Sassnitzer hat geschrieben:Sollte das alles so stimmen, sollte man ja als GEZ Konsument auch mal das ZDF informieren, ob man dieses Schiff als Kulisse noch nutzen will und noch Werbung für diese "Eigentümer" macht.
Ich gehe davon aus, daß man die nicht informieren muß, sondern daß die das selbst wissen.
Alexander
Ich glaube kaum das man diese Kulisse für diese (entschuldigt, meine persönliche Meinung!) schwachsinnig seichte Fernsehunterhaltung wegen den aktuellen Dingen aufgeben würde. Darüber entscheiden dann schon eher die Einschaltquoten. Und das die immernoch recht gut sind, erschließt sich mir unabhängig von der aktuellen Lage seit Jahren schon nicht mehr Wahrscheinlich hat man aber auch mit Rademann nen Vertrag auf Lebenszeit oder so ähnlich....naja, er ist ja mittlerweile fast 80....auf ein anderes Schiff wird man also sicher nicht mehr wechseln.
Mir fällt da spontan auch kein anderes Schiff mehr ein, was a) als Alternative zur Deutschland passen würde ohne das Konzept der Serie völlig zu verändern und b) welches dann die Deutsche Flagge hat.
In der Sache gibt es PR-technisch sicher bessere Vorgehensweisen und ob es nötig ist, wegen solchen Streitereien den Kapitän vom Schiff zu schicken, wage ich mal zu bezweifeln. Es sei denn es ist Ziel einfach mal wieder in die Medien zu kommen, völlig egal mit was und warum. Dann haben die wohl einen PR-Manager der dem Grundsatz folgt, das es gar keine schlechte PR gibt. Es mag schade sein, wenn immer weniger Schiffe Deutsche Flagge fahren, aber wer jetzt laut aufschreit, müsste das konsequenterweise auch bei all den anderen Kreuzfahrern tun, die in Valetta, Genova, Hamilton etc. registriert sind und (ehemals*) deutschen Reedereien gehören. was die "Deutschland" konkret betrifft, so ist die ja auch nicht mehr die jüngste, sooo ewig wird die sicher auch nicht mehr fahren, es sei denn man steckt nochmal richtig Geld rein, um sie auf ihrem, naja, eher gehobeneren Standard Marktfähig zu halten. sollte sie jemals verkauft werden, würde der Name des Dampfers eh geändert...
*wenn man die Muttergesellschaften betrachtet, sind die allermeisten Reedereien die sich am Markt tummeln ja nicht mehr wirklich deutsch
Hut ab vor einem der wenigen in der Fahrt verbliebenen Kapitäne weltweit, die ganz deutlich "noch einen Arsch in der Hose haben" ! Ich habe Herrn Jungblut bei seinem kürzlichen Aufenthalt in Bremerhaven kurz kennengelernt, und auch wenn mir im Normalfall Fahrgastschiffkapitäne eher weniger sympathisch sind - Kapitän Jungblut zählte zu den Sympathischen und beweist mit seinem Engagement auch noch echte seemännische Tugenden, die heute leider zunehmend weniger zu finden sind.
NP
Lieber 'ne schneidige Kollision als ein lahmes Manöver....
Zunächst einmal gebührt Kapitän Jungblut , den ich wie auch mein Kollege AnkerM aus meiner Berufspraxis fachlich und menschlich in sehr positiver Erinnerung habe , mein Respekt für seine dezidierte und gegenüber seiner Besatzung fürsorgliche Haltung . Natürlich habe ich keine Ahnung über die internen Vorgänge im Hause Deilmann , wir wissen ja nur das , was den Medien zu entnehmen war , aber Herr Jungblut hat Schiff , Reederei und auch den Flaggenstaat immer sehr gut repräsentiert . Ich bin überzeugt , dass es Kreuzfahrtreedereien gibt , die solch einen Kapitän besser zu würdigen wissen , als es bei Reederei Deilmann ( blitzsauberes Eigentor , würde ich sagen ) offensichtlich der Fall ist . Auch wenn Kapitän und Besatzung sicher nicht das "Forum-Schiff" lesen , von meiner Seite dennoch alles Gute .
Obwohl ich das Vorgehen der Reederei für indiskutabel halte , würde ich mich eher Alexanders Meinung anschließen . Ohne die "Heuschrecke" gäbe es die Reederei Deilmann nicht mehr , der Laden wäre längst abgewickelt , völlig unabhängig von der jetzigen Vorgehensweise des Arbeitgebers , die ich missbillige . Das ein Unternehmen keine Wohlfahrtseinrichtung ist , sondern Gewinne machen möchte , ist ja sicher klar . Ich würde mir allerdings wünschen , dass sich die Unternehmer zulasten NOCH HÖHERER Gewinne ein bischen mehr ihrer sozialen Verantwortung bewußt werden . Ob das im Falle der Reederei Deilmann wohl so ist........ich bezweifle das .
Ich hätte es zudem von Seiten der Reederei für konsequent gehalten , wenn die Deutschland schon unter Malta-Flagge anläßlich der Olympischen Spiele in London eingetrudelt wäre . Jetzt noch unter "schwarz-rot-gold- das "deutsche Schiff" zu bewerben , um dann später klammheimlich auszuflaggen , halte ich für verlogen und feige .
Die Tatsache , dass jetzt politische Hinterbänkler sämtlicher Fraktionen während der Saure-Gurken-Zeit ( Parlamentsferien ) mit entrüsteten Statements auf sich aufmerksam machen , weil der Wähler es vielleicht goutiert , sei mal nicht weiter kommentiert . Das neue Meldegesetz wurde ja auch während des EM-Halbfinales diskret in 15 Minuten durchgewunken und als die Sache mit dem Adressenverkauf durch die Einwohnermeldeämter dann peinlicherweise aufflog , waren alle ganz furchtbar empört und niemand wollte es gewesen sein . Auf Politiker-Statements kann ich sehr gut verzichten .
Ich bin auch der Meinung , dass man der Flagge nicht zu viel Bedeutung beimessen und sich eher mit der jeweiligen Reedereiphilosophie befassen sollte . Beispiel : in den letzten Monaten bin ich -nennen wir ruhig Ross und Reiter- einige Male an Bord der "Tongan" gewesen , deutsche Flagge , gepflegtes Schiff Heimathafen Hamburg und woher kam der Kapitän ?! Russland! Hatte ich nicht erwartet . Mit Zweitwohnsitz in Polen und vermutlich entsprechender doppelter Staatsbürgerschaft. Versteht mich nicht falsch , ich will nicht die Kompetenz der Schiffsführung in Abrede stellen , der Kapitän macht mit Sicherheit einen guten Job , das Schiff machte auf mich auch einen guten Eindruck , aber die Auffassung
"Deutsche Flagge" = alles perfekt , nur bestbezahlte Mitarbeiter an Bord , Qualität etc. etc. sowie andererseits "
FoC" = alles Mist , Sklaverei , Schiff in höchstem Maße unsicher
ist ein bisschen undifferenziert . Wer würde behaupten wollen , es sei lebensgefährlich , sich an Bord des MS "Europa" zu begeben , nur weil der Heimathafen des Schiffes "Nassau" heißt . Ich habe die Besatzung stets als hochprofessionell kennengelent und der Service war nicht nur für Passagiere , sondern auch Lotsen 5 Sterne Plus . Allerdings stimmt ( zumindest war das früher so ) : HLKF-Fahrer haben andere Arbeitsverträge als HLCL-Fahrer , dass sei in der Tat zugegeben . Weiteres Beispiel : ich war zwischen Anfang 1996 und Mitte 2000 bei einer damals kleinen , heute allerdings ca. 120 Schiffe operierenden im Chartersegment tätigen Hamburger Reederei tätig , zunächst unter deutscher , später unter liberianischer Flagge . Ich konnte mir aussuchen , ob ich unter Liberia-Flagge zu deutschen oder "liberianischen" Konditionen fahren wollte und hatte mich für zweiteres entschieden . Die Besatzungsstrukturen waren gleich , der Standard der Schiffe gleich hoch und was die Liberia-Konditionen anbelangt , die waren für alle Beteiligten recht erfreulich . Hier wurde unter Liberia-Flagge , so denke ich , hochprofessionelle Seefahrt betrieben . Andere Schiffe unter dieser Flagge haben natürlich das Prädikat "Wurstwagen und Seelenverkäufer" verdient . Lange Rede , kurzer Sinn : es kommt nicht so sehr auf die Flagge , sondern eher auf die Philosophe der Reederei an . Wer wirklich jegliche FoC vermeiden und mit homogenen Besatzungen fahren möchte , wird sich vermutlich auf Hurtig-Ruten oder Nord- und Ostseefähren beschränken müssen , denn ich glaube nicht , dass auf der ach so britischen Queen Mary 2 eine rein britische Besatzung einschließlich der "Kolonne Fress und Putz" beschäftigt wird .
Was jetzt das passende Schiff für die ZDF-Traumschiff-Klientel anbelangt , könnte man natürlich auch in den Flußkreuzfahrtsektor wechseln . Dann heißen die Folgen zwar nicht mehr "Zanzibar" oder "Thailand" , sondern "Rüdesheim" oder "Koblenz" , was vielleicht das Fernweh nicht ganz so auslöst . Was jedoch das Durchschnittsalter der Flußkreuzfahrt-Klientel betrifft , sollte das doch aber zum durchschnittlichen ZDF-Seher sehr kompatibel sein .
Bezüglich eines Boykotts : es wurde ja erwähnt , dass die Deutschland -noch für ein paar Wochen- der letzte Kreuzfahrer unter deutscher Flagge ist. Was also brächte das ? Kreuzfahrer werden nun mal fast ausnahmslos unter FoC betrieben . Man könnte sich höchstens mit den jeweiligen Vorschriften des Flaggenstaates befassen , aber welcher Passagier würde das tun . Auch im Kreuzfahrbereich ist der Kunde zumeist Schnäppchenjäger und wenn die Reise schön günstig ist , blendet man Anderes gerne mal aus .
Carsten
Zuletzt geändert von Carsten H. Petersen am Sa 28. Jul 2012, 11:20, insgesamt 2-mal geändert.
Andreas_Elmshorn hat geschrieben:
Damit wir uns nicht falsch verstehen: das Vorgehen von Aurelius in Zusammenhang mit der geplanten Ausflaggung und dem "Bordverbot" für den Kapitän halte ich auch für falsch, aber jetzt mal wieder pauschal draufzuhauen, indem man das Unwort "Heuschrecke" verwendet, ohne die Hintergründe zu bedenken, ist billig...
Alexander
Moin, Moin!
Ich bleibe dabei: "Aurelius" ist die klassische Heuschrecke! Für mich ist es auch kein "Unwort". Ich war Opfer einer Heuschrecke, ich kenne diese Vorgehensweise. Es gehört zur Ausbeutung dazu, das Personal zu verunsichern, wie jetzt im Fall der "Deutschland". Wenn keiner mehr mucken mag, geht alles geschmeidiger. Ich war Betriebsrat, als eine Heuschrecke ihr zerstörerisches Werk begann und habe, bevor ich nervlich am Boden lag, das Handtuch geschmissen. Wir gleiten aber mit dieser Diskussion mehr in's O.T. ab!
Grüße, Andreas
Geduld zu haben bedeutet nicht, sich alles gefallen zu lassen!
Danke schön an Carsten H. Petersen für Deinen hervorragenden Beitrag zu diesem Thema.
Endlich ein Beitrag der die ganze Angelegenheit mal sachlich und aus dem, m.E. , richtigen Blickwinkel betrachtet und beleuchtet.
Diese ganze "Heuschreckendiskussion" ist wohl im Thema "Ausflaggung der Deutschland" etwas deplatziert. Die Ursachen, sowohl für die wirtschaftliche Schieflage der Reederei Deilmann, als auch für Ausflaggungsbestrebungen an sich, liegen ja wohl ganz wo anders.
Ein wenig unfreiwillige Ironie findet sich in dem Posting von Carsten dann doch:
Carsten H. Petersen hat geschrieben:
Beispiel : in den letzten Monaten bin ich -nennen wir ruhig Ross und Reiter- einige Male an Bord der "Tongan" gewesen , deutsche Flagge , gepflegtes Schiff Heimathafen Hamburg
Carsten
Die Tongan ist vor ca. 4 Wochen nach Liberia ausgeflaggt worden, Heimathafen Monrovia
von wem genau ist denn diese Darstellung? außer in de rÜberschrift ist da nix erwähnt, wer ist denn "Wir" und warum findet man eien solche Mitteilung nicht auf der Deilmannschen Webseite direkt? so richtig überzeugt, das dies ne offizielle Mitteilung ist bin ich jedenfalls nicht
Mal abgesehen davon das diese Darstellung nicht wirklich die Situation ändert, da hat sich nur jemand Mühe gegeben den gleichen Sachverhalt in nett verpackten Worthülsen wiederzugeben. Dieser jemand war darin nichtmal gut oder es ist gewollt
das zwischen den Zeilen letztlich der gleiche Sachverhalt zu lesen ist, wie er bislang veröffentlicht war. aus rechtlicher sicht mag es ein Unterschied sein, ob Ich jemanden des Schiffes Verweise oder Ihn "nett bitte in Urlaub zu fahren", in der Sache ist es kein Unterschied, zur eigentlichen Thematik sagt man in der Mitteilung einfach gar nix und der vorletzte Satz ist ein wohlformulierter Maulkorb für Kapitän und Beschäftigte.
Ich vermute es ist eine Pressemitteilung von Deilmann.
Die Reederei hält sich über das Thema auf der eigenen Webseite total geschlossen.
Keinerlei Kommentar oder Information über die Ausflaggung oder das aktuelle Thema
in London, aber schon eine lange Liste mit Stellenangeboten. Das lässt Vermutungen
hochkommen.
Auf dem Schiff und auf der Webseite wird kräftig geworben mit Slogan und Logo "Deutsches Schiff für London"
Unter Berücksichtigung der bekannten Situation eine Verar***** der Öffentlichkeit!