mirkman hat geschrieben:Die ECAs wurden von der IMO zusammen mit den Mitgliedsstaaten festgelegt, das hat mit der EU an sich nichts zu tun. Und da man ja irgendwo anfangen muss, dachte man sich, man startet das bei den "Vorreitern" des Umweltschutzes, den Nordeuropäern. Danach wollten die Amis und Kanadier mitmachen, die haben ja auch ne recht lange Küste. Seit kurzem sind auch noch Teile der Karibik dabei. Einige weitere Gebiete sind angedacht und werden im Laufe der nächsten Jahre hinzu kommen (Australien, Mexico, Japan, Mittelmeer, Norwegen, Singapur, Hongkong). Übersichtlich ist das zB hier dargestellt:
http://articles.maritimepropulsion.com/ ... x_ECAs.jpg
Südamerika, Afrika und der Großteil Asiens fehlen bisher. Letztendlich muss das jedes Land für sich selbst entscheiden, ob das mehr Vor- als Nachteile bringt. Es gibt halt, wie schon von Tim erwähnt, keine Weltregierung. Mal schauen, wie das vllt in 10 Jahren mit den ECAs aussieht.
Theoretisch kann sogar jeder Hafen seinen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Ich weiß beispielsweise von Stockholm, dass dort schon seit vielen Jahren die Hafenliegegebühren an den Schadstoffausstoß gekoppelt sind. Wer die Luft mehr verpestet, muss mehr bezahlen.
Insgesamt ein wirklich interessantes Thema, was nur langsam wirklich nichts mehr mit der Überschrift zu tun hat ....
Da hier einiges insgesamt etwas durcheinander geht (nicht speziell in dem von mir oben zitierten Beitrag, sondern insbesondere in den Beiträgen zuvor), versuche ich einmal die Gesamtsituation aufzudröseln:
Ist-Zustand
Seit einigen Jahren gibt es insgesamt 3 ECA Zonen (Emission Control Areas), welche ehemals als SECA Zonen (Special Emission Control Areas) bezeichnet wurden:
- Ostsee (gesamt, also inkl.russischen Ostseehäfen - um hier mit dem ersten Vorurteil aufzuräumen!)
- Nordsee (gesamte Nordsee, von Ushant bis nördlich der Shetland Inseln)
- USA und Kanada (bis zu 200 sm vor der gesamte Küste, einschl. Golf von Mexico, Hawaii, Puerto Rico)
In diesen Gewässern darf zur Zeit nur mit Treibstoffen gefahren werden, welche bis zu 1% Schwefel enthalten. Diesen Wert kann man sowohl mit Schweröl (HFO) also auch mit Diesel (MDO) erreichen. Praktisch sieht es so aus, dass Schiffe die auch außerhalb der ECA Zonen verkehren zwischen den Treibstoffsorten wechseln (also "High Sulphur" fuel > 1% und "Low Sulphur" fuel < 1%)
Diese Gebiete wurden von der IMO festgelegt (einer Unterorganisation der UNO - also doch eine Art "Weltregierung")
Zusätzlich zu diesen ECA Zonen hat die EU noch eine Verordnung erlassen, wonach innerhalb von allen Häfen der EU (also auch außerhalb der ECA, z.B. Mittelmeer, Schwarzes Meer, Atlantikküste, etc.) nur Treibstoffe mit 0,1% Schwefelgehalt verbrannt werden dürfen (dieser Verordnung haben sich auch Norwegen, Island und die Türkei angeschlossen!), d.h. sobald ein Schiff einen dieser Häfen anläuft müssen die Hilfsdiesel auf diesen Treibstoff umgestellt werden! Dieser extrem niedrige Schwefelgehalt kann aber zur Zeit nur bei Gasoil (MGO) erzielt werden, welches (je nach Bunkerhafen) ca.USD 250 -300 pro Tonne teurer ist als Schweröl! (Für das Umstellen von HFO auf MGO gibt es Fristen, etc - das detailiert darzustellen führt hier aber etwas zu weit).
Zustand ab 01.01.2015
Die IMO hat beschlossen den Schadstoffausstoß in den ECA Zonen auf 0,1% Schwefelgehalt zu senken, d.h. es ist von diesem Stichtag an notwendig, entweder
- mit Gasoil (MGO) zu fahren
- andere alternative Kraftstoffe zu verwenden, welche diesen Wert erfüllen
- Scrubber Technik einzusetzen, d.h. eine effektive Säuberung der Abgase vorzunehmen, sodass auch bei Verwendung von anderen (billigeren) Treibstoffarten der Schadstoffausstoß die 0,1% nicht überschreitet.
Zusammengefaßt kann man sagen: "Wichtig ist, was hinten rauskommt"!
Es hat nichts mit der Antriebsart zu tun (Hybrid ja / nein), nichts mit der Fertigstellung (also Baujahr) des Schiffes, auch die böse Industrie (Verschwörungstheorie) oder die EU sind nicht "Schuld" - es ist eine auf IMO Ebene beschlossene Verschärfung der Abgaswerte. Wenn eine "Hybrid Schiff" einen zu hohen Schwefelausstoß hätte, müssten die gleichen Massnahmen getroffen werden wie bei einem Schiff mit konventionellen Antrieb. (Nebenbei, die beiden Scandlines Neubauten werden mit Scrubbern ausgerüstet!)
Die sogenannten ESI (Environmental Ship Index) Werte sind eine detailierte Analyse des der Emissionswerte der einzelnen Schiffe - die Ermittlung dieses Wertes ist z.Zt. (hier geht es auch um Stickstoffausstoß und nicht alleine um Schwefelausstoß!) noch freiwillig und hat nichts mit den ECA Zonen zu tun. Dieser Wert ist für einige Reeder / Liniendienste von großem Interesse, da einige Häfen (speziell in Nordeuropa) ihre Gebühren an diesen Wert koppeln.
Ich hoffe, dass diese (wenn auch "off-topic") ein wenig zu Klarheit beigetragen hat.
Beste Grüße
Hans