das ist zwar kein Reisebericht im klassischen Sinne, aber ich denke, es passt am besten hier hin. Wie viele wissen, absolviert die AIDAaura aktuell ihre letzte Reise für AIDA Cruises. Nach aktuellem Kenntnisstand soll sie möglicherweise anschließend als LARA für Life at Sea Cruise eine dreijährige Weltreise unternehmen, aber das scheint aktuell noch etwas vage.
Ich bin 2007 auf die aura als 2. nautischer Offizier gekommen und nach zahlreichen Reisen auf ihr 2010 als 1. Offizier / Safety Officer wieder abgestiegen. War ich zuvor auf Containerschiffen unterwegs, hatte ich mich initiativ bei AIDA beworben und wurde auch schnell zu einem Vorstellungsgespräch nach Rostock eingeladen. Nach dem am Ende des Gesprächs klar war, dass es auf beiden Seiten passte, fiel ich jedoch auch aus allen Wolken, als ich nach meinem Einsatzbeginn fragte und man mir beschied, mich da in ca. 9 Monaten auf der AIDAbella vorgesehen zu haben. Das war natürlich nicht das, was ich mir vorgestellt hatte und entsprechend verstimmt verabschiedete man sich voneinander. Es dauerte dann allerdings keine vier Tage, bis der Anruf kam, dass man auf der aura dringend Ersatz für einen ausgefallenen Kollegen bräuchte. Schnell wurden noch die fehlenden Zertifikate (z.B. Crowd & Crisis) gemacht und eine Woche später stand ich auf der Brücke. Sollte wohl alles so sein!
Anschließend fuhr ich noch auf einigen anderen Schiffen der AIDA-Flotte, aber so wohl wie auf der aura habe ich mich auf keinem mehr gefühlt. Selbst die AIDAvita, bekanntlich baugleich mit der aura, hatte einen ganz anderen Charakter, wobei ich nicht genau sagen kann, woran ich das festgemacht habe. Bemerkenswert war auch, dass es auf den größeren Schiffen (also diva, bella, blu z.B.) innerhalb der Crew wesentlich anonymer zuging als auf der aura, obwohl es "nur" rund 200 Besatzungsmitglieder mehr waren. Auf der aura war das Verhältnis wesentlich familiärer und es wurde auch nicht so ein Aufhebens um den Unterschied zwischen Offiziersstatus und Rankings gemacht wie auf den größeren Einheiten.
AIDA war auch zu dieser Zeit schon recht großzügig, was die Privilegien an Bord anging. So hatten die Offiziere stets Zugang zu allen Bereichen des Schiffes (in Uniform, außer bei Mottoparties bzw. nach 22.00 durfte privat getragen werden) und die Rankings hatten die Möglichkeit, bei ihrem Vorgesetzten einen "Leasure Pin" zu bekommen, der ihnen den Zugang zum Passagiersbereich ermöglichte. Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich die Privilegien am Anfang gerne und ausgiebig genutzt habe, aber nach dem man zum 10. Mal die selbe Show gesehen und zum 10. Mal die selbe Mottoparty mitgemacht hat, verlor das immer mehr seinen Reiz. Besonders bei voll ausgelastetem Schiff war es auch kein Vergnügen mehr, in den Restaurants zu essen, sondern man zog doch die Ruhe der Offiziersmesse vor. Schlussendlich war es dann doch eher so, dass man zufrieden war, dass man wusste, man könnte, wenn man wollte.
Was ich mir nie habe nehmen lassen, war die Möglichkeit, an Land zu gehen, wann immer der Dienst es erlaubte. Hier gab es viele Kollegen, die hielten sich nur für gute Seemänner, wenn man das Schiff während des gesamten Einsatzes nicht verlässt, aber das habe ich nie verstanden. Die so gewonnenen Eindrücke kann mir heute jedenfalls niemand mehr nehmen.
2009 habe ich auf der aura dann auch meine Frau kennengelernt, die zu der Zeit im Shop arbeitete. Sie war dann auch der Hauptgrund, warum ich 2011 mein Engagement bei AIDA beendet habe, da sich die Reederei leider sehr unkooperativ bezüglich gemeinsamer Einsätze gebärdet hat. Heute kann ich überzeugt sagen, dass ich meine Prioritäten seinerzeit goldrichtig gewählt habe. Dennoch denken wir auch heute noch gerne an unsere gemeinsame Zeit auf diesem schönen Schiff zurück und sind auch ein wenig wehmütig, wenn das Schiff AIDA nach so langer Zeit verlässt, auch wenn wir zu der Reederei keinerlei Verbindungen mehr haben. Definitiv hatten wir eine tolle Zeit auf unserem "Bockwurstdampfer", wie Teile der Crew das Schiff seinerzeit liebevoll nannten (keine Ahnung, wo das herkam, wahrscheinlich, weil es in der Crewbar immer Bockwurst gab), haben sehr viel gesehen und viele nette und wenige weniger nette Menschen kennengelernt. Ich hoffe, das Schiff hat noch ein paar gute Jahre vor sich und wird nicht allzu schnell auf einem Strand landen.
Folgend einige Fotos aus meiner bzw. unserer Zeit auf der AIDAaura. Da die Fotos schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben, bitte ich die durchwachsene Qualität zu entschuldigen.

In Tallinn neben NORWEGIAN DREAM

In den Stockholmer Schären

Viel Polizei beim Einlaufen Warnemünde wegen G8-Gipfel in Heiligendamm

Blick in die Brücke

Neben BLUE MOON in Tallinn

Auslaufen Helsinki

In Stockholm

Maschinenkontrollraum

Fliegerstaffel über St. Petersburg

Mit BLACK WATCH in St. Petersburg

Eine der zahlreichen Medevacs, die man im Laufe der Zeit mitgemacht hat

Abendstimmung über dem Pooldeck

Poolparty...kennste eine, kennste alle

Mit NORWEGIAN DREAM in Kopenhagen

Parallelfahrt mit AIDAdiva

Auf Ibiza

Mit ASTORIA in Valetta

Im Dock in Genua



Heiligabend

Nach Reparatur eines Wellenschadens mit zweitem Dockaufenthalt geht es nun endlich weiter

Beginn Karibik-Wintersaison auf Grenada

Auf Curacao

Nochmals Curacao

Glasklares Wasser...

...auf Grenada

Auslaufen Hamburg

Im Eidfjord

Vor Hellesylt

Unterwegs im Geiranger

Mit BOUDICCA in Stavanger

Schöne norwegische Fjordwelt

Nicht immer hatte man schönes Wetter

Im Geiranger

Auslaufen während der Cruise Days 2008

Auch Ausbildung wurde praktiziert

Mit SAGA RUBY in Stavanger


Im Geiranger

Treffen mit AIDAcara bei den Shetlands


Passage Verrazano Narrow Bridge / NY

Einlaufen New York

Am Liegeplatz NYC


Jamaica

Mit WESTERDAM auf St. Maarten

Heiligabend 2009

Ein Weihnachtsgruß an die Lieben zu Hause

Costa Rica

Blinder Passagier auf Isla Margarita

Grenada

Auslaufen Cartagena