Gegen 7:00 wache ich auf weil gerade, laut polternd, leere 45-Fußcontainer unmittelbar vor dem Deckshaus geladen werden. Beim Blick aus dem Kammerfester staune ich nicht schlecht. Es wird mit 3 Gantrys gleichzeitig an der Ceres gearbeitet. Das Schiff ist oberhalb der Lukendeckel bereits komplett entladen, und im mittleren Laderaum ist man schon wieder am Beladen.


Zum Frühstück gibt es heute gebratene Krakauer-Wurst zu den Eiern. Der, diensthabende, 3. Offizier berichtet uns, dass die Ladearbeiten schon sehr weit fortgeschritten sind. Man rechnet mit dem Auslaufen deshalb wohl schon zwischen 12.00 und 15:00. Wenn wir nach Helsinki wollen, sollen wir das Handy mitnehmen und jederzeit erreichbar sein, damit wir rechtzeitig zum Auslaufen wieder an Bord sind.
Wir legen unsere Landgangs-Planungen „ad acta“ und freuen uns auf einen faulen Tag im Hafen von Vuossari.




Noch mehr Oversize-Ladung für die Ceres

Wir hatten uns vorsorglich mit Unmengen von Büchern, Zeitschriften und DVD´s eingedeckt weil wir doch besorgt waren, dass und die Zeit an Bord zu lang werden könnte.
Wo sind eigentlich die letzten 4 Tage geblieben? Freunde und Familie fragen am Handy ob wir die Weihnachts-E-mails schon gelesen haben => Nein, haben wir nicht. Bücher Zeitschriften und DVD´s liegen noch unangetastet in den Schreibtischschubladen. Über Schlafüberschuss können wir uns ebenfalls nicht beklagen.
Im Hafen von Vuossari gibt es ein W-Lan. Also beantworten wir nun die Weihnachts-E-mails, lesen was in den Vergangenen Tagen so in der Welt geschehen ist und schauen uns die Seewetterprognose vom DWD an. Hier sehen wir das was später zu intensiven Beratungen zwischen Captain und 2. Offizier am Kartentisch führen wird.
Den 2. Sturm unserer Reise haben wir gerade hinter uns. Nun ist schon die nächste Schlechtwetterfront, für morgen früh, über der nördlichen und mittleren Ostsee, angekündigt. Die Prognose geht von 7-8 Bft und schweren Sturm- bzw. sogar Orkanböen aus. Die Wellenhöhe soll dann bei 5-6m liegen.
Der Captain möchte schnellstmöglich aus Vuossari auslaufen um morgen früh – dann wenn der Sturm beginnen soll- schon auf Höhe der Nordspitze von Gotland zu sein um dann dort ggf. Schutz vor dem Sturm zu finden und/oder die Fahrgeschwindigkeit deutlich zu drosseln.
Auf dem „Gästesofa“

der Brücke sitzend finde ich nun endlich Zeit am Reisetagebuch weiterzuschreiben.
Von hier oben hat man einen wundervollen Blick über den Hafen von Vuossari und es ist sehr interessant von hier aus das Ein- und Auslaufen der anderen Containerfeeder sowie der RoRo-Fähren von Finnlines zu beobachten.






Um 16:45 heißt es „Leinen los“ in Vuossari. Bei absoluter Windstille verlassen wir den Hafen und auch der Gulf of Finland ist anfänglich noch glatt wie ein Ententeich.
Wir laufen mit „Hebel on the Table“ und guten 18 Knoten Geschwindigkeit in Richtung Westen.
Beim Abendessen erzählt uns der Captain, dass die Ankunft in Hamburg, nach dem neuesten Fahrplan, nun für den 02.01. geplant ist. Wenn wir möchten, können wir danach gerne noch die nächste Reise mitfahren. Es soll nach Gdynia/Gdansk, Szczecin und dann wieder zurück nach Hamburg gehen.
Gegen 20:00 begeben wir uns wieder auf die Brücke. Nachdem wir nun den „Windschatten“ von Estland verlassen haben, bekommen wir einen deutlichen Vorgeschmack auf das was uns nun in den kommenden 18 Std bevorstehen wird.
Der Wind heult um die Brücke und hat schon jetzt deutlich stärker aufgefrischt als es für diese Uhrzeit prognostiziert war. Die ersten Brecher gehen über die Back und die so entstandene Gischt wird durch den von Backbord kommenden Wind quer über das Deck geweht. Ein wirklich beeindruckendes Schauspiel. Schade, dass es schon deutlich zu dunkel zum Fotografieren ist.
Beim Wiedereintauchen des Vorschiffes in die Wellen gibt es harte Schläge die den ganzen Schiffskörper erzittern lassen.
Wir beiden stehen begeistert auf der Brücke und freuen und über „den Film“ der da gerade vor den Brückenfenstern abläuft.
Inzwischen ist auch der Captain auf der Brücke. Der geplante Kurs wird –an die Anlaufrichtung der Wellen- angepasst und die Fahrgeschwindigkeit auf 10 Knoten reduziert. Ich Ich habe den Eindruck, dass die gesamte Crew sich ein wenig darüber wundert, wie man als „Passenger“ von derartigen Wetterbedingungen begeistert sein kann.
Wir bleiben bis nach Mitternacht auf der Brücke und begeben uns dann hundemüde in die Kojen.