Mit Ida Rambow Bremerhaven - Finland - Bremerhaven

Andreas
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Re: Mit Ida Rambow Bremerhaven - Finland - Bremerhaven

Beitrag von Andreas »

Guten Morgen aus Bremerhaven, hier die Fortsetzung

Tag 8 NOK
Früh aufzustehen, das habe ich mir für diesen Tag vorgenommen, denn ich rechnete damit, morgen gegen halb sechs Uhr in der Kadettrinne zu sein, diese Rechung traf dann auch zu. Und, das Aufstehen hat sich gelohnt. Als erste kam mir gleich die Ocean Outback, ein Viehtransporter der Rinder von den USA nach Russland fährt vor die Linse, etwas später gefolgt von der Thompson Spirit im schönsten Sonnenlicht.
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Der Wind hatte stark aufgefrischt, im Radio war zu hören dass die Fehmarnsund-Brücke für leere LKW gesperrt sei wegen Sturms. Entsprechend krabbelig war die See, was beim Überholen der Gernheim G zu einigen schönen Bildern führte. Direkt im Wind war das Stehen auf der Aussennock jedoch nicht möglich, er verschlug einem den Atem, und von ruhigem Stehen war keine Rede.
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Die Schwedische Coast Guard zeigte sich auch im Fehmarnsund, kraftvoll sieht ihr Schiff aus.
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Gegen Mittag liefen wir dann in Kiel in die Schleuse ein, und gleich nach unserem Auslaufen in die Schleuse einlaufend eine alte Bekannte, die natürlich nie fehlen darf, Aurora.
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Aufgrund unseres Tiefganges von 8,80 Metern und unserer Schiffsgrösse von 11662 GT liefen wir als Langsamläufer mit max 7.5 Knoten durch den Kanal, was uns viele Stopps in den Weichen und entsprechend viele Schiffsbegegnungen brachte. Es war ein erhabenes Gefühl, so hoch über den Menschen, Ortschaften, den Seglern und Baumkronen leise durch das Land zu gleiten und die Aussicht in die Ferne zu geniessen. Wer bis jetzt nicht wusste, dass auch unter der Flagge des Binnenlandes Schweiz Schiffe fahren, der weiss es jetzt, denn im Kanal war bei MTC Stockhorn unterwegs, ein 20'000 Tonnen Tanker, welcher einen Heimathafen führt, den er nie anlaufen wird, Basel am Rhein.
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Viele andrer Schiffe liessen sich zeigen, doch in Brunsbüttel war noch ein Highlight an der "Tankstelle", der Bulker Dominica, speziell auffällig das von vorne nach hinten höher werdende Ladegeschirr.
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Erst gegen halb neun waren wir in der Schleuse, somit die längste Kanalfahrt die ich bis jetzt je erlebt habe, 11.30 aus der Schleuse Kiel, 20.30 in der Schleuse Brunsbüttel. Auf der Elbe zeigten sich Sonne in Wolken in immer neuen, faszinierenden Bildern, aber auch einige Schiffe begegneten uns im Abendlicht, so die OOCL San Francisco. Dann wurde es für Bilder definitv zu dunkel und unsere Fahrt ging an Cux vorbei hinaus in die Deutsche Bucht Richtung Bremerhaven.
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Grüsse aus Bremerhaven
Andreas
Andreas
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Re: Mit Ida Rambow Bremerhaven - Finland - Bremerhaven

Beitrag von Andreas »

Fortsetzung und Schluss


Tag 9 Bremerhaven
Mal wieder lief es anders als die Planung vorsah....
Eigentlich hätten wir am 1.6. um 22 Uhr in Bremerhaven sein sollen, was aber wegen des grossen Tiefgangs und der daraus resultierenden Fahrt als Langsamläufer durch den NOK nicht mehr möglich war. Um 22 Uhr waren wir noch auf der Elbe zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven, nach dem Passieren Cuxhavens ging ich ins Bett, damit rechnend, dass wir Bremerhaven zwischen ein und zwei Uhr in der Früh erreichen würden. Um ca 03.15 erwachte ich weil das Schiff ziemlich stark vibrierte, was immer dann der Fall ist, wenn zwecks Geschwindigkeitsreduktion die Schraube rückwärts dreht. Ein Blick aus dem Fenster zeigte aber, dass wir nicht in Bremerhaven waren, sondern sich grade das Lotsenboot neben uns schob. Schliesslich waren wir erst gegen 5 Uhr in der Früh in Bremerhaven fest. Im Laufe des Tages erkundigte ich mich beim Kapitän nach dem Grund dieses späten Anlaufens, wie so oft war unser Liegeplatz noch nicht frei zur vorgesehenen Zeit. So hat er, statt die ganze Mannschaft zwecks Ankermanöver aus der Koje zu holen, in der Deutschen Bucht bei geringer Fahrt die Zeit vertrödelt um erst dann zum Weserlotsen zu fahren, wenn absehbar war dass er Liegeplatz frei war.
Die Reise war aber nicht wie geplant für mich in Bremerhaven zu Ende, da ich anschliessend eh einige Tage in Hamburg verbringen wollte, konnte ich gleich bis nach dem Einlaufen in Hamburg an Bord bleiben. So verblieb ein weitrer ganzer Tag in Bremerhaven, leider war der Wind so kalt dass ich nie für längere Zeit draussen bleiben mochte. Stattdessen hiess es immer mal wieder 26 Stufen nach oben gehen wenn ein Schiff in "Knipsweite" war, und das war immer mal wieder der Fall. Gegen 18 Uhr hiess es um einige hundert Meter weserabwärts verholen, vom Eurokai zum NTB. Über den Sinn eines solchen Verholens an derselben Kaje darf wohl zurecht diskutiert werden, denn ob es nicht billiger käme, die Container mit einem Van-Carrier zum Liegeplatz zu fahren statt das Schiff (mit Lotsenhilfe) zu verholen, dessen bin ich mir nicht sicher. Ich denke, dass eher das Gartenhagdenken in den Firmenetagen zu solchen Manövern führt.

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Star Isfjord auf der Weser einlaufend

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Maersk Flensburg in Bremerhaven einlaufend

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RT Stephanie in Fahrt gegen den Wind und die Strömung

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Abendstimmung in Bremerhaven


Tag 10 Weser und Elbe
Ziemlich genau wie vorausgesagt hiess es morgens um sechs Uhr Leinen los zur Fahrt über Weser und Elbe nach Hamburg. Dank des geringeren Tiefganges war die Fahrt nun wieder ohne Lotsen erlaubt. Auch hierüber ist wohl die Diskussion erlaubt, wenn dasselbe Schiff unter 8m Tiefgang hat, und der Kapitän die Prüfungen abgelegt hat, darf er ohne Lotsen fahren, über 8m mit demselben Schiff ist dann Lotsenaufnahmepflicht. Doch die Lotsen klagen wohl lieber über zunehmende Arbeitsbelastung, als dass sie solche Schiffe auch mit mehr als 8m Tiefgang alleine fahren liessen.

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Pictor J auf der Weser einlaufend

Herrschte auf der Weser noch sowas wie sonntägliche Ruhe, war dann aber auf der Elbe Verkehr wie ich ihn selten erlebte. Dank unsres flotten Tempos von um die 20 Knoten (mit Hilfe der Tide) konnten wir etliche Schiffe unterwegs überholen. Vorallem dass wir in Brunsbüttel keinen Lotsenwechsel zu vollziehen hatten, wirkte sich sehr hilfreich aus, konnten wir doch da gleich drei Schiffe hinter uns lassen. Nur die Sonne fehlte einmal mehr auf dem letzten Teilstück der Reise, doch alles kann ja nicht immer perfekt sein.

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Charlotta mit Grünschmuck im Bug

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Santa Carla setzt zum Überholen der Commander an

Kurz nach dem Mittag liefen wir schliesslich in Hamburg ein und machten am Tollerort-Terminal fest.

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Unter dem wachsamen Aida-Auge sind zwei Mitarbeiter in Hamburg um das "Make-up" der Lady bemüht

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Am Sonntag leer in HH aufliegend, mit eher mangelhaftem "Make-up": MSC Alessia

Nun hiess es Abschied nehmen von Kapitän Zehnker und seiner Besatzung, nachdem der nächste Passagier schon an Bord gekommen war. Mit dem Terminalshuttel ging es an den Ausgang des Terminals, wo von wo ich per Taxi in die Stadt, und damit in das hektische Landleben zurück gelangte.


Fazit
Eine erholsame wie auch interessante Fahrt in den sommerlichen Norden, mit vielen spannenden Passagen auf Weser, Elbe und dem NOK bei Tageslicht, ein (wie von der Reederei Rambow gewohnt) sehr gepflegtes Schiff aus einer Bauwerft die die Mercedes unter den Feedern gebaut hat (Sietas), mit einem Kapitän und Besatzung die mithalfen wo sie konnten um die Fahrt zum Erlebnis werden zu lassen, all dies trägt dazu bei dass ich sage, gerne wieder. Positiv anzuführen ist auch, dass sich die Reederei Rambow um die Ausbildung des Nachwuchses bemüht, sind im Moment doch zusätzlich zur Mannschaft zwei junge Männer im Zuge ihrer Ausbildung an Bord der Ida Rambow.

Nun verbringe ich noch einige Tage in Hamburg mit Knipsen und dem mich in Stadt wieder an das Leben an Land und an den festen Boden unter den Füssen zu gewöhnen.
Danke allen die bis hierhin mitgelesen haben, und wenn ich jemandem eine Reise etwas schmackhaft machen konnte, so freut es mich natürlich.

Grüsse aus Hamburg
Andreas
matthias
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Re: Mit Ida Rambow Bremerhaven - Finland - Bremerhaven

Beitrag von matthias »

Moin Andreas,

vielen Dank für die guten Berichte und die schönen Bilder! Wir haben hier in Oldersum an der Ems vor über 20 Jahren mal das Mehrzweckschiff
"VERA RAMBOW" für die Reederei gebaut. Von daher ist mir Wilfried Rambow noch persönlich bekannt. Damals war sein Vater noch mit in der Reederei tätig. Ich habe sehr gute Erinnerungen an die beiden.

Gruß Matthias
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