Tag 11, 02.01.2012
Nach dem ausgiebigen Frühstück gehen Vater und Sohn heute getrennter Wege. Ich schaffe es gerade noch Ihm ein „viel Spaß“ hinterherzurufen als er schon, gemeinsam mit dem TOA, auf den Treppen in Richtung Maschinenraum entschwindet.
Also begebe ich mich erstmal auf die Brücke.
Die Entladearbeiten sind schon weit fortgeschritten.
Große Teile der Oversize-Ladung aus Finnland stehen inzwischen schon auf der Stromkaje.
Und auch so etwas wird heute per Flat-Rack-(Container) verschifft
Hinter uns liegt die Maersk Eubank, ein 13.000 TEU-Carrier mit 366m Länge und 48m Breite

Das schaut aus dieser Perspektive (ich stehe ganz außen auf der Backbordnock, ca. in 24m Höhe über dem Wasserspiegel) noch gar nicht so beeindruckend aus.
Also versuche ich den Giganten dann nochmals vom Poopdeck aus abzulichten
Um die Mittagszeit herum kommt mein Sohn die Treppen heraufgehetzt und berichtet mit freudestrahlend, dass sie die Schmierölfilter der Hauptmaschine gereinigt und wieder montiert hätten. Außerdem hätte er sowieso gerade überhaupt keine Zeit und wolle jetzt schnell in die Messe um etwas zu essen und dann den Nachmittag wieder in den Katakomben des Schiffes verbringen. Schließlich müssten heute Nachmittag noch zwei Separatoren wieder zusammengefügt und montiert werden.
Ich nutze die Zeit um mir einen Tankcontainer näher anzusehen den wir soeben an Bord bekommen haben
Das entspricht dem Äquivalent von gut 40.000 Flaschenfüllungen
Dann beobachte ich das „Kommen und Gehen“ an der Stromkaje
Gegen 16:00 wird der Lotse per Schlepper versetzt und wir verlassen Bremerhaven.
Der 3. Offizier spricht mich an um zu fragen bis wohin wir denn nun mitfahren wollen würden. Er müsse sich jetzt dranmachen und die Crewlisten für die kommende Reise fertigzumachen. Offensichtlich haben wir wohl inzwischen mit allen auf der Ceres darüber gesprochen, dass wir noch bis Holtenau mitfahren möchten, nur denjenigen der diese Info dringend benötigt haben wir vergessen. Ich entschuldige mich bei Ihm und er erzählt mir lachend, dass er sich das ohnehin schon gedacht hätte.
Er fragt nach dem Verbleib meines Sohnes, schließlich hätte er Ihn heute noch gar nicht auf der Brücke gesehen.
Ich berichte Ihm davon, dass er heute den ganzen Tag mit dem Technischen Offiziersanwärter im Maschinenraum ist.
Es war, vor allem, der 3. Offizier gewesen der meinem Sohn mit Engelsgeduld alle Fragen zur Technik auf der Brücke beantwortet und Ihn in die Funktionen von Radar, elektronischer Seekarte und Navigationselektronik eingewiesen hatte. Die beiden hatten sehr schnell „einen Draht zueinander“ gefunden und es verging kaum eine 8/12 Wache auf der ich meinen Sohn nicht beim „Third“ auf der Brücke gefunden hätte.
Schmunzeln meint er zu mir „Na, nicht das die da unten im Keller uns jetzt den nautischen Nachwuchs abspenstig machen“.
Ich muss dann doch lachen als ich das höre.
Irgendwie verläuft da doch eine deutliche „Trennlinie“ zwischen den „Ölfüßen im Keller“ und den „Fensterguckern auf der Brücke“. Beide Parteien begegnen einander mit großem Respekt und großer Hochachtung. Dennoch verspürt man selbst als Passenger, dass es zwei verschiedene Welten sind die gemeinsam als Team für einen reibungslosen Schiffsbetrieb sorgen.
Als ich gerade in der Messe zum Abendessen platzgenommen habe, höre ich meinen Sohn, schwatzend und lachend die Treppe vom Maschinenraum hochkommen. Mit leuchtenden Augen nimmt er neben mir Platz und ich bekomme, beim Essen, ganz genau die Funktionsweise und den Zusammenbau eines Separators geschildert.
Auch wenn es draußen leider schon wieder dunkel ist, begeben wir uns gleich nach dem Essen auf die Brücke. Die Revierfahrt in unseren „Heimathafen“, nach Hamburg, wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Auf Höhe von Brunsbüttel werden die Elblotsen gewechselt und es geht, vorbei am hellerleuchteten Kraftwerk Brokdorf und am Chemiehafen von Bützfleth, weiter elbaufwärts.
Nachdem wir die Villen von Blankenese passiert und die Airbus-Luftwerft an Steuerbord hinter uns gelassen haben, geht der Elblotse von Bord und wird durch den Hafenlotsen abgelöst.
Gegen 1:00 machen wir am Tollerort Container Terminal fest