Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Freighter
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von Freighter »

Moien Muschelschubser!

Danke für den anschaulich in Wort und Bild beschriebenen Reisebericht. Wenn ich mir die teils doch recht stürmischen Bilder der Ostsee anschaue, bin ich froh, dass es bei unserer Finnlandtour im April meistens so aussah:
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Übrigens, eine tolle Idee, so eine Vater-Sohn-Reise. Mein Vater hatte mit mir früher auch einige Touren gemacht, wenn auch auf Fährschiffen (Hamburg-Harwich, Kiel-Oslo etc) - und das mit nachhaltiger Wirkung, denn die Begeisterung für die Seefahrt ist bis heute geblieben.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung Deines Berichts!

Gruß,
Thomas
muschelschubser
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von muschelschubser »

Tag 9, 31.12.2011, Teil 2

Auf Grund der Größe und des aktuellen Tiefgangs der Ceres sind wir in die höchste Verkehrsgruppe des Kiel-Kanals und somit als Langsamläufer eingeteilt. Außerdem ist heute reger Schiffsverkehr auf dem Kanal und so müssen wir sehr oft in den Kanalweichen anhalten um den Entgegenkommenden Verkehr passieren zu lassen.


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So wird es 16:00 bis wir an der Schleuse in Brunsbüttel ankommen.
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Wir begeben uns auf unsere Kammern um ein wenig zu ruhen und uns für das Silvesterdinner frisch zu machen.

Als ich wieder auf die Brücke gehe, werde ich von einem Philippinischen Crewmitglied angesprochen ob ich vielleicht bei einer „Problemlösung“ behilflich sein könnte. Die beiden Shops auf den Kanalschleusen hatten heute geschlossen und somit hatte die Philippinische Crew keine Chance sich dort mit neuen Guthabenkarten für die Handys einzudecken.

Durch die andere Zeitzone der Philippinen hat der Jahreswechsel dort schon stattgefunden und sie wollen natürlich gerne mit Ihren Familien daheim telefonieren. Nach kurzem Überlegen wie wir das, ohne funktionierenden Internetzugang, jetzt am schnellsten geregelt bekommen bitte ich darum mir alle Handynummern zu geben die aufgeladen werden sollen. Ich blicke in fragende Augen meines Gegenübers und erkläre ihm, dass ich einen Freund an Land anrufen werde und dieser dann die Handyguthaben über sein Onlinebanking aufladen wird. Diese Methode der Guthabenaufladung ist Ihnen bisher völlig unbekannt.

Einer nach dem anderen kommt in meine Kammer und gibt mir einen Zettel mit seiner Handynummer und dem gewünschten Ladebetrag. Ich gebe diese Daten per SMS an Land durch und mein Kumpel lädt von dort aus das Guthaben auf. Gespannt blicken die Phillipinos auf Ihre Handydisplays und staunen wenn dort wenig später die SMS mit der erfolgten Guthabenaufladung eingeht. Teilweise mit Freudentränen in den Augen bedanken sie sich für die Hilfe und verschwinden dann augenblicklich um die lieben daheim anzurufen.

Ich freue mich sehr dass ich mich mit dieser kleinen Hilfestellung ein wenig bei dieser herzlichen und weltoffene Crew für all das bedanken konnte was sie für uns getan hatten.


Auf der Außenrede vor Bremerhaven herrscht sehr dichter Nebel. Der Blick aus dem Brückenfenster lässt gerade noch die zweite Containerreihe vor dem Deckshaus schemenhaft erahnen. Die Sichtweite mag vielleicht noch 20 m betragen. Auf dem Radar sehen wir, dass die gesamte Nordreede bereits mit ankernden Schiffen belegt ist. Also lassen wir auf der Südreede den Anker fallen. Von den anderen Schiffen die in unmittelbarer Nähe ankern sowie den Fahrwassertonnen lässt sich in diesem dichten Nebel absolut nichts erkennen.

Gegen 21:00 beginnt dann unser Silvesterdinner. Wie schon am Heiligabend verliest der Captain zunächst die Grüße und Wünsche, die per Mail von der Reederei Gebr. Winter und von anderen Schiffen eingetroffen sind.
Wieder hat der Cookie stundenlang in der Küche gezaubert um das Festmahl vorzubereiten. Es gibt Spanferkel und zusätzlich noch auf asiatische Art zubereitete Mini-Calamari dazu dann Rotwein, Bier und alkoholfreie Getränke.

Weil alle wissen, dass der morgige Tag weitestgehend arbeitsfrei, auf Reede liegend, verbracht wird, ist die Stimmung dementsprechend ausgelassen.

Viele abenteuerliche Geschichten machen die Runde und ich fühle mich so manches Mal an Käptn Blaubeer, zumindest aber an das berühmte Seemannsgarn erinnert.

Zu Mitternacht werden die von der Reederei gestifteten Champagnerflaschen geöffnet und alle stoßen gemeinsam auf das neue Jahr an.
Die Stimmung ist nun wirklich sehr ausgelassen und „feucht fröhlich“. Uns bereitet es eine Riesenfreude mit dieser internationalen Crew den Jahreswechsel zu begehen.
Nun werfen die Phillipinos die Karaoke Anlage mit den völlig überdimensionierten Lautsprechern an. Die Songmappe wird herumgereicht und reihum werden die Lieder vorgetragen.
Wir stellen fest, dass wir einige wirklich talentierte Sänger an Bord haben.

Es ist nach 4:00 am Morgen als ich mich, schwer angetüddelt, in meine Kammer verziehe.

Wie wir am nächsten Morgen erfahren, ist die Party noch bis nach 6:00 weitergegangen.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
muschelschubser
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von muschelschubser »

Tag 10, 01.01.2012

Als ich erwache ist es nach 11:00, so lange habe ich schon seit Jahren nicht mehr geschlafen. Erstmal geht’s runter in die Messe weil mein Körper nach einem Kaffee verlangt. Dort begrüßt mich der freudestrahlende Cookie: „Good morning sir, i missed you at breakfast-time. Do you want some scrambled eggs with bacon?" Ich schaue ihn fassungslos an “No thanks cookie, only an Coffee”. Nach fester Nahrung ist mir momentan wirklich nicht zumute. Grinsend ist er mir behilflich den Kaffee unfallfrei aus der Kanne in meinen Becher zu bekommen und ich verziehe mich mit meinem Kaffee erstmal auf das Poopdeck um an die frische Luft zu kommen.

Danach lege ich mich nochmal hin und schlafe bis zum frühen Nachmittag. Die Ceres liegt völlig ruhig vor Anker. Die Hauptmaschine ist seit gestern Abend abgestellt und es herrscht eine außergewöhnliche Stille auf dem Schiff.
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Den Nachmittag verbringe ich auf dem Sofa auf der Brücke, schreibe am Reisebericht weiter und sortiere unsere Reisebilder.

Der wachhabende erste Offizier spricht mich an und entschuldigt sich schon fast bei mir, dass er in den vergangenen Tagen so wenig Zeit für uns gehabt hätte. Ich erkläre Ihm, dass wir uns hier an Bord absolut wohl fühlen und wir als Frachtschiffreisende doch nicht an Bord gekommen wären um ein „Entertainmentprogramm“ durch die Crew zu genießen.

Aus diesem, etwas holperigen Anfang entwickelt sich ein großartiges und sehr persönliches Gespräch.

Kurz vor Weihnachten ist die Nachricht eingetroffen, dass er Ende Januar zum Captain befördert wird und dann das Kommando auf der Ceres übernimmt. Ich freue mich für und mit Ihm und wir schnacken ausgiebig darüber wie wir aufgewachsen sind, unsere damaligen Berufswünsche und was heute daraus geworden ist. In unserem Gespräch höre ich viel darüber was für ein toller Job der des nautischen Schiffoffiziers ist, er erzählt aber auch von den Schwierigkeiten die das Leben als Seemann, im Hinblick auf Partnerschaft und Familie, so mit sich bringt.

Von Weser Pilot kommt ein Funkspruch, dass wir schon zwischen 22:00 und 23:00 einen Lotsen für die Fahrt nach Bremerhaven bekommen können. Die Ceres soll sich dann melden wenn die Hauptmaschine wieder angeworfen wurde und der Anker gelichtet ist.

Mein Sohn berichtet mir freudestrahlend, dass er eben den Technischen Offiziersanwärter getroffen hätte und morgen tatsächlich den ganzen Tag mit Ihm im Maschinenraum verbringen darf. Gleich nach dem Frühstück soll es losgehen. Die Beiden hatten auf der Silvesterfeier lange miteinander gesprochen und den „Schnuppertag“ schon mal lose vereinbart.

Zum Abendessen gibt es einen sehr leckeren Schweinebraten. Überhaupt ist die Verpflegung hier an Bord sensationell gut. Es gibt drei warme Mahlzeiten am Tag. Zu den Hauptmahlzeiten gibt es immer einen Salat und/oder Suppe vorweg, ein oder zwei Hauptgerichte zur Auswahl und ein Eis/Joghurt/Pudding o.ä, als Nachspeise.

Der Cookie ist, 7 Tage die Woche, von 6:00 bis 18:30 durchgängig im Einsatz. Den festen Essenszeiten zum Trotz ist er ständig bereit auf irgendwelche Extrawünsche der Crew und auch der Passenger einzugehen. Als er am ersten Tag sieht, dass mein Sohn keinen Kaffee oder Tee zum Frühstück trinkt, kommt er freudestrahlend um die Ecke „Do you like some juice?“ und stellt Saft für Ihn auf den Tisch.

In der Messe stehen, rund um die Uhr, Kaffee und Tee sowie Brötchen und Toast bereit. Im Kühlschrank finden sich dann immer verschiedenen Sorten Aufschnitt sowie süße Brotbeläge und Butter/Magarine. Auch Joghurt und andere kleine Snacks waren dort eigentlich immer zu finden.

Am ersten Tag, hatten wir, die Gepflogenheiten nicht kennend, auf das Mittagessen verzichtet ohne uns abzumelden. Der Cookie hatte daraufhin bis zur Brücke rumtelefoniert um zu fragen wann die Passengers nun zum Mittagessen kommen. An den folgenden Tagen haben wir uns dann schon beim Frühstücken für das Mittagessen abgemeldet.
Dreimal täglich warm zu essen, sprengt dann doch etwas unsere „Kapazitätsgrenzen“.

Wir waren sehr angenehm überrascht von den abwechslungsreichen und wohlschmeckenden Mahlzeiten auf diesem Schiff. Wer hier nicht satt wird, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.


Gegen 22:00 heißt es „Anker auf“, der Lotse kommt an Bord und es geht auf nach Bremerhaven wo wir dann gegen 1:00 festmachen.

Das Containerterminal an der Stromkaje ist wie ausgestorben. Die Ausleger aller Gantrys sind hochgeklappt und außer den Festmachern und den Shuttlebus-Fahrern arbeitet hier heute bis um 6:00 niemand.
Zuletzt geändert von muschelschubser am Do 2. Feb 2012, 12:36, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
muschelschubser
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von muschelschubser »

Tag 11, 02.01.2012

Nach dem ausgiebigen Frühstück gehen Vater und Sohn heute getrennter Wege. Ich schaffe es gerade noch Ihm ein „viel Spaß“ hinterherzurufen als er schon, gemeinsam mit dem TOA, auf den Treppen in Richtung Maschinenraum entschwindet.

Also begebe ich mich erstmal auf die Brücke.
Die Entladearbeiten sind schon weit fortgeschritten.
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Große Teile der Oversize-Ladung aus Finnland stehen inzwischen schon auf der Stromkaje.
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Und auch so etwas wird heute per Flat-Rack-(Container) verschifft
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Hinter uns liegt die Maersk Eubank, ein 13.000 TEU-Carrier mit 366m Länge und 48m Breite
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Das schaut aus dieser Perspektive (ich stehe ganz außen auf der Backbordnock, ca. in 24m Höhe über dem Wasserspiegel) noch gar nicht so beeindruckend aus.

Also versuche ich den Giganten dann nochmals vom Poopdeck aus abzulichten
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Um die Mittagszeit herum kommt mein Sohn die Treppen heraufgehetzt und berichtet mit freudestrahlend, dass sie die Schmierölfilter der Hauptmaschine gereinigt und wieder montiert hätten. Außerdem hätte er sowieso gerade überhaupt keine Zeit und wolle jetzt schnell in die Messe um etwas zu essen und dann den Nachmittag wieder in den Katakomben des Schiffes verbringen. Schließlich müssten heute Nachmittag noch zwei Separatoren wieder zusammengefügt und montiert werden.


Ich nutze die Zeit um mir einen Tankcontainer näher anzusehen den wir soeben an Bord bekommen haben
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Das entspricht dem Äquivalent von gut 40.000 Flaschenfüllungen
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Dann beobachte ich das „Kommen und Gehen“ an der Stromkaje
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Gegen 16:00 wird der Lotse per Schlepper versetzt und wir verlassen Bremerhaven.
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Der 3. Offizier spricht mich an um zu fragen bis wohin wir denn nun mitfahren wollen würden. Er müsse sich jetzt dranmachen und die Crewlisten für die kommende Reise fertigzumachen. Offensichtlich haben wir wohl inzwischen mit allen auf der Ceres darüber gesprochen, dass wir noch bis Holtenau mitfahren möchten, nur denjenigen der diese Info dringend benötigt haben wir vergessen. Ich entschuldige mich bei Ihm und er erzählt mir lachend, dass er sich das ohnehin schon gedacht hätte.

Er fragt nach dem Verbleib meines Sohnes, schließlich hätte er Ihn heute noch gar nicht auf der Brücke gesehen.

Ich berichte Ihm davon, dass er heute den ganzen Tag mit dem Technischen Offiziersanwärter im Maschinenraum ist.

Es war, vor allem, der 3. Offizier gewesen der meinem Sohn mit Engelsgeduld alle Fragen zur Technik auf der Brücke beantwortet und Ihn in die Funktionen von Radar, elektronischer Seekarte und Navigationselektronik eingewiesen hatte. Die beiden hatten sehr schnell „einen Draht zueinander“ gefunden und es verging kaum eine 8/12 Wache auf der ich meinen Sohn nicht beim „Third“ auf der Brücke gefunden hätte.

Schmunzeln meint er zu mir „Na, nicht das die da unten im Keller uns jetzt den nautischen Nachwuchs abspenstig machen“.

Ich muss dann doch lachen als ich das höre.

Irgendwie verläuft da doch eine deutliche „Trennlinie“ zwischen den „Ölfüßen im Keller“ und den „Fensterguckern auf der Brücke“. Beide Parteien begegnen einander mit großem Respekt und großer Hochachtung. Dennoch verspürt man selbst als Passenger, dass es zwei verschiedene Welten sind die gemeinsam als Team für einen reibungslosen Schiffsbetrieb sorgen.

Als ich gerade in der Messe zum Abendessen platzgenommen habe, höre ich meinen Sohn, schwatzend und lachend die Treppe vom Maschinenraum hochkommen. Mit leuchtenden Augen nimmt er neben mir Platz und ich bekomme, beim Essen, ganz genau die Funktionsweise und den Zusammenbau eines Separators geschildert.


Auch wenn es draußen leider schon wieder dunkel ist, begeben wir uns gleich nach dem Essen auf die Brücke. Die Revierfahrt in unseren „Heimathafen“, nach Hamburg, wollen wir uns nicht entgehen lassen.

Auf Höhe von Brunsbüttel werden die Elblotsen gewechselt und es geht, vorbei am hellerleuchteten Kraftwerk Brokdorf und am Chemiehafen von Bützfleth, weiter elbaufwärts.

Nachdem wir die Villen von Blankenese passiert und die Airbus-Luftwerft an Steuerbord hinter uns gelassen haben, geht der Elblotse von Bord und wird durch den Hafenlotsen abgelöst.

Gegen 1:00 machen wir am Tollerort Container Terminal fest
Zuletzt geändert von muschelschubser am So 29. Jan 2012, 10:06, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
muschelschubser
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von muschelschubser »

Tag 12, 03.01.2012

Um 5:30 klingelt der Wecker, auch wenn es draußen noch dunkel ist und es „Bindfäden regnet“, wollen wir uns die Verholfahrt im Hamburger Hafen nicht entgehen lassen. Der Hafenlotse kommt gegen 6:00 an Bord und es geht los zum Container-Terminal Altenwerder.

Wir machen dort direkt vor der Thetis fest.
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Hier am CTA läuft der Containerumschlag weitestgehend vollautomatisch. Sobald ein Container von der Ceres dann auf der Laschplattform von den Twistlocks befreit worden ist, geschieht alles Weitere dann völlig ohne menschliches Zutun.


Sowohl der Transport per zweiter Gantry-Laufkatze auf die
AGV (Automated-Guided-Vehicles),
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der Weitertransport auf dem Gelände per AGV
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zu den Lagerblöcken mit den Portalkranpaaren
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und auch der weitere Containerumschlag bis zur landseitigen Verladung erfolgt komplett vollautomatisch. Wie wir in Erfahrung bringen, werden die AGV sogar vollautomatisch mit Kraftstoff betankt.



Wir hatten gestern mit zu Hause telefoniert und meine Frau hatte sich angeboten heute zum Gate zu kommen um unser großes Gepäck schon vorab zu holen.So werden wir dann morgen in Holtenau nichtmehr allzu viel zu schleppen haben.

Also lässt sich mein Sohn gegen 10:30 mit dem Terminalshuttle an der Ceres abholen und mit dem Gepäck zu Gate fahren.


Auf dem Achterdeck treffe ich den Technischen Offiziersanwärter der dort gerade gemeinsam mit dem Schiffselektriker eine Kaffeepause abhält. Ich bedanke mich sehr beim TOA für das was er gestern für meinen Sohn ermöglichte und berichte Ihm wie glücklich er einen jungen Menschen damit gemacht hätte. Nun bekomme ich von den Beiden noch im Detail geschildert was sie gestern im Maschinenraum alles erledigt haben und höre, dass mein Junior sich gar nicht so ungeschickt angestellt hätte und nun ein jederzeit gerngesehener Gast im Maschinenraum wäre.


An der Steuerbordseite wird gerade Schiffsdiesel gebunkert
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So langsam werde ich etwas unruhig, es ist 12:00 durch, wir wollen um 12:30 zum Eurogate verholen und mein Junior ist immer noch nicht zurück an Bord. Zehn Minuten später fährt der Shuttlebus vor und mein Sohn kommt, mit 2 großen Tüten beladen, die Gangway hoch. Unser "Familienoberhaupt" hatte nicht nur Weihnachten und Silvester auf „Ihre beiden Männer“ verzichtet, nein sie hatte sich auch noch die halbe Nacht in die Küche gestellt und Unmengen an verschiedenen Kuchen für die Crew gebacken.


Pünktlich um 12:30 fängt es wieder an zu regnen
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und wir legen am CTA ab
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unter der Köhlbrandbrücke, mit Ihrer Durchfahrtshöhenanzeige, hindurch
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am Shipspotterplatz am Bubendeyweg/Tankweg vorbei
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geht es in den Parkhafen. Hier erläutert uns der Hafenlotse die Erweiterungspläne/-flächen vom Eurogate-Terminal.
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Nach einer guten Stunde Verholfahrt sind wir wieder „Fest“ am Pier.
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Zur Coffeetime bringen wir die mitgebrachten Kuchen in die Messe und freuen uns gemeinsam mit der Crew über die süße Ergänzung zur Bordverpflegung. Wirklich jeder bittet darum, Grüße und großen Dank dafür mit nach Hause zu nehmen.



Spätnachmittags versuchen wir uns an einigen Aufnahmen bei Dunkelheit


Hier bunkert die Ceres Schweröl
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während an Backbord die Ladearbeiten weitergehen
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Inzwischen hat der Südwestwind sehr kräftig aufgefrischt. Deshalb entschließt sich der Captain für die kurze Verholfahrt, quer über den Waltershofer Hafen, einen Heckschlepper zu ordern.
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Der Hafenlotse berichtet von einer Sturmwarnung für morgen früh. Gegen 23:00 sind wir am Container-Terminal- Burchardkai fest.


Hier noch unser Hamburger-Hafen-Timetable auf dem Whiteboard an der Messe
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Todmüde fallen wir in die Kojen. Morgen um 4:30 soll es elbabwärts gehen. Also wieder eine Revierfahrt im Dunkeln, dennoch wollen wir auf der Brücke dabei sein wenn wir Hamburg verlassen.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
muschelschubser
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von muschelschubser »

Tag 13, 04.01.2012, Teil 1


Der Wecker klingelt um 4:00 aber der Blick aus dem Kammerfenster zeigt, dass es sich durchaus lohnt sich wieder hinzulegen. Wie schon gestern Abend, ist es weiterhin stürmisch, dazugekommen ist noch der Regen.


So gehe ich erst auf die Brücke als wir schon an Bützfleth vorbei sind.


Es ist noch dunkel und der Elblotse unterhält sich mit dem Captain gerade über die erstaunlichen Vorkommnisse der vergangenen Tage im Kanal und vor Brunsbüttel.
Im Kanal hatte ein Schiff beim Aufholen des eigenen Ankers einen weiteren Anker samt Ankerkette mit aufgeholt. Bisher hatte niemand einen Anker, im Kanal, als verlustig gemeldet. Auf der Reede vor Brunsbüttel war ein Schiff einem anderen über die Ankerkette gelaufen und hatte sich mit dem Propeller darin verfangen.

Über Funk kommt die Meldung, dass heute Morgen ein Schiff beim Einlaufen in die Brunsbüttler Schleuse einen unfreiwilligen Kontakt mit dem Schleusentor hatte. Ein weiteres Schiff hat gerade den Versuch abgebrochen, beim den aktuell vorherrschenden Wind, in die Schleuse einzulaufen. Die Brunsbüttler Schlepper seien obendrein alle gerade „busy“. Der starke Wind drückt das Wasser von der Nordsee genau in die Elbmündung, der Strom der Elbe kann somit nicht ablaufen und nun staut sich alles vor Brunsbüttel. Aus diesem Grund denkt die Kanalverwaltung darüber nach, das Schleusen vorerst einzustellen.


Noch haben wir ca. eine Stunde bis Brunsbüttel. Der Elblotse hält auf dem „kleinen Dienstweg“ Rücksprache mit einem Schleusenlotsen. Vor dort kommt der Tip, dass wir schnellstmöglich in Brunsbüttel eintreffen sollten wenn wir noch vor der geplanten Schleusensperrung geschleust werden wollen.


Einige Zeit später kommt der Schleusenlotse an Bord und berichtet, dass nun ein Schlepper zur Assistenz bereitstehen würde und wir es versuchen könnten in die Schleuse einzulaufen. Mit dem Schlepper am Heck gelingt das Manöver perfekt und hinter uns macht noch die kleinere Nor Feeder in der Schleuse fest.


Als wir fertig geschleust haben beginnt es draußen gerade hell zu werden.
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und im Kanal warten einige Schiffe darauf dann seewärts geschleust zu werden
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Wir sammeln einige Kanal-Impressionen
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Forts. folgt
Beste Grüße
vom Muschelschubser
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von muschelschubser »

Tag 13, 04.01.2012, Teil 2
Die geräumigen Passagier-Kammern auf der Ceres bestehen aus einem separatem Wohn- und Schlafraum sowie einem Duschbad.
Sie sind mit allem erdenklichem Komfort wie separat zu regelnder Klimatisierung, Kühlschrank,Schreibtisch, Flat-Screen TV etc. sowie vielen nützlichen und liebevollen Details ausgestattet.
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Wir haben uns, in den wenigen Stunden in denen wir uns dort aufgehalten haben, wirklich wohlgefühlt. Die Matratzen boten einen erstklassigen Schlafkomfort.


Der Himmel wechselte von aufziehendem Gewitter
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zu strahlendblau
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Einige Impressionen der Brücke:

Backbord-Nock, mit “Gästesofa” und Sateliten-/Mail- und Funk-Kommunikation
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Coffee-Bar in der Steuerbord-Nock
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Navigation, ebenfalls in der Steuerbord-Nock
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Zentraler- Haupt- Fahrstand
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Insgesamt hat die Ceres eine wirklich großzügige Brücke und bietet den Passengers damit vielfältige Möglichkeiten sich dort aufzuhalten ohne zu stören oder im Weg rumzustehen.
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Forts. folgt
Beste Grüße
vom Muschelschubser
muschelschubser
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von muschelschubser »

Tag 13, 04.01.2012, Teil 3
Rendsburg begrüßt uns mit herrlichem Wetter
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Vorbei an den Docks der Rendsburger Lürssen-Niederlassung (hier liegen oft Megayachten zur Ausrüstung bzw. zum Refit)
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Geht es weiter zur Autobahn-Hochbrücke der A7
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und zum Abschluss noch ein „Blick zurück nach vorn“
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Nach insgesamt 13 Tagen heißt es für uns nun Abschied zu nehmen von der Crew und Ihrem hochmodernen und top-gepflegten Schiff.

Die Reise hat uns, von der ersten bis zur letzten Minute, unwahrscheinlich viel Freude bereitet.

Wir möchten uns sehr herzlich bei der gesamten Besatzung der Ceres bedanken.
Die Freundlichkeit, Herzlichkeit und Offenheit mit denen hier den Passengers begegnet wird verdient allergrößten Respekt.
Die Geduld mit der all unsere Fragen beantwortet wurden ist bemerkenswert.
Wir haben uns sehr willkommen gefühlt.

Unser Dank geht auch an die Reederei Gebr. Winter für die unkomplizierte Verlängerung unserer Frachtschiffreise auf der MV Ceres.

Wir nehmen „einen großen Koffer“ voller toller Erinnerungen und Erfahrungen mit nach Hause.
Die nächste Frachtschiffreise ist bereits geplant. Wenn alles klappt, geht es schon in 10 Tagen wieder los.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
windrose
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von windrose »

Was für eine tolle Reise, und was für ein großartiger Bericht!

Machst du von der nächsten Reise wieder einen Reisebericht? Das wäre super! Ich würde mich sehr freuen, wieder darüber zu lesen.

Aber erst mal "Gute Reise" für dich/euch!!
kalli
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von kalli »

Moin muschelschubser!

Der Reisebericht ist super gelungen. Danke für die Arbeit. Mit den vielen Fotos und Infos einfach ein Genuß.

Gruß
Nils
Mein Youtubekanal Kallis Shipworld: https://www.youtube.com/shipspotter81
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