Sicherung vor Piraten

Antworten
frank0265
Mitglied
Beiträge: 1013
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 13:28
Wohnort: 08209 Auerbach

Re: Sicherung vor Piraten

Beitrag von frank0265 »

ArneKiel hat geschrieben:
frank0265 hat geschrieben:Die Ausflaggungswelle wollte man mit dem "Maritimen Bündnis" ( Rot-Grün ) eindämmen oder auch stoppen. Hat ja bisher auch gut funktioniert. Viele Schiffe deutscher Reeder laufen auch unter deutscher Flagge...... Soll das jetzt wegen diesem Piratenpack wieder alles zurückgedreht werden ??? Eine Ausflaggungswelle darf auch die Bundesregierung nicht wieder zulassen.
Moin,

wie kommst Du denn auf solchen Unsinn?

Statistik VDR und BSH:
1995: 1.542 Schiffe unter ausl. Flagge - 825 unter deutscher Flagge
2000: 1.850 Schiffe unter ausl. Flagge - 717 unter deutscher Flagge
2002: 2.110 Schiffe unter ausl. Flagge - 605 unter deutscher Flagge
2008: 3.220 Schiffe unter ausl. Flagge - 546 unter deutscher Flagge
2010: 3.548 Schiffe unter ausl. Flagge - 624 unter deutscher Flagge

Diese Zahlen sprechen doch wohl für sich - Von Deinem Verein hätte ich dann doch etwas mehr Realitätsnähe erwartet..



Ich hatte es eigentlich so gemeint, dass der angelaufene Prozess der Rückflaggung nach Deutschland nicht zurückgedreht wird. Von diesen über 3500 Schiffen unter ausländischer Flagge müssen schon noch welche wieder unter die deutsche Flagge kommen. Ein Schiff unter einer nichtdeutschen Flagge ist ja auch kein deutsches Fahrzeug - im Sinne des Völkerrechts. Wenn also ein Schiff unter der Flagge von Zypern mit Heimathafen Limassol ( auch wenn die Eigentümer in Deutschland sitzen ) in Not gerät, dann soll sich auch gefälligst der Flaggenstaat um die Angelegenheit kümmern. Durch Ausflaggen Steuern und Abgaben sparen - aber dann in Notsituationen nach dem Heimatland der Eigentümer rufen... Alles auf Kosten des Steuerzahlers.
Deutsche Gesellschaft für Schifffahrts-und Marinegeschichte e.V. ; FB Handelsschifffahrt
ArneKiel

Re: Sicherung vor Piraten

Beitrag von ArneKiel »

frank0265 hat geschrieben:
ArneKiel hat geschrieben:
frank0265 hat geschrieben:Die Ausflaggungswelle wollte man mit dem "Maritimen Bündnis" ( Rot-Grün ) eindämmen oder auch stoppen. Hat ja bisher auch gut funktioniert. Viele Schiffe deutscher Reeder laufen auch unter deutscher Flagge...... Soll das jetzt wegen diesem Piratenpack wieder alles zurückgedreht werden ??? Eine Ausflaggungswelle darf auch die Bundesregierung nicht wieder zulassen.
Moin,

wie kommst Du denn auf solchen Unsinn?

Statistik VDR und BSH:
1995: 1.542 Schiffe unter ausl. Flagge - 825 unter deutscher Flagge
2000: 1.850 Schiffe unter ausl. Flagge - 717 unter deutscher Flagge
2002: 2.110 Schiffe unter ausl. Flagge - 605 unter deutscher Flagge
2008: 3.220 Schiffe unter ausl. Flagge - 546 unter deutscher Flagge
2010: 3.548 Schiffe unter ausl. Flagge - 624 unter deutscher Flagge

Diese Zahlen sprechen doch wohl für sich....

Ich hatte es eigentlich so gemeint, dass der angelaufene Prozess der Rückflaggung nach Deutschland nicht zurückgedreht wird. Von diesen über 3500 Schiffen unter ausländischer Flagge müssen schon noch welche wieder unter die deutsche Flagge kommen. Ein Schiff unter einer nichtdeutschen Flagge ist ja auch kein deutsches Fahrzeug - im Sinne des Völkerrechts. Wenn also ein Schiff unter der Flagge von Zypern mit Heimathafen Limassol ( auch wenn die Eigentümer in Deutschland sitzen ) in Not gerät, dann soll sich auch gefälligst der Flaggenstaat um die Angelegenheit kümmern. Durch Ausflaggen Steuern und Abgaben sparen - aber dann in Notsituationen nach dem Heimatland der Eigentümer rufen... Alles auf Kosten des Steuerzahlers.
Da hast Du natürlich recht. Den Trend der Rückflaggung sehe ich allerdings nicht (von Einzefällen mal abgesehen). Wegen der Piraten auf erhebliche Steuervorteile zu verzichten und damit letztlich den Ertrag seiner Eigner (die berühmten Zahnwälte) zu verringern, wird sich kaum eine Reederei antun.
Der VDR ist da auf seiner JahresPK ziemlich eindeutig gewesen: "Es ist zu kompliziert und zu teuer, die deutsche Flagge zu führen."
Alexander
Mitglied
Beiträge: 1073
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 13:59

Re: Sicherung vor Piraten

Beitrag von Alexander »

M Sicherheit hat geschrieben: Ich frage mich in dem Zusammenhang, warum man sich so sehr dagegen sträubt, Schiffe durch top ausgebildetes Sicherheitspersonal bewachen zu lassen.
Ich sehe bei einer von Dir vorgeschlagenen "Aufrüstung" der Schiffe die Gefahr, daß hier eine Aufrüstungsspirale in Gang kommt: die Sicherheitscrews rüsten auf, die Piraten kontern mit stärkerer Feuerkraft, etc. - und was kommt am Ende dabei raus? Viele Tote auf beiden Seiten. Toller Vorschlag...

Warum schlägst Du so was überhaupt vor? Gerade in den letzten Wochen hat das von Vielen geschmähte System der "Schutzräume" mehr als einmal bewährt.
Meine Schiffsfotos bei Fotocommunity: http://home.fotocommunity.de/squarerigg ... 4&g=240434
ArneKiel

Re: Sicherung vor Piraten

Beitrag von ArneKiel »

M Sicherheit hat geschrieben:Genau das ist einer der Punkte, die mich massiv stören.
Die Sicherung von Schiffen durch professionelles Sicherheitspersonal hat meines Erachtens nichts mit dem geächteten Söldnertum gemein.
Gruß
Patrick
Moin,

wo bitte ist denn der Unterschied für die Piraten - ob sie durch Dein "professionelles Sicherheitspersonal" beschossen und oder getötet oder durch Söldnerhand (zumeist auch exProfis also SAS, SBS, Seals etc.) sterben bzw. verletzt werden.
Definition Söldner lt. Genfer Konvention:
1. Söldner werden durch Werber angeworben und leisten Militärdienst, d. h. sie tragen eine Art Uniform oder Kennzeichnung.
2. Es gibt einen Vertrag, der ihnen Sold oder Gehalt in Aussicht stellt.
3. Sie treten immer für einen jeweiligen Auftraggeber ein.
4. Geld ist ein entscheidender Grund zur Auftragsannahme.
Spleißen

Re: Sicherung vor Piraten

Beitrag von Spleißen »

Piraterie gab es schon immer, auch schon zu meiner Zeit.
Nur war es damals nicht Ostafrika/Rotes Meer , sondern es geschah in Westafrika. Ich glaube es war schlimm in Conakry/Guinea
Mit der Ausrüstung, wie heute die Piraten vorgehen, hatte das nichts zu tun. Sie machten sich mit Ruderbooten an Schiffe auf Reede ran.
Damals gingen die Matrosen verschärft Wache und kappten die Enterleinen oder kontrollierten die Ankerketten die sie gerne auch benutzten. Da wurde auch mal mit Äxten auf die Hände gehauen.
Die Schiffe waren auf sich selber angewiesen, soll dabei auch Tote gegeben haben.
Abgeschlagener Kopf auf der Back !!!! Wo......wurde damals erzählt ?????
Waffen waren damals noch nicht im Spiel (zum Glück).

K_F_R
Alexander
Mitglied
Beiträge: 1073
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 13:59

Re: Sicherung vor Piraten

Beitrag von Alexander »

Einen Aspekt, den ich ja weiter vorne schon angesprochen habe, ignorierst Du scheinbar, nämlich den der Bewaffnung...

Gehen wir mal davon aus, daß Du nur Einsätze auf Schiffen unter deutscher Flagge annehmen würdest, dann würden diese Einsätze zwangsläufig auch deutschem Recht unterliegen. Das deutsche Recht setzt meines Wissens recht enge Grenzen für die Bewaffnung von Privatpersonen (und darunter fallen m.W. auch private Sicherheitsdienstleister). So sind i.d.R. vollautomatische Waffen in privater Hand nicht zulässig (was in meinen Augen auch eine verdammt sinnvolle Regelung ist). Womit also könntest Du Deine Sicherheitskräfte ausrüsten? Pistolen? Jagdgewehre? Alles, was darüber hinaus geht, angefangen bei Sturmgewehren, wäre nach deutschem Recht wohl schon nicht mehr zulässig, da vollautomatisch. Von Maschinenpistolen oder gar Maschinengewehren wollen wir mal gar nicht reden.

Nun ist es aber dummerweise so, daß die Piraten mit solchem Gerät ausgestattet ist, dazu kommen, wenn man den Medienberichten Glauben schenken darf, Panzerfäuste und Raketenwerfer (vermutlich solche mit Wärmesucher). Wie also würdest Du Piraten, die mit deutlich stärkerer Feuerkraft als Deine Leute ausgerüstet wären, aufhalten wollen? Ich als Laie wage zu bezweifeln, daß diese ohne eine zumindest annähernd vergleichbare Feuerkraft machbar wäre. Und schon wären Deine Ideen eine reine Luftnummer...
Meine Schiffsfotos bei Fotocommunity: http://home.fotocommunity.de/squarerigg ... 4&g=240434
frank0265
Mitglied
Beiträge: 1013
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 13:28
Wohnort: 08209 Auerbach

Re: Sicherung vor Piraten

Beitrag von frank0265 »

" Die deutschen Reeder fordern unterdessen bei Fahrten durch Piratengewässer Schutz durch die Bundespolizei. Deutschen Schiffen ist es nämlich aus rechtlicher Sicht untersagt, bewaffnete private Sicherheitsteams an Bord zu nehmen, sofern sie die deutsche Flagge am Heck tragen.

Der Reeder der TAIPAN hat das Problem für sein Schiff schnell geklärt. Gleich nach der Befreiung ließ er es in ein ausländisches Register eintragen. Jetzt fährt die TAIPAN unter liberianischer Flagge.Und in den High-Risk Gebieten gehen bewaffnete Söldner an Bord. Ganz legal..."

Zitat aus "PiratenTerror" von Michael Kneissler


Ursache ist, dass die Deutsche Marine nur Aufgaben im Marinebereich übernehmen darf, aber keine polizeilichen. Die Festsetzung und Abstrafung von Piraten ist nur der Bundespolizei möglich.
Deutsche Gesellschaft für Schifffahrts-und Marinegeschichte e.V. ; FB Handelsschifffahrt
ArneKiel

Re: Sicherung vor Piraten

Beitrag von ArneKiel »

frank0265 hat geschrieben:" Die deutschen Reeder fordern unterdessen bei Fahrten durch Piratengewässer Schutz durch die Bundespolizei. Deutschen Schiffen ist es nämlich aus rechtlicher Sicht untersagt, bewaffnete private Sicherheitsteams an Bord zu nehmen, sofern sie die deutsche Flagge am Heck tragen.

Der Reeder der TAIPAN hat das Problem für sein Schiff schnell geklärt. Gleich nach der Befreiung ließ er es in ein ausländisches Register eintragen. Jetzt fährt die TAIPAN unter liberianischer Flagge.Und in den High-Risk Gebieten gehen bewaffnete Söldner an Bord. Ganz legal..."

Zitat aus "PiratenTerror" von Michael Kneissler

Ursache ist, dass die Deutsche Marine nur Aufgaben im Marinebereich übernehmen darf, aber keine polizeilichen. Die Festsetzung und Abstrafung von Piraten ist nur der Bundespolizei möglich.
Moin,

das klingt ja interessant, was Herr Kneissler da erzählt. Wenn das denn so ist, frage ich mich was dieser ganze Thread überhaupt soll - da Patrick mit seiner M Sicherheit auf deutschen Schiffen sowieso nichts zu suchen hat - und es offenbar erst einer Gesetzesänderung bedarf um auf deutschen Schiffen tätig zu werden. Wird er beschossen darf er dann mit seiner Pistole bzw. seinem Gewehr (da automatische Waffen ja ohnehin verboten sind) zurückschießen - anschließend muss er dann auf die Marine bzw. die Bundespolizei warten - das klingt alles ziemlich gaga...
frank0265
Mitglied
Beiträge: 1013
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 13:28
Wohnort: 08209 Auerbach

Re: Sicherung vor Piraten

Beitrag von frank0265 »

@Patrick und Arne

...es ist in der Tat so, dass es erst einer Gesetzesänderung bedarf, um Sicherheitskräfte auf Schiffen unter deutscher Flagge zu lassen. Die Marine müsste erst außer ihren Verpflichtungen auch die der Bundespolizei mit übernehmen. Dann erst funktioniert es. Bis dahin wird aber wohl noch einige Zeit vergehen..... Die Festsetzung und Verurteilung der Piraten ist nur der Bundespolizei gestattet.

Ich betone es nochmals, ein Schiff unter deutscher Flagge darf bisher keine Sicherheitskräfte an Bord lassen, aber unter einer ausländischen Flagge ist es dann gestattet. Auch wenn das sehr gaga klingt, es ist Tatsache. Bei der TAIPAN hat das funktioniert.
Deutsche Gesellschaft für Schifffahrts-und Marinegeschichte e.V. ; FB Handelsschifffahrt
aha11
Beiträge: 17
Registriert: So 3. Okt 2010, 21:16
Kontaktdaten:

Re: Sicherung vor Piraten

Beitrag von aha11 »

Weil hier schon ein paar mal aus meinem Buch "Piraten-Terror" http://www.delius-klasing.de/buecher/wa ... 21614.htmlzitiert wurde (Danke!), ein paar Sätze zu den rechtlichen Fragen von Security-Teams an Bord deutscher Schiffe. Meine Recherchen haben dies ergeben: Klar kann jeder Skipper so viele Männer und so viele Waffen an Bord nehmen, wie er will. Solange er damit auf hoher See herumfährt, ohne dass etwas passiert, kräht kein Hahn danach. Aber falls dann zufällig, beispielsweise bei einem Piratenangriff, irgendjemand erschossen wird, greift sofort das deutsche Recht: das Waffenrecht, das Notwehrrecht, das Strafgesetzbuch etc. – und dann möchte ich nicht der betreffende Käptn sein. Nach deutschem Recht liegt das Gewalt-MONOPOL beim Staat. Das Wort MONOPOL ist wichtig.

Aber auch der Staat tut sich schwer mit den Piraten. Es ist gar nicht so sicher, ob Marinesoldaten Piraten verhaften dürfen. Eigentlich ist das Aufgabe der Polizei. Um ihnen das zu ermöglichen, müsste der Grundgesetz geändert werden.

Die erste Änderung würde den Streitkräften außerhalb des Hoheitsgebietes der Bundesrepublik auch polizeiliche Befugnisse einräumen. Damit wäre beispielsweise das peinliche Dilemma im Umgang mit festgesetzten Piraten beseitigt. Die Marine-Soldaten hätten allgemeine polizeiliche Befugnisse (was zur Zeit noch nicht einmal die Militärpolizisten der Feldjäger haben). Dafür müsste der Grundgesetz-Artikel 87a, Absatz 5 so ergänzt werden: „ Außerhalb des Hoheitsgebiets der Bundesrepublik Deutschland dürfen Streitkräfte nach den Regeln des Völkerrechts, auch zur Unterstützung der zuständigen Bundesbehörden, eingesetzt werden. Einsätze bedürfen der Zustimmung des Deutschen Bundestages; das Nähere regelt ein Bundesgesetz“.

Die zweite Änderung betrifft den Artikel 35, Absatz vier, und soll die bisherige strikte Trennung zwischen Polizei und Militär zumindest zeitweise aufheben und es den Streitkräften ermöglichen, im Notfall auch innerhalb des Hoheitsgebietes der Bundesrepublik militärische Mittel einzusetzen. Der Änderungsvorschlag lautet so: „Reichen zur Abwehr eines besonders schweren Unglücksfalles polizeiliche Mittel nicht aus, so kann die Bundesregierung den Einsatz der Streitkräfte mit militärischen Mitteln anordnen. Soweit es dabei zur wirksamen Bekämpfung erforderlich ist, kann die Bundesregierung den Landesregierungen Weisungen erteilen. Die Anordnung nach Satz 1 ist jederzeit auf Verlangen des Bundesrates, im Übrigen unverzüglich nach Beseitigung der Gefahr aufzuheben.“

Alles weitere müsste ein Bundesgesetz regeln, das als Seesicherheitsgesetz schon seit Jahren - bisher ohne Ergebnis - diskutiert wird.

Gruß

Michael Kneissler
Michael Kneissler, Piraten-Terror, Delius Klasing Verlag, Hamburg 2010. Piraten-Blog: http://piraten.tumblr.com/
Antworten