März 24: BIRKA GOTLAND, Saisoneröffnung 2024, Schiffs-/Reisebericht, Stockholm-Mariehamn und zurück
Verfasst: Do 28. Mär 2024, 22:14
Hallo an Alle,
kürzlich, konkret vom 23.-24.03. war ich auf der BIRKA GOTLAND nach Mariehamn und zurück unterwegs, weitere Fahrten für dieses Jahr sind gebucht. Im Ostseeraum dürfte sie zumindest für dieses Jahr eines der am meisten antizipierten Schiffe sein.
Mit diesem Schiff eröffnete ich dieses Jahr meine persönliche Saison an Seereisen mit großen Schiffen, da ich im Winterhalbjahr so gut wie nicht fahre.
Hintergründe bzw. Vorbemerkungen zum Schiff
Bei der BIRKA GOTLAND handelt es sich um ein schwedisches Kreuzfahrtschiff für Kurzkreuzfahrten, dessen Bordprodukt aber sehr an einschlägige Kreuzfahrtfähren von Viking Line oder Tallink/Silja und co. erinnert.
Gebaut wurde das Schiff 2004 als BIRKA PARADISE für die in Mariehamn ansässige Reederei Birka Cruises, um ab Stockholm verschiedene Kurzkreuzfahrten nach Mariehamn, sowie Visby oder weitere Ostseehäfen anzubieten. Im Januar 2013 wurde das Schiff in BIRKA STOCKHOLM umbenannt, um dasselbe Programm weiterhin anzubieten.
Mitte März 2020 wurde das Schiff aus sicher allzu bekannten Gründen in Mariehamn aufgelegt und im Juli 2020 stellte die Birka Cruises endgültig seinen Betrieb ein, das Schiff selbst war weiter nach wie vor mit einer sehr ungewissen Zukunft in Mariehamn aufgelegt, sehr zum Bedauern einer großen Fangemeinde. Schließlich gehörte sie genauso zu den liebgewonnenen Schiffen im Ostsee-Verkehr ab Stockholm und co. wie einschlägige Kreuzfahrtfähren aus dem Hause Viking Line sowie Tallink/Silja.
Mit der Zeit häuften sich Spekulationen über den Verbleib des Schiffes, Ende März 2023 kam die Nachricht, dass die Reederei Gotlandsbolaget (Muttergesellschaft u. A. von Destination Gotland) das Schiff gekauft hat. Im August 2023 wurde darüber hinaus bekannt, dass auch Viking Line 50% am Eigentum dieses Schiffes übernimmt und sich am Betrieb der BIRKA GOTLAND beteilige. So entstand kurzer Hand die Reederei „Gotland Alandia Cruises“, betrieben von Viking Line und Gotlandsbolaget, um im Prinzip wieder das Programm zu übernehmen, was bereits zu Birka-Zeiten gefahren wurde, sowie auch von der VIKING CINDERELLA von Viking Line. Diese ist wiederum seit März 2024 auf der Route Stockholm-Mariehamn-Helsinki, zusammen mit der GABRIELLA unterwegs.
Kurzum: die Rückkehr der BIRKA GOTLAND war für sehr viele eine Sensation, die einem Lottogewinn gleicht. Viele Liebhaber, mich miteingeschlossen, haben an die Rückkehr des Schiffes nicht geglaubt, sich eben diese aber innerlich gewünscht.
Der Name BIRKA GOTLAND wurde im Laufe des Herbstes 20233 bekannt gegeben. Das Schiff wurde im November 2023 nach Stockholm, zunächst in den Värtahamnen verlegt, im Februar war sie in Landskrona auf der Werft. Seit dem 20.03.2024 ist sie wieder im Dienst, konkret ab dem Viking-Line-Terminal am Stadsgården in Stockholm.
Sie wird ab Stockholm die eine Nacht langen Kurzreisen nach Mariehamn anbieten, sowie sehr regelmäßig Fahrten nach Visby auf der Insel Gotland. Darüber hinaus sind in der Saison 2024 auch Fahrten nach Härnösand an der hohen Küste geplant, nach Bornholm, Ystad und Riga.
Technische Daten des Schiffes:
-34924 BRZ
-177m lang
-28m breit
-23400 kW Gesamtleistung
-1800 Passagiere
Widmen wir uns, bevor ich zur Reise selbst noch etwas berichte, dem Schiffsrundgang.
Orientieren wir uns am Deckplan:
Wir beginnen auf Deck 11, wo sich ein umlaufendes Deck mit Joggingpfad befindet. Dabei kommt man am Schiebedach über der Terrasse mittschiffs vorbei, früher befand sich dort ein Pool. Zumindest über Aufbauten hinweg hatte man Blick nach vorn, sogar ein fest installiertes Fernglas gibt es.
Deck 10 wird bereits umfangreicher. Ganz vorn, direkt über der Brücke, befand sich einer meiner Lieblingsbereiche, und zwar die Panorama-Lounge „Spabaren“. Sie schloss sich direkt an den Wellness-Bereich an, war für jeden zugänglich und bot tolle Panorama-Blicke nach außen. Solche Bereiche sind mir sehr wichtig und fehlen auf so manchen neuen Schiffen.
Am erwähnten Wellness-Bereich vorbei, den ich nicht besucht habe, geht’s nun in Richtung mittschiffs. Dort erreichen wir die „Terrassen Bar och Kök“. Der ehemalige Poolbereich wurde offenbar großflächig umgerüstet und bietet, wie der Name sagt, eine große Terrasse mittschiffs. Hier finden sich eine Bar an der Seite mit einschlägigen Getränken und einem Mittagsmenü sowie Snacks zum Abend. Mittig befindet sich eine große Tanzfläche, Bühne für die Musiker und viele Sitzgruppen im gesamten Bereich. Das Areal ist mit einem Glasschiebedach versehen.
Seitlich davon finden sich schöne Außendecks.
Weiter in Richtung Heck befindet sich im hinteren Drittel des Schiffes ein großflächiges Außendeck mit Sonnensegel und einer Bar, die während unserer Fahrt geschlossen war, sicherlich aber zur Sommersaison geöffnet wird. Das Deck war natürlich geöffnet, es ist mit mannshohen Glasscheiben versehen, nach hinten hin aber ist der Blick frei, sogar Sonnenliegen gibt es.
Zwei Details dürfen nicht unerwähnt bleiben, auch wenn es nur zwei triviale Dinge sind. Auf den Schiebetüren vom Inneren zum Deck befindet sich das alte Logo von Birka Cruises. Auch das Hinweisschild zur Müllentsorgung stammt aus Birka-Zeiten, wie man Logo und Schriftzug entnehmen kann. Das Augenmerk auf solche Details verdanke ich Johannes7.
Am hinteren Ende des Schiffes findet sich eine tolle Heckgalerie, die mit seitlichen Decks, ja quasi Balkonen bis auf Deck 5 heruntergeht, von eben diesen kleinen seitlichen Terrassen, die durch Überdachungen wind- und regengeschützt sind, ergeben sich tolle Blicke, ich hoffe ich kann es bildmäßig etwa wiedergeben:
Auf Deck befindet sich darüber hinaus noch ein Achterdeck mit weitläufigem Platzangebot inklusive Sonnensegel:
Dazu später mehr. Von Deck 9-7 befinden sich neben den kleinen Heckterrassen mal abgesehen, nur Kabinen. Ich hatte eine Innenkabine auf Deck 9, die im Vergleich zu einschlägigen Kreuzfahrtfähren umfangreicher war. Unter Anderem bot sie nicht nur eine Kleiderstange, sondern einen Kleiderschrank und eine Dusche mit Schiebetür und nicht nur Vorhang.
Schließlich sind wir auf Deck 6 angelangt, beginnen wir am Heck. Hier finden sich die zentralen Restaurants des Schiffes, konkret das französische Á-la-Carte-Restaurant „Bistro Bakfickan“, wo Mittag- und Abendessen angeboten werden. Den größten Anteil nimmt der „Salongen“ ein, wo abends ein Buffet mit Schalentieren angeboten wird sowie hochwertige Á-la-Carte-Gerichte, sowie tagsüber ein Brunch.
Daneben befindet sich das kleine Á-la-Carte-Restaurant „Compagniet“, das vorwiegend auf gegrillte Fleischgerichte abzielt, darunter auch Spezialitäten aus Gotland. Hier speiste ich und war sehr zufrieden.
Weiter mittig befindet sich das große Buffet-Restaurant „Sjösalen“. Hier wird Abendessen in Buffetform angeboten, ebenso wie Frühstück, das meiner Empfindung nach etwas umfangreicher als das bei Viking Line oder Tallink/Silja war und sogar günstiger ist.
In der Nähe befindet sich die Bar „Seglarbaren“, die wie ein Segelschiff gestaltet ist. In der Nähe befinden sich ein Piano sowie genügend Sitzgruppen.
Im vorderen Bereich des Deck 6 befinden sich Konferenzräume. Diese waren mir nicht wichtig, wohl aber das Schiffsmodell, was sich auf Deck 6 inklusive technischen Daten ebenso befindet:
Begeben wir uns auf Deck 5. An das weiter oben erwähnte Achterdeck grenzt der große Nachtclub „Backstage Area“ inklusive Casino an. Tagsüber werden hier Aktivitäten angeboten, abends vorwiegend Tanzmusik inklusive Livebands.
Mittschiffs angekommen sind wir im gleichnamigen „Lobby“-Bereich, wo sich die Rezeption, ein kleines Café sowie Sitzgruppen befinden. Daran angelehnt sind die Bordshops, die für die Zielgruppe solcher Fahrten eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen.
Viel wichtiger war mir dabei das äußere Promenadendeck auf Deck 5 mit schönem Seeblick inklusive eines kleinen, abgerundeten, freitragenden Bereiches auf der Backborseite, der am zweiten Tag unserer Fahrt allerdings eingeschneit wurde.
Die beiden darunter befindlichen Decks sollen nicht weiter relevant sein, da sich dort nur Kabinen befinden, so haben wir den Schiffsrundgang hinter uns gebracht.
An manchen Stellen sah man dem Schiff ehrlich gesagt die 20 Jahre Alter an, aber diese Räumlichkeiten hielten sich in Grenzen. Die neu gemachten Bereiche vermochten m. E. zu überzeugen, an Deck bietet das Schiff mehr als ausreichend Platz und die Crew war kompetent und freundlich und das Essen schmackhaft.
In manchen Punkten merkte man, dass die Crew noch Routine braucht, aber das ist zu Anfangszeiten völlig normal.
Auffällig war, dass man an Bord auf Schwedisch-Kenntnisse angewiesen war, jedenfalls um an der Unterhaltung oder Aktivitäten teilzunehmen. Klar kann die Besatzung auch sehr gut Englisch und die Menüs sowie die wichtigen Durchsagen gibt es auch auf Englisch, aber das Bordprogramm zielt klar auf schwedischsprachiges Klientel ab, was für internationale Passagiere schwierig werden könnte. Wie gut, dass ich gut Schwedisch spreche, auch wenn ich Unterhaltungsprogramme kaum wahrnehme.
Ist die BIRKA GOTLAND jetzt ein Kreuzfahrtschiff oder eher eine Cruiseferry á la Viking Line ohne Autodeck?
Im Prinzip kombiniert sie beides. Die Hardware, also die Aufteilung, Räumlichkeiten und Gestaltung erinnern definitiv an gängige Kreuzfahrtschiffe, inklusive Liegen und Holzbänken und Tischen an Deck wohlgemerkt. Auch das Essen ist kreuzfahrtwürdig, wenngleich das auf Cruiseferries wie aus dem Hause Viking Line, Color Line sowie Tallink/Silja ebenbürtig ist.
Die Software in puncto Service und Personal aber funktioniert wie auf einer gängigen Cruiseferry: man hat keinen Kabinenservice, sondern das Reinigungspersonal kommt im Hafen an Bord, um die Kabinen zu reinigen, auch in anderen Räumlichkeiten ist der Service wie auf Fährschiffen, und das Essen muss an Bord grundsätzlich bezahlt werden und/oder gegen Bezahlung vorgebucht werden.
Die Einschiffung funktioniert ebenso wie bei Viking Line oder Tallink/Silja für Fußgänger, wobei das Gepäck selbst an Bord gebracht wird. Auch eine Rettungsübung gibt es nicht, sondern lediglich Sicherheitsansagen, wie bei Fähren ebenso.
Eine Vergleichbarkeit mit anderen Reedereien oder Schiffen ist dadurch m. E. schwierig. Die BIRKA GOTLAND ist eben die BIRKA GOTLAND und für regionale Ostsee-Kurzseereisen das ideale Schiff. Gut so, oder?
Natürlich möchte ich auch mit einigen Impressionen von meiner Fahrt aufwarten.
Am 23.03. begab ich mich nachmittags zum Viking-Line-Terminal, gegen 15:00 war ich dort, holte mein Ticket, gab mein Gepäck zur Gepäckkontrolle ab und wartete bis 16:45 zur Einschiffung in der Wartehalle. 17:30 sollte planmäßig abgelegt werden, mit kurzer Verspätung ging es los.
Das Auslaufen aus Stockholm stand bei traumhaftestem Wetter mit tollem Abendlicht statt. Kleine übliche Hafen- und Schärenfähren begegneten uns und meine Dampfschiff-Favoriten NORRSKÄR und STORSKÄR lagen in der Reparatur-Werft auf der Insel Beckholmen. Die beiden Klassiker sollen bis zur Saison im Sommerhalbjahr, die am 08.05. startet, frisch gemacht werden:
In der Nähe lag der Klassiker NORRTELJE. 1900 wurde sie gebaut, fungiert sie seit 1968 als Museums- und Restaurantschiff in Norrtälje und liegt zur Renovierung im Winter 2023/24 hier in Stockholm:
Der Abend an Deck sollte keine Fragen offenlassen:
An diesem Abend hätte es mir nahezu nicht besser gehen können. Das sollte die Crew an manchen Bars und abends im Restaurant „Compagniet“ auch merken.
Der 24.03. sollte sich wettermäßig von einer ganzen anderen Seite zeigen. Auf der Rückreise von Mariehamn nach Stockholm zeigte sich die See grau und winterlich mit leichtem Schneefall.
Am späten Vormittag erreichten wir auf Höhe Kapellskär die Stockholmer Schären. Die SIRENA SEAWAYS begegnete uns zu meiner Freude beim Auslaufen, im Hafen lagen die REGAL STAR und de FINNCANOPUS, das zweite Schiff der neuen Superstar-Klasse von Finnlines. Ich habe sie für April und Ende Juni gebucht und war bereits 2x auf der FINNSIRUS, der Schwester und war voll und ganz überzeugt:
Innerhalb der Schären wurden wir sogar zeitweise von Schneegestöber überrascht. Die Schären zeigten sich wieder in ihrer üblichen Schönheit, auch wenn sie im Frühling, Sommer und Herbst noch einmal mehr ihren Reiz haben.
Mittags passierten wir die Engstelle Oxdjupet mit der Festung Oskar-Fredriksborg, meinem Stammplatz im Sommerhalbjahr zum Shipspotting:
Gegen 14:30 erreichten wir wieder Stockholm, damit war mein sehr gelungener Erstversuch der BIRKA GOTLAND wieder Geschichte, weitere Fahrten sind gebucht.
Dass nach und nach der reguläre Schiffsverkehr ab Stockholm wieder zunimmt und die BIRKA GOTLAND als gefestigte Größe wieder dabei ist, ist sehr schön zu sehen.
Das Konzept überzeugte mich insgesamt sehr, wie oben bereits geschrieben, das ideale Schiff für das Konzept verschiedener Kurzkreuzfahrten durch die Ostsee. Sie ist damit eine würdige Nachfolgerin der VIKING CINDERELLA, die damit die Helsinki-Route zusammen mit der GABRIELLA übernimmt, m. E. eine ebenso ideale Paarung.
Ich wünsche Gotland Alandia Cruises mit der BIRKA GOTLAND maximale Erfolge. Zu guter Letzt nochmals ein Bild von diesem schönen Schiff, auf dem ich mich sehr wohl gefühlt habe:
kürzlich, konkret vom 23.-24.03. war ich auf der BIRKA GOTLAND nach Mariehamn und zurück unterwegs, weitere Fahrten für dieses Jahr sind gebucht. Im Ostseeraum dürfte sie zumindest für dieses Jahr eines der am meisten antizipierten Schiffe sein.
Mit diesem Schiff eröffnete ich dieses Jahr meine persönliche Saison an Seereisen mit großen Schiffen, da ich im Winterhalbjahr so gut wie nicht fahre.
Hintergründe bzw. Vorbemerkungen zum Schiff
Bei der BIRKA GOTLAND handelt es sich um ein schwedisches Kreuzfahrtschiff für Kurzkreuzfahrten, dessen Bordprodukt aber sehr an einschlägige Kreuzfahrtfähren von Viking Line oder Tallink/Silja und co. erinnert.
Gebaut wurde das Schiff 2004 als BIRKA PARADISE für die in Mariehamn ansässige Reederei Birka Cruises, um ab Stockholm verschiedene Kurzkreuzfahrten nach Mariehamn, sowie Visby oder weitere Ostseehäfen anzubieten. Im Januar 2013 wurde das Schiff in BIRKA STOCKHOLM umbenannt, um dasselbe Programm weiterhin anzubieten.
Mitte März 2020 wurde das Schiff aus sicher allzu bekannten Gründen in Mariehamn aufgelegt und im Juli 2020 stellte die Birka Cruises endgültig seinen Betrieb ein, das Schiff selbst war weiter nach wie vor mit einer sehr ungewissen Zukunft in Mariehamn aufgelegt, sehr zum Bedauern einer großen Fangemeinde. Schließlich gehörte sie genauso zu den liebgewonnenen Schiffen im Ostsee-Verkehr ab Stockholm und co. wie einschlägige Kreuzfahrtfähren aus dem Hause Viking Line sowie Tallink/Silja.
Mit der Zeit häuften sich Spekulationen über den Verbleib des Schiffes, Ende März 2023 kam die Nachricht, dass die Reederei Gotlandsbolaget (Muttergesellschaft u. A. von Destination Gotland) das Schiff gekauft hat. Im August 2023 wurde darüber hinaus bekannt, dass auch Viking Line 50% am Eigentum dieses Schiffes übernimmt und sich am Betrieb der BIRKA GOTLAND beteilige. So entstand kurzer Hand die Reederei „Gotland Alandia Cruises“, betrieben von Viking Line und Gotlandsbolaget, um im Prinzip wieder das Programm zu übernehmen, was bereits zu Birka-Zeiten gefahren wurde, sowie auch von der VIKING CINDERELLA von Viking Line. Diese ist wiederum seit März 2024 auf der Route Stockholm-Mariehamn-Helsinki, zusammen mit der GABRIELLA unterwegs.
Kurzum: die Rückkehr der BIRKA GOTLAND war für sehr viele eine Sensation, die einem Lottogewinn gleicht. Viele Liebhaber, mich miteingeschlossen, haben an die Rückkehr des Schiffes nicht geglaubt, sich eben diese aber innerlich gewünscht.
Der Name BIRKA GOTLAND wurde im Laufe des Herbstes 20233 bekannt gegeben. Das Schiff wurde im November 2023 nach Stockholm, zunächst in den Värtahamnen verlegt, im Februar war sie in Landskrona auf der Werft. Seit dem 20.03.2024 ist sie wieder im Dienst, konkret ab dem Viking-Line-Terminal am Stadsgården in Stockholm.
Sie wird ab Stockholm die eine Nacht langen Kurzreisen nach Mariehamn anbieten, sowie sehr regelmäßig Fahrten nach Visby auf der Insel Gotland. Darüber hinaus sind in der Saison 2024 auch Fahrten nach Härnösand an der hohen Küste geplant, nach Bornholm, Ystad und Riga.
Technische Daten des Schiffes:
-34924 BRZ
-177m lang
-28m breit
-23400 kW Gesamtleistung
-1800 Passagiere
Widmen wir uns, bevor ich zur Reise selbst noch etwas berichte, dem Schiffsrundgang.
Orientieren wir uns am Deckplan:
Wir beginnen auf Deck 11, wo sich ein umlaufendes Deck mit Joggingpfad befindet. Dabei kommt man am Schiebedach über der Terrasse mittschiffs vorbei, früher befand sich dort ein Pool. Zumindest über Aufbauten hinweg hatte man Blick nach vorn, sogar ein fest installiertes Fernglas gibt es.
Deck 10 wird bereits umfangreicher. Ganz vorn, direkt über der Brücke, befand sich einer meiner Lieblingsbereiche, und zwar die Panorama-Lounge „Spabaren“. Sie schloss sich direkt an den Wellness-Bereich an, war für jeden zugänglich und bot tolle Panorama-Blicke nach außen. Solche Bereiche sind mir sehr wichtig und fehlen auf so manchen neuen Schiffen.
Am erwähnten Wellness-Bereich vorbei, den ich nicht besucht habe, geht’s nun in Richtung mittschiffs. Dort erreichen wir die „Terrassen Bar och Kök“. Der ehemalige Poolbereich wurde offenbar großflächig umgerüstet und bietet, wie der Name sagt, eine große Terrasse mittschiffs. Hier finden sich eine Bar an der Seite mit einschlägigen Getränken und einem Mittagsmenü sowie Snacks zum Abend. Mittig befindet sich eine große Tanzfläche, Bühne für die Musiker und viele Sitzgruppen im gesamten Bereich. Das Areal ist mit einem Glasschiebedach versehen.
Seitlich davon finden sich schöne Außendecks.
Weiter in Richtung Heck befindet sich im hinteren Drittel des Schiffes ein großflächiges Außendeck mit Sonnensegel und einer Bar, die während unserer Fahrt geschlossen war, sicherlich aber zur Sommersaison geöffnet wird. Das Deck war natürlich geöffnet, es ist mit mannshohen Glasscheiben versehen, nach hinten hin aber ist der Blick frei, sogar Sonnenliegen gibt es.
Zwei Details dürfen nicht unerwähnt bleiben, auch wenn es nur zwei triviale Dinge sind. Auf den Schiebetüren vom Inneren zum Deck befindet sich das alte Logo von Birka Cruises. Auch das Hinweisschild zur Müllentsorgung stammt aus Birka-Zeiten, wie man Logo und Schriftzug entnehmen kann. Das Augenmerk auf solche Details verdanke ich Johannes7.
Am hinteren Ende des Schiffes findet sich eine tolle Heckgalerie, die mit seitlichen Decks, ja quasi Balkonen bis auf Deck 5 heruntergeht, von eben diesen kleinen seitlichen Terrassen, die durch Überdachungen wind- und regengeschützt sind, ergeben sich tolle Blicke, ich hoffe ich kann es bildmäßig etwa wiedergeben:
Auf Deck befindet sich darüber hinaus noch ein Achterdeck mit weitläufigem Platzangebot inklusive Sonnensegel:
Dazu später mehr. Von Deck 9-7 befinden sich neben den kleinen Heckterrassen mal abgesehen, nur Kabinen. Ich hatte eine Innenkabine auf Deck 9, die im Vergleich zu einschlägigen Kreuzfahrtfähren umfangreicher war. Unter Anderem bot sie nicht nur eine Kleiderstange, sondern einen Kleiderschrank und eine Dusche mit Schiebetür und nicht nur Vorhang.
Schließlich sind wir auf Deck 6 angelangt, beginnen wir am Heck. Hier finden sich die zentralen Restaurants des Schiffes, konkret das französische Á-la-Carte-Restaurant „Bistro Bakfickan“, wo Mittag- und Abendessen angeboten werden. Den größten Anteil nimmt der „Salongen“ ein, wo abends ein Buffet mit Schalentieren angeboten wird sowie hochwertige Á-la-Carte-Gerichte, sowie tagsüber ein Brunch.
Daneben befindet sich das kleine Á-la-Carte-Restaurant „Compagniet“, das vorwiegend auf gegrillte Fleischgerichte abzielt, darunter auch Spezialitäten aus Gotland. Hier speiste ich und war sehr zufrieden.
Weiter mittig befindet sich das große Buffet-Restaurant „Sjösalen“. Hier wird Abendessen in Buffetform angeboten, ebenso wie Frühstück, das meiner Empfindung nach etwas umfangreicher als das bei Viking Line oder Tallink/Silja war und sogar günstiger ist.
In der Nähe befindet sich die Bar „Seglarbaren“, die wie ein Segelschiff gestaltet ist. In der Nähe befinden sich ein Piano sowie genügend Sitzgruppen.
Im vorderen Bereich des Deck 6 befinden sich Konferenzräume. Diese waren mir nicht wichtig, wohl aber das Schiffsmodell, was sich auf Deck 6 inklusive technischen Daten ebenso befindet:
Begeben wir uns auf Deck 5. An das weiter oben erwähnte Achterdeck grenzt der große Nachtclub „Backstage Area“ inklusive Casino an. Tagsüber werden hier Aktivitäten angeboten, abends vorwiegend Tanzmusik inklusive Livebands.
Mittschiffs angekommen sind wir im gleichnamigen „Lobby“-Bereich, wo sich die Rezeption, ein kleines Café sowie Sitzgruppen befinden. Daran angelehnt sind die Bordshops, die für die Zielgruppe solcher Fahrten eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen.
Viel wichtiger war mir dabei das äußere Promenadendeck auf Deck 5 mit schönem Seeblick inklusive eines kleinen, abgerundeten, freitragenden Bereiches auf der Backborseite, der am zweiten Tag unserer Fahrt allerdings eingeschneit wurde.
Die beiden darunter befindlichen Decks sollen nicht weiter relevant sein, da sich dort nur Kabinen befinden, so haben wir den Schiffsrundgang hinter uns gebracht.
An manchen Stellen sah man dem Schiff ehrlich gesagt die 20 Jahre Alter an, aber diese Räumlichkeiten hielten sich in Grenzen. Die neu gemachten Bereiche vermochten m. E. zu überzeugen, an Deck bietet das Schiff mehr als ausreichend Platz und die Crew war kompetent und freundlich und das Essen schmackhaft.
In manchen Punkten merkte man, dass die Crew noch Routine braucht, aber das ist zu Anfangszeiten völlig normal.
Auffällig war, dass man an Bord auf Schwedisch-Kenntnisse angewiesen war, jedenfalls um an der Unterhaltung oder Aktivitäten teilzunehmen. Klar kann die Besatzung auch sehr gut Englisch und die Menüs sowie die wichtigen Durchsagen gibt es auch auf Englisch, aber das Bordprogramm zielt klar auf schwedischsprachiges Klientel ab, was für internationale Passagiere schwierig werden könnte. Wie gut, dass ich gut Schwedisch spreche, auch wenn ich Unterhaltungsprogramme kaum wahrnehme.
Ist die BIRKA GOTLAND jetzt ein Kreuzfahrtschiff oder eher eine Cruiseferry á la Viking Line ohne Autodeck?
Im Prinzip kombiniert sie beides. Die Hardware, also die Aufteilung, Räumlichkeiten und Gestaltung erinnern definitiv an gängige Kreuzfahrtschiffe, inklusive Liegen und Holzbänken und Tischen an Deck wohlgemerkt. Auch das Essen ist kreuzfahrtwürdig, wenngleich das auf Cruiseferries wie aus dem Hause Viking Line, Color Line sowie Tallink/Silja ebenbürtig ist.
Die Software in puncto Service und Personal aber funktioniert wie auf einer gängigen Cruiseferry: man hat keinen Kabinenservice, sondern das Reinigungspersonal kommt im Hafen an Bord, um die Kabinen zu reinigen, auch in anderen Räumlichkeiten ist der Service wie auf Fährschiffen, und das Essen muss an Bord grundsätzlich bezahlt werden und/oder gegen Bezahlung vorgebucht werden.
Die Einschiffung funktioniert ebenso wie bei Viking Line oder Tallink/Silja für Fußgänger, wobei das Gepäck selbst an Bord gebracht wird. Auch eine Rettungsübung gibt es nicht, sondern lediglich Sicherheitsansagen, wie bei Fähren ebenso.
Eine Vergleichbarkeit mit anderen Reedereien oder Schiffen ist dadurch m. E. schwierig. Die BIRKA GOTLAND ist eben die BIRKA GOTLAND und für regionale Ostsee-Kurzseereisen das ideale Schiff. Gut so, oder?
Natürlich möchte ich auch mit einigen Impressionen von meiner Fahrt aufwarten.
Am 23.03. begab ich mich nachmittags zum Viking-Line-Terminal, gegen 15:00 war ich dort, holte mein Ticket, gab mein Gepäck zur Gepäckkontrolle ab und wartete bis 16:45 zur Einschiffung in der Wartehalle. 17:30 sollte planmäßig abgelegt werden, mit kurzer Verspätung ging es los.
Das Auslaufen aus Stockholm stand bei traumhaftestem Wetter mit tollem Abendlicht statt. Kleine übliche Hafen- und Schärenfähren begegneten uns und meine Dampfschiff-Favoriten NORRSKÄR und STORSKÄR lagen in der Reparatur-Werft auf der Insel Beckholmen. Die beiden Klassiker sollen bis zur Saison im Sommerhalbjahr, die am 08.05. startet, frisch gemacht werden:
In der Nähe lag der Klassiker NORRTELJE. 1900 wurde sie gebaut, fungiert sie seit 1968 als Museums- und Restaurantschiff in Norrtälje und liegt zur Renovierung im Winter 2023/24 hier in Stockholm:
Der Abend an Deck sollte keine Fragen offenlassen:
An diesem Abend hätte es mir nahezu nicht besser gehen können. Das sollte die Crew an manchen Bars und abends im Restaurant „Compagniet“ auch merken.
Der 24.03. sollte sich wettermäßig von einer ganzen anderen Seite zeigen. Auf der Rückreise von Mariehamn nach Stockholm zeigte sich die See grau und winterlich mit leichtem Schneefall.
Am späten Vormittag erreichten wir auf Höhe Kapellskär die Stockholmer Schären. Die SIRENA SEAWAYS begegnete uns zu meiner Freude beim Auslaufen, im Hafen lagen die REGAL STAR und de FINNCANOPUS, das zweite Schiff der neuen Superstar-Klasse von Finnlines. Ich habe sie für April und Ende Juni gebucht und war bereits 2x auf der FINNSIRUS, der Schwester und war voll und ganz überzeugt:
Innerhalb der Schären wurden wir sogar zeitweise von Schneegestöber überrascht. Die Schären zeigten sich wieder in ihrer üblichen Schönheit, auch wenn sie im Frühling, Sommer und Herbst noch einmal mehr ihren Reiz haben.
Mittags passierten wir die Engstelle Oxdjupet mit der Festung Oskar-Fredriksborg, meinem Stammplatz im Sommerhalbjahr zum Shipspotting:
Gegen 14:30 erreichten wir wieder Stockholm, damit war mein sehr gelungener Erstversuch der BIRKA GOTLAND wieder Geschichte, weitere Fahrten sind gebucht.
Dass nach und nach der reguläre Schiffsverkehr ab Stockholm wieder zunimmt und die BIRKA GOTLAND als gefestigte Größe wieder dabei ist, ist sehr schön zu sehen.
Das Konzept überzeugte mich insgesamt sehr, wie oben bereits geschrieben, das ideale Schiff für das Konzept verschiedener Kurzkreuzfahrten durch die Ostsee. Sie ist damit eine würdige Nachfolgerin der VIKING CINDERELLA, die damit die Helsinki-Route zusammen mit der GABRIELLA übernimmt, m. E. eine ebenso ideale Paarung.
Ich wünsche Gotland Alandia Cruises mit der BIRKA GOTLAND maximale Erfolge. Zu guter Letzt nochmals ein Bild von diesem schönen Schiff, auf dem ich mich sehr wohl gefühlt habe: