Aber da kann man doch ganz toll was tun und sich gut fühlen, weil man "hilft".
Außerdem hat dann doch der Schlepper alles richtig gemacht und seine Provision verdient.
Wichtig ist allerdings: Eine Rettung auf hoher See ist kein Grund, Asyl zu bekommen.
Garsvik
Lotsenstationsschiff Kapitän König unter dem Hammer
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Re: Lotsenstationsschiff Kapitän König unter dem Hammer
Hi Spirit,spirit hat geschrieben:Wenn sich hier noch mehr "Schlepper-Unterstützungs-Organisationen" aufmachen, können die Wirtschaftsmigranten bald zu Fuß von Schiff zu Schiff das Mittelmeer überqueren. Schutz nach Genfer Flüchtlingskonvention? JA UND JEDERZEIT, doch das was auf uns hier zurollt, hat nichts mehr mit der Flucht vor Krieg oder religiöser Vertreibung zu tun. Das ist nachgewiesenermaßen (Zahlen des BAMF) eine Wirtschaftsmigration.
hier sprichst Du ja ein echt heißes Eisen an. Obwohl es offtopic ist, fühle ich mich aufgerufen, zu antworten.
Ich gebe Dir voll und ganz recht, dass viele der Flüchtlinge aus Afrika tatsächlich Wirtschaftsflüchtlinge sind. Danach haben Sie nach den geltenden Bestimmungen kein Anrecht auf Asyl.
Aber wenn Sie sich schon in die Hände von kriminellen Menschenschmugglern begeben, haben sie das Recht, dass Europa hinschaut. Seit der Jahrtausendwende sterben jährlich hunderte Menschen im Mittelmeer, lange Zeit gänzlich unbeachtet von den Medien.
Ich möchte nicht, dass in meinem Namen (ich als europäischer Bürger) Menschen nicht vorm ersaufen gerettet werden, nur weil sie keine Aussicht auf Asyl haben.
Ihr glaubt, es werden weniger werden, wenn man lange genug wegschaut?
Wir haben 15 Jahre weggeschaut und es wurden so viele, dass wir nicht mehr wegschauen konnten!
Außerdem: Selbstverständlich sind diese Menschen auf der Flucht vor einem Krieg, einem Wirtschaftskrieg der ersten Welt, getarnt als Entwicklungshilfe und Handelsbeziehungen. Wir leben unseren Lebensstil auf den Kosten der Menschen, die sich heute nach Europa aufmachen und einen Teil des Kuchens abhaben wollen. Ich kann verstehen, warum die Leute kommen. Ich würde es genauso machen.
Gruß
Christian
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Re: Lotsenstationsschiff Kapitän König unter dem Hammer
Das bedarf doch einer Erklärung!Wir leben unseren Lebensstil auf den Kosten der Menschen, die sich heute nach Europa aufmachen und einen Teil des Kuchens abhaben wollen.
Gruß vom Manfred (dem Mafra)
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Re: Lotsenstationsschiff Kapitän König unter dem Hammer
Gerne: Das Europa Afrika zu Zeiten des Kolonialismus ausbeutete ist wohl kaum zu diskutieren. Heute machen das nicht mehr Staaten sondern Konzerne, natürlich immer nach ihrem "Code of Conduct" und innerhalb der Gesetze.mafra hat geschrieben:Das bedarf doch einer Erklärung!Wir leben unseren Lebensstil auf den Kosten der Menschen, die sich heute nach Europa aufmachen und einen Teil des Kuchens abhaben wollen.
Ein Beispiel: Shell überzieht seit den 1950ern das Nigerdelta in Nigeria mit einem einzigen riesigen Ölteppich. In Europa hingegen versichert man seit Brent Spar, dass kein Stück der Nordseeförderanlagen im Meer versenkt wird. Was glaubt ihr, wo macht Shell mehr Gewinne?
Und wir freuen uns, wenn der Ölpreis so niedrig ist...
Ich gebe zu, dass meine Argumentation stark vereinfacht und reduziert ist. Aber um wirklich auszuholen ist das Forum wohl kaum der richtige Ort.
Gruß
Christian
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Re: Lotsenstationsschiff Kapitän König unter dem Hammer
Hamburch, danke für deine Beiträge. Mich wundert doch gerade in einem Schiffsforum auch die Kaltschnäuigkeit mancher Mitmenschen gegenüber solchen, die im Mittelmeer ertrinken. Ich hatte gehofft, in unseren Kreisen mehr Verständnis für Menschen in solcher Not vorzufinden.
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Re: Lotsenstationsschiff Kapitän König unter dem Hammer
Bei der ganzen Diskussion und der dort immer wieder eingelagerteten Emotionalität darf man allerdings auch das internationale Seerecht nicht aus der Betrachtung verlieren......
Zitat eines norddeutschen Kapitäns:
"Als jemand, der selbst jahrelang aktiv zur See gefahren ist, möchte ich mich heute mit klaren Worten zu den fast alltäglichen Tragödien im Mittelmeer äußern:
Es sind in der Tat Tragödien, die sich mittlerweile täglich auf dem Mittelmeer abspielen. Jeder Kapitän ist selbstverständlich bei Seenot zur Hilfeleistung verpflichtet! Die Pflicht zur Seenotrettung ist in mehreren völkerrechtlichen Verträgen des Internationalen Seerechts niedergelegt (z.B. das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen von 1982; das Internationale Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See (SOLAS) und das Internationale Übereinkommen von 1979 über den Such- und Rettungsdienst auf See (SAR)).
Wer aus den Häfen Nordafrikas oder des nahen Ostens aufbricht und unter Ausblendung der großen Gefahren auf See in hochseeuntaugliche Boote steigt, flieht in der Regel vor Armut, Verfolgung oder Bürgerkrieg. Die allermeisten dieser Flüchtlingsboote sind jedoch für die hohe See völlig ungeeignet, völlig überladen, ohne Rettungsmittel ausgestattet und meist in desolatem technischen Zustand. Mit solchen Booten wird schon eine kurze Überfahrt zu einem russischen Roulette, eine Fahrt über die hohe See von Libyen nach Italien aber zu einer vorprogrammierten Katastrophe.
SAR und SOLAS betonen: die Rettungspflicht gilt unterschiedslos gegenüber jeder Person -unabhängig von ihrer Nationalität, ihrer Rechtsstellung und den Umständen, in denen sie aufgefunden wird (SOLAS Kapitel V, Regelung 33, Abs. I S.2; SAR, Anhang, Kapitel 2.1.10). Es ist also unbedeutend, aus welchem Land die Person stammt und ebenso irrelevant ist, ob sie sich auf eigenes Risiko in Gefahr begeben hat und aus welchen Gründen sie den Weg übers Meer gesucht hat.
Wir sind und bleiben zur Rettung verpflichtet!
Aber wir sind ganz klar nicht dazu verpflichtet -allerhöchstens moralisch-ethisch, was aber zu diskutieren wäre- mit Kriegsschiffen direkt vor der libyschen Küste zu patroullieren und nur auf die untauglichen Flüchtlingsboote zu warten. Die Frage muss erlaubt sein, ob solche Operationen wie 'MARE NOSTRUM' im südlichen Mittelmeer nicht eiskalt von den Schleppern in ihre Kalkulationen einbezogen werden.
Aber vor allem:
Wir sind nicht dazu verpflichtet, die Geretteten nach Europa zu bringen! Gemäß internationaler Übereinkommen darf man davon ausgehen, dass der "Flaggenstaat" des in Seenot geratenen "Schiffes" für die Aufnahme der Geretteten zuständig ist. Auch wenn die meisten Boote keinen Schriftzug des Heimathafens tragen oder gar eine Flagge gesetzt haben, so darf man davon ausgehen, dass der Hafen oder die Küste wo die Boote gestartet sind, der "Heimathafen" bzw. der "Flaggenstaat" dieser Boote ist.
Ich fordere daher die deutsche Regierung und die europäischen Staaten auf, Verhandlungen mit den zuständigen "Flaggenstaaten" über die Rückführung von aus Seenot Geretteten aufzunehmen. Hier kann massiver wirtschaftlicher Druck seitens der EU vielleicht nachhelfen, solche Staaten an den Verhandlungstisch zu zwingen! Deshlab sollten wir uns auch nicht von Erdogan erpressen lassen, denn auch die Türkei braucht wirtschaftlich die EU.
Erst wenn sich herumspricht, dass Gerettete zurück zu der Küste gebracht werden wo sie gestartet sind, wird sich die Anzahl der Flüchtlingsboote signifikant reduzieren. Ein einfaches 'weiter so' kann und darf es nicht geben, da die Anzahl solcher Tragödien immer weiter zunehmen wird, solange Gerettete weiterhin nach Europa gebracht werden."
Zitat eines norddeutschen Kapitäns:
"Als jemand, der selbst jahrelang aktiv zur See gefahren ist, möchte ich mich heute mit klaren Worten zu den fast alltäglichen Tragödien im Mittelmeer äußern:
Es sind in der Tat Tragödien, die sich mittlerweile täglich auf dem Mittelmeer abspielen. Jeder Kapitän ist selbstverständlich bei Seenot zur Hilfeleistung verpflichtet! Die Pflicht zur Seenotrettung ist in mehreren völkerrechtlichen Verträgen des Internationalen Seerechts niedergelegt (z.B. das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen von 1982; das Internationale Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See (SOLAS) und das Internationale Übereinkommen von 1979 über den Such- und Rettungsdienst auf See (SAR)).
Wer aus den Häfen Nordafrikas oder des nahen Ostens aufbricht und unter Ausblendung der großen Gefahren auf See in hochseeuntaugliche Boote steigt, flieht in der Regel vor Armut, Verfolgung oder Bürgerkrieg. Die allermeisten dieser Flüchtlingsboote sind jedoch für die hohe See völlig ungeeignet, völlig überladen, ohne Rettungsmittel ausgestattet und meist in desolatem technischen Zustand. Mit solchen Booten wird schon eine kurze Überfahrt zu einem russischen Roulette, eine Fahrt über die hohe See von Libyen nach Italien aber zu einer vorprogrammierten Katastrophe.
SAR und SOLAS betonen: die Rettungspflicht gilt unterschiedslos gegenüber jeder Person -unabhängig von ihrer Nationalität, ihrer Rechtsstellung und den Umständen, in denen sie aufgefunden wird (SOLAS Kapitel V, Regelung 33, Abs. I S.2; SAR, Anhang, Kapitel 2.1.10). Es ist also unbedeutend, aus welchem Land die Person stammt und ebenso irrelevant ist, ob sie sich auf eigenes Risiko in Gefahr begeben hat und aus welchen Gründen sie den Weg übers Meer gesucht hat.
Wir sind und bleiben zur Rettung verpflichtet!
Aber wir sind ganz klar nicht dazu verpflichtet -allerhöchstens moralisch-ethisch, was aber zu diskutieren wäre- mit Kriegsschiffen direkt vor der libyschen Küste zu patroullieren und nur auf die untauglichen Flüchtlingsboote zu warten. Die Frage muss erlaubt sein, ob solche Operationen wie 'MARE NOSTRUM' im südlichen Mittelmeer nicht eiskalt von den Schleppern in ihre Kalkulationen einbezogen werden.
Aber vor allem:
Wir sind nicht dazu verpflichtet, die Geretteten nach Europa zu bringen! Gemäß internationaler Übereinkommen darf man davon ausgehen, dass der "Flaggenstaat" des in Seenot geratenen "Schiffes" für die Aufnahme der Geretteten zuständig ist. Auch wenn die meisten Boote keinen Schriftzug des Heimathafens tragen oder gar eine Flagge gesetzt haben, so darf man davon ausgehen, dass der Hafen oder die Küste wo die Boote gestartet sind, der "Heimathafen" bzw. der "Flaggenstaat" dieser Boote ist.
Ich fordere daher die deutsche Regierung und die europäischen Staaten auf, Verhandlungen mit den zuständigen "Flaggenstaaten" über die Rückführung von aus Seenot Geretteten aufzunehmen. Hier kann massiver wirtschaftlicher Druck seitens der EU vielleicht nachhelfen, solche Staaten an den Verhandlungstisch zu zwingen! Deshlab sollten wir uns auch nicht von Erdogan erpressen lassen, denn auch die Türkei braucht wirtschaftlich die EU.
Erst wenn sich herumspricht, dass Gerettete zurück zu der Küste gebracht werden wo sie gestartet sind, wird sich die Anzahl der Flüchtlingsboote signifikant reduzieren. Ein einfaches 'weiter so' kann und darf es nicht geben, da die Anzahl solcher Tragödien immer weiter zunehmen wird, solange Gerettete weiterhin nach Europa gebracht werden."