Die letzten Kümos
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Re: Filmpremiere "Die letzten Kümos" 13.9. Wischhafen
Moin Michael,
Dein Augenlicht ist sicher ganz ok. Das Küstenschiffahrts-Museum hat versäumt die DVD rechtzeitig auf die Webseite zu stellen.
Aber jetzt ist der Eintrag da. Hier kannst Du bestellen: http://www.kuestenschiffahrtsmuseum.de/ ... elles.html
Kannst auch in Wischhafen anrufen, tel. 04770/7179
Sonst bei mir noch mal melden: avships@web.de
Gruß
Jan
Dein Augenlicht ist sicher ganz ok. Das Küstenschiffahrts-Museum hat versäumt die DVD rechtzeitig auf die Webseite zu stellen.
Aber jetzt ist der Eintrag da. Hier kannst Du bestellen: http://www.kuestenschiffahrtsmuseum.de/ ... elles.html
Kannst auch in Wischhafen anrufen, tel. 04770/7179
Sonst bei mir noch mal melden: avships@web.de
Gruß
Jan
Zuletzt geändert von Jan Myck am Sa 7. Jun 2014, 14:34, insgesamt 2-mal geändert.
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Film "Die letzten Kümos" Ein Rückblick Teil 2
Kümofilm-Tagebuch 2006 -2011. Schiffe, Szenen, Situationen
Blende auf: Ein, zwei, drei Stöße der Maschine, aufwühlendes Schraubenwasser und dann dringt er auch bis in die letzte Zuschauerreihe,
der unvergessliche Klang des alten MAK-Motors.
Eröffnungsszene: Eine frische Brise weht über den kleinen Belt. Im Vordergrund dümpelt ein Kutter, hantiert an seinen Netzen. Zwei Stative stehen klar.
Eins mit Tele, eins mit Normalbrennweite. Die Nervosität steigt. Zigmal habe ich mir die Szene im Kopf überlegt. Aber wenn es soweit ist,
merkt man immer im letzten Moment, daß irgendetwas nicht stimmt. Das Licht, die Perspektive, der Standort oder alles.
Zum vierten mal stelle ich das Stativ um, entscheide mich letztendlich für die Canon mit der längeren Brennweite.
Die andere soll als Totale mitlaufen falls das Canon-Bild nichts wird.
Wann kommt der Dampfer blos?
Endlich der Anruf von der MISTRAL. Das hat aber auch gedauert. Aber auf Heiner ist Verlass.
Ok, hat die erste Brücke hinter sich. Dann ist sie gleich unter der alten Middelfartbrücke.
Ich möchte gerne einen Teil der Brücke mit im Bild haben, so daß der MISTRAL-Bug dann von rechts in das Bildzentrum läuft und man einen Eindruck von der Uferlandschaft bekommt. Und da hör ich sie auch schon. Das ersehnte Pochen.Noch fern, aber langsam zunehmend.
Ruhig bleiben. Jetzt ganz ruhig. Du hast noch genügend Zeit. Du hast das zig-mal gemacht. Du wirst das auch jetzt hier ganz sauber durchziehen.
(Für Nichtfilmer: Jede körperliche Unsicherheit überträgt sich über den Schwenkarm leider gnadenlos auf die Bildruhe, besonders bei Teleaufnahmen.)
Letzter Blick auf die Einstellungen, Windtränen aus den Augen wischen für einen klaren Sucherblick und ganz sachte die Hand am Schwenkhebel,
mehr getoucht als gegriffen. Ich bin ruhig und ich sehe das rote REC. Und ich sehe die MISTRAL - jetzt!
Wie immer: Er fährt volle Kanne. Die Yacht da dümpelt wie besoffen in seinem Schwell.
Heiner Schlüter hat es von Grund auf eilig. So habe ich ihn kennengelernt, so fährt er die MISTRAL. Ich schwenke mit, konzentriere mich dabei immer auf Vorsteven und linke Bildkante, der Abstand muß immer gleich bleiben. Je mehr das Schiff ins Bildzentrum fährt, des so schneller musst Du mitziehen.
Und wehe Du hast den Horizont vorher nicht sauber in der Waagerechten justiert, das rächt sich spätestens dann, wenn das Schiff breitseits im Bild steht.
Grüner Klee auf weißen Schornstein. Der Sietas 33er "MISTRAL" von Heinrich Schlüter.
Aber es hat alles geklappt, bis auf das langweilige Mittagslicht, das ich nicht ändern kann, weil die MISTRAL nun einmal mittags auslaufen wollte.
Diese Szene „Mistral Middelfart“ ist tatsächlich eine der ganz wenigen Szenen im Film, die ich mit dem Kapitän abgesprochen habe. Aber wie gesagt:
Mit Heiner Schlüter geht so was, und das macht dann auch richtig Spaß eimal nicht auf Zufälle angewiesen zu sein.
Nach dem Durchlauf rief mich Kpt. Schlüter noch mal an und sagte, daß er gut 14 Knoten drauf hatte und wegen dem kräftigen Schiebestrom sogar den Autopiloten ausmachen musste. (Aber nicht weiter sagen, wg. der 14 Knoten - Wasserschutz hört mit..)
Bald geht’s weiter hier mit Teil 3
Euer Jan
Zuletzt geändert von Jan Myck am Fr 4. Okt 2013, 23:36, insgesamt 4-mal geändert.
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Kümofilm-Tagebuch 3, Erinnerungen, Storys, Schiffe
Frieden auf See
Grün zieht die See vorbei. Ich lehne weit über der Bordwand. Die Kamera festgehalten durch die Handschlaufe in meiner Rechten blicke ich fasziniert auf wirbelnden Schaumsstreifen, die unter mir vorüberziehen, dabei unendliche Muster bildend im stetigen Werden und Vergehen ihres kurzen Daseins.
Ich habe das Achterdeck, ja, das ganze Schiff für mich allein – und ich entspanne mich.
Die stetige Umdrehung der Welle, das kaum hörbare Mitschwingen der Schiffsglocke auf dem Vordeck, die im Gegenlicht ablaufende Hecksee,
das alles scheint im Einklang zu sein.
Und ich bin auf einem Kümo. Auf einem der letzten Kümos, die heute noch über die Ostsee fahren, wie so unzählige zuvor,
die heute nicht mehr sind.
Bei tief stehender Abendsonne und null Wind pflügt die MISTRAL durch eine spiegelglatte Ostsee Richtung Süden,
dem Fehmarnsund entgegen. Hier wird es eng, sehr eng – und flach. „Nur fünf Meter weiter da rüber ,“ der Schiffsführer weist auf die Fahrwasserseite nach Steuerbord,„und wir würden auflaufen“ Und sowieso: Fehmarnsund geht nur unbeladen, so wie heute. Ansonsten fährt man außen an der Insel rum.
Durchfahrt Sundbrücke, Fehmarn. Über uns donnert der Schwerlastverkehr.
Die Mistral lädt 1200T - wieviel LKWs müssen dafür rollen..?
Immer enger wird das Fahrwasser, läuft vor der Sundbrücke wie ein Trichter zusammen. Unterhalb der Brücke ziehe ich die Kamera hoch. LKWs donnern dumpf über uns hinweg. Ich höre schon meinen eigenen Kommentar im Hinterkopf: „..Der LKW hat den Kümos die Ladung genommen. Brücken und Autofähren haben die kleine Versorgungsschiffahrt zum Erliegen gebracht..“
Dunkelheit ist hereingebrochen. Der Leuchtturm steht jetzt achteraus unter violetten Himmel und blinkt uns hinterher.
Oben auf der Brücke der MISTRAL gibt es noch mehr Farben. Bunt leuchtende Monitore tauchen den Fahrstand in eine geheimnisvolle Atmosphäre,
registrieren jeden Meter Bewegung des Schiffes durch ein digitales Meer. Zahlen und Fahrwassertonnen bewegen sich auf uns zu.
Dazwischen sind Schiffsnamen zu erkennen.
Ein Glück daß es außer Monitoren auch Brückenfenster gibt. Nun weiß ich welcher Name zu welcher Dampferlaterne da draußen gehört. Heiner erklärt mir in aller Ruhe die Geheimnisse der elektronischen Seekarten. Die Tonne da, die genau auf Kurslinie steht, scheint ihn gar nicht zu interessieren.
In 10 Sekunden müsste es krachen. Ich eile raus auf die Backbord-Nock, das muß ich sehen . Und da gleitet sie vorbei in stockdunkler Nacht,
wie von Zauberhand unberührt und fast in Griffweite. Aber das waren keine drei Meter! Wie macht er das blos? Ich staune.
Kümo voraus - und wir wissen schon wie er heißt.
...und bald weiter hier mit dem Filmtagebuch zur DVD, Teil 4
so long
Jan
Grün zieht die See vorbei. Ich lehne weit über der Bordwand. Die Kamera festgehalten durch die Handschlaufe in meiner Rechten blicke ich fasziniert auf wirbelnden Schaumsstreifen, die unter mir vorüberziehen, dabei unendliche Muster bildend im stetigen Werden und Vergehen ihres kurzen Daseins.
Ich habe das Achterdeck, ja, das ganze Schiff für mich allein – und ich entspanne mich.
Die stetige Umdrehung der Welle, das kaum hörbare Mitschwingen der Schiffsglocke auf dem Vordeck, die im Gegenlicht ablaufende Hecksee,
das alles scheint im Einklang zu sein.
Und ich bin auf einem Kümo. Auf einem der letzten Kümos, die heute noch über die Ostsee fahren, wie so unzählige zuvor,
die heute nicht mehr sind.
Bei tief stehender Abendsonne und null Wind pflügt die MISTRAL durch eine spiegelglatte Ostsee Richtung Süden,
dem Fehmarnsund entgegen. Hier wird es eng, sehr eng – und flach. „Nur fünf Meter weiter da rüber ,“ der Schiffsführer weist auf die Fahrwasserseite nach Steuerbord,„und wir würden auflaufen“ Und sowieso: Fehmarnsund geht nur unbeladen, so wie heute. Ansonsten fährt man außen an der Insel rum.
Durchfahrt Sundbrücke, Fehmarn. Über uns donnert der Schwerlastverkehr.
Die Mistral lädt 1200T - wieviel LKWs müssen dafür rollen..?
Immer enger wird das Fahrwasser, läuft vor der Sundbrücke wie ein Trichter zusammen. Unterhalb der Brücke ziehe ich die Kamera hoch. LKWs donnern dumpf über uns hinweg. Ich höre schon meinen eigenen Kommentar im Hinterkopf: „..Der LKW hat den Kümos die Ladung genommen. Brücken und Autofähren haben die kleine Versorgungsschiffahrt zum Erliegen gebracht..“
Dunkelheit ist hereingebrochen. Der Leuchtturm steht jetzt achteraus unter violetten Himmel und blinkt uns hinterher.
Oben auf der Brücke der MISTRAL gibt es noch mehr Farben. Bunt leuchtende Monitore tauchen den Fahrstand in eine geheimnisvolle Atmosphäre,
registrieren jeden Meter Bewegung des Schiffes durch ein digitales Meer. Zahlen und Fahrwassertonnen bewegen sich auf uns zu.
Dazwischen sind Schiffsnamen zu erkennen.
Ein Glück daß es außer Monitoren auch Brückenfenster gibt. Nun weiß ich welcher Name zu welcher Dampferlaterne da draußen gehört. Heiner erklärt mir in aller Ruhe die Geheimnisse der elektronischen Seekarten. Die Tonne da, die genau auf Kurslinie steht, scheint ihn gar nicht zu interessieren.
In 10 Sekunden müsste es krachen. Ich eile raus auf die Backbord-Nock, das muß ich sehen . Und da gleitet sie vorbei in stockdunkler Nacht,
wie von Zauberhand unberührt und fast in Griffweite. Aber das waren keine drei Meter! Wie macht er das blos? Ich staune.
Kümo voraus - und wir wissen schon wie er heißt.
...und bald weiter hier mit dem Filmtagebuch zur DVD, Teil 4
so long
Jan
Zuletzt geändert von Jan Myck am So 27. Okt 2013, 18:19, insgesamt 13-mal geändert.
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Re: "Die letzten Kümos", Kümo-DVD Vorstellung auf der IRIS-
Was die TANAIS aus Polen anbetrifft, findest Du ein Photo von mir, einlaufend Papenburg samt der technischen Daten bei shipspotting.
Gruß Jochen
Gruß Jochen
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Re: "Die letzten Kümos", Kümo-DVD Vorstellung auf der IRIS-
Hallo Jochen,
Ja prima. Inzwischen habe ich hier schon im Forum einige Infos zu dem Schiff bekommen.
Eigentlich hätte es auf die DVD gehört, so oft wie es in letzter Zeit hier vorbeifuhr.
Aber es kam etwas zu spät. Schönes Schiff, sehr klein. Offenbar nie verlängert. Das ist selten.
Gruß am Sonntag Abend
Jan
Ja prima. Inzwischen habe ich hier schon im Forum einige Infos zu dem Schiff bekommen.
Eigentlich hätte es auf die DVD gehört, so oft wie es in letzter Zeit hier vorbeifuhr.
Aber es kam etwas zu spät. Schönes Schiff, sehr klein. Offenbar nie verlängert. Das ist selten.
Gruß am Sonntag Abend
Jan
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Re: "Die letzten Kümos", Kümo-DVD Vorstellung auf der IRIS-
Und ich habe die DVD bekommen, Jan, und sie sofort angesehen: schönen Dank, das wirklich ein sehr beeindruckender Film der viele Erinnerungen weckt.
Gruß Jochen
Gruß Jochen
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Re: "Die letzten Kümos", Kümo-DVD Vorstellung auf der IRIS-
Danke, freut mich!
Wo bist Du denn gefahren, auch auf Kümos?
Gruß,
Jan
Wo bist Du denn gefahren, auch auf Kümos?
Gruß,
Jan
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Kümofilm-Tagebuch 4, Erinnerungen, Storys und Schiffe
Ansteuerung Wismar-Bucht.
Besucher by night. Von Enten und Menschen
Nachts 01.15, Wismar Kalihafen. Alle Lampen brennen hell. An Land und an Bord.
Souverän dreht die MISTRAL an die menschenleere Pier. Wir sind fest und die Gangway bleibt oben. Feierabend. Festbeleuchtung aus.
Egal wie spät, wir machen ein Bier auf.
Festmachen Wismar Kalihafen in einer lauen Sommernacht. Die MISTRAL kommt in Ballast aus Rendsburg.
Auf dem ganzen Schiff ist jetzt Ruhe, die rötlichen Hafenlaternen spiegeln sich im dunklen Wasser.
Wir stehen mit dem Bier draußen an der Verschanzung auf dem Achterdeck.
Ich merke wie die Anspannung , der lange Arbeitstag vom Schiffsführer abfällt und jetzt verlangt er nach Brot.
Der Steuermann verschwindet im Schiff, holt etwas hervor. Heinrich Schlüter will die Enten füttern.
Er tut es. Nachts um zwei. Und dabei erzählt uns der Kapitän über das Verhalten der Tiere, insbesondere bei der Futtersuche in Seehäfen.
Und dieses Entenpaar da unten, das kennt er schon. Denn die MISTRAL ist ja oft in Wismar, holt Soda und sonstiges Zeugs, meist für Skandinavien.
Aber jetzt ist Ruhe und wir genießen das Abschweifen in Gesprächen und Gedanken, vertiefen unseren Blick in das nachtschwarze Hafenwasser,
als fänden wir da unten irgendwelche Erklärungen für unser rätselhaftes Dasein.
Scheinwerfer leuchten auf. Ein Wagen der Wasserschutzpolizei nähert sich dem Schiff. Heiner sieht es. Er weiß schon was kommt.
Er lässt diese zwei bis drei Bemerkungen fallen, die ich hier nicht ausführe, die auch mit der Antigua-Flagge an seinem Heck zu tun haben.
Gangway raus. Natürlich müssen die Herren an Bord. Auch jetzt um diese Zeit.
Denn was muß es für Ordnungshüter schlimmeres geben als quälende Langeweile und plagende Minderwertigkeitsgefühle.
Auch wenn man das Schiff längst kennt: Heute wird untersucht.
Küstenschiffer sind immer da. Auch für die Schutzmänner nachts um halb zwei.
Und selbstverständlich gibt es außer dummen Fragen, nichts als einwandfreie Schiffspapiere.
Flagge unter Vorurteil. Tatsache ist, daß die Registrierung in Antigua
den gleichen strengen Schiffs-Sicherheitsbestimmungen unterliegt,
wie unter deutschen Register.
Die Herren gehen von Bord. Der Steuermann verschwindet noch mal, holt für jeden noch ein Bier. Unser Gespräch in der windstillen Nacht geht weiter.
Wir kommen von den Tieren zu den Menschen. Am Ende landen wir wieder bei den Schiffen. Drüben liegt ein alter Husumer.
Heiner schwärmt von den Husumer Bauten. Hätte er damals die MISTRAL nicht gekauft,wäre es so ein Schiff geworden.
Aber der da drüben ist am Ende seiner Tage. Heruntergekommen, wie so viele, wenn Sie nach dem Verkauf an Ostblockstaaten gehen.
Die Zeit ist um für gute Schiffe.
Und die Zeit ist um für uns.
Wir gehen schlafen. Um sieben geht der Zirkus los. Die Nacht ist besser.
good night,
Jan
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Kümofilm-Tagebuch 5, Erinnerungen, Storys, Schiffe
Nie mit Schlagseite
Weißer Nebel. Nicht auf See. Er kommt und geht, je nach Wind und Stellung des Schüttrohrs im Laderaum. Die MISTRAL wird weiß.
Darum hat man also alle Flaggen eingeholt.
Überall legt sich der feine Staubnebel auf das Schiff. Im Gangbord steht der Steuermann mit dem Hafenmann, der trägt eine Staubmaske und dirigiert diesen riesigen Rüssel, der vom Kran herab in das Schiff eindringt. Die Morgensonne wirft einen schönen Schatten der Aufbauten mit Mast und Antennen auf die schneeweiße Ladung.
Weißes Puder für Sölvesborg
Ich stehe oben auf dem Peildeck und genieße die Szenerie, filme die Fahrbewegungen des großen Rüssels von da oben, mit der weichen Morgensonne im Nacken . Zoome auch mal ganz nah ran um dem Zuschauer zu zeigen was da eigentlich rauskommt aus dem Ding. Hab aber keine Ahnung. Also frage ich Uwe, vom Seehafenbetrieb-Wismar, der mich hier an Bord gebracht hat. Er antwortet: „Natriumsulfat, 1200 Tonnen - gehen nach Sölvesborg, Schweden.“
Aha. Keine Ahnung wozu man das dort braucht... Auf jeden Fall reizt es die Schleimhäute wenn man zu dicht dran steht.
Auf der Brücke waltet der Dirigent. Wippt von einem Bein auf das Andere, beugt sich vor zum Brückenfenster, weicht wieder zurück, heftet seinen Blick auf den Krängungsmesser, erzählt von Schiffen und von Menschen, gibt kurze Korrekturen zu Uwe rüber. Der steht auf der Brückennock, gibt diese Korrekturen nach unten weiter an den Mann mit der Staubmaske. Gleich ist voll. Heiner fährt grundsätzlich auf ebenem Kiel, Schlagseite kann er nicht ab.
Der Master prüft den Trimm
Unter dem Fahrstand ragen Beine hervor. Kopf und Arm des Mannes verschwinden hinter Kabeln und Geräten. Ein neuer Kompassgeber wurde auf dem Peildeck installiert.Jetzt muß er angeschlossen werden. Fünf Leute einschließlich dem Kümofilmer tummeln sich auf der Brücke. In eineinhalb Stunden, nach dem Mittagessen ist Auslaufen.Bis dahin ist das Schiff dicht bevölkert. Der Agent hat da was in der Aktentasche, das muß bearbeitet werden.
Der Tanklaster ist noch nicht fertig. Braucht dann noch eine Unterschrift. Jetzt müssen die Computer noch richtig anzeigen. Heiner prüft, fragt, prüft, spricht mit dem Elektromonteur. Die Computer zeigen an, er unterschreibt. Der Steuermann fragt etwas wegen Auslaufen. Ein Hafenmann ist unten mit Papieren,will noch irgendetwas. Viele Menschen, jeder hat seine Aufgabe. Der Dirigent kennt alle Aufgaben.
Der Rüssel fährt ein, Richtung Land. Die Matrosen machen sich an den Luken zu schaffen. Der Draht zum Schließen der Deckel wird umgelegt. Die Mittagssonne wird heiß, zum leuchtend roten Overall wird eine Sonnenbrille aufgesetzt. Sieht gut aus.
Kurz vor Mittag. Luken dicht.
Ich bin froh vom Schiff zu gehen um meinen einsamen Filmplatz aufzusuchen auf der langen Dampferbrücke am Fördeufer draußen vor der Stadt.
Dort wird die MISTRAL vorbeilaufen. Ich werde rechtzeitig ihren Diesel hören und Heiner wird ein Signal abgeben.
Dann wird sie mir bei hochstehender Sonne ins Bild laufen, größer werden, ganz dicht vorbeifahren. Ihr tiefes Pochen wird greifbar nahe sein, sich fast auf die alten Holzbohlen der Dampferbrücke übertragen. Matrosen werden das Deck abspritzen und einer wird winken. (Kümoleute winken immer). Dann wird sie vorüberziehen. Ich werde ihr Heck sehen, mitschwenken und mich bemühen nur Kameramann zu sein. Das schöne Heck. Nicht traurig sein. Ein Kümoheck.
Ein Stück Schiff, eine Geschichte, eine Epoche fährt vorbei.
Immer möchte ich diesen Vorgang aufhalten: Das Kleiner-Werden, das Verschwinden des Schiffes. Ich schalte die Kamera aus.
Farwell good old coaster.
Demnächst hier weiter mit dem Filmrückblick,
dann auch mal die anderen Kümos auf der DVD
...so long.
Euer Jan
Weißer Nebel. Nicht auf See. Er kommt und geht, je nach Wind und Stellung des Schüttrohrs im Laderaum. Die MISTRAL wird weiß.
Darum hat man also alle Flaggen eingeholt.
Überall legt sich der feine Staubnebel auf das Schiff. Im Gangbord steht der Steuermann mit dem Hafenmann, der trägt eine Staubmaske und dirigiert diesen riesigen Rüssel, der vom Kran herab in das Schiff eindringt. Die Morgensonne wirft einen schönen Schatten der Aufbauten mit Mast und Antennen auf die schneeweiße Ladung.
Weißes Puder für Sölvesborg
Ich stehe oben auf dem Peildeck und genieße die Szenerie, filme die Fahrbewegungen des großen Rüssels von da oben, mit der weichen Morgensonne im Nacken . Zoome auch mal ganz nah ran um dem Zuschauer zu zeigen was da eigentlich rauskommt aus dem Ding. Hab aber keine Ahnung. Also frage ich Uwe, vom Seehafenbetrieb-Wismar, der mich hier an Bord gebracht hat. Er antwortet: „Natriumsulfat, 1200 Tonnen - gehen nach Sölvesborg, Schweden.“
Aha. Keine Ahnung wozu man das dort braucht... Auf jeden Fall reizt es die Schleimhäute wenn man zu dicht dran steht.
Auf der Brücke waltet der Dirigent. Wippt von einem Bein auf das Andere, beugt sich vor zum Brückenfenster, weicht wieder zurück, heftet seinen Blick auf den Krängungsmesser, erzählt von Schiffen und von Menschen, gibt kurze Korrekturen zu Uwe rüber. Der steht auf der Brückennock, gibt diese Korrekturen nach unten weiter an den Mann mit der Staubmaske. Gleich ist voll. Heiner fährt grundsätzlich auf ebenem Kiel, Schlagseite kann er nicht ab.
Der Master prüft den Trimm
Unter dem Fahrstand ragen Beine hervor. Kopf und Arm des Mannes verschwinden hinter Kabeln und Geräten. Ein neuer Kompassgeber wurde auf dem Peildeck installiert.Jetzt muß er angeschlossen werden. Fünf Leute einschließlich dem Kümofilmer tummeln sich auf der Brücke. In eineinhalb Stunden, nach dem Mittagessen ist Auslaufen.Bis dahin ist das Schiff dicht bevölkert. Der Agent hat da was in der Aktentasche, das muß bearbeitet werden.
Der Tanklaster ist noch nicht fertig. Braucht dann noch eine Unterschrift. Jetzt müssen die Computer noch richtig anzeigen. Heiner prüft, fragt, prüft, spricht mit dem Elektromonteur. Die Computer zeigen an, er unterschreibt. Der Steuermann fragt etwas wegen Auslaufen. Ein Hafenmann ist unten mit Papieren,will noch irgendetwas. Viele Menschen, jeder hat seine Aufgabe. Der Dirigent kennt alle Aufgaben.
Der Rüssel fährt ein, Richtung Land. Die Matrosen machen sich an den Luken zu schaffen. Der Draht zum Schließen der Deckel wird umgelegt. Die Mittagssonne wird heiß, zum leuchtend roten Overall wird eine Sonnenbrille aufgesetzt. Sieht gut aus.
Kurz vor Mittag. Luken dicht.
Ich bin froh vom Schiff zu gehen um meinen einsamen Filmplatz aufzusuchen auf der langen Dampferbrücke am Fördeufer draußen vor der Stadt.
Dort wird die MISTRAL vorbeilaufen. Ich werde rechtzeitig ihren Diesel hören und Heiner wird ein Signal abgeben.
Dann wird sie mir bei hochstehender Sonne ins Bild laufen, größer werden, ganz dicht vorbeifahren. Ihr tiefes Pochen wird greifbar nahe sein, sich fast auf die alten Holzbohlen der Dampferbrücke übertragen. Matrosen werden das Deck abspritzen und einer wird winken. (Kümoleute winken immer). Dann wird sie vorüberziehen. Ich werde ihr Heck sehen, mitschwenken und mich bemühen nur Kameramann zu sein. Das schöne Heck. Nicht traurig sein. Ein Kümoheck.
Ein Stück Schiff, eine Geschichte, eine Epoche fährt vorbei.
Immer möchte ich diesen Vorgang aufhalten: Das Kleiner-Werden, das Verschwinden des Schiffes. Ich schalte die Kamera aus.
Farwell good old coaster.
Demnächst hier weiter mit dem Filmrückblick,
dann auch mal die anderen Kümos auf der DVD
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Euer Jan
Zuletzt geändert von Jan Myck am Sa 26. Okt 2013, 11:05, insgesamt 2-mal geändert.
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Die letzten Kümos tuckern weiter, jetzt auch England
Eine der ersten DVD-Bestellungen kam aus Kanada
Neulich bekam ich Post aus Kanada. Endrik Kreuter machte früher Winterfahrt mit der BAUMWALL im Lineindienst für H.M.Gehrkens
und erinnert sich noch gut an die reizenden Mädels zwischen Finnland, Schweden und Aalborg.
Jetzt lebt er in Toronto, sitzt auf der Couch und guckt „Die letzten Kümos“. I hope, he will enjoy...
Danke Endrik für die Post!
Kann jemand holländisch..?
Ben helemaal niet van de DVD's, maar dit is wel zo leuk! Ook al ben je Nederlands kustvaart-gericht, wat hier vertoond wordt,
een juweeltje om te zien, dit afspelen zal nooit vervelen!
Ik kan hem iedere kustvaart-fan aanbevelen!
Seit meiner Kümofilm-Vorstellung auf der IRIS-JÖRG vor etwa sechs Wochen,
hat sich doch einiges bewegt. Inzwischen ist der Film in vier Ländern angekommen.
Ich freue mich ganz besonders über das Interesse der Kümofreaks in unseren Nachbarländern Holland und Dänemark.
Und tatsächlich sind jetzt auch die ersten DVDs in England angekommen.
Bernard Mc Call gibt seit Jahr und Tag seine mit wunderbaren Farbfotos ausgestattete Coaster-Review raus
und sah in letzter Zeit immer öfter mit sehnsuchtsvollen Blick auf die deutschen und dänischen Fahrwasser,
in denen es wenigstens noch ein paar Restexemplare unserer alten Coaster live zu sehen gibt.
Und natürlich die Holländer: Große Kümo-Enthusiasten. „RIA“-Eigner Heinz-Georg Jacobs
erzählte mir, daß während einer Schleusendurchfahrt der „RIA“ Beifall geklatscht wurde.
„Sie standen oben auf der Brücke und applaudierten“.
Shiplover die Niederländer, yes! Wer holländisch lesen kann, guckt mal hier:
http://www.kustvaartforum.com/viewtopic ... b39b537dcd
Das Bugwappen der RIA.Seit 1960 Heimathafen Elsfleth.
Ging oft von den Niederlanden aus auf Binnenfahrt ins Ruhrgebiet.
2013 verkauft nach Guayana.
Die schnelle Verbreitung des Films „Die letzten Kümos“ zeigt, daß viele Menschen ähnlich fühlen, sich besinnen und vergleichen können,
bewusst wahrnehmen, wie sich Seeverkehr, Schiffe und dadurch auch die Menschen verändert haben.
Die klassischen Formen der alten Kümos stehen nicht für Nostalgie und Schwärmerei.
Sie stehen für Qualität in jeder Beziehung: Schiffbau – Seemansberuf – Wirtschaft und Kultur.
Damals gab es eine Einheit und die Dinge passten zusammen. Heute werden Extreme verfolgt.
Die Einheit ist zerspalten in unzählige Einzelinteressen.
Gigantismus und kümmerliche Habgier formen unsere technische Umwelt.
Hässlichkeit ist der Preis.
Begegnung neu und alt. Wer hat den besseren Stahl? Was ist Seefahrt - was ist Transport?
..und bald weiter hier!
euer Jan