Transformationen Containerdienste

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JanMartin
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Transformationen Containerdienste

Beitrag von JanMartin »

Als ich gestern im Abendblatt den Artikel "Hamburg Express" von Hapag-Lloyd zum Abschiedsbesuch im Hafen (Bezahlschranke) las, fiel mir sofort ein, daß ich vor 2 Wochen Hamburger Hafen: MSC zieht Großschiffe aus Nordeuropa ab lesen durfte.

Demnach ziehen jetzt schon 2 Reedereien ihre Megamax-Schiffe mit bis zu über 24000 TEU Kapazität aus Hamburg ab.

Ich erinnere mich dunkel, daß die Politik in Hamburg von MSC per "Deal" eine Transportmengensteigerung in Aussicht gestellt bekam; ich erinnere mich auch - noch etwas dunklerer - an eine Elbvertiefung, die den Anlauf Hamburg's durch Megamax-Schiffe erleichtern sollte. Es schwirrt auch das Thema Terminalkapazitätsausbau in meinem Hirn herum. Irgendwie läuft hier einiges nicht wie geplant aus dem Ruder ...

Da sind noch andere Player;
CMA-CGM (CMA CGM Champs Elysees 27.März in DEHAM EuroGate)
ONE (ONE Intelligence 25.März in DEHAM HHLA)
HMM (HMM Southampton 22.März in DEHAM HHLA)
Evergreen (Ever Alot 23.März in DEHAM HHLA)
oder OOCL; in guten Wochen also beinahe täglich ein Megamax in Hamburg.

Ich frage mich, wie diese Reedereien - die derzeit alle mit Megamax-Schiffen nach Hamburg kommen - ihre Containerdienste umbauen und welche Sensationsmeldungen die in den nächsten Wochen verkünden.

Für die neue "Gemini" Kooperation mit Mærsk listet Hapag Lloyd für die Zukunft ab Hamburg nur noch kleinere Containerschiffe auf der Route nach Singapore auf. Wöchentliche Abfahrten mit Megamax-Schiffen gibt es von Wilhelmshafen mit einer Reisezeit von whoppigen teils über 40 Tagen. Manche Dienste stoppen auch in Tanger. Bei MSC fand ich schöne Bilder, aber keinen Überblick über die Liniendienste.

Da ich "Hamburg Express" gerne nochmal vor die Linse gehabt bekommen hätte, bei Tageslicht und blauem Himmel im Hintergrund versteht sich, verfolge ich seit Ankunft gestern Abend auf der HHLA Segelliste die anvisierte Abfahrtzeit, die erst für Freitag nachmittags angegeben wurde und nun bereits 2 Male verschoben wurde, mittlerweile auf Samstag abends. Das bedeutet 4 Tage Hafenaufenthalt obwohl das Loading bereits heute mittags begann?

Die lange Revierfahrt auf der Elbe ist sicherlich ein Wirtschaftlichkeitsfaktor, die Schwäche der deutschen Wirtschaft, die Ignoranz der Politik in Hamburg und Berlin sind andere Komponenten, die "Hamburg Express" erzeugt heuer laut Abendblatt einen Umschlag von etwas unter 9000 TEU; doch irgendwie summiert es sich alles zu etwas, das im Sinken begriffen ist!
Volker Landwehr
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Re: Transformationen Containerdienste

Beitrag von Volker Landwehr »

JanMartin hat geschrieben: Mi 19. Mär 2025, 18:03 Ich erinnere mich dunkel, daß die Politik in Hamburg von MSC per "Deal" eine Transportmengensteigerung in Aussicht gestellt bekam; ich erinnere mich auch - noch etwas dunklerer - an eine Elbvertiefung, die den Anlauf Hamburg's durch Megamax-Schiffe erleichtern sollte. Es schwirrt auch das Thema Terminalkapazitätsausbau in meinem Hirn herum. Irgendwie läuft hier einiges nicht wie geplant aus dem Ruder ...
Die heutigen 24.000 TEU Schiffe waren nicht der Maßstab bei der Planung der Elbvertiefung. Über sie wurde damals vermutlich noch nicht einmal nachgedacht. Das Bemessungsschiff war 350 m lang, 46 m breit mit einem Tiefgang von 14,50 m. Die COSCO Asia Klassen mit 10.046 TEU bei 349 m x 45,5 m x 14,5 passt gut in dieses Schema.
JanMartin hat geschrieben: Mi 19. Mär 2025, 18:03 Die lange Revierfahrt auf der Elbe ist sicherlich ein Wirtschaftlichkeitsfaktor, die Schwäche der deutschen Wirtschaft, die Ignoranz der Politik in Hamburg und Berlin sind andere Komponenten, die "Hamburg Express" erzeugt heuer laut Abendblatt einen Umschlag von etwas unter 9000 TEU; doch irgendwie summiert es sich alles zu etwas, das im Sinken begriffen ist!
Letztendlich zählen für den Kunden die Kosten von Haustür zu Haustür. Wird ein Container mit Ziel Schleswig-Holstein nicht im Hamburg sondern Bremerhaven abgeladen, so sind die Mehrkosten für den zusätzlichen Bahn- oder Lkw-Transport nicht zu unterschätzen.
Gruß, Volker
Fabian
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Re: Transformationen Containerdienste

Beitrag von Fabian »

JanMartin hat geschrieben: Mi 19. Mär 2025, 18:03 Als ich gestern im Abendblatt den Artikel "Hamburg Express" von Hapag-Lloyd zum Abschiedsbesuch im Hafen (Bezahlschranke) las, fiel mir sofort ein, daß ich vor 2 Wochen Hamburger Hafen: MSC zieht Großschiffe aus Nordeuropa ab lesen durfte.

Demnach ziehen jetzt schon 2 Reedereien ihre Megamax-Schiffe mit bis zu über 24000 TEU Kapazität aus Hamburg ab.

Ich erinnere mich dunkel, daß die Politik in Hamburg von MSC per "Deal" eine Transportmengensteigerung in Aussicht gestellt bekam;
Ich hab den Eindruck in der Presse wird im Bezug auf Hamburg mal wieder vieles sehr negativ dargestellt.

MSC hat durch die Umstrukturierung der Allianzen Hamburg gerade erst frisch in den "Lion Service" aufgenommen. Die Megamax24-Schiffe von MSC kamen also bisher gar nicht an die Elbe. Jetzt zieht MSC diese großen Schiffe aus ganz Nordeuropa ab, da die Frachtraten aktuell zwischen FE-NE zu niedrig sind (Überkapazitäten). Die Schiffsgrößen werden also an die aktuelle Nachfrage angepasst. Für Hamburg bedeutet das unterm Strich aber: ein Neopanamax-Containerschiff (ca. 15.000 TEU) von MSC zusätzlich, welches bis vor kurzem noch nicht gekommen ist.
Mehr zu den Liniendiensten von MSC findet man hier.

Wer sich bei der Gemini-Kooperation die Fahrpläne genauer ansieht, stellt schnell fest, dass Göteborg, Aarhus und Danzig keine Direktanläufe aus Fernost mehr haben. Diese Ladung wird jetzt zum Großteil über Wilhelmshaven und Bremerhaven gefeedert. Das ist für diese beiden deutschen Häfen natürlich eine gute Nachricht. Hamburg ist allerdings weiterhin mit zwei Direktanläufen pro Woche aus Fernost bei Gemini vertreten. Im NE4 kommt so z.B. die Triple-E-Klasse von Maersk wieder an die Elbe.
Wilhelmshaven ist übrigens bei den FE-NE-Diensten von Gemini nur in diesem einen Liniendiest, in dem die Megamax24-Schiffe von Hapag fahren, vertreten. Bremerhaven wird zweimal angelaufen. Nur Rotterdam wird bei allen vier Fernostdiensten angesteuert. Antwerpen verliert sämtliche Fernostdienste bei Gemini und wird nur noch per Feederschiff angelaufen.
Mehr zu den Liniendiensten der Gemini Cooperation findet man z.B. hier.
Jacko1984
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Re: Transformationen Containerdienste

Beitrag von Jacko1984 »

Fabian hat geschrieben: Mi 19. Mär 2025, 19:26
JanMartin hat geschrieben: Mi 19. Mär 2025, 18:03 Als ich gestern im Abendblatt den Artikel "Hamburg Express" von Hapag-Lloyd zum Abschiedsbesuch im Hafen (Bezahlschranke) las, fiel mir sofort ein, daß ich vor 2 Wochen Hamburger Hafen: MSC zieht Großschiffe aus Nordeuropa ab lesen durfte.

Demnach ziehen jetzt schon 2 Reedereien ihre Megamax-Schiffe mit bis zu über 24000 TEU Kapazität aus Hamburg ab.

Ich erinnere mich dunkel, daß die Politik in Hamburg von MSC per "Deal" eine Transportmengensteigerung in Aussicht gestellt bekam;
Ich hab den Eindruck in der Presse wird im Bezug auf Hamburg mal wieder vieles sehr negativ dargestellt.

MSC hat durch die Umstrukturierung der Allianzen Hamburg gerade erst frisch in den "Lion Service" aufgenommen. Die Megamax24-Schiffe von MSC kamen also bisher gar nicht an die Elbe. Jetzt zieht MSC diese großen Schiffe aus ganz Nordeuropa ab, da die Frachtraten aktuell zwischen FE-NE zu niedrig sind (Überkapazitäten). Die Schiffsgrößen werden also an die aktuelle Nachfrage angepasst. Für Hamburg bedeutet das unterm Strich aber: ein Neopanamax-Containerschiff (ca. 15.000 TEU) von MSC zusätzlich, welches bis vor kurzem noch nicht gekommen ist.
Mehr zu den Liniendiensten von MSC findet man hier.

Wer sich bei der Gemini-Kooperation die Fahrpläne genauer ansieht, stellt schnell fest, dass Göteborg, Aarhus und Danzig keine Direktanläufe aus Fernost mehr haben. Diese Ladung wird jetzt zum Großteil über Wilhelmshaven und Bremerhaven gefeedert. Das ist für diese beiden deutschen Häfen natürlich eine gute Nachricht. Hamburg ist allerdings weiterhin mit zwei Direktanläufen pro Woche aus Fernost bei Gemini vertreten. Im NE4 kommt so z.B. die Triple-E-Klasse von Maersk wieder an die Elbe.
Wilhelmshaven ist übrigens bei den FE-NE-Diensten von Gemini nur in diesem einen Liniendiest, in dem die Megamax24-Schiffe von Hapag fahren, vertreten. Bremerhaven wird zweimal angelaufen. Nur Rotterdam wird bei allen vier Fernostdiensten angesteuert. Antwerpen verliert sämtliche Fernostdienste bei Gemini und wird nur noch per Feederschiff angelaufen.
Mehr zu den Liniendiensten der Gemini Cooperation findet man z.B. hier.
Moin,

Danke für die Einordnung, welche ich grundsätzlich teile.

Noch ein paar Anmerkungen:

MSC läuft seit Mitte letzten Jahres sporadisch, seit Anfang Februar jedoch konsequent mit den beiden Asiendiensten „Britannia“ und „Swan Sentosa“ nach Hamburg - eingesetzt werden in der Regel mittelgroße Schiffe mit 14000-16000TEU Kapazität.
Der „Britannia“ Dienst wird jetzt ab April durch den - (nur eigentlich aufgrund der aktuell reduzierten Schiffsgrösse) - wichtigsten Dienst „Lion“ ersetzt.
Gleichzeitig nutzt MSC aber auch 2 der Asiendienste der „Premier Alliance“ und springt damit in die Lücke, welche Hapag hinterlässt.
Auch die Premier Alliance nutzt entsprechend die MSC Dienste und wird so an den Standort gebunden.

Ich würde sogar soweit gehen, Hamburg als einen der Gewinner der Umstrukturierungen zu sehen.
Ich zähle (wohlgemerkt in Summe!) binnen Jahresfrist - per 01.04. - die folgende zusätzliche Dienstanzahl pro Woche:
4 neue Fernost-Dienste
2 neue Dienste Indian/Middle East
1 neuer Dienst Transatlantic
1 neuer Dienst Levante
1 neuer Dienst Portugal

Was in der Betrachtung des MSC Deals häufig falsch dargestellt wird:

Hapag wäre - nach dem Einstieg am JadeWeserPort -zwangsläufig stärker auf Wilhelmshaven fokussiert gewesen.
Das Kernproblem ist seit Jahren die Köhlbrandbrücke, welche aufgrund der Höhenrestriktionen das CTA von jeglichen Megamax-Anläufen abschneidet.
Ich behaupte sogar - ohne Köhlbrandbrücke wäre Hapag nicht am JWP eingestiegen.

Die ganze Entwicklung deutet für mich auf einen generellen Marktanteil- Gewinn der deutschen Häfen insbesondere gegenüber Antwerpen hin.

Noch am Ende zu erwähnen:
Wichtig ist die in Kürze abgeschlossene Automatisierung inkl. Schaffung eines dritten Liegeplatz für Megamax am CTB
Herausragend wichtig ist die Westerweiterung am Eurogate inkl. Erweiterung des Drehkreises - unter Einbindung von Reedereipartner (CMA CGM und/oder Evergreen springen Einen geradezu an)

Auch besteht doch Hoffnung, das am Jahresmitte endlich die Kriegsaltlasten vor Cuxhaven geräumt, und die zweite Stufe der Elbvertiefung wieder verfügbar gemacht wird.

Nur meine Einschätzung:)

Gruß Stefan
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JanMartin
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Re: Transformationen Containerdienste

Beitrag von JanMartin »

Dank an Jacko1984 und Fabian für zusätzliche Infos und Links!
Jacko1984
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Re: Transformationen Containerdienste

Beitrag von Jacko1984 »

Moin,

der aktuelle „Lion“ Fahrplan von MSC zeigt nun übrigens mit den ersten beiden April - Abfahrten ab Shanghai wieder Megamax - Einheiten.
Konkret die „MSC Samar“ und „MSC Sixin“:

https://www.msc.com/en/search-a-schedule

Ob die Presse DAS dann auch berichtet? ;)

Mal schauen wie es weitergeht..evtl. verschwinden Diese Abfahrten wieder - oder es wird schon wieder umgestellt.

Gruß und ein schönes Wochenende
Stefan
Jacko1984
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Re: Transformationen Containerdienste

Beitrag von Jacko1984 »

Hi,

die HHLA erwartet für 2025 ein starkes Wachstum bei Umschlag & Transport:

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/ ... la592.html

Gerade unter Berücksichtigung der Ladungsmengenverluste durch Hapag Lloyd an Eurogate (innerhalb, sowie außerhalb Hamburgs) ist diese Entwicklung erwähnenswert.
Es zeigt aus meiner Sicht, dass die Umstrukturierungen der Allianzen unter dem Strich allen deutschen Häfen Zusatzmengen bringen - und der MSC Deal Ladungsmengenverluste innerhalb Hamburgs überkompensieren sollte.

Gruss.
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JanMartin
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Re: Transformationen Containerdienste

Beitrag von JanMartin »

Das Hamburger Abendblatt hat sich gestern zu überraschender Erkenntnis hinreißen lassen; Unerwarteter Aufschwung: Hamburger Hafen auf einmal gefragt (Bezahlschranke). In dem unstrukturierten Artikel werden gefühlt völlig durcheinander diverse neue Verbindungen erläutert. 7 neue Liniendienste brächten demnach aus meiner Sicht nix spektakuläres. Sieht wohl so aus, daß Asiaten in die Lücke einsprigen, die Hapag-Lloyd auftut, allerdings mit deutlich geringer Kapaziät pro Schiff. Indien soll ganz groß 'rauskommen, CMACGM+OOCL / ONE+HMM / Gemini. Hamburg hole in punkto Effizienz wieder auf und die Hinterlandanbindungen blieben ein Pluspunkt. Nunja ...
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