Alexander hat geschrieben:Zu Ramsauers angeblicher Zusage: Dazu wurde hier schon genug geschrieben. Letztlich gibt es aber im Tarifrecht nur Eines, das zählt, nämlich ein Tarifvertrag. Solange es den nicht gibt, kann Ramsauer sagen was er will, es ist nicht rechtswirksam.
AnkerM hat geschrieben:
Zu der mir des Öfteren vorgeworfenen Einseitigkeit: Ja, die habe ich im Moment absolut. Vorher war es ja auch opportun, nur und stets auf Ramsauer zu verweisen (was für seine Amtszeit bis zur vorherigen Schleusenschließung ja auch stimmte), in dieser Sache steht für mich Verdi auf der schlechten Seite ... und auch das ist eine legitime Meinung.
ver.dis Hauptaufgabe ist es zunächst einmal, die legitimen Interessen der Mitglieder zu vertreten (die übrigens bekanntermaßen mittels Urabstimmung zum Streik mitentscheiden können bzw. müssen). Insofern steht ver.di nur auf deren Seite, nicht mehr und nicht weniger. Daß diese Interessen in einem Tarifkonflikt von denen anderer Beteiligter abweichen können, ist normal. Das muß man akzeptieren.
Alexander
Rechtswirksam: Das kann ich in letzter Konsequenz wohl genau so wenig beurteilen wie Du, allerdings hatte man sich im BMVBS ja anwaltlich die Verbindlichkeit dieser Erklärung untersuchen und bestätigen lassen.
Letztendlich denke ich aber, daß noch nicht einmal Verdi denkt, daß Ramsauer (oder ein folgender Bundesverkehrsminister) hinter die gemachten Aussagen zurück kann. Er würde in den Medien solange "geteert und gefedert", bis er nicht mehr im Amt wäre. Darum aber geht es wohl auch nicht mehr. Verdi will sehen, ob der "Hebel NOK" einer der stärksten in ihrer Streikkiste ist und ob man damit für die Zukunft ein probates Mittel für alle Auseinandersetzungen mit dem Bund hat. Im derzeitigen Fall möchte man mitreden und das Maximum an Forderungen für den Umzug der Bürokräfte nach Bonn erreichen, das nächste mal ist es eben ein anderes Konfliktfeld. Da man aber im BMVBS sicher auch in diese Richtung denkt, ist es dem Bund fast unmöglich nachzugeben. Es geht eben nicht mehr, wie in normalen Tarifverhandlungen, um "x-Prozent mehr oder weniger", sondern ob Verdi für die Zukunft einen Hebel zum Durchdrücken nahezu aller Forderungen landauf, landab in die Hand bekommt.
Interessen der Mitglieder: Wir haben also rund 150 Festmacher in Brunsbüttel und ggf. in Holtenau, die für die Interessen anderer streiken. Was ist mit den Verdi-Mitgliedern in all den anderen Berufen am Kanal, bei denen direkt das Einkommen oder indirekt die Existenz des Arbeitsplatzes von den Schiffen abhängt ... die haben im Moment alle einen mächtig dicken Hals, anscheinend betrachtet man sie als Mitglieder 2. Klasse!
Akzeptieren: Akzeptieren muß ich das, was ich akzeptieren will und nicht, was andere meinen, was ich akzeptieren soll, sonst kann man sich diese erfrischende Diskussion ja gleich ganz sparen.
Nein, nein, Du bist in dieser Sache hier als "Akzeptierer" akzeptiert, ich allerdings sollte als "Nichtakzeptierer" genauso akzeptiert sein.
Und letztendlich: wenn Verdi also knallhart die vermeintlichen Interessen ihrer Mitglieder in bestimmten Bereichen durchsetzt, ohne rechts und links des Weges zu schauen, dann mögen sie sich in Zukunft gerne das Gewäsch von der "wirtschaftlichen Vernunft" und "Streik als letztem Mittel" sparen, das sie immer so gerne wie ein Banner vor sich hertragen!