Inselverkehr in Deutschland - Elektrifizierung lahmt

[PeterPan]

Moin zusammen,

mich interessiert die Frage, weshalb Deutschland beim Thema Elektrofähren so hinter anderen europäischen Ländern hinterherhinkt.

Wir haben unzählige kurze Verbindungen zu Inseln in Nord- und Ostsee, die perfekt geeignet wären, sie auf elektrisch angetriebene Fähren umzustellen.

In anderen Ländern wie Dänemark, Schweden, Norwegen ist man schon viel weiter und rüstet auch große Bestandsfähren auf Strecken von bis zu einer Stunde auf E-Antrieb um.

Die Windenergie ist bei uns im Überfluss vorhanden, schnelle Lademöglichkeiten sind technisch kein Problem mehr.

Woran hängt es, dass dieses Thema in Deutschland aktuell kaum eine Rolle spielt?

[Dji]

Zu teuer.
Man fährt lieber die olle abgezahlte Fähre aus den 60ern weiter, als frisches Geld in neue Schiffe zu stecken und die Marge zu verkleinern. Um es mal ganz platt zu sagen.

[WeißerHai]

Plus zu viel Tiefgang auf einigen Strecken. Ich weiß von mindestens einer Reederei, die sich schonmal hat solch ein Konzept durchrechnen lassen und zur Erkenntnis kam, dass aufgrund des Gewichts der Batterien, der Tiefgang gerade im Wattenmeer zu groß sei.

Kosten und eben doch fehlende Infrastruktur sind eben doch ein Problem m.M.n.
Und spätestens dann, wenn wieder mal eine Fähre im Watt stecken bleibt, wird es sehr ungemütlich an Bord. Denn dann muss man wohl sämtliche Verbraucher, inkl. Heizung abstellen, um noch Power zu haben, um beim Aufschwimmen wieder in den Hafen zu kommen.

[PeterPan]

Ja, das Thema Geld ist immer eine Herausforderung.

Aber wenn man sich ansieht, in welchem Bereich Deutschland die vereinbarten CO2-Werte nicht einhält, ist es der Verkehrssektor.
Leider ist es aber genau der Bereich, in dem dennoch am wenigsten gegen den Klimawandel getan wird...

Ich habe mir einmal die Leistungswerte der Standard-Fähren auf die ostfriesischen Inseln angesehen. Da ist eine Umrüstung kein Hexenwerk, diese Schiffe haben sehr wenig Leistung und könnten problemlos mit den heutigen Akkus 3 bis 4 Stunden fahren, bevor sie am Festland in sehr kurzer Zeit aufgeladen werden. Wenn man sich im Watt festfährt, reicht die Kapazität der Batterien für Heizung und Strom ebenfalls sehr lange aus.

Das Gewicht der Akkus wird relativiert durch das geringere Motorengewicht und den fehlenden Diesel.

Es ist mir ein Rätsel, weshalb die jeweiligen Landesregierungen aus Umweltgründen nicht aktiv in die Umrüstung oder die Förderung von Neubauten einsteigen. Sehr viele der Fähren hier in Niedersachsen sind 30 Jahre oder älter, da stellt sich sowie langsam die Frage nach einem Neubau.

Die Fahrtstrecken sind kurz, die Strecke führt durch das Weltnaturerbe Wattenmeer. Da sollte doch das Maximum an Umweltschutz das Ziel sein.

[Seewind]

Moin,

im Gespräch von "Mein Inselradio Foehr" nimmt der Geschaetsfuehrer der W.D.R. Axel Meynkoehn auch zu diesem Thema Stellung :

https://www.mein-inselradio-föhr.de/ins ... -interview

Wenn ich mich recht entsinne eher im hinteren Teil des Gespraechs.

Gruss Seewind

[PeterPan]

Vielen Dank, Seewind.

Das Interview war sehr interessant.

Ich glaube aber, dass man die Situation der WDR nicht unbedingt auf die anderen Reedereien übertragen kann.

Die dortigen 3 Hauptschiffe sind sehr neu und brauchen noch keinen Ersatz. In Ostfriesland gibt es dagegen ganz wenige Neubauten bis auf den Norderney-Verkehr und die kleinen neuen Schnellfähren an Ergänzung.

[Tim S.]

Ist ein Paywall-Artikel, aber die Überschrift sagt schon was aus:
https://www.nwzonline.de/wirtschaft/ele ... 60600.html

[Manitoba]

Ist ein Paywall-Artikel, aber die Überschrift sagt schon was aus:
https://www.nwzonline.de/wirtschaft/ele ... 60600.html

Nach Aussage der Reederei Nordia-Frisia soll die E-Fähre bereits ab Herbst 2024 den Betrieb aufnehmen:
https://www.reederei-frisia.de/presse/d ... -katamaran