Peter Hartung hat geschrieben:Guten Abend!
Es gab einmal die Glücksburger Reederei GmbH (keine Butterfahrer, sondern Frachtschiff-Reeder). Eines ihrer Schiffe hieß "HOLSTEIN", lief am 30.4.1953 bei der Kröger-Werft in Rendsburg vom Stapel. 71 Meter lang, 10 Meter breit, 1.478 tdw, Aufbauten achtern, zwei Luken, zwei Masten mit je einem Ladebaum direkt vor der Brücke, zwei Ladebäume am Mast zwischen den Luken, zwei Ladebäume am Einzelmast am Vorschiff. (...)
Wer kann Angaben zu dieser Reederei und ihren Schiffen machen und möglicherweise auch zur "HOLSTEIN"?
mfg Peter Hartung
Guten Abend!
Zunächst vielen Dank an Arne für die Daten und insbesondere für die Foto-Links!
Auch von mir gibt es Suchergebnisse zur Glücksburger Reederei GmbH:
Inhaber der Glücksburger Reederei GmbH., der die "HOLSTEIN" gehörte, waren der Reeder Gotthard Schwarzlose und Prinz Friedrich Ferdinand von Schleswig-Holstein. Schwarzlose begann seinen Weg in Derben/Elbe als Partikulierschiffer und Eigner von zwei Deckschleppkähnen und gründete 1928 in Stettin einen Reederei- und Bugsierbetrieb für den Massenumschlag von Ruhrkohlentransporten. Angegliedert war eine Fahrgastschiffahrt zwischen Stettin und Strandbad Jungfernberg. Bei Übersiedlung nach Glücksburg 1945 blieben der Familie Schwarzlose von dem früheren reichhaltigen Betriebsmittelpark nur acht Schiffe, ein Bugsierer, Hafenfahrzeuge und ein Frachtkahn erhalten, mit denen der Binnenschifffahrtsbetrieb fortgesetzt wurde. Gotthard Schwarzlose gelang es in den ersten Nachkriegsjahren, die kleine Flotte auszubauen und zu vergrößern durch Motorisierungen und Neubauten. Die Tätigkeit des Glücksburger Betriebes wurde auch auf die Seeschiffahrt ausgedehnt durch Gründung der Glücksburger Reederei G.m.b.H.. deren Hauptgesellschafter die Firma Gotthard Schwarzlose und Prinz Friedrich Ferdinand von Schleswig-Holstein wurde.
Schwarzlose und sein Prinz waren übrigens Profiteure einer gravierenden Änderung des bundesdeutschen Einkommens- und Körperschaftssteuergesetzes im Jahre 1951. Nach § 7 d konnten Zuschüsse und unverzinsliche Darlehen zur Förderung des Schiffsbaues steuerlich abgesetzt werden, vorausgesetzt, daß
* "der Bau oder Umbau eines Schiffes schiffahrts- oder fischereipolitisch förderungswürdig ist und
* "die Zuschüsse oder Darlehen als den zu fördernden Zwecken dienlich anerkannt sind."
In der Folge boomte der Schiffsneubau auf westdeutschen Werften und es entstanden viele kleine neue Reedereien.
Es folgte 1954 die Errichtung der Glücksburger- und Schiffsparten GmbH. in gleicher Beteiligung. Die Binnenschiffahrtsflotte wurde in den fünfziger Jahren um mehrere moderne Neubauten vergrößert. Gotthard Schwarzlose hatte sich vor Kriegsende in Stettin vom Fahrensmann zum wohlhabenden Reeder emporgearbeitet, wurde dann nach Glücksburg bei Flensburg verschlagen und hier in das Haus des Kaufmannes Hans Hansen-Schmidt, des "Muster-Schmidt" - wie er firmiert - aus Göttingen, eingewiesen. Drei Reederei-Unternehmen baute Gotthard Schwarzlose wieder neu auf, eines davon zusammen mit dem in Glücksburg residierenden Prinzen von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Für diese Glücksburger Reederei (Glücksburg liegt hart an der dänischen Grenze) wählte der Prinz Holstein als Reedereiflagge die im Freiheitskampf der Schleswig-Holsteiner gegen Dänemark 1848 von den siegreichen Kriegsschiffen Schleswig-Holsteins geführte Kriegsflagge. Nur die Herzogskrone wurde durch den Buchstaben G (Glücksburg) ersetzt. Die übrigen beiden Schwarzlose-Reedereien behielten ihre alte Stettiner Flagge: Schwarz-Weiß-Rot mit "Sch & S" im weißen Mittelstreifen. 1955 vollendete Schwarzlose das siebzigste Lebensjahr.
Bei der Krögerwerft in Audorf bei Rendsburg lief dann am 1.5.1953 das 1600 t tragende Frachtmotorschiff "Holstein" als erstes Seeschiff dieser Werft seit Kriegsende für die Glücksburger Reederei vom Stapel. Das Fahrzeug wurde von Prinz Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein getauft. Am 11. Juli 1953 lieferte die Krögerwerft GmbH. in Rendsburg ihren Neubau MS .Holstein" an die Glücksburger Reederei GmbH. ab. Der Neubau, der auf seiner ersten Reise Holz von Kotka nach Ostende brachte, wurde von der Emder Verkehrsgesellschaft AG., Geschäftsstelle Hamburg, bereedert. Das als geschlossener Shelterdecker 1900 t tragende Schiff war 73,5 m über alles lang, 10,56 m breit und 5,22 m tief. Als offener Schutedecker trug der Neubau 1600 Tonnen und ging etwa 4,52 m tief. Angetrieben wurde die "Holstein" durch einen 1.000 PS leistenden MAK-Dieselmotor, der dem Schiff 11,5 Knoten Geschwindigkeit verlieh. Das Schiff hatte elektrische Ventilation und war auch für die Fruchtfahrt geeignet; Spezialität war der Transport von Langgütern.

Archiv Hamburger Abendblatt. HA vom 21.7.1953. Übrigens war die Emder Verkehrsgesellschaft AG an der Gründung der Glücksburger Reederei GmbH beteiligt, um nach dem Krieg wieder in die Seeschifffahrt einzusteigen.
Zehn Jahre später war die Glücksburger Reederei GmbH pleite. Das Motorschiff "Holstein" der Glücksburger Reederei GmbH, Hamburg, wurde am 27. Mai 1964 wegen Zahlungsunfähigkeit der Reederei in Antwerpen zwangsversteigert. Das Schiff war bereits nach der Rückkehr von einer Reise aus Westindien am 4. April 1964 in Antwerpen an die Kette gelegt worden. Auf der am 27.5.64 in Antwerpen stattgefundenen Zwangsversteigerung des MS "Holstein" der Glücksburger Reederei GmbH erhielten jugoslawische Interessenten bei einem Gebot von 2,4 MIU. bfr. (ca 915 000 DM) den Zuschlag. Die "Holstein" erhielt den neuen Namen "Krka". Die jugoslawischen Reederei Slobodna Plovldba, Sibenik, ersteigerte die "Holstein" für 12,4 Mill. bfr (rund 985 000 DM). Das Schiff ging danach mit Stückgut nach Jugoslawien und wurde später im Mittelrneerund Schwarzmeerdienst eingesetzt.
Quellen: Archiv Hamburger Abendblatt; Der Spiegel; House Flags of German Shipping Companies; Knut Harms, Oldenburg.
mfg Peter Hartung