Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhein.
Re: Binnentanker "WALDHOF" bei St. Goar gekentert
Helikopter kreisen über Schiffsrumpf
14.01.11 | 21:08 Uhr Ein Polizeihubschrauber kreist lärmend im Tiefflug über dem Rhein. In der Ferne ragt nahe St. Goarshausen ein Schiffsrumpf aus dem Wasser wie ein gestrandeter Wal. Erst als der Helikopter an der Einsatzleitstelle vorbeigeflogen ist, können die Einsatzleiter von Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk weiter über ihr Vorgehen beraten.
St. Goarshausen (dapd). Einen Tag nach dem Kentern des mit knapp 2.400 Tonnen Schwefelsäure beladenen Tankers 'Waldhoff ' nahe dem Loreleyfelsen auf dem Rhein gibt es für den Moment aber eher wenig, was unmittelbar noch getan werden kann. Bergekräne sind unterwegs, das Schiff wird schon seit dem Unglückstag mit Schleppern und Seilen gesichert. Die Suche nach zwei vermissten Besatzungsmitgliedern wird zwar fortgesetzt, große Hoffnung, sie lebend zu finden, besteht aber nicht mehr.
'Selbst im Neoprenanzug ist der Körper nach kurzer Zeit sehr kühl', sagt der Einsatzleiter des Rhein-Lahn-Kreises, Landrat Günter Kern. Nach 30 Stunden im kalten Rheinwasser bestehe daher kaum noch Hoffnung darauf, die Schiffsleute lebend zu finden. Daher werde auch das Ufer verstärkt abgesucht, eventuell hat sich ja doch jemand in verwirrtem Zustand ans Ufer retten können und habe sich noch nicht gemeldet.
Zumindest den beiden Überlebenden gehe es den Umständen entsprechend gut: 'Sie haben Kontakt zu ihren Familien, das ist das Wichtigste für sie', sagt Innen-Staatssekräter Roger Lewentz (SPD). Die Bergung des Schiffes wird Lewentz zufolge noch lange dauern. 'Es dauert noch vier bis fünf Tage bis die Kräne da sind, dann bis zu vier Wochen für die Bergung.' Ein Spezialunternehmen aus Mülheim an der Ruhr sei derzeit optimistisch, das Schiff mitsamt seiner Säureladung zu bergen. Solange werde der auf der Seite liegende Tanker vertäut, damit er nicht abgetrieben vom Rhein, der Hochwasser führt und eine extrem starke Strömung hat.
Bisher sind laut Lewentz wohl nur sehr geringe Mengen der Schwefelsäure ausgelaufen, in Wasserproben wurde ein leicht erhöhter Säurewert festgestellt, den Experten nur mit der Havarie erklären können. Am Schiff selbst gebe es aber keine erhöhte Temperatur und damit auch keine Hinweise auf ein größeres Leck. Wasser- und Lufttemperatur werden von den Einsatzkräften regelmäßig an der Unfallstelle gemessen. Für das Trinkwasser bestehe keine Gefahr, man beobachte die Werte aber genau.
Durch die Vollsperrung der Rheinenge hat sich aber ein Rückstau von Schiffen gebildet. 106 sind es von der Unfallstelle bis zum Deutschen Eck in Koblenz nach Angaben eines Sprechers des Wasser- und Schifffahrtsamtes, noch einmal so viele seien es vermutlich in der anderen Richtung bis Mainz. 'Wir prüfen genau, ob der Schiffsverkehr zumindest teilweise wieder freigegeben werden kann.' Dabei spiele auch das Hochwasser eine Rolle.
Polizei-Einsatzleiter Thomas Bredel hat ein solches Unglück nicht für möglich gehalten: 'Dass ein Schiff, keine 20 Jahre alt, so umkippt, das gibt es normalerweise überhaupt nicht', sagt er. Es habe zurzeit jeder seine eigenen Theorien zur Ursache, an Spekulationen wolle er sich aber nicht beteiligen, fügt der 51-Jährige hinzu.
dapd
roland
14.01.11 | 21:08 Uhr Ein Polizeihubschrauber kreist lärmend im Tiefflug über dem Rhein. In der Ferne ragt nahe St. Goarshausen ein Schiffsrumpf aus dem Wasser wie ein gestrandeter Wal. Erst als der Helikopter an der Einsatzleitstelle vorbeigeflogen ist, können die Einsatzleiter von Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk weiter über ihr Vorgehen beraten.
St. Goarshausen (dapd). Einen Tag nach dem Kentern des mit knapp 2.400 Tonnen Schwefelsäure beladenen Tankers 'Waldhoff ' nahe dem Loreleyfelsen auf dem Rhein gibt es für den Moment aber eher wenig, was unmittelbar noch getan werden kann. Bergekräne sind unterwegs, das Schiff wird schon seit dem Unglückstag mit Schleppern und Seilen gesichert. Die Suche nach zwei vermissten Besatzungsmitgliedern wird zwar fortgesetzt, große Hoffnung, sie lebend zu finden, besteht aber nicht mehr.
'Selbst im Neoprenanzug ist der Körper nach kurzer Zeit sehr kühl', sagt der Einsatzleiter des Rhein-Lahn-Kreises, Landrat Günter Kern. Nach 30 Stunden im kalten Rheinwasser bestehe daher kaum noch Hoffnung darauf, die Schiffsleute lebend zu finden. Daher werde auch das Ufer verstärkt abgesucht, eventuell hat sich ja doch jemand in verwirrtem Zustand ans Ufer retten können und habe sich noch nicht gemeldet.
Zumindest den beiden Überlebenden gehe es den Umständen entsprechend gut: 'Sie haben Kontakt zu ihren Familien, das ist das Wichtigste für sie', sagt Innen-Staatssekräter Roger Lewentz (SPD). Die Bergung des Schiffes wird Lewentz zufolge noch lange dauern. 'Es dauert noch vier bis fünf Tage bis die Kräne da sind, dann bis zu vier Wochen für die Bergung.' Ein Spezialunternehmen aus Mülheim an der Ruhr sei derzeit optimistisch, das Schiff mitsamt seiner Säureladung zu bergen. Solange werde der auf der Seite liegende Tanker vertäut, damit er nicht abgetrieben vom Rhein, der Hochwasser führt und eine extrem starke Strömung hat.
Bisher sind laut Lewentz wohl nur sehr geringe Mengen der Schwefelsäure ausgelaufen, in Wasserproben wurde ein leicht erhöhter Säurewert festgestellt, den Experten nur mit der Havarie erklären können. Am Schiff selbst gebe es aber keine erhöhte Temperatur und damit auch keine Hinweise auf ein größeres Leck. Wasser- und Lufttemperatur werden von den Einsatzkräften regelmäßig an der Unfallstelle gemessen. Für das Trinkwasser bestehe keine Gefahr, man beobachte die Werte aber genau.
Durch die Vollsperrung der Rheinenge hat sich aber ein Rückstau von Schiffen gebildet. 106 sind es von der Unfallstelle bis zum Deutschen Eck in Koblenz nach Angaben eines Sprechers des Wasser- und Schifffahrtsamtes, noch einmal so viele seien es vermutlich in der anderen Richtung bis Mainz. 'Wir prüfen genau, ob der Schiffsverkehr zumindest teilweise wieder freigegeben werden kann.' Dabei spiele auch das Hochwasser eine Rolle.
Polizei-Einsatzleiter Thomas Bredel hat ein solches Unglück nicht für möglich gehalten: 'Dass ein Schiff, keine 20 Jahre alt, so umkippt, das gibt es normalerweise überhaupt nicht', sagt er. Es habe zurzeit jeder seine eigenen Theorien zur Ursache, an Spekulationen wolle er sich aber nicht beteiligen, fügt der 51-Jährige hinzu.
dapd
roland
-
- Mitglied
- Beiträge: 2384
- Registriert: So 13. Jan 2008, 17:19
Re: Binnentanker "WALDHOF" bei St. Goar gekentert
Fortsetzung.
Moin!
Die Einsatzkräfte haben sich auf eine längere Einsatzdauer eingestellt. Am Fuße des Loreleyfelsens auf der östlichen Rheinseite wurden Zelte, Einsatzleitungs- und Besprechungscontainer, Energieversorgung, Beleuchtungsanlagen etc. aufgebaut. Dazu wurde die Rheinstraße halbseitig gesperrt. Fahrzeugkennzeichen aus Mannheim, Duisburg und den Niederlande machten deutlich, dass die Reederei und die Bergungsfirmen bereits vor Ort waren.




Auch die Medien sind vor Ort. Ganz vorne der Südwest Rundfunk (SWR, rechts):

N24 und rtl/ntv hatten sich in Richtung St. Goarshausen eingerichtet:


Das ZDF sendete von der der gegenüber liegenden westlichen Rheinseite aus St. Goar.

Mit der Feuerwehrmehrzweckfähre "RPL 9" fuhr man die Fernsehleute bis an den gekenterten Tanker heran. Es ist eben Landtagswahlkampf in Rheinland-Pfalz, was auch die Präsenz von Ministerpräsident Beck vor Ort erklärt.
mfg Peter Hartung
Moin!
Die Einsatzkräfte haben sich auf eine längere Einsatzdauer eingestellt. Am Fuße des Loreleyfelsens auf der östlichen Rheinseite wurden Zelte, Einsatzleitungs- und Besprechungscontainer, Energieversorgung, Beleuchtungsanlagen etc. aufgebaut. Dazu wurde die Rheinstraße halbseitig gesperrt. Fahrzeugkennzeichen aus Mannheim, Duisburg und den Niederlande machten deutlich, dass die Reederei und die Bergungsfirmen bereits vor Ort waren.




Auch die Medien sind vor Ort. Ganz vorne der Südwest Rundfunk (SWR, rechts):

N24 und rtl/ntv hatten sich in Richtung St. Goarshausen eingerichtet:


Das ZDF sendete von der der gegenüber liegenden westlichen Rheinseite aus St. Goar.

Mit der Feuerwehrmehrzweckfähre "RPL 9" fuhr man die Fernsehleute bis an den gekenterten Tanker heran. Es ist eben Landtagswahlkampf in Rheinland-Pfalz, was auch die Präsenz von Ministerpräsident Beck vor Ort erklärt.
mfg Peter Hartung
Zuletzt geändert von Peter Hartung am So 16. Jan 2011, 09:33, insgesamt 4-mal geändert.
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
-
- Mitglied
- Beiträge: 2384
- Registriert: So 13. Jan 2008, 17:19
Re: Binnentanker "WALDHOF" bei St. Goar gekentert
Fortsetzung.
Die nachfolgenden Bilder sprechen für sich. Sie zeigen den Rumpf der "WALDHOF" am östlichen Fahrrinnen-Rand in der Nähe des alten Umschlagplatzes von St. Goarshausen. Das Schiff liegt auf der Backbord-Seite in Richtung Norden (Talfahrt), das Vorschiff ist tiefer eingetaucht als das Achterschiff. Man bedenke die Schiffsbreite von 10,50 Meter. Bestätigt hat sich mittlerweile, dass das Steuerhaus abgerissen wurde und irgendwo in der Nähe auf Grund liegt. Dieses Schifffahrtshindernis muss unbedingt entfernt werden. Das Hochwasser, das noch immer steigt, muss dazu aber erst wieder sinken und die gewaltige Strömungsgeschwindigkeit an dieser Stelle sich vermindern. Das kann dauern. Jedenfalls zeigte der Pegel in der Nähe der Unglücksstelle knapp 5,90 Meter, Tendenz steigend.








mfg Peter Hartung
Wird fortgesetzt.
Die nachfolgenden Bilder sprechen für sich. Sie zeigen den Rumpf der "WALDHOF" am östlichen Fahrrinnen-Rand in der Nähe des alten Umschlagplatzes von St. Goarshausen. Das Schiff liegt auf der Backbord-Seite in Richtung Norden (Talfahrt), das Vorschiff ist tiefer eingetaucht als das Achterschiff. Man bedenke die Schiffsbreite von 10,50 Meter. Bestätigt hat sich mittlerweile, dass das Steuerhaus abgerissen wurde und irgendwo in der Nähe auf Grund liegt. Dieses Schifffahrtshindernis muss unbedingt entfernt werden. Das Hochwasser, das noch immer steigt, muss dazu aber erst wieder sinken und die gewaltige Strömungsgeschwindigkeit an dieser Stelle sich vermindern. Das kann dauern. Jedenfalls zeigte der Pegel in der Nähe der Unglücksstelle knapp 5,90 Meter, Tendenz steigend.








mfg Peter Hartung
Wird fortgesetzt.
Zuletzt geändert von Peter Hartung am Sa 15. Jan 2011, 10:00, insgesamt 3-mal geändert.
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
-
- Mitglied
- Beiträge: 2384
- Registriert: So 13. Jan 2008, 17:19
Re: Binnentanker "WALDHOF" bei St. Goar gekentert
Moin!
Eine der wichtigen Fragen vor Ort ist: Wie konnte es passieren, dass die "WALDHOF" kenterte?
Ein SWR-Fernseh-Redakteur, den ich dazu befragte, sagte mir, er hätte mindestens zehn verschiedene Versionen gehört.
An Bord der Personen-Fähre "FELIX" (die Autofähre "LORELEY VI" pausiert wegen Hochwasser) versuchte sein Team mit Hilfe einer Schiefertafel und einem kleinen Schiffsmodell eine Visualisierung des mutmaßlichen Unglücksverlaufs. Wobei es von einem Durchkentern der "WALDHOF" ausging.



Eine andere Version erzählte mir ein alter Rheinschiffer, wozu man sich die örtlichen Verhältnisse genau vor Augen halten muss:
Der Rhein durchfließt unterhalb der Loreley die engste Stelle des Mittelrhein-Tals. Hinzu kommt eine extreme Rhein-S-Kurve. Der Rhein ist hier mit 17 Metern (Normalwasserstand) am tiefsten. Die Wassermassen drücken mit hoher Geschwindigkeit von Süden her gegen den Prallhang am östlichen Ufer von St. Goar. Dort kehren sie sich um in westliche Richtung und rauschen auf den Leitdamm des Binnenhafens von St. Goarshausen zu. Vom Leitdamm prallt das Wasser in Richtung alter Kran, der Umschlagsanlage der Stadt, um danach in Richtung Norden abzufließen. Diese Stelle war früher lotsenpflichtig. Auf dem schwierigen Fahrwasser der Gebirgsstrecke St. Goar bis Bingen wurde bis in die 1980er Jahre jeweils ein ortskundiger Rheinlotse als Steuermann hinzugezogen. Die Lotsen wurden dann abgeschafft, stattdessen wurde ein landseitiges Lichtzeichen-System eingerichtet, genannt die Wahrschau am Mittelrhein.
Das Unglück geschah morgens um 5 Uhr. "Kaffee, Zigaretten, Müdigkeit, Dunkelheit", der schlechteste Moment für eine Passage der Loreley in Talfahrt, meinte der alte Rheinschiffer. Die "WALDHOF" sei offenbar, von Süden kommend, zu weit in Richtung westliches Ufer von St. Goar gedrückt worden, hätte wohl versucht gegen zu steuern, sei dann wahrscheinlich quer geschlagen und umgekippt, wobei er auf den Leitdamm und weiter in Richtung alter Kran zutrieb. An dieser Stelle wären schon viele Schiffe aufgelaufen. Das Kentern könnte geschehen sein, weil der Tanker zu wenig Stabilität hatte und die Schwefelsäure in den Tanks aufgrund der abrupten Schiffsbewegung ins Schwappen gekommen sei und der enorme Druck des Rheinstroms auf den Rumpf wirkte. Da sei er wohl umgekippt. Ein Durchkentern mochte der alte Rheinschiffer nicht bestätigen.
Hinweisen möchte ich noch darauf, dass der Tanker laut Datenblatt mal verlängert wurde: Von ursprünglich 85,94 m auf 105,00 m bei jeweils 10,50 m Breite. Was der Stabilität nicht zuträglich sein muss...
Mit den nachfolgenden Bildern soll der Verlauf der Hauptströmung an der Loreley anschaulich gemacht werden, um die Hypothese des Rheinschiffers nachvollziehen zu können.




mfg Peter Hartung
Eine der wichtigen Fragen vor Ort ist: Wie konnte es passieren, dass die "WALDHOF" kenterte?
Ein SWR-Fernseh-Redakteur, den ich dazu befragte, sagte mir, er hätte mindestens zehn verschiedene Versionen gehört.
An Bord der Personen-Fähre "FELIX" (die Autofähre "LORELEY VI" pausiert wegen Hochwasser) versuchte sein Team mit Hilfe einer Schiefertafel und einem kleinen Schiffsmodell eine Visualisierung des mutmaßlichen Unglücksverlaufs. Wobei es von einem Durchkentern der "WALDHOF" ausging.



Eine andere Version erzählte mir ein alter Rheinschiffer, wozu man sich die örtlichen Verhältnisse genau vor Augen halten muss:
Der Rhein durchfließt unterhalb der Loreley die engste Stelle des Mittelrhein-Tals. Hinzu kommt eine extreme Rhein-S-Kurve. Der Rhein ist hier mit 17 Metern (Normalwasserstand) am tiefsten. Die Wassermassen drücken mit hoher Geschwindigkeit von Süden her gegen den Prallhang am östlichen Ufer von St. Goar. Dort kehren sie sich um in westliche Richtung und rauschen auf den Leitdamm des Binnenhafens von St. Goarshausen zu. Vom Leitdamm prallt das Wasser in Richtung alter Kran, der Umschlagsanlage der Stadt, um danach in Richtung Norden abzufließen. Diese Stelle war früher lotsenpflichtig. Auf dem schwierigen Fahrwasser der Gebirgsstrecke St. Goar bis Bingen wurde bis in die 1980er Jahre jeweils ein ortskundiger Rheinlotse als Steuermann hinzugezogen. Die Lotsen wurden dann abgeschafft, stattdessen wurde ein landseitiges Lichtzeichen-System eingerichtet, genannt die Wahrschau am Mittelrhein.
Das Unglück geschah morgens um 5 Uhr. "Kaffee, Zigaretten, Müdigkeit, Dunkelheit", der schlechteste Moment für eine Passage der Loreley in Talfahrt, meinte der alte Rheinschiffer. Die "WALDHOF" sei offenbar, von Süden kommend, zu weit in Richtung westliches Ufer von St. Goar gedrückt worden, hätte wohl versucht gegen zu steuern, sei dann wahrscheinlich quer geschlagen und umgekippt, wobei er auf den Leitdamm und weiter in Richtung alter Kran zutrieb. An dieser Stelle wären schon viele Schiffe aufgelaufen. Das Kentern könnte geschehen sein, weil der Tanker zu wenig Stabilität hatte und die Schwefelsäure in den Tanks aufgrund der abrupten Schiffsbewegung ins Schwappen gekommen sei und der enorme Druck des Rheinstroms auf den Rumpf wirkte. Da sei er wohl umgekippt. Ein Durchkentern mochte der alte Rheinschiffer nicht bestätigen.
Hinweisen möchte ich noch darauf, dass der Tanker laut Datenblatt mal verlängert wurde: Von ursprünglich 85,94 m auf 105,00 m bei jeweils 10,50 m Breite. Was der Stabilität nicht zuträglich sein muss...
Mit den nachfolgenden Bildern soll der Verlauf der Hauptströmung an der Loreley anschaulich gemacht werden, um die Hypothese des Rheinschiffers nachvollziehen zu können.




mfg Peter Hartung
Zuletzt geändert von Peter Hartung am So 16. Jan 2011, 09:36, insgesamt 3-mal geändert.
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
-
- Mitglied
- Beiträge: 2384
- Registriert: So 13. Jan 2008, 17:19
Re: Binnentanker "WALDHOF" bei St. Goar gekentert
Moin!
Über die Unglücksursache wird derzeit in Schifffahrtskreisen und in Internetforen heftig spekuliert. Als wahrscheinlich gilt ein Konstruktionsfehler, der von der Reederei aus Ersparnisgründen aber nicht behoben worden sei. Die 1993 in den Niederlanden vom Stapel gelaufene „Waldhof“ sei zwar ein modernes Doppelwandschiff, das aber über kein Längsschott verfüge, schreibt ein Forist, der nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren das Rheinschifferpatent besitzt und auf Schiffen wie der „Waldhof“ als Schiffsführer fährt.
Seine Erklärung: Durch das fehlende Längsschott habe sich die flüssige Ladung in den drei kurz hintereinander liegenden 90-Grad-Kurven des Rheins (Betteck, Loreley und Bank) hochgeschaukelt. Wörtlich heißt es in dem Beitrag: „Wenn das Schiff also mit (geschätzten) 70-80 cm Krängung zur “Bank“ kommt, der Autopilot zufälligerweise noch mehr nach Steuerbord geht und die Strömung auf die Steuerbordseite trifft, dauert es noch ca. 20 Sekunden, und das Schiff ist gekentert.“ Ein Sprecher der Reederei Lehnkering, in deren Auftrag die „Waldhof“ fährt, verweigerte dazu am Freitag jede Stellungnahme.
Das deckt sich ziemlich genau mit der Aussage meines "Gewährsmannes" von gestern mittag am Rheinufer von St. Goarshausen (siehe oben).
mfg Peter Hartung
Danke, Arne aus Kiel, für diesen Link. Hier das entscheidende Zitat aus dem Bericht:ArneKiel hat geschrieben:Moin,
Schiffsunglück durch Konstruktionsfehler?
Westdeutsche Zeitung: http://www.wz-newsline.de/home/panorama ... r-1.549660
[/url]
Über die Unglücksursache wird derzeit in Schifffahrtskreisen und in Internetforen heftig spekuliert. Als wahrscheinlich gilt ein Konstruktionsfehler, der von der Reederei aus Ersparnisgründen aber nicht behoben worden sei. Die 1993 in den Niederlanden vom Stapel gelaufene „Waldhof“ sei zwar ein modernes Doppelwandschiff, das aber über kein Längsschott verfüge, schreibt ein Forist, der nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren das Rheinschifferpatent besitzt und auf Schiffen wie der „Waldhof“ als Schiffsführer fährt.
Seine Erklärung: Durch das fehlende Längsschott habe sich die flüssige Ladung in den drei kurz hintereinander liegenden 90-Grad-Kurven des Rheins (Betteck, Loreley und Bank) hochgeschaukelt. Wörtlich heißt es in dem Beitrag: „Wenn das Schiff also mit (geschätzten) 70-80 cm Krängung zur “Bank“ kommt, der Autopilot zufälligerweise noch mehr nach Steuerbord geht und die Strömung auf die Steuerbordseite trifft, dauert es noch ca. 20 Sekunden, und das Schiff ist gekentert.“ Ein Sprecher der Reederei Lehnkering, in deren Auftrag die „Waldhof“ fährt, verweigerte dazu am Freitag jede Stellungnahme.
Das deckt sich ziemlich genau mit der Aussage meines "Gewährsmannes" von gestern mittag am Rheinufer von St. Goarshausen (siehe oben).
mfg Peter Hartung
Zuletzt geändert von Peter Hartung am Di 18. Jan 2011, 18:39, insgesamt 1-mal geändert.
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
-
- Mitglied
- Beiträge: 24598
- Registriert: Fr 11. Jan 2008, 12:46
Re: Binnentanker "WALDHOF" bei St. Goar gekentert
Trotz Rentnerei - chapeau, Peter, und vielen Dank!
Hier noch ein lebhafter Forenlink:
http://www.././forum/showthread.php?285 ... -gekentert
Eine Webcam:
http://www.rhein-zeitung.de/startseite_ ... 89731.html
Pressemitteilungen:
http://www.ccr-zkr.org/
Hier noch ein lebhafter Forenlink:
http://www.././forum/showthread.php?285 ... -gekentert
Eine Webcam:
http://www.rhein-zeitung.de/startseite_ ... 89731.html
Pressemitteilungen:
http://www.ccr-zkr.org/
Zuletzt geändert von Tim S. am Sa 15. Jan 2011, 16:29, insgesamt 1-mal geändert.
-
- Mitglied
- Beiträge: 1530
- Registriert: Sa 12. Jan 2008, 15:09
- Wohnort: Rapperswil-Jona, Schweiz
Re: Binnentanker "WALDHOF" bei St. Goar gekentert
Auch von mir ein Dankeschön an Peter, gib acht dass aus der Rentnerei keine Rennerei wird 

Re: Binnentanker "WALDHOF" bei St. Goar gekentert
Moin,
auch von mir ein großes Dankeschön an Peter, der einen sehr guten neutralen und perfekt illustrierten Bericht liefert. Die Rennerei hält jung - wer will denn den ganzen Tag in der Bude hocken?
Kleines trauriges Update - angeblich wurde die erste Leiche entdeckt:
Erster Hinweis auf Vermissten? Leiche im blauen Overall bei Hirzenach im Rhein gesehen
Eine Spaziergängerin habe etwa sieben Kilometer stromabwärts in Hirzenach (Rhein-Hunsrück-Kreis) einen mit einem blauen Overall bekleideten Mann im Wasser treiben gesehen, teilte die Einsatzleitung mit. Die herbeigerufene Wasserschutzpolizei habe nur wenige Minuten später den Rhein mit Booten und einem Hubschrauber abgesucht, allerdings nichts gefunden.....
Rhein-Zeitung: http://www.rhein-zeitung.de/regionales_ ... 89984.html
auch von mir ein großes Dankeschön an Peter, der einen sehr guten neutralen und perfekt illustrierten Bericht liefert. Die Rennerei hält jung - wer will denn den ganzen Tag in der Bude hocken?
Kleines trauriges Update - angeblich wurde die erste Leiche entdeckt:
Erster Hinweis auf Vermissten? Leiche im blauen Overall bei Hirzenach im Rhein gesehen
Eine Spaziergängerin habe etwa sieben Kilometer stromabwärts in Hirzenach (Rhein-Hunsrück-Kreis) einen mit einem blauen Overall bekleideten Mann im Wasser treiben gesehen, teilte die Einsatzleitung mit. Die herbeigerufene Wasserschutzpolizei habe nur wenige Minuten später den Rhein mit Booten und einem Hubschrauber abgesucht, allerdings nichts gefunden.....
Rhein-Zeitung: http://www.rhein-zeitung.de/regionales_ ... 89984.html
-
- Mitglied
- Beiträge: 280
- Registriert: Sa 12. Jan 2008, 15:49
Re: Binnentanker "WALDHOF" bei St. Goar gekentert
Peter Hartung:
nur keine falsche Bescheidenheit, Du hast wirklich großartige Arbeit geleistet und dafür meinen herzlichen Dank.
Anerkennender Gruß
Jochen
nur keine falsche Bescheidenheit, Du hast wirklich großartige Arbeit geleistet und dafür meinen herzlichen Dank.
Anerkennender Gruß
Jochen
-
- Mitglied
- Beiträge: 311
- Registriert: Sa 6. Nov 2010, 04:14
Re: Binnentanker "WALDHOF" bei St. Goar gekentert
Moin...
Ich war anfang August 2010 oben auf der Loreley, so sah die Stelle bei Normalwasserstand aus...

Ich war anfang August 2010 oben auf der Loreley, so sah die Stelle bei Normalwasserstand aus...
