Kümofilm-Tagebuch 2006 -2011. Schiffe, Szenen, Situationen
Blende auf: Ein, zwei, drei Stöße der Maschine, aufwühlendes Schraubenwasser und dann dringt er auch bis in die letzte Zuschauerreihe,
der unvergessliche Klang des alten MAK-Motors.
Eröffnungsszene: Eine frische Brise weht über den kleinen Belt. Im Vordergrund dümpelt ein Kutter, hantiert an seinen Netzen. Zwei Stative stehen klar.
Eins mit Tele, eins mit Normalbrennweite. Die Nervosität steigt. Zigmal habe ich mir die Szene im Kopf überlegt. Aber wenn es soweit ist,
merkt man immer im letzten Moment, daß irgendetwas nicht stimmt. Das Licht, die Perspektive, der Standort oder alles.
Zum vierten mal stelle ich das Stativ um, entscheide mich letztendlich für die Canon mit der längeren Brennweite.
Die andere soll als Totale mitlaufen falls das Canon-Bild nichts wird.
Wann kommt der Dampfer blos?
Endlich der Anruf von der MISTRAL. Das hat aber auch gedauert. Aber auf Heiner ist Verlass.
Ok, hat die erste Brücke hinter sich. Dann ist sie gleich unter der alten Middelfartbrücke.
Ich möchte gerne einen Teil der Brücke mit im Bild haben, so daß der MISTRAL-Bug dann von rechts in das Bildzentrum läuft und man einen Eindruck von der Uferlandschaft bekommt. Und da hör ich sie auch schon. Das ersehnte Pochen.Noch fern, aber langsam zunehmend.
Ruhig bleiben. Jetzt ganz ruhig. Du hast noch genügend Zeit. Du hast das zig-mal gemacht. Du wirst das auch jetzt hier ganz sauber durchziehen.
(Für Nichtfilmer: Jede körperliche Unsicherheit überträgt sich über den Schwenkarm leider gnadenlos auf die Bildruhe, besonders bei Teleaufnahmen.)
Letzter Blick auf die Einstellungen, Windtränen aus den Augen wischen für einen klaren Sucherblick und ganz sachte die Hand am Schwenkhebel,
mehr getoucht als gegriffen. Ich bin ruhig und ich sehe das rote REC. Und ich sehe die MISTRAL - jetzt!
Wie immer: Er fährt volle Kanne. Die Yacht da dümpelt wie besoffen in seinem Schwell.
Heiner Schlüter hat es von Grund auf eilig. So habe ich ihn kennengelernt, so fährt er die MISTRAL. Ich schwenke mit, konzentriere mich dabei immer auf Vorsteven und linke Bildkante, der Abstand muß immer gleich bleiben. Je mehr das Schiff ins Bildzentrum fährt, des so schneller musst Du mitziehen.
Und wehe Du hast den Horizont vorher nicht sauber in der Waagerechten justiert, das rächt sich spätestens dann, wenn das Schiff breitseits im Bild steht.
Grüner Klee auf weißen Schornstein. Der Sietas 33er "MISTRAL" von Heinrich Schlüter.
Aber es hat alles geklappt, bis auf das langweilige Mittagslicht, das ich nicht ändern kann, weil die MISTRAL nun einmal mittags auslaufen wollte.
Diese Szene „Mistral Middelfart“ ist tatsächlich eine der ganz wenigen Szenen im Film, die ich mit dem Kapitän abgesprochen habe. Aber wie gesagt:
Mit Heiner Schlüter geht so was, und das macht dann auch richtig Spaß eimal nicht auf Zufälle angewiesen zu sein.
Nach dem Durchlauf rief mich Kpt. Schlüter noch mal an und sagte, daß er gut 14 Knoten drauf hatte und wegen dem kräftigen Schiebestrom sogar den Autopiloten ausmachen musste. (Aber nicht weiter sagen, wg. der 14 Knoten - Wasserschutz hört mit..)
Bald geht’s weiter hier mit Teil 3
Euer Jan