Fachkräftemangel

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hdbender
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Registriert: So 21. Sep 2025, 10:38
Wohnort: Pavia, Iloilo, Philippinen

Fachkräftemangel

Beitrag von hdbender »

Dass seit Jahren in Deutschland Fachkräftemangel besteht, auch in der Binnenschifffahrt, ist ja bekannt.
Deshalb wird in allen Ländern nach Fachkräften gesucht, was aber bisher die Situation keineswegs verbessert hat.
Das muss doch einen Grund haben - ja, und den konnte ich herausfinden, da ich mich seit 2017 in den Philippinen bemühe, Philippinischen Fachkräften in meiner Verwandschaft und Freundschaft es durch meine Beratung zu ermöglichen, einen Job in Deutschland zu finden.
Das ist für viele der Pinoys ziemlich schwierig, stressig und teuer: häufig unmöglich.
Letztendlich auch für mich.

Beispiel Binnenschifffahrt:
Die Forderung nach Berufsanerkennung durch ZAB, welche zum Beispiel in dem jetzt geschilderten Fall für eine Fachkraft mit 3-jähriger Hochschulausbildung an einer Maritimen Universität, mit Abschluss-Diplom "Associate in Marine Transportation", und anschließender etwa 20-jähriger Berufserfahrung auf meist Deutschen Passagierschiffen (z.B. Hanseatic, Europa) als Leichtmatrose, Vollmatrose, Bootsmann und Zimmermann verlangt wird - aber erst nach Vorauszahlung von 150 €, bzw. 10.000 Peso, mehr als ein halber Monatslohn - ist zunächst wegen Nichtzuständigkeit von ZAB - falsch, wird aber von der Deutschen Botschaft zur Beantragung einer Einreisegenehmigung zur Jobsuche verlangt.
150 € werden immer von ZAB verlangt, auch für eine einfache Anfrage. Im Voraus natürlich.
Aber in diesem Fall ist ZAB nicht zuständig, weil zunächst einmal für Seeleute BSH zuständig ist (ZAB kann Anwendung finden). Denn Nelson (Name des Bewerbers) bewirbt sich als Binnenschiffer, weshalb WSA zuständig ist und ihm bereits nach Vorlage seiner von POEA beglaubigten Fahrzeiten und Dokumente mitgeteilt hat, dass er ein Schifferdienstbuch als Decksmann erhält nach Tauglichkeitsuntersuchung in Deutschland. Nach 180 Tagen kann er in einen seinen Fähigkeiten entsprechenden Rang eingestuft werden. Gut, aber nicht ganz so gut, weil die wesentlich umfangreichere Seediensttauglichkeit nicht anerkannt wird, und er erst nach Deutschland fliegen muss, um sich von einem von 75 zugelassenen Ärzten untersuchen zu lassen.
Weiß das die Botschaft nicht, oder wird ZAB verlangt, weil das ja dann 150 € einbringt?

Nebenbei noch mal ein Fall nicht aus der Schifffahrt: Für eine Nichte, Examinierte Phil. Krankenpflegerin, wurde die Berufsanerkennung bei ZAB beantragt, aber trotz Berufserfahrung wegen angeblich ungenügender 4-jähriger Ausbildung an staatlicher Universität abgelehnt, worauf ich die Berufsanerkennung bei einem Deutschen Regierungspräsidium beantragt und auch erhalten habe. Jetzt MUSSTE ZAB ebenfalls die Anerkennung der Botschaft mitteilen. Meg arbeitet seit 6 Jahren in Deutschland und ist verheiratet.
Weiteres Beispiel: Ein Neffe, IT Spezialist, 15 Jahre Berufserfahrung, erhielt ein spezielles Visum zur Arbeitssuche, ich habe ihn bei der Arbeitsbehörde wegen Beratung angemeldet, welche auch zugesagt wurde. Bei Ankunft in Deutschland hat er sich bei der selben Person, welche die Zusage erteilt hatte gemeldet, aber jede Art von Beratung, Hilfe bei Arbeitssuche und Deutschunterricht wurde abgelehnt, da das Visum falsch sei. Ihr habt richtig gelesen, das Visum zur Arbeitssuche war für die Arbeitsbehörde falsch. Giancarlo arbeitet jetzt zusammen mit seiner Ehefrau - ebenfalls IT-Spezialistin - in Kanada.
Die im Fachkräftemangel involvierten Deutschen Behörden arbeiten nicht miteinander, sondern gegeneinander, was neben anderen unsinnigen und finanziellen Forderungen an arbeitswillige ausländische Fachkräfte, für die Verbesserung des Fachkräftemangels, auch in der Binnenschifffahrt, nicht gerade förderlich ist.

Und da wundern sich die Behörden und Unternehmen, die händeringend nach Fachpersonal suchen, über nicht enden wollenden Fachkräftemangel.

Das war es erst einmal für heute.

Nächstesmal berichte ich, wie Philippinische Seeleute selbst von den größten Deutschen Reedereien um mehr als die Hälfte des ihnen zustehenden Lohns gebracht werden, bei fehlender Sozialvorsorge.

Ich freue mich über eure Kommentare oder über ähnliche Erlebnisse.

LG Dee
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