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Die Schleppschifffahrtsgesellschaft Unterweser (SGUW) wurde 1890 von Bremer Kaufleuten unter Beteiligung des Bremer Bankhauses E.C. Weyhausen gegründet. Initiator dieser Gründung war Johann Friedrich Wessels, Mitbegründer des 1869 etablierten Germanischen Lloyd sowie Gründungsvater zahlreicher Bremer Unternehmen. Als am 22. Dezember 1922 die außerordentliche Generalversammlung der Bremer "Schleppschiffahrtsgesellschaft Unterweser" (SGUW) den Beschluss fasste, die Gesellschaft in "Unterweser Reederei Aktiengesellschaft Bremen" (URAG) umzubenennen, da brach für die 1890 gegründete Reederei eine neue Ära an. Man wandte sich nun der internationalen Frachtschifffahrt zu, ohne den Bremer Schleppdampfer-Betrieb zu vernachlässigen. Die Frankfurter Metallgesellschaft AG hatte in den Jahren zuvor Aktien der SGUW erworben und war seit 1920 Mehrheitsaktionär der SGUW. Bis 1989 sollte die Metallgesellschaft AG maßgeblichen Einfluss auf die Unternehmenspolitik der Bremer Reederei haben.
Die Metallgesellschaft AG ging auf das von Wilhelm Merton 1881 in Frankfurt gegründete Handelsunternehmen zurück. Schon unter seiner Leitung erwarb es Beteiligungen an Produktions- und Verarbeitungsunternehmen für Erze (Bergbau und Rohstoffhandel). Metallhütten und Halbzeugwerke wurden gegründet und die Metallgesellschaft wurde schließlich weltweit tätig. So stellte das Unternehmen seit Jahrzehnten einen Konzern und eine Holdinggesellschaft dar. Es tätigte große Bankgeschäfte und war daher auch als Kreditinstitut anerkannt (Metallbank), so dass man es ebenso gut den Banken wie dem Handel zurechnen konnte. Dennoch blieb die Metallgesellschaft über die Jahrzehnte ihrer Existenz stets ein bedeutendes Handelsunternehmen und besaß am Weltmarkt eine feste Position. Ihr Geschäft war (und ist) international und der Sitz in Frankfurt traditionsbedingt. Dies dokumentierten die Mertons u. a. durch die Wahl der Namen für die Frachtschiffe der URAG, die durchweg die Namen von Frankfurter Stadtteilen bzw. Ortsnamen im Frankfurter Umland trugen, die alle auf -heim endeten. Ansonsten überließ man den Bremern das operative Reedereigeschäft und hielt sich als Mehrheitseigentümer mehr im Hintergrund.

Quelle: Maritime historische Wertpapiere; Dieter Engel, Hamburg - Frankfurt am Main.
Der Firmengründer Wilhelm Merton (bis 1856: William Moses, 1856–1899: William Merton) (* 14. Mai 1848 in Frankfurt am Main; † 15. Dezember 1916 in Berlin) war ein bedeutender, einflussreicher deutscher Unternehmer, Sozialpolitiker und Philanthrop. Am 27. November 1856 erhielt er die Erlaubnis, den Namen seines Heimatortes Merton, heute ein Stadtteil von London, als Nachnamen annehmen zu dürfen. 1881 gründete er zusammen mit Leo Ellinger und Zacharias Hochschild (1854-1912) die Metallgesellschaft.
Wilhelm Merton gilt insbesondere wegen seines sozialpolitischen Engagements als einer der bedeutendsten deutschen Unternehmensgründer der Wilhelminischen Epoche. In gleichem Maße wie auf dem ökonomischen Gebiet tat sich Merton in der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg als Initiator und Gründer sozialpolitisch bedeutender Einrichtungen hervor, deren Ziel es sein sollte, auf wissenschaftlicher Grundlage zur Humanisierung der modernen Wirtschaftsgesellschaft beizutragen.
Wilhelm Merton starb am 15. Dezember 1916 in Berlin überraschend an einem Herzanfall, nachdem er schon längere Zeit vorher herzkrank gewesen war. Er wurde auf dem Hauptfriedhof Frankfurt bestattet. Seine Söhne übernahmen die Führung der Metallgesellschaft: Mertons ältester Sohn Alfred wurde Aufsichtsratsvorsitzender der Metallgesellschaft, der zweite Sohn Richard war später zeitweise Vorstandsvorsitzender. Beide setzten die sozial-, wirtschafts- und kulturpolitische Orientierung des Vaters fort.
Richard Merton war das jüngste Kind des Unternehmers Wilhelm Merton und seiner Ehefrau Emma Ladenburg, Tochter von Emil Ladenburg. Merton besuchte wie sein Bruder Alfred (1878–1954) das Lessing-Gymnasium in Frankfurt am Main. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft und der Kameralistik trat er 1902 in die Berg- und Metallbank ein, eine Tochterfirma der Metallgesellschaft. Er lernte die ausländischen Filialen des damals weltweit verflochtenen Konzerns kennen und war von 1907 bis 1911 Mitglied des Aufsichtsrates. 1911 wurde er in den Vorstand der Metallgesellschaft berufen, nach dem Tode seines Vaters 1917 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Metallgesellschaft und der Metallbank.

Richard Merton im Kreise von URAG-Geschäftsführern und Kapitänen (1922).
Nach dem 1. Weltkrieg besaß die SGUW noch einige Schlepper und Leichter. Mit dem Eintritt der Metallgesellschaft AG (MG), die ab 1920 die Aktienmehrheit an der SGUW erworben hatte, wurde der Reedereibetrieb um den Betrieb von Dampf- und Motorfrachtschiffen für den Erztransport erweitert. Dies geschah auf Initiative der MG, die im weltweiten Handel von Erzen und Metalle engagiert war. Es wurden drei Frachtschiffe, die "BOCKENHEIM" ex "KIELDRECHT", die "GONZENHEIM" ex "CORNISH POINT" und die "HEDDERNHEIM" ex "FRIDERICUS REX" gekauft, um den Erztransport für die Metallgesellschaft zu übernehmen.

"BOCKENHEIM" ex "KIELDRECHT" (1924-1940). Bildnachweis: 100 Jahre URAG (Festschrift). Schiffsdaten: Stapellauf 17.5.1924, 6.247 BRT, Länge 123,4 Meter, Breite 16,3 Meter, gebaut bei
John Readhead, South Shields (GB), 11.4.1940 bei Narvik versenkt.
mfg Peter Hartung
Quellen: Wikipedia.de; Jubiläumsschrift URAG 100 Jahre Unterweser Reederei 1890-1990
Herausgegeben von der Unterweser Reederei GmbH, 2800 Bremen, Blumenthalstraße 16.
Autoren Dr. Friedrich Jerchow (†) und Eckard Oestmann.