COSCO strebt Beteiligung am HHLA-Terminal Tollerort an

Volker Landwehr
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Re: COSCO strebt Beteiligung am HHLA-Terminal Tollerort an

Beitrag von Volker Landwehr »

Birger Lucas hat geschrieben: Fr 21. Okt 2022, 16:06 Ich bin da nicht so im Bilde, welche Reedereien Fracht aus Taiwan transportieren und wo diese anlegen/entladen? aber der größte Teil der Microchips füe Autos, Unterhaltungs/Haushaltseletrronic kommt weiterhin aus Taiwan, sollte Cosco dasTerminal dafür dicht machen können, wäre das M.E. schon ein Problem und mit der Methode wird schon schiefgehen, wissen wir im Energiebereich heute wo wir sind. hüpfen a`la Merkel oder ein Pulli oder zwei a`la Schäuble
Wo liegt das Problem? Wie soll jemand mit einer 35% Beteiligung einen Terminal dicht machen? Und selbst wenn, gibt es in Hamburg noch Eurogate, Burchardkai und Altenwerder, die Schiffe aus Taiwan immer noch anlaufen könnten. Cosco beteiligt sich mit 35% an der HHLA Tochter Container Terminal Tollerort GmbH, nicht an der gesamten HHLA.
Außerdem blieben noch die Terminals in Bremerhaven und Wilhelmshaven.

Der Vergleich mit der Energie ist ziemlich schief. In 2021 hat Deutschland ca. 55% seines Gasbedarfs aus Russland bezogen. Auf Containerterminals bezogen müsste Cosco 55% aller deutschen Terminals besitzen.

Hier ist eine Stellungname der HHLA vom 20.10.2022: https://hhla.de/medien/news/detailansic ... a-verkauft

Großbritannien soll ja auch gewarnt haben, da finde ich es interessant, dass die Häfen Felixstowe, Harwich und London Thames Port zu 100% der Hutchison Whampoa Group aus Hongkong gehören. Da bekäme ich Angst. https://hutchisonports.com/wp-content/u ... 102022.pdf
Gruß, Volker

PS: In GB gehören die meisten großen Häfen privaten Gesellschaften,
Jacko1984
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Re: COSCO strebt Beteiligung am HHLA-Terminal Tollerort an

Beitrag von Jacko1984 »

Volker Landwehr hat geschrieben: Fr 21. Okt 2022, 16:57
Birger Lucas hat geschrieben: Fr 21. Okt 2022, 16:06 Ich bin da nicht so im Bilde, welche Reedereien Fracht aus Taiwan transportieren und wo diese anlegen/entladen? aber der größte Teil der Microchips füe Autos, Unterhaltungs/Haushaltseletrronic kommt weiterhin aus Taiwan, sollte Cosco dasTerminal dafür dicht machen können, wäre das M.E. schon ein Problem und mit der Methode wird schon schiefgehen, wissen wir im Energiebereich heute wo wir sind. hüpfen a`la Merkel oder ein Pulli oder zwei a`la Schäuble
Wo liegt das Problem? Wie soll jemand mit einer 35% Beteiligung einen Terminal dicht machen? Und selbst wenn, gibt es in Hamburg noch Eurogate, Burchardkai und Altenwerder, die Schiffe aus Taiwan immer noch anlaufen könnten. Cosco beteiligt sich mit 35% an der HHLA Tochter Container Terminal Tollerort GmbH, nicht an der gesamten HHLA.
Außerdem blieben noch die Terminals in Bremerhaven und Wilhelmshaven.

Der Vergleich mit der Energie ist ziemlich schief. In 2021 hat Deutschland ca. 55% seines Gasbedarfs aus Russland bezogen. Auf Containerterminals bezogen müsste Cosco 55% aller deutschen Terminals besitzen.

Hier ist eine Stellungname der HHLA vom 20.10.2022: https://hhla.de/medien/news/detailansic ... a-verkauft

Großbritannien soll ja auch gewarnt haben, da finde ich es interessant, dass die Häfen Felixstowe, Harwich und London Thames Port zu 100% der Hutchison Whampoa Group aus Hongkong gehören. Da bekäme ich Angst. https://hutchisonports.com/wp-content/u ... 102022.pdf
Gruß, Volker

PS: In GB gehören die meisten großen Häfen privaten Gesellschaften,
Moin,

man könnte es auch provokant ausführen:
(neben den ohnehin verfügbaren alternativen Terminals im Krisenfall)

COSCO fährt mit Evergreen (sprich Taiwan) und CMA CGM in der Ocean Alliance.
Die Erfahrung aus anderen Häfen zeigt, dass Evergreen in der Regel auch am COSCO - Terminal abgefertigt werden würde … sprich vom CTB zum CTT wechseln würde.
(mit entsprechendem Ausbau des CTT)

Untersagt man auf politischer Ebene die Beteiligung, gefährdet man als Folge auch die Zusammenarbeit mit der Taiwanesischen Evergreen :)

Gruß
mücke
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Re: COSCO strebt Beteiligung am HHLA-Terminal Tollerort an

Beitrag von mücke »

Jacko1984 hat geschrieben: Fr 21. Okt 2022, 19:21
Untersagt man auf politischer Ebene die Beteiligung, gefährdet man als Folge auch die Zusammenarbeit mit der Taiwanesischen Evergreen :)

Gruß
Wie kommst du denn da drauf? Was sollte Evergreen denn davon abhalten, alles wie bisher laufen zu lassen wenn der Deal nicht zustande kommt. Cosco? Bestimmt nicht.
Gruß vom Lande
Niklas

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Jacko1984
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Re: COSCO strebt Beteiligung am HHLA-Terminal Tollerort an

Beitrag von Jacko1984 »

mücke hat geschrieben: Fr 21. Okt 2022, 20:17
Jacko1984 hat geschrieben: Fr 21. Okt 2022, 19:21
Untersagt man auf politischer Ebene die Beteiligung, gefährdet man als Folge auch die Zusammenarbeit mit der Taiwanesischen Evergreen :)

Gruß
Wie kommst du denn da drauf? Was sollte Evergreen denn davon abhalten, alles wie bisher laufen zu lassen wenn der Deal nicht zustande kommt. Cosco? Bestimmt nicht.
Naja ein konkretes Beispiel:

COSCO ist zu 35% am Eurmaxx - Terminal in Rotterdam beteiligt- das Terminal lässt sich seewärts erweitern.

Bei einem Umrouten von Ladung aus Hamburg erscheint eine Forcierung des Terminalausbau möglich.

Rein aus wirtschaftlichen Gründen erkenne ich die Möglichkeit, dass auch Evergreen verstärkt Ladung über Rotterdam zieht - gerade im Bereich Transshipment
Kaheiroe
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Re: COSCO strebt Beteiligung am HHLA-Terminal Tollerort an

Beitrag von Kaheiroe »

Leider stockt der Ausbau des mittleren Freihafens total. Es passiert seit Jahren nichts. Der Ausbau bzw. die vollständige Erneuerung und Verstärkung des Hachmannskais nach Süden ( ca. 950 m ) bieten Platz für 2 Megacarrier. Damit die über 62 m breiten Schiffe dorthin können, muß die Ellerholzenge um ca 70 m verbreitert werden. Der Ausbau kostet sicherlich ca. 2 Mrd. Euro. Man müßte nur mal anfangen.

Mm Kaheiroe
Hamburch
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Re: COSCO strebt Beteiligung am HHLA-Terminal Tollerort an

Beitrag von Hamburch »

Aus Sicht des Hamburger Hafens scheint die Beteiligung alternativlos zu sein. Hat man sich beim CTA noch gegen einen Anteilseigner aus der eigenen Stadt gewehrt (Hapag Lloyd), sieht die weltweite Realität eben anders aus. Ich hielte einen Abzug von COSCO und damit von grob geschätzten 1.500.000 bis 2.000.000 TEU für möglich.

Die entscheidende Frage scheint mir aber, was COSCO von dem Deal hat. Das Terminal wird ohnehin beinahe ausschließlich von ihnen angelaufen. Einen bevorzugten Service kann man wohl nicht erreichen. Entscheidungen kann man mit 35% auch nicht erzwingen. Abhängigkeiten wie in Piräus oder vielen anderen Häfen weltweit wird man auch nicht schaffen können.

Ich glaube, es geht COSCO um eine neue Währung: Zugriff auf Daten in Häfen und Terminals weltweit.

Da, aus meiner Sicht, die Möglichkeit der Monetarisierung von Daten noch sehr unterschätzt wird, habe ich schon Fragen an diesen Deal.

Wie anfangs bereits erwähnt: für die Zukunft des Hamburger Hafens scheint die Beteiligung alternativlos.
Gruß

Christian

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Jacko1984
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Re: COSCO strebt Beteiligung am HHLA-Terminal Tollerort an

Beitrag von Jacko1984 »

Hamburch hat geschrieben: Fr 21. Okt 2022, 23:56 Aus Sicht des Hamburger Hafens scheint die Beteiligung alternativlos zu sein. Hat man sich beim CTA noch gegen einen Anteilseigner aus der eigenen Stadt gewehrt (Hapag Lloyd), sieht die weltweite Realität eben anders aus. Ich hielte einen Abzug von COSCO und damit von grob geschätzten 1.500.000 bis 2.000.000 TEU für möglich.

Die entscheidende Frage scheint mir aber, was COSCO von dem Deal hat. Das Terminal wird ohnehin beinahe ausschließlich von ihnen angelaufen. Einen bevorzugten Service kann man wohl nicht erreichen. Entscheidungen kann man mit 35% auch nicht erzwingen. Abhängigkeiten wie in Piräus oder vielen anderen Häfen weltweit wird man auch nicht schaffen können.

Ich glaube, es geht COSCO um eine neue Währung: Zugriff auf Daten in Häfen und Terminals weltweit.

Da, aus meiner Sicht, die Möglichkeit der Monetarisierung von Daten noch sehr unterschätzt wird, habe ich schon Fragen an diesen Deal.

Wie anfangs bereits erwähnt: für die Zukunft des Hamburger Hafens scheint die Beteiligung alternativlos.
Moin,

ich erkenne schon einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund.

Wenn man sich die Terminal-Landschaft in Nordeuropa und die Entwicklung der vergangenen 10-15 Jahre anschaut, dann sind die klassischen „Multi-User-Terminals“ doch ein Auslaufmodell.
Hamburg hat die Entwicklung einfach verpennt.

Wenn man jetzt noch bedenkt, dass der Hamburger Hafen ohnehin - nicht erst seit den Streiks im Sommer - als teuer gilt, dann sehe ich die folgenden Punkte:

- durch Beteiligung generell eine Reduzierung der zu berücksichtigenden Umschlagskosten

- erhöhte Durchlässigkeit der Daten bzw. verbesserte Planung mit entsprechender Effizienzsteigerung (ja - dieser klassische Vorteil eines Dedicated Terminal kann hier - wenn man möchte - kritisch gesehen werden)

- gemeinsame Entwicklung/ Ausbau des CTT und Erhöhung der Volumina auch durch Partner (siehe Evergreen)

Ich bin mir sicher, dass die HHLA ähnliche Themen, welche mit Hapag-Lloyd ja teilweise öffentlich ausgetragen wurden, und letztendlich zum Einstieg am JWP führen - sprich die generelle Betrachtung der Umschlagskosten - auch mit COSCO und Evergreen hat.

Gruß
Moritz Konstantin
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Re: COSCO strebt Beteiligung am HHLA-Terminal Tollerort an

Beitrag von Moritz Konstantin »

Moin,
bei diesem Thema bin ich auch etwas zweigespalten mit der Meinung
Klar, wenn ein kommunistischer Staat, Anteile an einer kritischen Infrastruktur erwerben möchte, gehen zu erst bei uns die Alarmglocken an, was auch immer gut ist und man sollte es auch kritisch Hinterfragen, aber auch mit sachlichen Argumenten, was in der Politik leider nicht häufig der Fall ist.
Was mich nur wundert ist, dass sich Cosco nicht schon viel früher am Jade Weser Port beteiligt hat.
China Logistics hat dort vor 2 Jahren 20 Hektar Fläche für ein GVZ gemietet. Zumal auch dort wöchentlich der FAL5 Dienst von der Ocean Alliance anläuft.
Wäre es nicht, aus chinesischer Sicht interessanter, sich dort ausbreiten zu können?
Klar, vorher war Maersk und ab jetzt Hapag Lloyd am JWP beteiligt, ob es damit was zusammen hängt, stell ich mal so dahin.
Beim CTT sehe ich bisher immer das Problem, bei der Übernahme oder Rücklieferung von Container per Bahn oder BiSchi, weil hier häufig extra Gebühren anfallen für jeden Anlauf, was hier die Kosten bisher für das Containerrouting über CTT höher ausfallen lässt als über Euromax z.B.
Obwohl auch Euromax häufig schließt und überfüllt ist.
Zudem sind in Hamburg die Storagekosten einfach zu teuer und nicht Kundenfreundlich, im Gegensatz zu RTM.
Wenn Cosco sich am CTT beteiligen möchte, hoffe ich dass dadurch die Kosten für die Containerabwicklung in HH eine neue Bearbeitung bekommt. Denn Hamburg ist einfach schlicht zu teuer, congestet und zu langsam, insbesondere der Zoll.
In dieser Hinsicht, sehe ich bei der Beteiligung einen Hoffnungsschimmer für einen zügigeren Umschlag und mehr Druck auf die Kosten bei den Terminals zwischen HHLA und Eurogate.
Nichtsdestotrotz, sollte man aber wirklich gut überlegen, ob Hamburg in den nächsten 5 - 10 Jahren wirklich als reiner Unschlaghafen für Container sich lohnt, da die Westhäfen und Mittelmeerhäfen einen besseren Preisvorteil haben. Ich wünsche mir, dass durch Cosco mehr Industrie nach Hamburg kommt, insbesondere in Wasserstoff, aber selbst da liegt HH zurück im Vergleich zu Rotterdam, wenn ich mir das Projekt H2 anschaue oder von Shell die Elektroleuse. Da tut sich viel mehr in Rotterdam.
Ich sehe eine Cosco Beteiligung am CTT grundsätzlich nicht als Falsch ein, aber man muss es mit Vorsicht genießen.
Schönen Sonntag wünsche ich
Hamburch
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Re: COSCO strebt Beteiligung am HHLA-Terminal Tollerort an

Beitrag von Hamburch »

Gruß

Christian

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Tim S.
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Re: COSCO strebt Beteiligung am HHLA-Terminal Tollerort an

Beitrag von Tim S. »

Die Diskussion um eine chinesische Beteiligung am Hamburger Hafen geht weiter. In der Union gibt es vermehrt Kritik - aber auch Verständnis. SPD-Chef Klingbeil bestritt, dass China Zugriff auf die kritische Infrastruktur bekäme.
https://www.tagesschau.de/inland/kritik ... g-105.html
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