Von Barcelona nach Civitavecchia mit der Grimaldi-Fähre Cruise Barcelona
Verfasst: Mo 30. Apr 2018, 10:28
Hallo!
Meinem ersten Bericht von der Fahrt von Italien nach Tunesien folgt nun ein kürzerer von meiner Fahrt von Barcelona nach Civitaveccia, auch diesmal gibts nur Bilder von meinem smarten Telefon in minderer Qualität.
Zu Weihnachten hatte ich mir in den Kopf gesetzt, den größten Teil der Fährlinien von Grimaldi Lines abzufahren. Jetzt im April bot sich mir spontan die Möglichkeit eine weitere Linie zu erkunden und zwar wie in der Überschrift schon erwähnt, die Route von Barcelona nach Civitaveccia.
Beim „spielen“ am PC hatte ich einen Schnäppchenflug von Stuttgart nach Barcelona gefunden, ein guter Anlass eine kleine Rundreise zu planen. Der Flug war also der Punkt an dem sich der Rest der Reise ausrichten musste. Die Ankunft auf dem Flughafen Barcelona El-Prat war für 19:15 Uhr vorgesehen, da ich noch nie Barcelona gewesen war, verwarf ich den Gedanken direkt mit dem Schiff am gleichen Abend weiterzureisen, was ja durch die Abfahrt der Fähre um 23:00 Uhr durchaus möglich gewesen wäre. Es gibt übrigens eine direkte Buslinie vom Flughafen durch den Hafen zur Metrostation Paral-lel, die eine Haltestelle direkt vor dem Terminal von Grimaldi Lines hat, es ist die Linie 88, die allerdings nicht mit dem Touristenticket benutzt werden darf.
Wie bei Grimaldi Lines üblich, war die Beschreibung wo sich das Terminal befindet wieder sehr nebulös – in der Nähe des World Trade Center Barcelona – stand in den Unterlagen. Aber später mehr dazu. Wegen dieser kleinen Unsicherheiten und um etwas von Barcelona zu erleben buchte ich mir ein einfaches Zimmer in Gràcia, dem Szeneviertel von Barcelona, eine gute Wahl. Hier gibt es ein tolles Nachtleben und es machte Spaß am Abend durch die Gassen zu ziehen.
Am nächsten Tag, nach langem Ausschlafen, die Nacht war eher kurz gewesen, machte ich mich dann auf den Fußmarsch zum Hafen, genauer zum oben genannten World Trade Center. Obwohl erst April war, zeigte das Thermometer 29 Grad und der Himmel war überwiegend blau. Nach einer knappen Stunde war der Hafen erreicht und das World Trade Center Barcelona war nicht zu übersehen. Auch das Terminal von Balearia bei denen auch Algerie Ferries seinen Unterschlupf gefunden hat war genauso wenig zu übersehen wie das von Trasmediterranea gegenüber, aber von Grimaldi, wie eigentlich fast schon erwartet, keine Spur. Da ich beim Anflug schon einen guten Überblick über den Hafen bekommen hatte, führte mich mein Weg in Richtung des Containerhafens. Nach 20 Minuten in brütender Mittagshitze, gab es endlich einen ersten Hinweis, auf einem Verkehrschild stand „Grimaldi Lines“ geschrieben, ich war vermutlich richtig. Da rechts und links der Straße überall LKW verbotswidrig abgestellt waren, konnte ich leider keinen Überblick bekommen und stand glücklicher Weise sehr schnell und unerwartet vor einem recht neuen, durchaus repräsentativen Gebäude mit der Aufschrift Grimaldi Lines. Im gleichen Gebäude sind auch die Schalter für GNV untergebracht. Wie erwartet war der Passagierschalter noch nicht geöffnet, die Öffnungszeit war mit 15-22 Uhr angegeben. Jetzt wußte ich ja Bescheid und wollte, da ich eine Touristenkarte hatte, mit dem besagten Bus 88 zur Metrostation Paral-lel fahren. Von hier aus sollte es mit der Standseilbahn auf den Montjuïc gehen.
Standseilbahn auf den Montjuïc
Doch leider fuhr der Bus an der Haltestelle durch, da mich der Fahrer zwischen den verbotswidrig geparkten LKW wohl nicht gesehen hatte. Es fehlt hier deutlich an Aufstellfläche für die LKW die auf eine der vielen hier verkehrenden Fähren warten müssen. Auf den nächsten Bus zu warten, war mir bei den drei in der Stunde fahrenden Bussen zu lang, also ging ich zu Fuß zur Metrostation Paral-lel. Der Besuch des Montjuïc mit dem schönen Park dort oben ist die Mühe wert. Hinter der Burg die den Montjuïc krönt hat man dann eine hervorragende Aussicht auf den Hafen, mit den Containerschiffen, den Fähren und dem Kreuzfahrtterminal. Insgesamt lagen an diesem Nachmittag fünf der schwimmenden Palliativstationen in Barcelona vor Anker. Fast im gleichen Takt wie die Shuttlebusse fuhren die Rettungswagen zu den einzelnen Schiffen und holten dort die Patienten ab. Früher hieß es Neapel sehen und sterben – heute scheint das in Kreuzfahrt machen und sterben geändert zu sein.
Aussicht vom Montjuïc auf den Hafen
Als ich um halb 7 Uhr abends wieder beim Grimaldi-Terminal vorbeischaute, war der Passagierschalter trotz der anders lautenden Angabe an dem dort angebrachten Zetteln noch immer geschlossen, also machte ich mich wieder auf den Weg in die Stadt, diesmal hielt der 88er, allerdings war meine Touristenkarte nicht gültig – für die zwei Stationen bis zur Metrostation Paral-lel beließ ich es bei der Erkenntnis und plante den Rückweg zum Terminal als Fußmarsch.
Blick auf das World Trade Center und den Fährhafen
Kurz vor 22 Uhr war ich dann zurück am Terminal von Grimaldi, jetzt waren drei Schalter geöffnet und ich bekam ohne Wartezeit mein Ticket. Allerdings hatte Grimaldi wieder eine Überraschung für mich parat, die Abfahrt war von 23 Uhr auf 0:01 Uhr verschoben, Fahrpläne sind bei Grimaldi scheinbar nur eine grobe Richtschnur, eine Information per Mail oder SMS gab es keine. Da ich den ganzen Tag schon genug gelaufen war machte ich mich nach oben auf den Weg in die Wartehalle, noch saß da nur eine Handvoll Reisender.
Doch schon bald begann ein nicht enden wollender Strom junger Menschen, es waren Schüler in Begleitung von Aufsichtspersonen. Waren das Teilnehmer des in Italien sehr umstritten Programms „Grimaldi Educa“?
„Jedes Jahr führen wir originelle und innovative Reiseprogramme mit Animation für Schüler, mit einem hohen pädagogischen Inhalt durch“, heißt es u. A. in der Grimaldi-Broschüre, bezahlt wird das Programm durch reichlich Zuschüsse vom italienischen Staat. Auf diese Art füllt Grimaldi seine Fähren zur Sauregurkenzeit.
Nun war mir klar, warum ich keine einfache Kabine mehr bekommen hatte, außer der Luxusklasse war bei der Buchung keine Kabine mehr erhältlich gewesen, so dass ich auf einen der 150 „Schlafsessel“ ausweichen musste. Die Nummer 141 auf meinem Ticket ließ auch hier eine gute Auslastung erwarten. Bei fünf Reisebussen, darunter ein Doppeldecker waren das 250-300 Jugendliche die alle in einfache Kabinen untergebracht waren. So blieb wohl keine ausreichende Anzahl für normale Reisende übrig, so dass der Ansturm auf die reservierten Sitze zu erklären war.
Der Warteraum jedenfalls war zum Bersten gefüllt, mit fröhlichen, lauten italienischen Schülern. Es dauerte ziemlich lange bis diese Meute an Bord war. Ich wartete das Ganze in meinem Sessel ab und ging dann als einer der letzten an Bord. Wie erwartet war der Raum mit den Schlafsesseln gut ausgelastet und es roch nicht gerade angenehm, so dass ich mich entschied, mir nach der Abfahrt ein angenehmeres Plätzchen zu suchen, was ich auch fand. Die Überfahrt auf einer Bank hinter dem Schlafsesselsaal im Freien aber mit Dach versprach mir eine erholsame Nachtruhe.
Das rostige G
Nachdem eine annehmbare Örtlichkeit für die Nacht gefunden war, ging es auf die Erkundung der Cruise Barcelona, die zusammen mit der älteren Schwesterfähre, der Cruise Roma, die Flaggschiffe der Grimaldi Lines Fährflotte bilden. Die Cruise Barcelona ist das zweite Schiff dieser Serie, die aus vier Schiffen besteht. Als Baujahr ist 2009 angegeben, die Werftnummer von Fincantieri ist 6137. Die jüngere Schwester der Cruise Barcelona, die Curise Europa von Minoan Lines (Baujahr 2009, Werftnummer 6138) hatte ich ja bereits im Dezember kennen und schätzen gelernt. Nun war ich gespannt wie sich die Highspeedfährschiffe (28 Kn) der Grimaldi Line von denen der Tochter Minoan unterscheiden.
Die Cruise Europa hatte ich in sehr angenehmer Erinnerung, sie war sehr gepflegt und erinnert in ihrer Ausstattung an die hohe Zeit der Kreuzfahrtfähren auf der Ostsee. Allerdings, wenn man so im Internet liest, muss es einen deutlichen Unterschied zu Grimaldi geben, denn alle Schiffe von Grimaldi haben schlechtere, teilweise desaströse Bewertungen. Ein erster Rundgang zeigte, dass sich beide Schiffe sehr ähnlich sind, allerdings gibt es auf der Cruise Barcelona eine große Bar in der Mitte, während bei der Cruise Europa an dieser Stelle die Schlafsessel der „ersten Klasse“ untergebracht sind.
Die Bar der Cruise Europa ist dagegen nahezu Identisch mit dem Festsaal der Cruise Barcelona bei der der Raum zusätzlich mit einer Bühne ausgestattet ist.
2x Festsaal 1x Bar
Als ich an Bord kam mühte sich gerade ein Künstler die wenigen Gäste zu unterhalten, aber es nahm niemand Notiz von seinem Gesang. Da im SB-Restaurant eine lange Schlange vor der Essensausgabe war, entschied ich mich für den Abend meine mitgebrachten Reste zu verspeisen und auf die Bordrestauration fürs Erste zu verzichten. Ich wollte ja das Ablegen und die Ausfahrt aus dem Hafen erleben und nicht während dieser Zeit im Restaurant sitzen.
Mit 7 Minuten Verspätung gegenüber dem geänderten Fahrplan legte die Cruise Barcelona aus dem Hafen der gleichnamigen Katalanischen Stadt ab. Die zwei größten, der den ganzen Tag im Hafen liegenden schwimmenden Hospize hatten bereits früher abgelegt, das waren die MSC Splendida und die Celebrity Solstice. So lag nur noch die relativ kleine „Mein Schiff 2“ am Kreuzfahrtkai. Im Innern konnte man sehen wie das Personal dabei war jeden Saal für den nächsten Tag herzurichten. Auch der Ausblick auf den geschäftigen Hafen war sehr spannend und trotz des scharfen kalten Windes blieb ich auf dem Sonnendeck bis die Lichter von Stadt und Hafen kaum mehr zusehen waren.
Vor dem Schlafen wollte ich noch die Sanitärräume aufsuchen, was ich hier erlebte war katastrophal, fast alle WC‘s waren verstopft überall stand die stinkende Brühe auf dem Boden. Am saubersten war es in meinem „gebuchten“ Sanitärraum für die Schlafsessel. Hier war es im normalen Bereich, wie es nach über 100 Besuchern eben so aussieht.
Die See muss in der Nacht alles andere als leicht gewesen sein, denn ich wachte mehrmals auf, weil es rumpelte und ich das Gefühl hatte gleich von meiner Bank zu rollen, dazu regnete es, zum Glück lag ich unter einem Dach.
Als ich mich kurz vor 7 Uhr wieder auf die Beine stellte war das Meer glatt und der Himmel blau. Der Waschraum war auch am Morgen noch benutzbar und ich machte mich auf den Weg etwas für das Frühstück zu finden. Noch waren alle Räume geschlossen, nur die Bar in der Mitte ist während der ganzen Fahrt geöffnet. Da es noch kein Frühstücksangebot gab, holte ich das letzte Essbare aus meinem Rucksack und bestellte dazu einen Kaffee am Tresen.
Hatte ich in der Nacht den Eindruck von einer gewissen Verwahrlosung auf dem Schiff gehabt, zeigte sich nun, dass es wohl nicht an der Pflege, sondern an den Reisenden gelegen hatte. Denn nun waren nahezu alle Toiletten mit Absperrband verschlossen, das WC nahe der Bar war perfekt gesäubert. Überall wurde geputzt und Crewmitgliedern mit Werkzeug huschten durch die Gänge und hatte wohl die nicht angenehme Aufgabe die verstopften Toiletten wieder in Betrieb zu setzen. Um 9 Uhr war alles in perfektem Zustand.
Der hintere Teil des Sonnedeck war am Morgen voll mit schwarzen öligen Ablagerungen. Auch hier waren Mitglieder der Mannschaft dabei, mit Hochdruckreinigern alles wieder schön sauber zu machen und all den Dreck dem Meer aufzuhalsen, der nicht direkt vom Schornstein ins Meer gelangt war.
So schön gutes und warmes Wetter ja ist, der Weitsicht auf dem Meer ist es sehr abträglich. Gegen 10 Uhr kam die Durchsage, dass wir jetzt die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht hätten und damit der Weg vor uns nach Civitaveccia genauso lang ist wie der in der Nacht zurückgelegte war. Bei der Planung hatte ich mich auf das Highlight, die Durchfahrt durch die Straße von Bonifacio gefreut, doch das Wetter war so gut, dass ich gerade die Insel Razzoli mit dem Leuchtturm gut erkennen konnte. Von Korsika war außer ein paar Felsen nur ein Schimmer der Berge im Dunst zu erkennen.
Die Straße von Bonifacio
Die meisten der Reisenden kümmert das jedoch wenig, den nun begann auf dem Deck „das innovative Reiseprogramme mit Animation „? Der Umsatz an der Sonnendeckbar war dank der hämmernden Bässe gut für Grimaldi. Etwas enttäuscht zog ich mich ins Restaurant zurück wo ich mich mit Spaghetti und Cola „belohnte“. Ab 17 Uhr gab es dann mehrmals die Durchsage, dass jetzt die Kabinen zu räumen sind, obwohl ich ja diesmal nicht betroffen war, ging ich in den Festsaal, denn dort begann wieder das Unterhaltungsprogramm für die etwas älteren Gäste mit dem mir bereits bekannten Künstler.
Party auf dem Sonnendeck
Allzu lange konnte er mich nicht fesseln, erwartet ich doch endlich wieder eine interessante Aussicht vom Sonnendeck, mit dem näher kommen der italienischen Küste. Schon bald war es soweit, die schwimmenden Palliativstationen lagen bereits unübersehbar, die Kulisse nicht gerade bereichernd, am Kreuzfahrtkai von Civitaveccia. Direkt neben der Carnival Horizon drehte unsere Cruise Barcelona in Position um rückwärts anzulegen. Die Knapp 15 Minuten Verspätung in Civitaveccia waren als pünktliche Ankunft zu betrachten.
Ankunft
Aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen, mit dem nur als unverbindlichen Richtwert zu betrachtenden Fahrplan, hatte ich mir ein Zimmer in Civitaveccia gebucht. Nur 10 Minuten von der Fähre entfernt. So „durfte“ ich am nächsten Morgen das „Einfallen der Heuschrecken“ erleben. Für das wirtschaftlich gebeutelte Civitaveccia und seine Händler ist es sicher ein Gewinn, der Hafen für die Besucher von Rom zu sein. Auch beginnen oder beenden hier viele ihre Kreuzfahrt. Diese vielen, sehr oft sehr hilflosen Menschen, sind ein gefundenes Fressen für die geschäftstüchtige Einwohner des kleinen Städtchens. Statt z. B. in den kostenlose Shuttelbus einzusteigen, fragt man lieber einen neben dem Bus wartenden Taxifahrer ob er den Weg zum Schiff kennt und der bietet gerne seine Dienst an und verschweigt natürlich die kostenfreie Alternative. Wenn man entspant seinen Expresso trinken kann und dabei dieses Treiben verfolgt, ist die Einfalt der Touristen ein unterhaltsames Schauspiel.
Ich genoß den Tag mit ausgiebigen Baden im Meer bevor ich mit dem Zug nach Rom Tiburitana fuhr von wo mich Marinobus in 16 1/2 Stunden via Mailand zurück nach Deutschland brachte. Damit sind meine Mittelmeertouren für die erste Hälfte des Jahres beendet, mal sehen ob ich im November wieder Zeit finde werde für eine weitere Grimaldi-Tour. 2019 möchte ich die Tour von oder nach Barcelona dann wiederholen, mit der bis dahin um 29 m, auf 254 m verlängerten Cruise Roma und mit Zwischenstopp in Porto Torres auf Sardinien. Aber vorher gibts natürlich noch den Sommer im Norden mit meiner persönlichen Abschiedsfahrt auf der Grenaa-Varberg-Route und die Weihnachtstour ins Mittelmeer, die bereits gebucht ist nicht nur bei Grimaldi Line.
Ein kurzes Fazit:
Auch wenn es einige Eigenheiten bei Grimaldi gibt, wie die immer wieder kurzfristig geänderten Fahrpläne, so sind meine Erfahrungen eher positiv. Dass, die im Vergleich zur Konkurrenz deutlich günstigeren Tarife ihren Niederschlag finden ist für mich klar. Die von mir benutzten Schiffe machten einen gepflegten Eindruck, auch die Preise für Getränke sind zivil, das Essen hat eher Kantinenniveau, dies entspricht auch dem geforderten Preisen. Schön finde ich, dass es keine Teppichböden gibt, die gefließten Böden in den Restaurants und Gängen sehen nach 10 Jahren immer noch gepflegt aus, wie auch die Parkettböden in den Kabinen.
Wer vor der Wahl steht und wegen der schlechten Kritiken Bedenken hat, sollte sich überlegen, ob er mit den Eigenheiten leben kann, dafür gibt es dann deutlich billigere Tickets.
Meinem ersten Bericht von der Fahrt von Italien nach Tunesien folgt nun ein kürzerer von meiner Fahrt von Barcelona nach Civitaveccia, auch diesmal gibts nur Bilder von meinem smarten Telefon in minderer Qualität.
Zu Weihnachten hatte ich mir in den Kopf gesetzt, den größten Teil der Fährlinien von Grimaldi Lines abzufahren. Jetzt im April bot sich mir spontan die Möglichkeit eine weitere Linie zu erkunden und zwar wie in der Überschrift schon erwähnt, die Route von Barcelona nach Civitaveccia.
Beim „spielen“ am PC hatte ich einen Schnäppchenflug von Stuttgart nach Barcelona gefunden, ein guter Anlass eine kleine Rundreise zu planen. Der Flug war also der Punkt an dem sich der Rest der Reise ausrichten musste. Die Ankunft auf dem Flughafen Barcelona El-Prat war für 19:15 Uhr vorgesehen, da ich noch nie Barcelona gewesen war, verwarf ich den Gedanken direkt mit dem Schiff am gleichen Abend weiterzureisen, was ja durch die Abfahrt der Fähre um 23:00 Uhr durchaus möglich gewesen wäre. Es gibt übrigens eine direkte Buslinie vom Flughafen durch den Hafen zur Metrostation Paral-lel, die eine Haltestelle direkt vor dem Terminal von Grimaldi Lines hat, es ist die Linie 88, die allerdings nicht mit dem Touristenticket benutzt werden darf.
Wie bei Grimaldi Lines üblich, war die Beschreibung wo sich das Terminal befindet wieder sehr nebulös – in der Nähe des World Trade Center Barcelona – stand in den Unterlagen. Aber später mehr dazu. Wegen dieser kleinen Unsicherheiten und um etwas von Barcelona zu erleben buchte ich mir ein einfaches Zimmer in Gràcia, dem Szeneviertel von Barcelona, eine gute Wahl. Hier gibt es ein tolles Nachtleben und es machte Spaß am Abend durch die Gassen zu ziehen.
Am nächsten Tag, nach langem Ausschlafen, die Nacht war eher kurz gewesen, machte ich mich dann auf den Fußmarsch zum Hafen, genauer zum oben genannten World Trade Center. Obwohl erst April war, zeigte das Thermometer 29 Grad und der Himmel war überwiegend blau. Nach einer knappen Stunde war der Hafen erreicht und das World Trade Center Barcelona war nicht zu übersehen. Auch das Terminal von Balearia bei denen auch Algerie Ferries seinen Unterschlupf gefunden hat war genauso wenig zu übersehen wie das von Trasmediterranea gegenüber, aber von Grimaldi, wie eigentlich fast schon erwartet, keine Spur. Da ich beim Anflug schon einen guten Überblick über den Hafen bekommen hatte, führte mich mein Weg in Richtung des Containerhafens. Nach 20 Minuten in brütender Mittagshitze, gab es endlich einen ersten Hinweis, auf einem Verkehrschild stand „Grimaldi Lines“ geschrieben, ich war vermutlich richtig. Da rechts und links der Straße überall LKW verbotswidrig abgestellt waren, konnte ich leider keinen Überblick bekommen und stand glücklicher Weise sehr schnell und unerwartet vor einem recht neuen, durchaus repräsentativen Gebäude mit der Aufschrift Grimaldi Lines. Im gleichen Gebäude sind auch die Schalter für GNV untergebracht. Wie erwartet war der Passagierschalter noch nicht geöffnet, die Öffnungszeit war mit 15-22 Uhr angegeben. Jetzt wußte ich ja Bescheid und wollte, da ich eine Touristenkarte hatte, mit dem besagten Bus 88 zur Metrostation Paral-lel fahren. Von hier aus sollte es mit der Standseilbahn auf den Montjuïc gehen.
Standseilbahn auf den Montjuïc
Doch leider fuhr der Bus an der Haltestelle durch, da mich der Fahrer zwischen den verbotswidrig geparkten LKW wohl nicht gesehen hatte. Es fehlt hier deutlich an Aufstellfläche für die LKW die auf eine der vielen hier verkehrenden Fähren warten müssen. Auf den nächsten Bus zu warten, war mir bei den drei in der Stunde fahrenden Bussen zu lang, also ging ich zu Fuß zur Metrostation Paral-lel. Der Besuch des Montjuïc mit dem schönen Park dort oben ist die Mühe wert. Hinter der Burg die den Montjuïc krönt hat man dann eine hervorragende Aussicht auf den Hafen, mit den Containerschiffen, den Fähren und dem Kreuzfahrtterminal. Insgesamt lagen an diesem Nachmittag fünf der schwimmenden Palliativstationen in Barcelona vor Anker. Fast im gleichen Takt wie die Shuttlebusse fuhren die Rettungswagen zu den einzelnen Schiffen und holten dort die Patienten ab. Früher hieß es Neapel sehen und sterben – heute scheint das in Kreuzfahrt machen und sterben geändert zu sein.
Aussicht vom Montjuïc auf den Hafen
Als ich um halb 7 Uhr abends wieder beim Grimaldi-Terminal vorbeischaute, war der Passagierschalter trotz der anders lautenden Angabe an dem dort angebrachten Zetteln noch immer geschlossen, also machte ich mich wieder auf den Weg in die Stadt, diesmal hielt der 88er, allerdings war meine Touristenkarte nicht gültig – für die zwei Stationen bis zur Metrostation Paral-lel beließ ich es bei der Erkenntnis und plante den Rückweg zum Terminal als Fußmarsch.
Blick auf das World Trade Center und den Fährhafen
Kurz vor 22 Uhr war ich dann zurück am Terminal von Grimaldi, jetzt waren drei Schalter geöffnet und ich bekam ohne Wartezeit mein Ticket. Allerdings hatte Grimaldi wieder eine Überraschung für mich parat, die Abfahrt war von 23 Uhr auf 0:01 Uhr verschoben, Fahrpläne sind bei Grimaldi scheinbar nur eine grobe Richtschnur, eine Information per Mail oder SMS gab es keine. Da ich den ganzen Tag schon genug gelaufen war machte ich mich nach oben auf den Weg in die Wartehalle, noch saß da nur eine Handvoll Reisender.
Doch schon bald begann ein nicht enden wollender Strom junger Menschen, es waren Schüler in Begleitung von Aufsichtspersonen. Waren das Teilnehmer des in Italien sehr umstritten Programms „Grimaldi Educa“?
„Jedes Jahr führen wir originelle und innovative Reiseprogramme mit Animation für Schüler, mit einem hohen pädagogischen Inhalt durch“, heißt es u. A. in der Grimaldi-Broschüre, bezahlt wird das Programm durch reichlich Zuschüsse vom italienischen Staat. Auf diese Art füllt Grimaldi seine Fähren zur Sauregurkenzeit.
Nun war mir klar, warum ich keine einfache Kabine mehr bekommen hatte, außer der Luxusklasse war bei der Buchung keine Kabine mehr erhältlich gewesen, so dass ich auf einen der 150 „Schlafsessel“ ausweichen musste. Die Nummer 141 auf meinem Ticket ließ auch hier eine gute Auslastung erwarten. Bei fünf Reisebussen, darunter ein Doppeldecker waren das 250-300 Jugendliche die alle in einfache Kabinen untergebracht waren. So blieb wohl keine ausreichende Anzahl für normale Reisende übrig, so dass der Ansturm auf die reservierten Sitze zu erklären war.
Der Warteraum jedenfalls war zum Bersten gefüllt, mit fröhlichen, lauten italienischen Schülern. Es dauerte ziemlich lange bis diese Meute an Bord war. Ich wartete das Ganze in meinem Sessel ab und ging dann als einer der letzten an Bord. Wie erwartet war der Raum mit den Schlafsesseln gut ausgelastet und es roch nicht gerade angenehm, so dass ich mich entschied, mir nach der Abfahrt ein angenehmeres Plätzchen zu suchen, was ich auch fand. Die Überfahrt auf einer Bank hinter dem Schlafsesselsaal im Freien aber mit Dach versprach mir eine erholsame Nachtruhe.
Das rostige G
Nachdem eine annehmbare Örtlichkeit für die Nacht gefunden war, ging es auf die Erkundung der Cruise Barcelona, die zusammen mit der älteren Schwesterfähre, der Cruise Roma, die Flaggschiffe der Grimaldi Lines Fährflotte bilden. Die Cruise Barcelona ist das zweite Schiff dieser Serie, die aus vier Schiffen besteht. Als Baujahr ist 2009 angegeben, die Werftnummer von Fincantieri ist 6137. Die jüngere Schwester der Cruise Barcelona, die Curise Europa von Minoan Lines (Baujahr 2009, Werftnummer 6138) hatte ich ja bereits im Dezember kennen und schätzen gelernt. Nun war ich gespannt wie sich die Highspeedfährschiffe (28 Kn) der Grimaldi Line von denen der Tochter Minoan unterscheiden.
Die Cruise Europa hatte ich in sehr angenehmer Erinnerung, sie war sehr gepflegt und erinnert in ihrer Ausstattung an die hohe Zeit der Kreuzfahrtfähren auf der Ostsee. Allerdings, wenn man so im Internet liest, muss es einen deutlichen Unterschied zu Grimaldi geben, denn alle Schiffe von Grimaldi haben schlechtere, teilweise desaströse Bewertungen. Ein erster Rundgang zeigte, dass sich beide Schiffe sehr ähnlich sind, allerdings gibt es auf der Cruise Barcelona eine große Bar in der Mitte, während bei der Cruise Europa an dieser Stelle die Schlafsessel der „ersten Klasse“ untergebracht sind.
Die Bar der Cruise Europa ist dagegen nahezu Identisch mit dem Festsaal der Cruise Barcelona bei der der Raum zusätzlich mit einer Bühne ausgestattet ist.
2x Festsaal 1x Bar
Als ich an Bord kam mühte sich gerade ein Künstler die wenigen Gäste zu unterhalten, aber es nahm niemand Notiz von seinem Gesang. Da im SB-Restaurant eine lange Schlange vor der Essensausgabe war, entschied ich mich für den Abend meine mitgebrachten Reste zu verspeisen und auf die Bordrestauration fürs Erste zu verzichten. Ich wollte ja das Ablegen und die Ausfahrt aus dem Hafen erleben und nicht während dieser Zeit im Restaurant sitzen.
Mit 7 Minuten Verspätung gegenüber dem geänderten Fahrplan legte die Cruise Barcelona aus dem Hafen der gleichnamigen Katalanischen Stadt ab. Die zwei größten, der den ganzen Tag im Hafen liegenden schwimmenden Hospize hatten bereits früher abgelegt, das waren die MSC Splendida und die Celebrity Solstice. So lag nur noch die relativ kleine „Mein Schiff 2“ am Kreuzfahrtkai. Im Innern konnte man sehen wie das Personal dabei war jeden Saal für den nächsten Tag herzurichten. Auch der Ausblick auf den geschäftigen Hafen war sehr spannend und trotz des scharfen kalten Windes blieb ich auf dem Sonnendeck bis die Lichter von Stadt und Hafen kaum mehr zusehen waren.
Vor dem Schlafen wollte ich noch die Sanitärräume aufsuchen, was ich hier erlebte war katastrophal, fast alle WC‘s waren verstopft überall stand die stinkende Brühe auf dem Boden. Am saubersten war es in meinem „gebuchten“ Sanitärraum für die Schlafsessel. Hier war es im normalen Bereich, wie es nach über 100 Besuchern eben so aussieht.
Die See muss in der Nacht alles andere als leicht gewesen sein, denn ich wachte mehrmals auf, weil es rumpelte und ich das Gefühl hatte gleich von meiner Bank zu rollen, dazu regnete es, zum Glück lag ich unter einem Dach.
Als ich mich kurz vor 7 Uhr wieder auf die Beine stellte war das Meer glatt und der Himmel blau. Der Waschraum war auch am Morgen noch benutzbar und ich machte mich auf den Weg etwas für das Frühstück zu finden. Noch waren alle Räume geschlossen, nur die Bar in der Mitte ist während der ganzen Fahrt geöffnet. Da es noch kein Frühstücksangebot gab, holte ich das letzte Essbare aus meinem Rucksack und bestellte dazu einen Kaffee am Tresen.
Hatte ich in der Nacht den Eindruck von einer gewissen Verwahrlosung auf dem Schiff gehabt, zeigte sich nun, dass es wohl nicht an der Pflege, sondern an den Reisenden gelegen hatte. Denn nun waren nahezu alle Toiletten mit Absperrband verschlossen, das WC nahe der Bar war perfekt gesäubert. Überall wurde geputzt und Crewmitgliedern mit Werkzeug huschten durch die Gänge und hatte wohl die nicht angenehme Aufgabe die verstopften Toiletten wieder in Betrieb zu setzen. Um 9 Uhr war alles in perfektem Zustand.
Der hintere Teil des Sonnedeck war am Morgen voll mit schwarzen öligen Ablagerungen. Auch hier waren Mitglieder der Mannschaft dabei, mit Hochdruckreinigern alles wieder schön sauber zu machen und all den Dreck dem Meer aufzuhalsen, der nicht direkt vom Schornstein ins Meer gelangt war.
So schön gutes und warmes Wetter ja ist, der Weitsicht auf dem Meer ist es sehr abträglich. Gegen 10 Uhr kam die Durchsage, dass wir jetzt die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht hätten und damit der Weg vor uns nach Civitaveccia genauso lang ist wie der in der Nacht zurückgelegte war. Bei der Planung hatte ich mich auf das Highlight, die Durchfahrt durch die Straße von Bonifacio gefreut, doch das Wetter war so gut, dass ich gerade die Insel Razzoli mit dem Leuchtturm gut erkennen konnte. Von Korsika war außer ein paar Felsen nur ein Schimmer der Berge im Dunst zu erkennen.
Die Straße von Bonifacio
Die meisten der Reisenden kümmert das jedoch wenig, den nun begann auf dem Deck „das innovative Reiseprogramme mit Animation „? Der Umsatz an der Sonnendeckbar war dank der hämmernden Bässe gut für Grimaldi. Etwas enttäuscht zog ich mich ins Restaurant zurück wo ich mich mit Spaghetti und Cola „belohnte“. Ab 17 Uhr gab es dann mehrmals die Durchsage, dass jetzt die Kabinen zu räumen sind, obwohl ich ja diesmal nicht betroffen war, ging ich in den Festsaal, denn dort begann wieder das Unterhaltungsprogramm für die etwas älteren Gäste mit dem mir bereits bekannten Künstler.
Party auf dem Sonnendeck
Allzu lange konnte er mich nicht fesseln, erwartet ich doch endlich wieder eine interessante Aussicht vom Sonnendeck, mit dem näher kommen der italienischen Küste. Schon bald war es soweit, die schwimmenden Palliativstationen lagen bereits unübersehbar, die Kulisse nicht gerade bereichernd, am Kreuzfahrtkai von Civitaveccia. Direkt neben der Carnival Horizon drehte unsere Cruise Barcelona in Position um rückwärts anzulegen. Die Knapp 15 Minuten Verspätung in Civitaveccia waren als pünktliche Ankunft zu betrachten.
Ankunft
Aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen, mit dem nur als unverbindlichen Richtwert zu betrachtenden Fahrplan, hatte ich mir ein Zimmer in Civitaveccia gebucht. Nur 10 Minuten von der Fähre entfernt. So „durfte“ ich am nächsten Morgen das „Einfallen der Heuschrecken“ erleben. Für das wirtschaftlich gebeutelte Civitaveccia und seine Händler ist es sicher ein Gewinn, der Hafen für die Besucher von Rom zu sein. Auch beginnen oder beenden hier viele ihre Kreuzfahrt. Diese vielen, sehr oft sehr hilflosen Menschen, sind ein gefundenes Fressen für die geschäftstüchtige Einwohner des kleinen Städtchens. Statt z. B. in den kostenlose Shuttelbus einzusteigen, fragt man lieber einen neben dem Bus wartenden Taxifahrer ob er den Weg zum Schiff kennt und der bietet gerne seine Dienst an und verschweigt natürlich die kostenfreie Alternative. Wenn man entspant seinen Expresso trinken kann und dabei dieses Treiben verfolgt, ist die Einfalt der Touristen ein unterhaltsames Schauspiel.
Ich genoß den Tag mit ausgiebigen Baden im Meer bevor ich mit dem Zug nach Rom Tiburitana fuhr von wo mich Marinobus in 16 1/2 Stunden via Mailand zurück nach Deutschland brachte. Damit sind meine Mittelmeertouren für die erste Hälfte des Jahres beendet, mal sehen ob ich im November wieder Zeit finde werde für eine weitere Grimaldi-Tour. 2019 möchte ich die Tour von oder nach Barcelona dann wiederholen, mit der bis dahin um 29 m, auf 254 m verlängerten Cruise Roma und mit Zwischenstopp in Porto Torres auf Sardinien. Aber vorher gibts natürlich noch den Sommer im Norden mit meiner persönlichen Abschiedsfahrt auf der Grenaa-Varberg-Route und die Weihnachtstour ins Mittelmeer, die bereits gebucht ist nicht nur bei Grimaldi Line.
Ein kurzes Fazit:
Auch wenn es einige Eigenheiten bei Grimaldi gibt, wie die immer wieder kurzfristig geänderten Fahrpläne, so sind meine Erfahrungen eher positiv. Dass, die im Vergleich zur Konkurrenz deutlich günstigeren Tarife ihren Niederschlag finden ist für mich klar. Die von mir benutzten Schiffe machten einen gepflegten Eindruck, auch die Preise für Getränke sind zivil, das Essen hat eher Kantinenniveau, dies entspricht auch dem geforderten Preisen. Schön finde ich, dass es keine Teppichböden gibt, die gefließten Böden in den Restaurants und Gängen sehen nach 10 Jahren immer noch gepflegt aus, wie auch die Parkettböden in den Kabinen.
Wer vor der Wahl steht und wegen der schlechten Kritiken Bedenken hat, sollte sich überlegen, ob er mit den Eigenheiten leben kann, dafür gibt es dann deutlich billigere Tickets.