August 2021: Wiedersehens-Doppelfahrt mit der Color Fantasy
Verfasst: Fr 20. Aug 2021, 00:25
Hallo zusammen,
nicht weniger als ein Jahr nach meiner letzten Mini-Kreuzfahrt - und damit der längsten Pause zwischen zwei Mini-Kreuzfahrten, die ich seit über zehn Jahren erlebt habe - hieß es nach langem Sehnen und Hoffen vom 4. bis 8. August endlich einmal aufs Neue Schiff ahoi und Leinen los an Bord der Color Fantasy! Und ja, beim Datum ist mir kein Schreibfehler unterlaufen, denn da der Nachholbedarf entsprechend groß war, habe ich es mir, wie bereits vor einem Jahr, so auch diesmal nicht nehmen lassen, zwei Mini-Kreuzfahrten hintereinander zu buchen.
Einem längst bewährten Prinzip folgend, habe ich auch diesmal wieder ein kleines Vorprogramm mit eingeplant, so dass ich bereits am Nachmittag des Vortages bei bestem Sommerwetter in Kiel eintreffe. Für die Bestätigung, dass besagtes Programm auch tatsächlich so stattfinden kann, wie ich es mir erhofft habe, benötige ich vom Hauptbahnhof nur wenige Schritte in Richtung Hafen: Denn dort wartet bereits die Stena Scandinavica, auf die ich mich schon gefreut hatte und in deren unmittelbarer Nähe ich nach Herzenslust die Schiffsatmosphäre genieße, die mir so lange verwehrt geblieben ist.
Als die Fähre um kurz nach halb sieben schließlich aufbricht und nur wenig später ihren Bug in Fahrtrichtung dreht, bekomme ich dabei sogar dreimal ihr Typhon zu hören. Schöner könnte der Auftakt zu meiner eigenen Seereise nicht sein!
Ich spaziere außerdem noch ein wenig im Hafen umher und stoße dabei auf so manches maritime Stillleben, das entsprechend gewürdigt werden will.
Am nächsten Morgen verlasse ich das Hotel bei ebenfalls wieder wunderbarem Wetter und bin dabei so zeitig unterwegs, dass ich die Fantasy von der Klappbrücke aus, die hinüber zum Norwegenkai führt, noch bei ihrem Drehmanöver beobachten kann. Mir bleibt also genügend Zeit (sonst könnte ich ja womöglich etwas verpassen ... ), um wie im letzten Jahr den Umweg über die Hochstraße zu nehmen, der gegenwärtig die schnellste Möglichkeit darstellt, um zum Kai zu gelangen. Die Abkürzung durch das Terminal fällt hingegen weg, da dieses aufgrund der Corona-Bestimmungen erst ab elf Uhr betreten werden darf. Mit der Fantasy liefere ich mir eine Art Wettlauf, der am Ende unentschieden ausfallen wird: In etwa zeitgleich mit ihr erreiche ich den Kai, während sie noch im Rückwärtsgang und von der Sonne aufs Schönste in Szene gesetzt die letzten Meter zurücklegt und mich dabei in den Genuss einer ersten Kostprobe ihrer Maschinengeräusche, dieses so unverwechselbaren Schiffssounds kommen lässt, der zu jeder Schiffsreise einfach mit dazugehört und den ich so lange schon nicht mehr vernommen habe. Mir geht das Herz auf!
Gleich um elf Uhr widme ich mich dem Check-in, und es wird ein klein wenig spannend. Wie Color Line seit einiger Zeit auf ihrer Homepage angibt, wird als Impfnachweis ausschließlich das digitale Impfzertifikat anerkannt. Da die CovPass-App auf meinem Handy jedoch nicht läuft, habe ich die QR-Codes nur in ausgedruckter Form vorzuweisen, so wie ich sie in der Apotheke erhalten habe. Eigentlich zuversichtlich, dass das genügen sollte, bin ich dennoch etwas erleichtert, als meine Zertifikate dann auch tatsächlich anstandslos akzeptiert und eingescannt werden. In der Folge kann ich mich nun Punkt zwei zuwenden: Aufgrund der sehr hohen Auslastung des Servicecenters in den vergangenen Wochen war es mir nicht gelungen, bereits im Vorfeld zu klären, dass ich während meiner Doppelreise auch durchgängig ein und dieselbe Kabine behalten darf. Dies gilt es daher jetzt nachzuholen. Die Sache scheint sich allerdings nicht ganz so einfach zu gestalten wie erhofft ...
Eine Weile kann ich der freundlichen und sehr bemühten Dame am Schalter lediglich dabei zusehen, wie sie sich mit konzentriertem Blick durch das System klickt. Sie lässt mich wissen, dass die Fantasy im Rahmen der derzeit erlaubten (ich glaube, maximal halben Auslastung) ausgebucht und es daher schwierig sei, die Belegungen meinen Wünschen entsprechend zurechtzuschieben. Oha ... Letztlich gelingt es aber dennoch, alles zu meiner Zufriedenheit zu regeln und mich mit der Aussicht auf eine Vierbett-Außenkabine auf Deck neun wieder zu entlassen, so dass ich mich bis zur Einschiffung unbeschwert weiter dem Blick auf das Schiff hingeben kann.
Wie schon vor einem Jahr findet die Einschiffung auch diesmal nach Decks gestaffelt statt. Für mich als Bewohnerin von Deck neun bedeutet dies, dass ich um Viertel nach eins und damit zur üblichen Einschiffungszeit in Vor-Corona-Zeiten an Bord gehen darf. Meine Unterkunft erwartet mich dort an Steuerbord oberhalb des hinteren Rettungsbootes. Sofort fällt mir eine Neuerung auf, die ich sehr begrüße: Die Kartenscanner an den Türen wurden ausgetauscht, so dass es zum Öffnen der Tür nun genügt, die Bordkarte einfach nur davorzuhalten. Wie ich noch feststellen werde, ist es noch nicht einmal mehr notwendig, die Karte überhaupt aus der Tasche holen. Stattdessen reicht es aus, einfach die Tasche selbst gegen die Tür zu halten, sofern die Bordkarte nicht zu tief in deren sonstigem Inhalt verborgen ist.
Damit nicht genug, wartet auch das Innere der Kabine mit einer kleinen Veränderung auf: Das Sofa wurde durch ein neues ersetzt, welches sich lediglich in der Farbe, nicht aber in der Art vom vorherigen unterscheidet und ebenfalls gut zur übrigen Einrichtung passt.
Auch verströmt es noch einen richtig neuen Geruch - was ich von der Toilette diesmal leider ganz und gar nicht behaupten kann, wie ich im Color-Line-Thread ja bereits erwähnt habe. Wie ich aber ja ebenfalls schon geschildert habe, wurde dieser Mangel umgehend und zu meiner vollen Zufriedenheit beseitigt, so dass mir diese Begebenheit letztlich vielmehr als ein Beispiels hervorragenden Services vonseiten der Besatzung in Erinnerung bleiben wird. (Dass sich das nicht so bald wiederholen wird, einmal vorausgesetzt, wovon ich aber nicht ausgehe.)
Und noch ein weiterer kleiner Schreck bleibt mir nicht erspart: "Truck drivers only" prangt ein Schild neben der Tür, als ich auf Deck sieben das erste Mal nach draußen gehen möchte. Wie bitte?! Die werden mir Deck sieben doch nicht etwa über die gesamte Reise hinweg vorenthalten, denke ich erschrocken. Das wäre ja gerade so, als hätten die mir nur ein halbes Schiff geschickt ... Die Entwarnung aber folgt auf dem Fuße, denn an Deck ist beidseits lediglich der Bereich zwischen den hinteren Rettungsinseln und dem Heck abgesperrt, der Corona-bedingt den Lkw-Fahrern als ihr separates Außendeck vorbehalten ist. Für mich bleibt also noch "genügend Deck sieben" übrig, so dass ich mit dieser kleinen Einschränkung letzten Endes gut leben kann. Zudem erwarten mich auch auf den oberen Decks keine weiteren Sperrungen.
Nachdem ich mich davon überzeugen konnte, dass die Fantasy auch nach dem zweiten Lockdown wieder hervorragend gepflegt ist, wird es irgendwann Zeit für mein verspätetes Mittagessen, wofür ich ganz meiner Gewohnheit folgend in die Sports & Burger Bar einkehre. Im Hinblick auf die Infektionsschutzmaßnahmen hat sich hier gegenüber dem Vorjahr nichts verändert, so dass die Tische auch weiterhin durch Plexiglasscheiben etwas besser voneinander abgetrennt sind, aber nach wie vor, anders als die Barhocker, alle genutzt werden dürfen. Vor dem Eingang befindet sich ein Desinfektionsmittelspender. Überhaupt sind mir die Corona-Regeln an Bord bereits bestens vertraut: Die Promenade ist weiterhin mittels Pfeilen in eine Spur je Laufrichtung unterteilt, und auch hier steht vor allen Verköstigungseinrichtungen sowie an der Rezeption Desinfektionsmittel bereit. Soweit ich es beurteilen kann, sind alle Restaurants, Bars und Geschäfte zu den üblichen Zeiten geöffnet. Die Fahrstühle dürfen höchstens von vier Personen gleichzeitig genutzt werden, sofern diese nicht ein und derselben Reisegruppe angehören. Dazu finden sich vielerorts Aufkleber, die an das Abstandsgebot erinnern.
Dennoch ist nicht alles beim Alten geblieben, und eine - in meinen Augen wichtige - Verhaltensregel wurde noch hinzugefügt: Überall im Schiffsinneren, außer natürlich in den Bars und Restaurants am eigenen Tisch, müssen nun medizinische oder FFP2-Masken getragen werden. Draußen wird dies nur verlangt, wenn man an der Sunset Bar ansteht, die auf Deck dreizehn Getränke und Knabberzeug bereithält. Mein Eindruck ist, dass die Maskenpflich größteinteils auch gewissenhaft eingehalten wird. Ich bin darüber sehr froh und empfinde dies nicht etwa als störend, sondern, ganz im Gegenteil, vielmehr als sicherheitsstiftend und hätte mir diese Maßnahme auch bereits vor einem Jahr gewünscht. Hinzu kommt, dass alle Reisenden die 3G-Regel erfüllen müssen, was mir ebenfalls ein besseres Gefühl verschafft, wenngleich es hundertprozentige Sicherheit natürlich nicht geben kann.
Kurz nach dem Ablegen kommt uns die Color Carrier entgegen, die ich auf dieser Reise noch häufiger zu Gesicht bekommen werde.
Bis in den Abend hinein bleibt es sonnig und warm, so dass mich wieder einmal nichts davon abhalten kann, meinen ersten Reisetag ganz meinen Vorlieben entsprechend an Deck zu genießen.
Langsam, aber sicher geht die gleißende Nachmittagssonne in ein wunderschönes Abendrot über und lässt die Fantasy in immer goldenerem Licht erstrahlen.
Die Stimmung ist einfach unbeschreiblich, und ich wehre mich nicht dagegen, als sich ein paar Freudentränen ihren Weg bahnen wollen.
Und dann erwacht sie, diese für mich immer wieder aufs Neue so unvergleichliche Zauberwelt der nächtlich beleuchteten Schiffsdecks, von der ich unbedingt noch eine erste Kostprobe brauche, bevor ich, später als für mich sonst üblich, schließlich die Observation Lounge besuche, die für mich stets ein fester Programmpunkt ist.
Um kurz nach drei Uhr, als sich in einem zarten Schimmer am Horizont bereits die Morgendämmerung ankündigt, suche ich schließlich nach einem wundervollen ersten Reisetag meine Kabine auf.
Am folgenden Morgen scheint es, als hätten wir das herrliche Wetter einfach mit uns mitgenommen, denn Oslo empfängt uns, von einigen harmlosen Wolken einmal abgesehen, ebenfalls mit Sonnenschein und Temperaturen, die allenfalls geringfügig unter den Werten von gestern liegen. Zudem weht ein nur mäßiger Wind, so dass ich mein Mittagsmenü, welches ich mir gleich um ein Uhr, der Öffnungszeit der Sports & Burger Bar, hole, heute an Deck verspeise. Dabei freue ich mich schon auf den Moment, wenn um etwa halb zwei die Schiffsmaschinen anlaufen und wieder ihr unverkennbares Wummern vernehmen lassen.
Es bleibt jedoch still. Auch um kurz vor zwei Uhr tut sich nichts. Was ist da bloß los?! Eine Durchsage informiert uns schließlich darüber, dass es Probleme beim Beladen gebe und sich unsere Abfahrt um voraussichtlich eine halbe Stunde verzögern werde. Gespannt beobachte ich von der Reling aus das Geschehen (oder eben auch Nicht-Geschehen ...). Vor der Bugpforte stauen sich die Autos, einige stehen noch auf dem Parkplatz. Die Zeit vergeht. Ob es ein Fahrzeug ist, welches Probleme bereitet, oder aber die Fantasy selbst, wird uns nicht verraten. Zu guter Letzt findet in ihrem Bauch aber alles seinen Platz, so dass wir um zehn Minuten vor drei endlich wieder in See stechen können - und das zu meinem Vergnügen nicht ohne drei kräftige Hornsignale!
Gerade stehe ich für einen Kaffee an der Sunset Bar an, da nähert sich uns ein weiteres Mal die Color Carrier. Mit verlangsamter Fahrt lässt sie ihrer verspäteten großen Schwester den Vortritt. Gleiches tue auch ich mit meinem Nachfolger in der Schlange, denn mein Kaffee muss kurz warten. Dass man auf einer Mini-Kreuzfahrt um drei Uhr die Color Carrier bei ihrer Ankunft in Oslo trifft, hat man ja immerhin auch nicht alle Tage! Die außerplanmäßige Begegnung mit ihr möchte ich daher unbedingt mitverfolgen.
Auch der zweite Reisetag ist durchgängig von Sonnenschein und Wärme geprägt.
Während unserer Fjordpassage lässt die Fantasy - dies habe ich vermutlich einigen Bootsausflüglern zu verdanken - noch zwei weitere Male ihr Horn erklingen. Mir ist das nur recht, und meinetwegen könnte der gesamte Fjord mit Booten übersät sein ...
Nachdem ich mich im Promenade Café mit heißem Wasser für meine Thermoskanne versorgt habe, mache ich es mir auf Deck sieben gemütlich, wo ich, mit Tee bestens versorgt, in aller Ruhe die letzten Ausläufer der Schärenlandschaft an mir vorüberziehen lasse.
Sanft gleitet die Fantasy auf der ruhigen See dahin, dabei beschienen von der Abendsonne, die uns auch an diesem Tag einen traumhaft schönen Sonnenuntergang bescheren wird.
Der Magic begegnen wir in dieser Nacht eine halbe Stunde später als üblich und damit erst gegen Mitternacht. Immerhin aber haben wir einen Teil der Verspätung bereits aufgeholt. Und den Rest wird die Fantasy sicherlich auch noch schaffen, wie ich sie kenne!
Auch die zweite Nacht macht es mir mit ihren nach wie vor milden Temperaturen nicht gerade leicht, doch zumindest ein Minimum an Schlaf zu bekommen, und ich muss mich schon ein wenig zwingen, mich um drei Uhr in der Früh letztlich dann doch auf die Kabine zu begeben. Denn nach dieser wunderbaren ersten Reise wird die zweite sogleich folgen, und auch da möchte ich die Fantasy nachts nicht vollkommen unbeaufsichtigt lassen ...
Wie an den vergangenen beiden Tagen bin ich am nächsten Morgen bereits wach, als um neun Uhr die erste Durchsage erklingt, die uns darüber informiert, dass wir voraussichtlich zur gewohnten Zeit um zehn Uhr in Kiel anlegen werden, was letztlich auch der Fall ist. Wusste ich's doch! Noch von meiner Kabine aus bekomme ich das Drehmanöver mit und freue mich darüber, dass die Fantasy, anders als lange Zeit üblich, auch dies zum Anlass nimmt, dreimal ihr Typhon ertönen zu lassen.
Ab halb zehn erfolgen die Durchsagen in etwa im Zehnminutentakt, setzen uns über die aktuellen Einreisebestimmungen und die zu beachtenden Maßnahmen an Land in Kenntnis und regeln die Ausschiffung, die genau wie die Einschiffung Deck für Deck ablaufen wird. Bis dahin werden alle Passagiere gebeten, von halb zehn an auf der Kabine zu warten, bis für das jeweilige Deck die Freigabe zum Verlassen des Schiffes (und damit gleichzeitig auch zum Verlassen der Kabine) erfolgt. Als einschränkend empfinde ich diese "Mini-Quarantäne" nicht, da ich ohnehin noch mit meinem kleinen, aber feinen Frühstück beschäftigt bin. Vor meinem Fenster lockt da bereits wieder die Sonne, und ich kann es kaum noch erwarten, den Rest unserer Liegezeit wieder auf den oberen Decks zu verbringen.
Oh, wie sehr freue ich mich, noch eine weitere "Runde" mitfahren zu dürfen!
Zunächst allerdings gilt es, mir für die zweite Fahrt meine neue Bordkarte zu organisieren. Praktischerweise brauche ich das Schiff dafür nicht zu verlassen, sondern kann mir diese genauso gut auch an der Rezeption an Bord ausstellen lassen, die ich gestern auch bereits über meine Doppelreise informiert hatte. Alles klappt reibungslos, und auch ein irrtümlicher Besuch des Reinigungspersonals, um meine Kabine für den nächsten Passagier herzurichten, bleibt mir diesmal erspart, was auf meiner Doppelfahrt vor einem Jahr noch anders gewesen war.
Das herrliche Wetter verleitet mich auch heute wieder dazu, mir mein Mittagessen an Deck schmecken zu lassen. Und auf das planmäßige Wiedereinsetzen der Maschinengeräusche brauche ich dabei diesmal auch nicht zu verzichten. Als es schließlich wieder losgeht, weiß ich heute um zwei Zuschauer in der Ferne: Meine Eltern verfolgen den Aufbruch der Fantasy von zu Hause aus per Webcam.
Auch als wir wieder auf See sind, bleibt es sonnig. Auffrischender Wind sorgt allerdings schon recht bald für einige Abkühlung, was mich jedoch nicht im Geringsten stört. Auf wunderbare Weise vermischen sich die Windgeräusche mit denen des Schiffs, was im Zusammenwirken mit einem trotz einiger Wolken abermals umwerfend schönen Sonnenuntergang und dem anschließenden Wiederaufleben dieser unnachahmlichen nächtlichen Stimmung eine wahrhaft magische Atmosphäre bewirkt, der ich mich einmal aufs Neue nur schwer entziehen kann. Es ist einfach nur unglaublich schön.
In Oslo ist es am darauffolgenden Tag ebenfalls kühler, windig und anfangs bewölkt, so dass ich mich diesmal dazu entschließe, drinnen zu Mittag zu essen. In meiner Lieblingsverköstigungseinrichtung - ich verpasse die Öffnungszeit diesmal doch glatt um fünf Minuten - habe ich mich in den letzten Tagen längst zum Stammkunden "emporgearbeitet", so dass ich lediglich "das Gleiche wie immer" zu bestellen brauche. "Same procedure as every year", quittiert die Bedienung dies mit einem Augenzwinkern, und wir kommen, da sich der Andrang noch sehr in Grenzen hält, kurz miteinander ins Gespräch. Ich erzähle von meiner doppelten Mini-Kreuzfahrt, und wir freuen uns gemeinsam darüber, dass die Schiffe endlich wieder fahren dürfen. Wie sehr wünsche ich Color Line, dass dies auch so bleiben wird!
Na, wen haben wir denn da? Auch die Color Carrier ist wieder vor Ort und leistet der Fantasy während ihrer Liegezeit Gesellschaft. Stets freue ich mich, wenn ich die Frachtfähre sehe, die in meinen Augen irgendwie etwas Knuffiges an sich hat. Vielleicht liegt es daran, dass sie von der deutlich größeren Fantasy aus betrachtet so klein und niedlich wirkt.
Als wir (wieder ohne jegliche Verzögerung und mit dreimaligem Typhonsignal) ablegen, hat die Sonne die Vorherrschaft am Himmel längst zurückerobert und wird diese auch bis in die Abendstunden hinein behaupten können. Was also sollte mich davon abhalten, auch den vierten Tag meiner Reise wieder hauptsächlich an Deck zu verbringen, wo ich mich auch von zwei leichten und nur kurzen Schauern nicht vertreiben lasse.
Düstere Wolken sorgen dabei zwischenzeitlich für eine Lichtstimmung, die man so auch nicht jeden Tag zu sehen bekommt.
Zwischendurch schlendere ich ein wenig über die Promenade, die ich zu dieser Jahreszeit auch schon deutlich stärker frequentiert erlebt habe, als es Corona-bedingt auf dieser Reise der Fall ist.
Erneut ist uns eine wundervolle Abendstimmung beschieden.
Einmal mehr statte ich schließlich der Observation Lounge einen Besuch ab, wo - neben der neu hinzugekommenen Maskenpflicht - ebenfalls dieselben Regeln gelten wie schon vor einem Jahr. So wird man am Eingang zunächst aufgefordert, zu warten, bis man, nach obligatorischer Händedesinfektion, von einer Bedienung abgeholt und zu seinem Platz geführt wird, den man aber nach wie vor frei wählen darf. Verlässt man die Bar, wird - wie in allen anderen Bordeinrichtungen auch - der Tisch desinfiziert. Obschon ich mit den Schutzmaßnahmen grundsätzlich zufrieden bin, habe ich hier dennoch so meine Bedenken. Denn eine Begrenzung der Anzahl an Gästen scheint es nicht zu geben, wobei ich es durchaus angebracht fände, nur höchstens jeden zweiten Tisch zu besetzen, um den Mindestabstand gewährleisten zu können. Ich bin deshalb froh, einen Platz in einiger Entfernung vom Hauptgeschehen zu bekommen mit mehreren unbesetzten Tischen als Sicherheitsabstand. Diese wurden auch bereits für den kommenden Tag eingedeckt, weshalb ich nicht davon ausgehe, dass diese im Verlauf des Abends noch einmal neu besetzt werden (was auch tatsächlich nicht passiert).
Als es mich anschließend wieder hinaus an Deck zieht, bekomme ich mit, wie uns zuerst die AIDAprima und kurz darauf die Vasco da Gama von nicko cruises (dank eines Fotos hier in diesem Forum war es mir später möglich, die Schiffe zu identifizieren) entgegenkommen. Beide Schiffe fahren dabei so nah an uns vorüber, dass zahlreiche Einzelheiten erkennbar sind. Anders als in den vorherigen Nächten nehme ich es mit der Uhrzeit heute nicht ganz so genau und gebe mich noch einmal ausgiebig dieser märchenhaften nächtlichen Atmosphäre hin, bevor ich in den frühen Morgenstunden schlussendlich meine Kabine aufsuche.
Wie sehr freue ich mich, dass ich die Fantasy nun endlich wieder in Fahrt erleben und dabei einmal mehr einen Schatz an neuen kostbaren Eindrücken sammeln durfte, für die ich zutiefst dankbar bin. Was für eine unvergessliche und intensive Reise das wieder war! Ich wünsche Color Line von Herzen, dass ihnen eine weitere Zwangspause erspart bleiben wird.
Mach es gut und hoffentlich bis bald, liebe Fantasy! Und bis dahin hab immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!
nicht weniger als ein Jahr nach meiner letzten Mini-Kreuzfahrt - und damit der längsten Pause zwischen zwei Mini-Kreuzfahrten, die ich seit über zehn Jahren erlebt habe - hieß es nach langem Sehnen und Hoffen vom 4. bis 8. August endlich einmal aufs Neue Schiff ahoi und Leinen los an Bord der Color Fantasy! Und ja, beim Datum ist mir kein Schreibfehler unterlaufen, denn da der Nachholbedarf entsprechend groß war, habe ich es mir, wie bereits vor einem Jahr, so auch diesmal nicht nehmen lassen, zwei Mini-Kreuzfahrten hintereinander zu buchen.
Einem längst bewährten Prinzip folgend, habe ich auch diesmal wieder ein kleines Vorprogramm mit eingeplant, so dass ich bereits am Nachmittag des Vortages bei bestem Sommerwetter in Kiel eintreffe. Für die Bestätigung, dass besagtes Programm auch tatsächlich so stattfinden kann, wie ich es mir erhofft habe, benötige ich vom Hauptbahnhof nur wenige Schritte in Richtung Hafen: Denn dort wartet bereits die Stena Scandinavica, auf die ich mich schon gefreut hatte und in deren unmittelbarer Nähe ich nach Herzenslust die Schiffsatmosphäre genieße, die mir so lange verwehrt geblieben ist.
Als die Fähre um kurz nach halb sieben schließlich aufbricht und nur wenig später ihren Bug in Fahrtrichtung dreht, bekomme ich dabei sogar dreimal ihr Typhon zu hören. Schöner könnte der Auftakt zu meiner eigenen Seereise nicht sein!
Ich spaziere außerdem noch ein wenig im Hafen umher und stoße dabei auf so manches maritime Stillleben, das entsprechend gewürdigt werden will.
Am nächsten Morgen verlasse ich das Hotel bei ebenfalls wieder wunderbarem Wetter und bin dabei so zeitig unterwegs, dass ich die Fantasy von der Klappbrücke aus, die hinüber zum Norwegenkai führt, noch bei ihrem Drehmanöver beobachten kann. Mir bleibt also genügend Zeit (sonst könnte ich ja womöglich etwas verpassen ... ), um wie im letzten Jahr den Umweg über die Hochstraße zu nehmen, der gegenwärtig die schnellste Möglichkeit darstellt, um zum Kai zu gelangen. Die Abkürzung durch das Terminal fällt hingegen weg, da dieses aufgrund der Corona-Bestimmungen erst ab elf Uhr betreten werden darf. Mit der Fantasy liefere ich mir eine Art Wettlauf, der am Ende unentschieden ausfallen wird: In etwa zeitgleich mit ihr erreiche ich den Kai, während sie noch im Rückwärtsgang und von der Sonne aufs Schönste in Szene gesetzt die letzten Meter zurücklegt und mich dabei in den Genuss einer ersten Kostprobe ihrer Maschinengeräusche, dieses so unverwechselbaren Schiffssounds kommen lässt, der zu jeder Schiffsreise einfach mit dazugehört und den ich so lange schon nicht mehr vernommen habe. Mir geht das Herz auf!
Gleich um elf Uhr widme ich mich dem Check-in, und es wird ein klein wenig spannend. Wie Color Line seit einiger Zeit auf ihrer Homepage angibt, wird als Impfnachweis ausschließlich das digitale Impfzertifikat anerkannt. Da die CovPass-App auf meinem Handy jedoch nicht läuft, habe ich die QR-Codes nur in ausgedruckter Form vorzuweisen, so wie ich sie in der Apotheke erhalten habe. Eigentlich zuversichtlich, dass das genügen sollte, bin ich dennoch etwas erleichtert, als meine Zertifikate dann auch tatsächlich anstandslos akzeptiert und eingescannt werden. In der Folge kann ich mich nun Punkt zwei zuwenden: Aufgrund der sehr hohen Auslastung des Servicecenters in den vergangenen Wochen war es mir nicht gelungen, bereits im Vorfeld zu klären, dass ich während meiner Doppelreise auch durchgängig ein und dieselbe Kabine behalten darf. Dies gilt es daher jetzt nachzuholen. Die Sache scheint sich allerdings nicht ganz so einfach zu gestalten wie erhofft ...
Eine Weile kann ich der freundlichen und sehr bemühten Dame am Schalter lediglich dabei zusehen, wie sie sich mit konzentriertem Blick durch das System klickt. Sie lässt mich wissen, dass die Fantasy im Rahmen der derzeit erlaubten (ich glaube, maximal halben Auslastung) ausgebucht und es daher schwierig sei, die Belegungen meinen Wünschen entsprechend zurechtzuschieben. Oha ... Letztlich gelingt es aber dennoch, alles zu meiner Zufriedenheit zu regeln und mich mit der Aussicht auf eine Vierbett-Außenkabine auf Deck neun wieder zu entlassen, so dass ich mich bis zur Einschiffung unbeschwert weiter dem Blick auf das Schiff hingeben kann.
Wie schon vor einem Jahr findet die Einschiffung auch diesmal nach Decks gestaffelt statt. Für mich als Bewohnerin von Deck neun bedeutet dies, dass ich um Viertel nach eins und damit zur üblichen Einschiffungszeit in Vor-Corona-Zeiten an Bord gehen darf. Meine Unterkunft erwartet mich dort an Steuerbord oberhalb des hinteren Rettungsbootes. Sofort fällt mir eine Neuerung auf, die ich sehr begrüße: Die Kartenscanner an den Türen wurden ausgetauscht, so dass es zum Öffnen der Tür nun genügt, die Bordkarte einfach nur davorzuhalten. Wie ich noch feststellen werde, ist es noch nicht einmal mehr notwendig, die Karte überhaupt aus der Tasche holen. Stattdessen reicht es aus, einfach die Tasche selbst gegen die Tür zu halten, sofern die Bordkarte nicht zu tief in deren sonstigem Inhalt verborgen ist.
Damit nicht genug, wartet auch das Innere der Kabine mit einer kleinen Veränderung auf: Das Sofa wurde durch ein neues ersetzt, welches sich lediglich in der Farbe, nicht aber in der Art vom vorherigen unterscheidet und ebenfalls gut zur übrigen Einrichtung passt.
Auch verströmt es noch einen richtig neuen Geruch - was ich von der Toilette diesmal leider ganz und gar nicht behaupten kann, wie ich im Color-Line-Thread ja bereits erwähnt habe. Wie ich aber ja ebenfalls schon geschildert habe, wurde dieser Mangel umgehend und zu meiner vollen Zufriedenheit beseitigt, so dass mir diese Begebenheit letztlich vielmehr als ein Beispiels hervorragenden Services vonseiten der Besatzung in Erinnerung bleiben wird. (Dass sich das nicht so bald wiederholen wird, einmal vorausgesetzt, wovon ich aber nicht ausgehe.)
Und noch ein weiterer kleiner Schreck bleibt mir nicht erspart: "Truck drivers only" prangt ein Schild neben der Tür, als ich auf Deck sieben das erste Mal nach draußen gehen möchte. Wie bitte?! Die werden mir Deck sieben doch nicht etwa über die gesamte Reise hinweg vorenthalten, denke ich erschrocken. Das wäre ja gerade so, als hätten die mir nur ein halbes Schiff geschickt ... Die Entwarnung aber folgt auf dem Fuße, denn an Deck ist beidseits lediglich der Bereich zwischen den hinteren Rettungsinseln und dem Heck abgesperrt, der Corona-bedingt den Lkw-Fahrern als ihr separates Außendeck vorbehalten ist. Für mich bleibt also noch "genügend Deck sieben" übrig, so dass ich mit dieser kleinen Einschränkung letzten Endes gut leben kann. Zudem erwarten mich auch auf den oberen Decks keine weiteren Sperrungen.
Nachdem ich mich davon überzeugen konnte, dass die Fantasy auch nach dem zweiten Lockdown wieder hervorragend gepflegt ist, wird es irgendwann Zeit für mein verspätetes Mittagessen, wofür ich ganz meiner Gewohnheit folgend in die Sports & Burger Bar einkehre. Im Hinblick auf die Infektionsschutzmaßnahmen hat sich hier gegenüber dem Vorjahr nichts verändert, so dass die Tische auch weiterhin durch Plexiglasscheiben etwas besser voneinander abgetrennt sind, aber nach wie vor, anders als die Barhocker, alle genutzt werden dürfen. Vor dem Eingang befindet sich ein Desinfektionsmittelspender. Überhaupt sind mir die Corona-Regeln an Bord bereits bestens vertraut: Die Promenade ist weiterhin mittels Pfeilen in eine Spur je Laufrichtung unterteilt, und auch hier steht vor allen Verköstigungseinrichtungen sowie an der Rezeption Desinfektionsmittel bereit. Soweit ich es beurteilen kann, sind alle Restaurants, Bars und Geschäfte zu den üblichen Zeiten geöffnet. Die Fahrstühle dürfen höchstens von vier Personen gleichzeitig genutzt werden, sofern diese nicht ein und derselben Reisegruppe angehören. Dazu finden sich vielerorts Aufkleber, die an das Abstandsgebot erinnern.
Dennoch ist nicht alles beim Alten geblieben, und eine - in meinen Augen wichtige - Verhaltensregel wurde noch hinzugefügt: Überall im Schiffsinneren, außer natürlich in den Bars und Restaurants am eigenen Tisch, müssen nun medizinische oder FFP2-Masken getragen werden. Draußen wird dies nur verlangt, wenn man an der Sunset Bar ansteht, die auf Deck dreizehn Getränke und Knabberzeug bereithält. Mein Eindruck ist, dass die Maskenpflich größteinteils auch gewissenhaft eingehalten wird. Ich bin darüber sehr froh und empfinde dies nicht etwa als störend, sondern, ganz im Gegenteil, vielmehr als sicherheitsstiftend und hätte mir diese Maßnahme auch bereits vor einem Jahr gewünscht. Hinzu kommt, dass alle Reisenden die 3G-Regel erfüllen müssen, was mir ebenfalls ein besseres Gefühl verschafft, wenngleich es hundertprozentige Sicherheit natürlich nicht geben kann.
Kurz nach dem Ablegen kommt uns die Color Carrier entgegen, die ich auf dieser Reise noch häufiger zu Gesicht bekommen werde.
Bis in den Abend hinein bleibt es sonnig und warm, so dass mich wieder einmal nichts davon abhalten kann, meinen ersten Reisetag ganz meinen Vorlieben entsprechend an Deck zu genießen.
Langsam, aber sicher geht die gleißende Nachmittagssonne in ein wunderschönes Abendrot über und lässt die Fantasy in immer goldenerem Licht erstrahlen.
Die Stimmung ist einfach unbeschreiblich, und ich wehre mich nicht dagegen, als sich ein paar Freudentränen ihren Weg bahnen wollen.
Und dann erwacht sie, diese für mich immer wieder aufs Neue so unvergleichliche Zauberwelt der nächtlich beleuchteten Schiffsdecks, von der ich unbedingt noch eine erste Kostprobe brauche, bevor ich, später als für mich sonst üblich, schließlich die Observation Lounge besuche, die für mich stets ein fester Programmpunkt ist.
Um kurz nach drei Uhr, als sich in einem zarten Schimmer am Horizont bereits die Morgendämmerung ankündigt, suche ich schließlich nach einem wundervollen ersten Reisetag meine Kabine auf.
Am folgenden Morgen scheint es, als hätten wir das herrliche Wetter einfach mit uns mitgenommen, denn Oslo empfängt uns, von einigen harmlosen Wolken einmal abgesehen, ebenfalls mit Sonnenschein und Temperaturen, die allenfalls geringfügig unter den Werten von gestern liegen. Zudem weht ein nur mäßiger Wind, so dass ich mein Mittagsmenü, welches ich mir gleich um ein Uhr, der Öffnungszeit der Sports & Burger Bar, hole, heute an Deck verspeise. Dabei freue ich mich schon auf den Moment, wenn um etwa halb zwei die Schiffsmaschinen anlaufen und wieder ihr unverkennbares Wummern vernehmen lassen.
Es bleibt jedoch still. Auch um kurz vor zwei Uhr tut sich nichts. Was ist da bloß los?! Eine Durchsage informiert uns schließlich darüber, dass es Probleme beim Beladen gebe und sich unsere Abfahrt um voraussichtlich eine halbe Stunde verzögern werde. Gespannt beobachte ich von der Reling aus das Geschehen (oder eben auch Nicht-Geschehen ...). Vor der Bugpforte stauen sich die Autos, einige stehen noch auf dem Parkplatz. Die Zeit vergeht. Ob es ein Fahrzeug ist, welches Probleme bereitet, oder aber die Fantasy selbst, wird uns nicht verraten. Zu guter Letzt findet in ihrem Bauch aber alles seinen Platz, so dass wir um zehn Minuten vor drei endlich wieder in See stechen können - und das zu meinem Vergnügen nicht ohne drei kräftige Hornsignale!
Gerade stehe ich für einen Kaffee an der Sunset Bar an, da nähert sich uns ein weiteres Mal die Color Carrier. Mit verlangsamter Fahrt lässt sie ihrer verspäteten großen Schwester den Vortritt. Gleiches tue auch ich mit meinem Nachfolger in der Schlange, denn mein Kaffee muss kurz warten. Dass man auf einer Mini-Kreuzfahrt um drei Uhr die Color Carrier bei ihrer Ankunft in Oslo trifft, hat man ja immerhin auch nicht alle Tage! Die außerplanmäßige Begegnung mit ihr möchte ich daher unbedingt mitverfolgen.
Auch der zweite Reisetag ist durchgängig von Sonnenschein und Wärme geprägt.
Während unserer Fjordpassage lässt die Fantasy - dies habe ich vermutlich einigen Bootsausflüglern zu verdanken - noch zwei weitere Male ihr Horn erklingen. Mir ist das nur recht, und meinetwegen könnte der gesamte Fjord mit Booten übersät sein ...
Nachdem ich mich im Promenade Café mit heißem Wasser für meine Thermoskanne versorgt habe, mache ich es mir auf Deck sieben gemütlich, wo ich, mit Tee bestens versorgt, in aller Ruhe die letzten Ausläufer der Schärenlandschaft an mir vorüberziehen lasse.
Sanft gleitet die Fantasy auf der ruhigen See dahin, dabei beschienen von der Abendsonne, die uns auch an diesem Tag einen traumhaft schönen Sonnenuntergang bescheren wird.
Der Magic begegnen wir in dieser Nacht eine halbe Stunde später als üblich und damit erst gegen Mitternacht. Immerhin aber haben wir einen Teil der Verspätung bereits aufgeholt. Und den Rest wird die Fantasy sicherlich auch noch schaffen, wie ich sie kenne!
Auch die zweite Nacht macht es mir mit ihren nach wie vor milden Temperaturen nicht gerade leicht, doch zumindest ein Minimum an Schlaf zu bekommen, und ich muss mich schon ein wenig zwingen, mich um drei Uhr in der Früh letztlich dann doch auf die Kabine zu begeben. Denn nach dieser wunderbaren ersten Reise wird die zweite sogleich folgen, und auch da möchte ich die Fantasy nachts nicht vollkommen unbeaufsichtigt lassen ...
Wie an den vergangenen beiden Tagen bin ich am nächsten Morgen bereits wach, als um neun Uhr die erste Durchsage erklingt, die uns darüber informiert, dass wir voraussichtlich zur gewohnten Zeit um zehn Uhr in Kiel anlegen werden, was letztlich auch der Fall ist. Wusste ich's doch! Noch von meiner Kabine aus bekomme ich das Drehmanöver mit und freue mich darüber, dass die Fantasy, anders als lange Zeit üblich, auch dies zum Anlass nimmt, dreimal ihr Typhon ertönen zu lassen.
Ab halb zehn erfolgen die Durchsagen in etwa im Zehnminutentakt, setzen uns über die aktuellen Einreisebestimmungen und die zu beachtenden Maßnahmen an Land in Kenntnis und regeln die Ausschiffung, die genau wie die Einschiffung Deck für Deck ablaufen wird. Bis dahin werden alle Passagiere gebeten, von halb zehn an auf der Kabine zu warten, bis für das jeweilige Deck die Freigabe zum Verlassen des Schiffes (und damit gleichzeitig auch zum Verlassen der Kabine) erfolgt. Als einschränkend empfinde ich diese "Mini-Quarantäne" nicht, da ich ohnehin noch mit meinem kleinen, aber feinen Frühstück beschäftigt bin. Vor meinem Fenster lockt da bereits wieder die Sonne, und ich kann es kaum noch erwarten, den Rest unserer Liegezeit wieder auf den oberen Decks zu verbringen.
Oh, wie sehr freue ich mich, noch eine weitere "Runde" mitfahren zu dürfen!
Zunächst allerdings gilt es, mir für die zweite Fahrt meine neue Bordkarte zu organisieren. Praktischerweise brauche ich das Schiff dafür nicht zu verlassen, sondern kann mir diese genauso gut auch an der Rezeption an Bord ausstellen lassen, die ich gestern auch bereits über meine Doppelreise informiert hatte. Alles klappt reibungslos, und auch ein irrtümlicher Besuch des Reinigungspersonals, um meine Kabine für den nächsten Passagier herzurichten, bleibt mir diesmal erspart, was auf meiner Doppelfahrt vor einem Jahr noch anders gewesen war.
Das herrliche Wetter verleitet mich auch heute wieder dazu, mir mein Mittagessen an Deck schmecken zu lassen. Und auf das planmäßige Wiedereinsetzen der Maschinengeräusche brauche ich dabei diesmal auch nicht zu verzichten. Als es schließlich wieder losgeht, weiß ich heute um zwei Zuschauer in der Ferne: Meine Eltern verfolgen den Aufbruch der Fantasy von zu Hause aus per Webcam.
Auch als wir wieder auf See sind, bleibt es sonnig. Auffrischender Wind sorgt allerdings schon recht bald für einige Abkühlung, was mich jedoch nicht im Geringsten stört. Auf wunderbare Weise vermischen sich die Windgeräusche mit denen des Schiffs, was im Zusammenwirken mit einem trotz einiger Wolken abermals umwerfend schönen Sonnenuntergang und dem anschließenden Wiederaufleben dieser unnachahmlichen nächtlichen Stimmung eine wahrhaft magische Atmosphäre bewirkt, der ich mich einmal aufs Neue nur schwer entziehen kann. Es ist einfach nur unglaublich schön.
In Oslo ist es am darauffolgenden Tag ebenfalls kühler, windig und anfangs bewölkt, so dass ich mich diesmal dazu entschließe, drinnen zu Mittag zu essen. In meiner Lieblingsverköstigungseinrichtung - ich verpasse die Öffnungszeit diesmal doch glatt um fünf Minuten - habe ich mich in den letzten Tagen längst zum Stammkunden "emporgearbeitet", so dass ich lediglich "das Gleiche wie immer" zu bestellen brauche. "Same procedure as every year", quittiert die Bedienung dies mit einem Augenzwinkern, und wir kommen, da sich der Andrang noch sehr in Grenzen hält, kurz miteinander ins Gespräch. Ich erzähle von meiner doppelten Mini-Kreuzfahrt, und wir freuen uns gemeinsam darüber, dass die Schiffe endlich wieder fahren dürfen. Wie sehr wünsche ich Color Line, dass dies auch so bleiben wird!
Na, wen haben wir denn da? Auch die Color Carrier ist wieder vor Ort und leistet der Fantasy während ihrer Liegezeit Gesellschaft. Stets freue ich mich, wenn ich die Frachtfähre sehe, die in meinen Augen irgendwie etwas Knuffiges an sich hat. Vielleicht liegt es daran, dass sie von der deutlich größeren Fantasy aus betrachtet so klein und niedlich wirkt.
Als wir (wieder ohne jegliche Verzögerung und mit dreimaligem Typhonsignal) ablegen, hat die Sonne die Vorherrschaft am Himmel längst zurückerobert und wird diese auch bis in die Abendstunden hinein behaupten können. Was also sollte mich davon abhalten, auch den vierten Tag meiner Reise wieder hauptsächlich an Deck zu verbringen, wo ich mich auch von zwei leichten und nur kurzen Schauern nicht vertreiben lasse.
Düstere Wolken sorgen dabei zwischenzeitlich für eine Lichtstimmung, die man so auch nicht jeden Tag zu sehen bekommt.
Zwischendurch schlendere ich ein wenig über die Promenade, die ich zu dieser Jahreszeit auch schon deutlich stärker frequentiert erlebt habe, als es Corona-bedingt auf dieser Reise der Fall ist.
Erneut ist uns eine wundervolle Abendstimmung beschieden.
Einmal mehr statte ich schließlich der Observation Lounge einen Besuch ab, wo - neben der neu hinzugekommenen Maskenpflicht - ebenfalls dieselben Regeln gelten wie schon vor einem Jahr. So wird man am Eingang zunächst aufgefordert, zu warten, bis man, nach obligatorischer Händedesinfektion, von einer Bedienung abgeholt und zu seinem Platz geführt wird, den man aber nach wie vor frei wählen darf. Verlässt man die Bar, wird - wie in allen anderen Bordeinrichtungen auch - der Tisch desinfiziert. Obschon ich mit den Schutzmaßnahmen grundsätzlich zufrieden bin, habe ich hier dennoch so meine Bedenken. Denn eine Begrenzung der Anzahl an Gästen scheint es nicht zu geben, wobei ich es durchaus angebracht fände, nur höchstens jeden zweiten Tisch zu besetzen, um den Mindestabstand gewährleisten zu können. Ich bin deshalb froh, einen Platz in einiger Entfernung vom Hauptgeschehen zu bekommen mit mehreren unbesetzten Tischen als Sicherheitsabstand. Diese wurden auch bereits für den kommenden Tag eingedeckt, weshalb ich nicht davon ausgehe, dass diese im Verlauf des Abends noch einmal neu besetzt werden (was auch tatsächlich nicht passiert).
Als es mich anschließend wieder hinaus an Deck zieht, bekomme ich mit, wie uns zuerst die AIDAprima und kurz darauf die Vasco da Gama von nicko cruises (dank eines Fotos hier in diesem Forum war es mir später möglich, die Schiffe zu identifizieren) entgegenkommen. Beide Schiffe fahren dabei so nah an uns vorüber, dass zahlreiche Einzelheiten erkennbar sind. Anders als in den vorherigen Nächten nehme ich es mit der Uhrzeit heute nicht ganz so genau und gebe mich noch einmal ausgiebig dieser märchenhaften nächtlichen Atmosphäre hin, bevor ich in den frühen Morgenstunden schlussendlich meine Kabine aufsuche.
Wie sehr freue ich mich, dass ich die Fantasy nun endlich wieder in Fahrt erleben und dabei einmal mehr einen Schatz an neuen kostbaren Eindrücken sammeln durfte, für die ich zutiefst dankbar bin. Was für eine unvergessliche und intensive Reise das wieder war! Ich wünsche Color Line von Herzen, dass ihnen eine weitere Zwangspause erspart bleiben wird.
Mach es gut und hoffentlich bis bald, liebe Fantasy! Und bis dahin hab immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!