Bräuche der Marine: Schiff mit roter Nase :-)

Jürgen
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Bräuche der Marine: Schiff mit roter Nase :-)

Beitrag von Jürgen »

Hallo,

folgendes habe ich in einer Presseerklärung der Marine gefunden. Ich habe absolut keine Ahnung, ob das wirklich bei allen Einheiten so durchgeführt wird. Habe es zum ersten Mal gelesen. Vielleicht kann einer von euch was dazu sagen. Lustig ist es schon.
Vielleicht kann ja der ein oder andere von Bräuchen oder Ritualen bei der Marine oder aus der Seefahrt allgemein berichten. Denke, dass das wohl in der heutigen modernen, schnelllebigen Zeit immer weniger wird. Zumindest bei der Handelsschifffahrt.

Hier der Text:
Deutsche Marine - Bilder der Woche: Marinetradition - Rote Nasen in tropischer Hitze
Glücksburg (ots) -

Äquator - Wenn sich die Nasenfarbe von Schiffen verändert, dann ist das kein Zeichen von Schnupfen, sondern gilt als Auszeichnung für das Schiff. Die farbig angemalte Schiffsnase - in der Marine wird von Pönen gesprochen - gibt Auskunft darüber, an welchen markanten Punkten auf der Welt das Schiff im Laufe des letzten Jahres bereits gewesen ist.

Jüngster Offizier in der Pflicht

Die Fregatte "Sachsen", das Flaggschiff des diesjährigen Einsatz- und Ausbildungsverbandes der Marine, hat im Hafen von Salvador eine rote Nase bekommen. In alter Marinetradition wurde nach der Überquerung des Äquators die graue Schiffsnase vom jüngsten Offizier an Bord in dunkelrot überstrichen. Jeder kann dann sehen, dass dieses Schiff im vergangenen Jahr über den Äquator gefahren ist. Der jüngste Offizier der Fregatte "Sachsen" ist Oberleutnant zur See Michael Gräßel. Der 25-jährige Fernmeldeoffizier durfte auf einem Bootsmannsstuhl sitzend den Pinsel schwingen. Nach vollbrachter Arbeit gab es für den studierten Betriebswirt noch eine Abkühlung, beim dippen ins Hafenbecken - soweit bei 30 Grad Wassertemperatur davon gesprochen werden kann. "Es war etwas Besonderes, die Nase der Sachsen rot pönen zu dürfen, zumal es die erste Äquatorüberquerung des Schiffes seit Indienststellung war", so Gräßel.

Bald kommt zur Hälfte blaue Nase hinzu

Neben einer roten Schiffsnase gibt es auch noch die blaue oder gelbe Nase. Gelb steht für die Durchfahrt durch den Suez-Kanal und das Blau weist darauf hin, dass das Schiff über den Polarkreis gefahren ist. Beim Einlaufen der drei Schiffe des Einsatz- und Ausbildungsverbandes in ihre deutschen Heimathäfen werden die Schiffsnasen nicht mehr nur rot, sondern zur Hälfte in blau gestrichen sein. Während seiner noch drei Monate dauernden Ausbildungsreise ist für den Verband auch die Überquerung des Polarkreises geplant. Sollte es die Eislage nördlich Islands zulassen, warten auf Gräßel wieder der Bootsmannsstuhl und der Farbeimer, diesmal mit blauer Farbe.
Den ganzen Bericht mit Bildern findet ihr hier:
http://www.presseportal.de/pm/67428/137 ... rch=marine

Gruß,
Jürgen
Lieber den Anker verlieren als das ganze Schiff
KaiR
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Re: Bräuche der Marine: Schiff mit roter Nase :-)

Beitrag von KaiR »

Grüße,

Kai
FBehling
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Re: Bräuche der Marine: Schiff mit roter Nase :-)

Beitrag von FBehling »

Moin Jürgen,

diese Bräuche sind bei der Marine durchaus schon etwas älter. Rot und blau zusammen ist aber neu. Die Welt ändert sich eben.

Früher war die knallrote "Nase" aber für die Einheiten der Marine reserviert, die bei Aufklärungseinsätzen in der Ostsee eine bestimmte Position im finnischen Meerbusen besucht haben. Der Farbtupfer rund um die Bugspitze darf meistens für etwa ein Jahr getragen werden.

Die schwarze Nase gibt es auch noch. Für welches Meer, darfst Du mal raten...:-)

Gruß
FB
Sirius

Re: Bräuche der Marine: Schiff mit roter Nase :-)

Beitrag von Sirius »

FBehling hat geschrieben:Moin Jürgen,

diese Bräuche sind bei der Marine durchaus schon etwas älter. Rot und blau zusammen ist aber neu. Die Welt ändert sich eben.

Früher war die knallrote "Nase" aber für die Einheiten der Marine reserviert, die bei Aufklärungseinsätzen in der Ostsee eine bestimmte Position im finnischen Meerbusen besucht haben. Der Farbtupfer rund um die Bugspitze darf meistens für etwa ein Jahr getragen werden.

Die schwarze Nase gibt es auch noch. Für welches Meer, darfst Du mal raten...:-)

Gruß
FB
Hallo !

Diese Fahrten nannte man Taktische Nahaufklärung (TN). Ich habe Anfang er 60er einige mitgemacht.
Aber eine rote Nase gab es dafür nicht. Man wird sich damals gehütet haben, sich so zu zeigen. Dann hätten das die Kraken (DDR Beobachter), die vor dem Hafen von Neustadt auf Lauer lagen, sofort gesehen. Und gerade das sollte vermieden werden. TN machten immer abwechselnd die S-Bootgeschwader.

mfgSirius
FBehling
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Re: Bräuche der Marine: Schiff mit roter Nase :-)

Beitrag von FBehling »

Moin Sirius,

kann natürlich sein, dass sich die S-Bootffahrer in den 60ern sich vor so ein paar ollen KRAKEN gefürchtet haben... :-)

In den 80ern war diese Angst aber verflogen und die farbliche Kreativität wurde da schon offen getragen.

Gruß aus Kiel
FB
Sirius

Re: Bräuche der Marine: Schiff mit roter Nase :-)

Beitrag von Sirius »

FBehling hat geschrieben:Moin Sirius,

kann natürlich sein, dass sich die S-Bootffahrer in den 60ern sich vor so ein paar ollen KRAKEN gefürchtet haben... :-)

In den 80ern war diese Angst aber verflogen und die farbliche Kreativität wurde da schon offen getragen.

Gruß aus Kiel
FB

Angst war das ganz sicher nicht. Aber, man mußte ihnen doch nicht so deutlich zeigen, welches Boot/Geschwader da unterwegs gewesen ist. Damals gab es etwas, was man "Kalten krieg" nannte. Und selbst, wann unser Kommandant auf den Topf mußte, sollten sie nicht wissen. Und man war bei der Kubakrise. Man war, im Gegensatz zu den friedlichen 80ern, nahe dem Atomkrieg.
In den Monaten fuhren wir mit vier scharfen Torpedos in den Rohren durch die Gegend und zwei vollen Munitionslasten für die 4 cm (10 to). Und für Jeden an Bord eine Handfeuerwaffe.
Sirius

Re: Bräuche der Marine: Schiff mit roter Nase :-)

Beitrag von Sirius »

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Laden der scharfen Torpedos während der Kubakrise.
FBehling
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Re: Bräuche der Marine: Schiff mit roter Nase :-)

Beitrag von FBehling »

Lieber Sirius,

es hat doch niemand bezweifelt, dass in den 60er-Jahren bei der Marine ganz andere Bedingungen herrschten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einem echten Schnellbootfahrer beim Anblick eines lahmen und technisch rückständigen "Kracke"-Minensuchers die Knie schlotterten. Für die Ateilung Angst und Schrecken waren auf Deinem Boot doch bestimmt Namen wie "Osa" und "Shershen" zuständig? Oder waren diese Namen bei Dir auch so geheim, wie der Klogang des Kommandanten?

Ausgangsthema war aber doch die Bemalung der Bugspitzen. Dein Hinweis auf die Taktische Nahaufklärung war ja hilfreich. Sie war genauso wie die "Aufklärung Ost" ein wichtiges Mittel zur Nachrichtenbeschaffung. Es scheint mir aber so, dass Dir während der Dienstzeit einige Details an den Booten/Schiffen entgangen sein könnten.

Es gab die "rote" Nase für die Ostaufklärung in der Ostsee. Ich kann mich nicht nun wirklich nicht daran erinnern, dass die alten Tender "Neckar", "Elbe", "Mosel", Saar", "Werra", "Donau" während des Kalten Krieges jemals den Äquator überquert haben. Die hatten nämlich regelmäßig eine rote Nase nach Ostseefahrten.

Viele Grüße
FB
Zuletzt geändert von FBehling am So 29. Mär 2009, 18:54, insgesamt 1-mal geändert.
Manfred Heinken
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Re: Bräuche der Marine: Schiff mit roter Nase :-)

Beitrag von Manfred Heinken »

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Moin zusammen,

auf dem Foto die "Neckar", A 66, bei einem Besuch im Juni 1989 in Bremen.
Sieht so die rote Nase aus?. Die "Neckar" wurde ja kurz zuvor von polnischen Einheiten attackiert, weil sie zu weit in Richting Osten gefahren ist.
Mein Foto, mein Copy.

Gruß

Manfred Heinken
Sirius

Re: Bräuche der Marine: Schiff mit roter Nase :-)

Beitrag von Sirius »

Hallo FB!

Die Knie schlotterten auch nicht. Aber, ihnen, den Kraken, mußte
doch nicht auf die Nase gebunden werden,
welches Boot nun wieder im Osten war. Die Kraken lagen direkt an der
Hafenausfahrt von Neustadt und warteten auf Ereignisse. Die brachten wir ihnen
häufiger, indem wir mittags raus fuhren und so lange um sie herum
düsten, bis sie am Anker anfingen zu Rollen und unsere Kommandanten
glaubten, jetzt läuft ihnen die sozialistische Erbsensuppe aus den Tellern.

Ich war drei Jahre beim 5. SG und mir sind sicher einige Details entgangen, aber
rote Nasen gab es nicht. Die Leute waren froh, wenn sie endlich mal wußten,
bei welchem Grau sie nun endlich bleiben durften.
Ich denke, die rote Nase war keine Auszeichnung für Ostseefahrten (warum auch?),
sondern eine Erkennung für unsere Flieger. Das ist ja bei den Marinen so üblich.
Wie sollte ein Pilot auch sonst ein eigenes Schiff erkennen?
Ich bin mir zu 100% sicher, dass unsere Boote zu meiner Zeit (1960 bis 1963) nicht
rot angemalt wurden.
Und wenn das irgendwann so war, gab es das natürlich nur in der Ostsee. Das war
feindliches und neutrales Gebiet.

mfgSirius
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