Von Husum in die Sonne - eine Buchvorstellung
So ging es 1963 ins westliche Mittelmeer und weiter in die
Levante: Malta, Tripoli, Piräus, Istanbul, Izmir, Alexandria,
Limassol, Larnaca, Famagusta, Lattakia. Man beachte den
Zusatz: „Mit erstklassigen Passagiereinrichtungen“!
(Aus Zeitschrift HANSA 1963)
Leider verrät die Anzeige nicht, mit welchen hübschen Schiffen diese verlockenden Ziele bedient
wurden. Waren es solche kombinierten Passagier-Frachtschiffe wie auf der Grafik?
Sicher ist, dass die Wilson Line aus Hull, damals in Zusammenarbeit mit DFDS, einen Liniendienst
mit gecharterten 499 BRT-Kümos zum Mittelmeer unterhielt.
In der für Kümofreunde interessanten Lektüre
„Coaster Sömand“ des Marstal-Seefahrtsmuseum
beschreibt der Kapitän Börge Olsen seine Erlebnisse auf den Kümos der Svendborger Reederei
Vesta, die Mitte der Sechziger für Ellermann & Wilson diese Dienste abwickelte. Eingesetzt
wurden dazu ausnahmslos Bauten der Husumer Schiffswerft von denen hier schon einmal die
Reede war.
Börge Jensen fuhr auf verschiedenen Schiffen dieser Werft. Das letzte war die EVA VESTA, ein
Husumer der letzten Baureihe, bereits ausgerüstet mit MacGregor-Luken und einem auf Wunsch
des Charterers nachgerüsteten Schwergutbaum. Zwei Schwesterschiffe hießen: VIBEKE VESTA und
PIA VESTA.
Ein vollgetakelter "Husumer" der letzten konventionellen Baureien schmückt den Titel dieses
symphatischen Seemannsberichtes. Das Schwesterschiff, die PIA VESTA wurde 1986 mit einer Ladung
Waffen in Panama beschlagnahmt. Seit 2000 liegt sie als Taucher-Wrack an der venezuelanischen Küste.
(Foto: Börge Jensen, Herausgeber: Marstal Seefahrtsmuseum)
Am 10. März 1966 übernahm Olsen die frisch gebackene EVA VESTA in Husum. Nach einer Probefahrt
im Wattenmeer ging es mit dem leeren Schiff rüber nach Hull um dort Ladung für Kopenhagen
aufzunehmen. Beim ersten Törn über die Nordsee lief das unbeladene Schiff in sehr schlechtes Wetter
hinein: „Eine Reise die nicht ohne Dramatik verlief“ wie Börge Olsen schreibt.
In den Sommermonaten war es beschaulicher. Frauen und Kinder durften mit zum Mittelmeer reisen.
Auf dem Achterdeck wurde aus Persenningen ein Planschbecken für die Kleinen errichtet, das mit dem
warmen Seewasser gefüllt wurde. Von Hull ging es nach Lissabon, Gibraltar, Valetta, Piräus, Famagusta
und über Haifa oder Lipari zurück nach Hull. Jede dritte Rundtour auch über Istanbul oder Izmir.
Ein Rundlauf dauerte etwa 4 Wochen.
Auf der kleinen Vulkaninsel Lipari, Süditalien, wird Bimstein in Säcken geladen. Die grün gestrichenen
Vesta-Schiffe aus Svendborg trugen den Schriftzug ihres Charterers Wilson Line auf der Bordwand.
(Foto B. Olsen)
Kapitän Börge Olsen verbrachte den Großteil seiner Seefahrtszeit auf den Kümos der Husumer
Schiffswerft seit den 50er Jahren. VIBEKE, EVA und PIA VESTA waren die letzten Auslieferungen der
Werft an die Reederei 1966 bis 1968. Olsen ist auf allen Dreien gefahren und beschreibt ihre
Eigenschaften als „handige Schiffe, die mit einer Besatzung von 9 Mann fuhren. Die MacGregor-Luken
konnten von einem Mann bedient werden. Bei voller Ladung und ruhigem Wetter betrug die Höchstfahrt
12,5 kn. Mit Ladung im Schiff war das ein ausgesprochen angenehmes Fahren aufgrund der weichen
Bewegungen im Seegang – selbst bei sehr schlechtem Wetter“
Bier für England: 1959 - 1969 lief die JÖRGEN VESTA in Charter für DFDS, die einen Vertrag mit der
Tuborg-Brauerei hatte, auf der Strecke Kopenhagen-Goole. Geladen wurde in Tuborg-Havn um 5.00 Uhr
morgens. Die Besatzung bekam Sonderrabatte auf das Öl, was dazu führte, daß einige Steuerleute schon
ausgesprochen lustig waren, wenn das Schiff nach See ging. Die JÖRGEN VESTA lief 1956 als 299er in
Husum vom Stapel und wurde von der gleichen Werft später auf 353 BRT vergrößert. (Foto B.Olsen)
Die kleine unscheinbare Lektüre „Coaster Sömand“, mehr ein Heft als ein Buch, steckt voller
authentischer Schilderungen – Erlebnisse wie sie typisch sind für das wechselvolle und mit ständigen
Überraschungen ausgestatteten Berufsleben der Küstenschiffer damaliger Zeit. Auch außergewöhnliche
Ereignisse, wie ein erlebter Vulkanausbruch vor Island, die Mitnahme von 127 „Passagieren“ als
Decksladung vor Afrikas Küste, die gefährliche Befreiung einer verrutschten Holzladung bei orkanartigen
Winden, sorgen für informative Unterhaltung. Die könnte, wie so oft bei den skandinavischen Büchern
noch viel schöner sein, wäre man der Sprache wirklich mächtig..
Coaster Sömand ist 2002 beim Marstal-Seefahrtsmuseum erschienen,
hat 67 Seiten und kostet 119,00 Kronen
http://marmus.dk/webshop/alle-b%C3%B8ge ... nd-webshop
Ein schönes Osterfest auf See und Land !
wünscht
jan myck