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Doch die vergessene Schwester "Drushba" ist nach wie vor aufgelegt. Nachdem das Schiff einige Jahre wegen unklarer Besitzverhältnisse und unbezahlter Rechnungen auf Zypern an der Kette gelegen hatte, verlor sich die Spur Anfang der 2000er Jahre im ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa. Dort habe ich mich nun auf die Suche nach der "Drushba" gemacht.
Ein Luftbild von Google Maps zeigt einen Vollrigger im Stützpunkt der ukrainischen Marine, nicht weit vom "Meeresbahnhof" an der Potemkinschen Treppe. Zunächst war nichts von rahgetakelten Masten zu sehen, doch von weit draußen auf der Mole blitzten die Spieren zwischen einigen Gebäuden hervor. Ob es möglich sein würde, dorthin zu gelangen? Zunächst hieß es, an einer vielbefahrenen LKW-Route und entlang verfallener Häuser den Eingang ins Marinearsenal zu finden. Durch ein Gittertor war nun schon mehr von der "Drushba" zu sehen, die dort zwischen Kriegs- und Arbeitsschiffen der Marine liegt.

Der Posten am Tor sprach natürlich kein Englisch, daher malte ich mit den Händen Rahen in die Luft und wiederholte immer wieder "Drushba". An meiner Freundschaft (dafür steht das russische "Drushba") war der Posten weniger interessiert, eher an seinem Handy, daher winkte er mich knurrend durch. Zwei weitere Posten an Türen ohne Griffe ließen mich ebenfalls nach diesem Theater durch... und ich stand im Marinehafen von Odessa.
Zwischen schwimmendem Schrott der mittleren Sowjetzeit fand ich die "Drushba" vom ersten Anschein her in brauchbarem Zustand mit nur wenig Rost am Rumpf und einigermaßen komplettem stehendem und laufendem Gut vor. Eine wackelige Gangway führte an Bord und der diesmal englischsprechende Wachposten (erneut mit seinem Mobiltelefon beschäftigt) ließ mich wissen, dass ich auf mich achten möge.
So konnte ich den scheinbar völlig menschenleeren Segler betreten und hatte das Schiff tatsächlich für mich allein.
Das Deck machte einen erschreckenden Eindruck, überall gesprungenes Holz, inzwischen verrottete Planken mit Beton ausgegossen. Auch die Winden waren erkennbar jahrelang nicht mehr bewegt worden. Unter Deck waren die Kammern abgeschlossen, ein Blick in den "Club" im Achterschiff zeigte verstaubte und mürbe Pracht. Hier war lange nicht mehr gefeiert worden.
Ich konnte mich auf dem Geisterschiff vollkommen frei bewegen, ein unbehagliches Gefühl beschleicht den eher geduldeten Gast in einer Marinebasis, in der auch gerade US-Truppen zur gemeinsamen Übung zu Gast sind, dennoch beim Fotografieren.






Daher war ich froh, meine Bilder im Kasten, schnell denselben Weg zurück zu gehen, den ich gekommen war...wieder vorbei an desinteressierten Wachen. Dennoch, ein eindrucksvoller Kurzbesuch bei der "vergessenen Schwester" war sicherlich einer der Höhepunkte meiner Odessa-Reise.
Möge die "Drushba" eines fernen Tages wieder segeln..
