Führerschein mittlerweile bei ca. 10.0000 € liegen, welcher junge Mensch hat das schon? Früher kam
noch ab und zu "Nachschub" von ehemaligen Soldaten, die aus der Bundeswehr ausgeschieden sind, aber das fällt mittlerweile auch weg.

Wenn ich die vorherigen Beiträge lese, muß ich auch sagen, daß es sehr schade ist, daß Nautikstudenten bei uns so eine schlechte Zukunft haben
und nicht mal die Chance bekommen, zur See zu fahren. Sicher mag der Praktikant/Student zu Beginn auf dem Schiff "unnötiger Ballast" sein, woher
soll er auch das praktische Wissen haben? Das lernt man eben nur, wenn man auf dem Schiff mitfahren kann. Und dort lernt er dann jeden Tag immer
neue Dinge dazu, wie es ja auch sein soll. Und nur so wird aus dem "Ballast" mit der Zeit ein guter nautischer Offizier.
Moin!
Wolfgang, was Du da schilderst ist moderne Sklaverei und mit Sicherheit nicht Gesetzeskonform! Arbeitszeit von 5:00h bis 20:00h? Ja, nee, is' klar....! Das sind Schichtzeiten von 15 Stunden, da würde ich auch nicht arbeiten wollen!
Ich bleibe dabei, wenn die Arbeitgeber rumjammern, uns fehlen Facharbeiter, sollten sie den Satz zu Ende sprechen, nämlich "uns fehlen Facharbeiter, die bereit sind zu unseren Bedingungen zu arbeiten"!
Grüße, Andreas B.
Geduld zu haben bedeutet nicht, sich alles gefallen zu lassen!
Busfahrer
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Re: Ausflaggungen bei NSB (und Anderen?)

Beitrag von Busfahrer »

Da ist wohl etwas falsch rübergekommen, lieber Andreas.

Wenn man um 5 Uhr anfängt hat man schon gegen 14 Uhr wieder Dienstschluß. Und wenn man z.B. erst um 23 Uhr Schluß hat, fängt man auch
erst gegen 15 Uhr an. Zudem sind ja so lange Schichtzeiten schon vom Gesetz her nicht zugelassen. Täglich 11 Stunden Ruhezeit sind vorgeschrieben,
sie dürfen zweimal pro Woche auf 9 Stunden verkürzt werden. Es gibt also keine 15 Stunden Schichten (man lebt ja nicht nur für die Arbeit)

Das mit den 9 Stunden verkürzt kommt aber bei uns nicht vor. Der Betrieb, in dem ich tätig bin achtet sehr genau auf die Vorschriften. Leider gibt es
aber auch viele Unternehmer, die sich für die gesetzlichen Vorschriften nicht interessieren. Für so eine Firma würde ich allerdings auch nicht arbeiten
wollen.

Es ging mir eher darum, zu sagen, daß eben viele Leute nur zwischen 7:30 und 16:30 Uhr arbeiten wollen und am Wochenende schon gar nicht und sich
deshalb lieber für eine andere Tätigkeit entscheiden.
Gruß, Wolfgang
AnkerM
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Re: Ausflaggungen bei NSB (und Anderen?)

Beitrag von AnkerM »

Daß der Dienst an Bord starke Einsatzbereitschaft, Mehrarbeit und Arbeit zu ungewöhnlichsten Zeiten bedeutet, steht sicher außer Frage. Wenn z.B. die 20.000 bis 30.000 BRZ großen Tanker von "German Tankers" aus Bremen derart top aussehen, dann kann man sich wohl vorstellen, daß die an Bord nicht ganz 20 Mann Besatzung dafür einen hervorragenden Einsatz zeigen müssen. Aber das macht ja auch die Faszination der Handelsschiffahrt und unser Berufsethos aus ... wir paar Hansels halten unseren Dampfer top in Schuss und am Laufen!

Und da kann ich auch gleich eine Lanze für unsere Landsleute brechen, die immer noch zur See fahren ... wenn ich an Bord der "German Tanker", der Containerschiffe der Reederei Rambow oder der Holz- u. Papierfrachter der Reederei Baren bin, dann sieht man, was Qualität im Schiffsbetrieb ausmacht! Die Frage ist nur, ob denn Reeder die Notwendigkeit dieser Qualität sehen und sie haben wollen, ggf. auch für anfänglich höhere Betriebskosten.

Nun zum Thema: Letztendlich besteht innerhalb der von dt. Reedern betriebenen Schiffe leider keine Chancengleichheit! Viele Jahre forderte der VDR die Einführung der sog. "Tonnagesteuer". Diese ist ein hervorragendes Instrument der Schiffahrtsförderung. Dann wurde sie eingeführt ... und, man rauft sich die Haare, nicht an die dt. Flagge gebunden! So können also neben jenen o.a. guten Schiffen auch jene Billigeimer auf die dt. Tonnagesteuer optieren, die unter billiger Flagge mit billiger Crew fahren ... ein volkswirtschaftlicher Schuss ins Knie!

Wenn ein Unternehmer an Land seine Fertigung nach Fernost verlagert, dann ist das seine, wenn auch bedauerliche, freie unternehmerische Entscheidung. Er wird aber für die Verlagerung und den späteren Betrieb keine flankierenden unterstützenden Maßnahmen des dt. Staates erwarten, das wäre ja auch widersinnig. Genau das aber passiert mit den derzeitigen Regularien zur Option auf die deutsche Tonnagesteuer!

Die deutsche Tonnagesteuer muß endlich an das Führen der deutschen Flagge gebunden werden! Ansonsten fühlen sich die letzten guten Reedereien, die die dt. Flagge führen, ausbilden, gute (und gutbezahlte) Leute fahren und sich der deutschen Seeschiffahrt verbunden fühlen und nicht nur dem Messingschild am Kontor in Hamburg, Bremen oder Marne, bald wie der berühmte "dumme August"!


Wenn Ihr ausflaggen wollt, bitte, aber dann bitte auch richtig und nicht mit der schönen deutschen Tonnagesteuer in der Hinterhand!!!
Jochen
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Re: Ausflaggungen bei NSB (und Anderen?)

Beitrag von Jochen »

Wenn Ihr ausflaggen wollt, bitte, aber dann bitte auch richtig und nicht mit der schönen deutschen Tonnagesteuer in der Hinterhand!!!


Ja, diese schönen, frommen Wünsche: und bitte auch ganz artig sein. Da sollte doch wohl mal die sozialökonomische Machtverteilung in diesem Land berücksichtigt werden und die führt eben zu den Verhätnissen wie sie sind. In den USA ist vor kurzem eine Untersuchung erschienen, in der Volkswirte und Juristen die Gesetzgebnung der letzten 50 Jahre auf ihre Absichten und Wirkungen abgeklopft haben und dann zu dem - jedenfalls für mich - nicht verwunderlichen Schluß kamen, sie seien alle auf Zementierung und Ausbau der herrschenden Machtverhältnisse ausgelegt gewesen. Das ist hier nicht anders und dafür nur ein Beispiel: dank des progressiven Steuertarifs steigt die Grenzbelastung der Einkommen abhängig Beschäftigter schön steil an während die Spitzensätze weiter abgesenkt wurden und für die Kapitaleinkommen sogar ein Abgeltungssatz von 25 Prozent eingeführt, das Kapital also geringer als die Erwerbsarbeit belastet wurde. Da die Frage, wer denn hier in welchen Koalitionen die Regierung stellt könnte schon einige Antworten bringen, jedenfalls mehr als die Knochen zu loben die als Fleisch verkauft werden.
muschelschubser
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Re: Ausflaggungen bei NSB (und Anderen?)

Beitrag von muschelschubser »

Danke schön @ AnkerM für diesen Beitrag. Ich beneide Dich schon ein wenig um Deine Situation, die Unterschiede der verschiedenen Varianten ein Schiff zu betreiben, tagtäglich im laufenden Schiffsbetrieb beobachten zu können.
AnkerM hat geschrieben:
Und da kann ich auch gleich eine Lanze für unsere Landsleute brechen, die immer noch zur See fahren ... wenn ich an Bord der "German Tanker", der Containerschiffe der Reederei Rambow oder der Holz- u. Papierfrachter der Reederei Baren bin, dann sieht man, was Qualität im Schiffsbetrieb ausmacht! Die Frage ist nur, ob denn Reeder die Notwendigkeit dieser Qualität sehen und sie haben wollen, ggf. auch für anfänglich höhere Betriebskosten.
Ich denke schon, dass die Reeder die Notwendigkeit dieser Qualität sehen, solange es sich tatsächlich um ein eigenes Schiff handelt (oder zumindest um ein geleastes bzw. um ein Schiff handelt bei dem man selbst maßgeblich mit eigenem Kapital beteiligt ist).
In dem Augenblick wo das Schiff nur bereedert wird und eigentlich irgendwelchen Zahnärzten oder Fondgesellschaften gehört, stellt sich das wohl ganz anders da.
Die Betereibergesellschaft verlangt nach niedrigen Betriebskosten und der langfristige Werterhalt des Anlagegutes ist völlig schnuppe, weil es ohnehin geplant ist das Schiff, nach Ablauf der Fondslaufzeit, wieder zu veräußern.
Auch außerplanmäßige Reparaturen oder gar Ausfallzeiten wegen Werftaufenthalten sollten dem Reeder, in diesem Fall, ziemlich egal sein. Diese belasten dann wohl i.d.R. die Kasse des Fonds und nicht die des Reeders.
AnkerM hat geschrieben: Die deutsche Tonnagesteuer muß endlich an das Führen der deutschen Flagge gebunden werden! Ansonsten fühlen sich die letzten guten Reedereien, die die dt. Flagge führen, ausbilden, gute (und gutbezahlte) Leute fahren und sich der deutschen Seeschiffahrt verbunden fühlen und nicht nur dem Messingschild am Kontor in Hamburg, Bremen oder Marne, bald wie der berühmte "dumme August"!
Da hast Du absolut Recht. In der aktuellen Situation würde ich mir als Reeder völlig veräppelt vorkommen.
Das Gesetz zur Tonnagesteuer erscheint mir ebenso "mit heißer Nadel gestrickt" wie so viele andere Steuergesetze in Deutschland.
Wenn das stimmt was man zur Tonnagesteuer nachlesen kann (und was mir vorvergangene Woche aus berufenem Mund zugetragen wurde) ist die Tonnagesteuer momentan ein noch viel größerer "Pferdefuß" für alle die noch den Adenauer am Heck führen.
Der Schiffsbetreiber muss sich, für den Fall das er nach Tonnagegewinnermittlung versteuern will, für 10 Jahre an dieses Verfahren binden. Fährt er tatsächlich nennenswerte Gewinne mit dem Schiffsbetrieb ein, hat er, im Gegensatz zum herkömmlichen Versteuerungsverfahren, einiges an Steuerersparnis.
In der aktuellen Situation, wo mit deutschgeflaggtem Transport eben eher Verluste eingefahren werden, zahlt man zwar keine Tonnagesteuer, hat aber auch nicht die Möglichkeit diese Verluste zu bilanzieren (wie es nach herkömmlicher Versteuerungsmethode möglich wäre).
Somit begünstigt die Tonnagesteuer aktuell alle Schiffsbetreiber zusätzlich, die nicht mehr die Deutsche-Flagge führen.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
AnkerM
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Re: Ausflaggungen bei NSB (und Anderen?)

Beitrag von AnkerM »

Jochens Polemik lassen wir mal außen vor ... gibt es nicht ein "forum-verschwörung.de"?

Zum Thema: @muschelschubser, da hast Du recht. Sicher wäre es überaus gut, wenn die Anregungen des VDR zu einer weiteren Attraktivierung der dt. Tonnagesteuer in konkretes politisches Handeln umgesetzt würden, wovon die Verkürzung der Optionszeit eine Kernforderung ist. Tatsächlich kann wohl niemand seriös wirtschaftliche Entwicklungen für zehn Jahre im Voraus zuverlässig vorhersagen!

Allerdings sollte dann auch wirklich im gleichen Zuge die deutsche Tonnagesteuer für Schiffe unter dt. Flagge beschränkt werden ... so wie übrigens seit Jahren von der EU-Kommission gefordert, da die Tonnagesteuer in der derzeitigen Form keinen zwingenden positiven Aspekt für den deutschen u./o. EU-europäischen seemännischen Arbeitsmarkt hat.

Kurz gefasst wäre eine Doppelstrategie wahrscheinlich hilfreich ... macht die Tonnagesteuer attraktiver und bindet sie an die dt. Flagge!
Tim S.
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Re: Ausflaggungen bei NSB (und Anderen?)

Beitrag von Tim S. »

Hier mal eine Einflaggung: Lindenau-Tanker SEAPIKE wieder unter deutscher Flagge:
http://www.thb.info/news/single-view/id ... lagge.html
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