Mit der „Mein Schiff 1“ (316x36m) ging es vom 19.-26.09.2021 ab Kiel für eine Woche nach Norwegen. Vom Wetter im frühen Herbst darf man da oben natürlich nicht mehr all zu viel erwarten, aber man kann auch im Sommer Pech haben, und letztlich wurde es doch besser als die Wetterprognosen zunächst angaben.
Los ging es am Sonntagabend bei bewölktem Himmel in Kiel. Ich hatte eine Balkonkabine auf Deck 8, die modern und geräumig ist.

Um 19 Uhr legte das Schiff überpünktlich ab, die Ausfahrt in Kiel ist recht schnell erledigt, zumal die Dunkelheit Einzug hielt. Dann ging es noch essen und ich begab mich nochmal nach draußen, um gegen Mitternacht die Passage der Storebeltbrücke zu erleben.


So wenig Platz unter der Brücke hatte ich bisher bei keinem Schiff erlebt, ich war schon einige Male hier mit den Fähren von/nach Göteborg oder Oslo durchgefahren. Immer wieder ein Erlebnis diese Brückendurchfahrt. Dann ging es ins Bett.
Am nächsten Tag war Seetag auf Ost- und Nordsee, die Sonne schien. Der Wind kam von hinten, glich die Geschwindigkeit des Schiffes aus, so dass an Bord quasi Windstille herrschte. Bei 16°C konnte man an Deck sitzen, Kaffee und Meer genießen.

Der blaue Himmel und die wärmende Sonne ließen fast vergessen, dass man sich Richtung Norden bewegte und nicht im Mittelmeer war. Am späten Vormittag wurde die Nordspitze Dänemarks umrundet, zahlreiche Schiffe lagen hier auf Reede. Am Abend war die Südküste Norwegens in Sicht.


Am nächsten Morgen liefen wir in Bergen ein, der Himmel war bedeckt und es sah regnerisch aus, erstes Highlight war das Unterfahren der großen Brücke (Askøybrua) kurz vor Ankunft im Morgengrauen. Das Schiff drehte und legte an. Dann ging es zum Frühstück.

Da individuelle Landgänge wieder möglich sind, begab ich mich am Vormittag auf Stadtbummel. Vom Schiff sind es nur 200m durch den Hafen und man ist direkt in der Stadt. Es blieb trocken, der Himmel riss teilweise fast auf. Der Wetterbericht hatte Sturm und Dauerregen angesagt, das traf alles nicht zu.
So ging es quer durch die Stadt vorbei an Kirchen, Parks, dem Hafen bis Bryggen und zur Festung. Die Bergbahnen hatten geschlossen.

Johanneskirche

Byparken




Seefahrerdenkmal



Bryygen

Festung



Mariakirche
Ich war 2014 schon mal in Bergen, ohne damals viel von der Stadt zu sehen, da ging es auf die Hurtigrute. Mein Schiff von damals, die „Trollfjord“ lag nun aufgelegt hier im Hafen, ein trauriger Anblick.

Um 17 Uhr ging es wieder los, und nochmals musste die Askøybrua unterquert werden, nun hatte aber Regen eingesetzt. Auf der weiteren Ausfahrt Richtung Meer passiert man kleine Felsinseln, wie die Schären in der Ostsee, und die MS1 fuhr weiter Richtung Norden.



Gegen 3 Uhr war ich kurz munter, wir waren südlich von Alesund an der Einfahrt zum Storfjord. Eine riesige schwarze Felswand ragte in den dunklen Himmel. Das dürfte nachher im Geirangerfjord noch dramatischer werden… ich schlief noch bis ca. 4.45h, dann begab ich mich doch auf den Balkon. Wir fuhren gen Süden im Sunnylvsfjord. Steile Felswände ragten am nahen Ufer empor, darüber funkelten die Sterne. Ein kräftiger Wind blies, der noch „warm“ war. Dann öffnete sich nach links in den steilen Felsen ein Weg, die Zufahrt zum Geirangerfjord. Im Dunkeln sah das sehr schmal aus, sollte das riesige Schiff hier reinpassen? Wir drehten hinein, der Wind wurde nun merklich kälter, die Außentemperaturen waren auf 5°C gesunken. Der klare Himmel wurde langsam heller, Sterne funkelten hoch oben über dem Fjord. Im weiteren Verlauf nahm der Wind im Schutz der Felswände ab, die Dämmerung kam auf und schließlich ging das Schiff mit Sonnenaufgang (der aber hinter den Bergen unsichtbar war) vor Geiranger auf Reede. Ein Anlegen war wegen befürchteter Winde über den Tag nicht möglich. Allerdings irrte der Wetterbericht auch hier.


Es war klar und kalt, wurde heller und ich ging frühstücken. Bereits kurz nach 8 Uhr ging mein Tenderboot nach Geiranger. Die Rettungsboote wurden dabei vollgemacht. Abstände spielten plötzlich keine Rolle, die Maske reicht… Naja, an Land angekommen, ging es zum Ausflugsbus, der kurz vor 9h abfuhr. Die Sonne strahlte, als es die Serpentinen hinauf ging zur „Adlerkehre“, von wo man einen fantastischen Blick in die Tiefe und den Fjord hat. Das Schiff und der Ort erschienen winzig von hier oben.

Adlerkehre

Blick ins Tal zum G-Fjord




Vorbeifahrt am ankernden Schiff
Nach kurzen 15 Min. ging es bereits weiter, wieder runter und am Schiff vorbei, das im Fjord lag, und hinter Geiranger den Berg wieder hoch. Hier folgte ein Fotostopp mit Blick auf den Fjord. Danach ging es weiter hoch, durch zunehmend kargere Landschaft, Serpentinen entlang durch Felsen und immer spärlich werdende Vegetation, die hier oben schon die Blätter abwarf.

Der Himmel wölkte mehr und mehr zu, bis wir den Gipfel des 1476m hohen Berges Dalsnibba erreichten. Hier oben war es nun richtig kalt und stürmisch. Schnee lag (noch) keiner, der sollte in der nächsten Nacht folgen. Gegenüber blickt man auf einen Gletscher, der durchaus eine imposante Eisschicht am steilen Berg zeigte. Das sieht alles sehr alpin aus, wie man es in den Alpen aber erst in über 2300m erlebt.






Als der Bus zur Rückfahrt startete, fing es an stark zu regnen. Also richtig Glück gehabt! So ging es zurück zum Anleger in Geiranger, hier war es noch trocken. Dennoch fuhr ich zurück aufs Schiff, ging Mittagessen und dann hat es den ganzen Nachmittag nur noch geregnet. Wer also Nachmittagsausflüge hatte (den gleichen Ausflug wie meinen gab es auch noch nachmittags, dann auch billiger) war vom Pech gesegnet…

Die kleine Kirche in Geiranger
Aber noch war nicht aller Tage Abend, denn ich hatte noch eine RIB Tour zum Auslaufen des Schiffs, auf die ich angesichts des Wetters nun gern verzichtet hätte. Dabei war es ein Glücksfall, die Fahrt zu bekommen, denn gerade mal 22 Plätze waren dafür buchbar gewesen… Gegen 18h tenderte das letzte Boot zum Anleger, hier wurde die kleine Gruppe vom lokalen Anbieter in Empfang genommen, es regnete noch immer. In einer Hütte wurde dicke Schutzkleidung angelegt, dann ging es zu den Schlauchbooten. Der Regen hatte aufgehört, der Himmel hellte auf! Es sollte den ganzen Abend trocken bleiben!
Mit dem RIB Speedboot ging es nun auf den Fjord, zum und um das Schiff, welches sich gerade abfahrtbereit machte.

mit so einem Schlauchboot durch den G-Fjord

Weiter ging es durch den Geirangerfjord, mal schnell, mal langsam, mal sehr schnell. Mit dem kleinen Boot kann man nah an die steilen Felswände und an bzw. unter die Wasserfälle fahren. Immer wieder gab es Stopps und Erklärungen vom Bootsfahrer. Es ging vor und zurück im Fjord, quer und im Kreis, das Schiff kam langsam hinterher.

Wasserfall "7 Schwestern"

Nur 4 oder 5 Fälle führten Wasser

Blick nach oben, direkt unter den Fällen



Der Freifall

So nah kommt man den Wasserfällen sonst nicht

Das riesige Schiff erscheint winzig im Fjord
Nach einstündiger Tour in dem Schlauchboot erreichten wir dann gegen 19.20h Hellesylt. Hierher kam etwas später bei einsetzender Dunkelheit auch die „Mein Schiff 1“ und legte an, um uns und andere Gäste die eine Ganztagestour ab Geiranger gebucht hatten wieder aufzunehmen. Danach ging es langsam wieder gen Norden in den Fjord und in die Nacht…

Der nächste Tag hatte Alesund als Ziel, wo das Schiff bereits um 6 Uhr und noch im Dunkeln anlegte. Es regnete, und sollte lt. Wetterbericht den ganzen Tag durchregnen.

Dennoch ging ich am Vormittag dann von Bord, vom Kai sind es nur 100m durch den Hafen und man ist in der Stadt, hier kann man sich also bequem individuell umsehen. Ich war 2014 schon mal mit Hurtigruten hier. Ich spazierte durch die Stadt, war nach einigen Minuten völlig durchnässt. Was soll’s, nun kann man auch noch den Berg Aksla besteigen. Am Fuß angekommen, hörte der Regen auf, über 400 Treppenstufen galt es nun zu überwinden.

Kirche

Kaiser-Wilhelm-Säule und Blick zum Aksla

Die Treppen nach oben… (und unten)
Ein anstrengender schweißtreibender Aufstieg, währenddessen der Himmel aufriss und die Sonne rauskam. Oben angekommen, auf 189m Höhe, ergab sich ein fantastischer Rundumblick auf das Meer und die Stadt. Teilweise blauer Himmel und Sonnenschein belohnten den Aufstieg.




Jugendstil in der Stadt

Rathaus

Blick hinauf zum Aksla (189m)
Dann ging es wieder hinab, noch ein bisschen durch Park und Stadt und zurück aufs Schiff, es regnete dann trotz Sonnenschein wieder. Nun war umziehen und Mittagessen angesagt, ehe das Schiff um 14 Uhr bereits wieder ablegte, bei wolkigem Wetter und weiteren Schauern. Es ging nun wieder nach Süden, bei rauer welliger See. Am nächsten Morgen stand Stavanger als Ziel auf dem Plan. Hier liegt das Schiff direkt vor der Stadt. Mit schönem Ausblick auf die alten weißen Holzhäuser. Der Himmel war grau und es tröpfelte immer wieder.

Mit dem Bus ging es durch diverse Tunnel, bis nach gut 1h Fahrzeit der Parkplatz am Wanderweg zum Preikestolen erreicht war. Ab hier ging es nun auf eine knapp zweistündige Bergtour zum Preikestolen. Über steile Felspfade geht es nach oben, extrem anstrengend und schweißtreibend! Es regnete immer wieder, Nebel zog auf, Sicht kaum vorhanden. Allerdings möchte ich diese Tortur auch nicht bei heißem Sommerwetter und voller Piste machen…

Schließlich kommt man auf dem berühmten Felsplateau an. Der Weg bis dahin ist landschaftlich sehr schön, urige Natur, aber anstrengend. Sicht war nicht vorhanden, der Nebel stand. Man steht hier 604m oberhalb des Fjords, ohne Geländer oder Sicherung, einige wagten sich an die Kante heran.



Der Abstieg war nicht ganz so extrem, dennoch auf den nassen rutschigen Felsen nicht ungefährlich. Zurück am Parkplatz setzte heftiger Regen ein. Die Leute, die jetzt noch auf dem Pfad waren, hatten sicherlich kein Vergnügen mehr, das kann man dann schon als gefährlich betrachten. Es war erstaunlich, wie viele Wanderer mir beim Abstieg noch entgegen gekommen waren und bei diesem Mistwetter auf den Berg wollten. Ich bin unter den Umständen auch nur hoch, weil der Ausflug nun mal gebucht war…

Der restliche Tag blieb bedeckt und verregnet, am Abend legte die „Mein Schiff 1“ ab und fuhr im Dunkeln hinaus auf die See.
Der nächste Tag war Seetag, und damit wieder Sonnentag… Idealerweise kam der Wind wieder von hinten, somit war es auf dem Schiff warm und sonnig, dazu blauer Himmel – die Nordsee zeigte sich von der allerbesten Seite! Man konnte problemlos draußen sitzen. Gegen Mitternacht kam es kurz vor der Storebeltbrücke zur Begegnung mit AIDAprima, danach ging es durch die Brücke. Und ins Bett.

Morgenstimmung an Deck

Wunderschöner Sonnenaufgang



Karibik-Feeling an Deck


Blauer Himmel den ganzen Tag

Sonnenuntergang

Abschiedsfeier

Treffen mit AIDAprima in der Ostsee

Passage Storebeltbrücke gegen 24 Uhr


Am nächsten Morgen wurde Kiel bei bewölktem Himmel erreicht. Nach dem Frühstück blieb noch etwas Zeit, um an Bord herumzuschlendern, es war windstill. Um 9h ging es dann von Bord, zum Parkhaus und nach Hause.



Video der Kreuzfahrt (44 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=l5f_ZtdpIwQ