Gedser-Rostock-Verkehr

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Marcel
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Re: Gedser-Rostock-Verkehr

Beitrag von Marcel »

Wie kommt ihr jetzt auf die neuen Umweltvorschriften??

Diese betreffen ab 01. Januar 2015 alle Schiffe auf der Nord- und Ostsee sowie im Kanal!!! Scandlines baut seine Neubauten doch eh zu Hybrid-Fähren um hat dann keine Probleme mehr was SECAS angeht. Wie das ab 2020 aussieht kann ich nicht sagen, dort werden die Vorschriften dann noch mal verschärft.

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Rueganer
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Re: Gedser-Rostock-Verkehr

Beitrag von Rueganer »

Marcel hat geschrieben:...die neuen Umweltvorschriften??
Diese betreffen ab 01. Januar 2015 alle Schiffe auf der Nord- und Ostsee sowie im Kanal!!!
Hat jetzt nicht speziell der Rostock-Gedser-Linie zu tun, ich weiß.
Aber warum gelten die neuen Umweltvorschriften nur in Nordeuropa und nicht weltweit?
Ist es etwa der selbe Grund wie bei unseren Autos? Wo die Umwelt als Vorwand herhalten muss, damit die Reedereien in neue Techniken investieren muss, mit denen wiederum die Wirtschaft, also die Steuereinnahmen erhöht werden sollen.
Tim S.
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Re: Gedser-Rostock-Verkehr

Beitrag von Tim S. »

Was ist denn das für ein Quatsch, Rüganer? Das hat ganz simpel mit Umweltschutz zu tun, und wenn das die EU beschließt, dann gilt das für deren Geltungsbereich, aber meines Wissens gibt es noch keine Weltregierung, die darüber befinden dürfte. Was, wenn ich mir Russland, China oder andere Dreckschleuderländer angeht, durchaus bedauerlich ist.
mirkman
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Re: Gedser-Rostock-Verkehr

Beitrag von mirkman »

Die ECAs wurden von der IMO zusammen mit den Mitgliedsstaaten festgelegt, das hat mit der EU an sich nichts zu tun. Und da man ja irgendwo anfangen muss, dachte man sich, man startet das bei den "Vorreitern" des Umweltschutzes, den Nordeuropäern. Danach wollten die Amis und Kanadier mitmachen, die haben ja auch ne recht lange Küste. Seit kurzem sind auch noch Teile der Karibik dabei. Einige weitere Gebiete sind angedacht und werden im Laufe der nächsten Jahre hinzu kommen (Australien, Mexico, Japan, Mittelmeer, Norwegen, Singapur, Hongkong). Übersichtlich ist das zB hier dargestellt: http://articles.maritimepropulsion.com/ ... x_ECAs.jpg

Südamerika, Afrika und der Großteil Asiens fehlen bisher. Letztendlich muss das jedes Land für sich selbst entscheiden, ob das mehr Vor- als Nachteile bringt. Es gibt halt, wie schon von Tim erwähnt, keine Weltregierung. Mal schauen, wie das vllt in 10 Jahren mit den ECAs aussieht.

Theoretisch kann sogar jeder Hafen seinen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Ich weiß beispielsweise von Stockholm, dass dort schon seit vielen Jahren die Hafenliegegebühren an den Schadstoffausstoß gekoppelt sind. Wer die Luft mehr verpestet, muss mehr bezahlen.
Tim S.
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Re: Gedser-Rostock-Verkehr

Beitrag von Tim S. »

Danke für die Korrektur!
Bürmann
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Re: Gedser-Rostock-Verkehr

Beitrag von Bürmann »

Moin
Bei der Umweltbeurteilung der Schiffe bekommen sie ESI Punkte.
Hier die Seite von Bremen Ports.Den ESI.org link anklicken.Dort finfet man die gelisteten Schiffe
http://www.bremenports.de/standort/hafe ... aumgebuehr
Gruss aus Bremen

Peter
HansP
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Re: Gedser-Rostock-Verkehr

Beitrag von HansP »

mirkman hat geschrieben:Die ECAs wurden von der IMO zusammen mit den Mitgliedsstaaten festgelegt, das hat mit der EU an sich nichts zu tun. Und da man ja irgendwo anfangen muss, dachte man sich, man startet das bei den "Vorreitern" des Umweltschutzes, den Nordeuropäern. Danach wollten die Amis und Kanadier mitmachen, die haben ja auch ne recht lange Küste. Seit kurzem sind auch noch Teile der Karibik dabei. Einige weitere Gebiete sind angedacht und werden im Laufe der nächsten Jahre hinzu kommen (Australien, Mexico, Japan, Mittelmeer, Norwegen, Singapur, Hongkong). Übersichtlich ist das zB hier dargestellt: http://articles.maritimepropulsion.com/ ... x_ECAs.jpg

Südamerika, Afrika und der Großteil Asiens fehlen bisher. Letztendlich muss das jedes Land für sich selbst entscheiden, ob das mehr Vor- als Nachteile bringt. Es gibt halt, wie schon von Tim erwähnt, keine Weltregierung. Mal schauen, wie das vllt in 10 Jahren mit den ECAs aussieht.

Theoretisch kann sogar jeder Hafen seinen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Ich weiß beispielsweise von Stockholm, dass dort schon seit vielen Jahren die Hafenliegegebühren an den Schadstoffausstoß gekoppelt sind. Wer die Luft mehr verpestet, muss mehr bezahlen.
Insgesamt ein wirklich interessantes Thema, was nur langsam wirklich nichts mehr mit der Überschrift zu tun hat ....

Da hier einiges insgesamt etwas durcheinander geht (nicht speziell in dem von mir oben zitierten Beitrag, sondern insbesondere in den Beiträgen zuvor), versuche ich einmal die Gesamtsituation aufzudröseln:

Ist-Zustand

Seit einigen Jahren gibt es insgesamt 3 ECA Zonen (Emission Control Areas), welche ehemals als SECA Zonen (Special Emission Control Areas) bezeichnet wurden:

- Ostsee (gesamt, also inkl.russischen Ostseehäfen - um hier mit dem ersten Vorurteil aufzuräumen!)
- Nordsee (gesamte Nordsee, von Ushant bis nördlich der Shetland Inseln)
- USA und Kanada (bis zu 200 sm vor der gesamte Küste, einschl. Golf von Mexico, Hawaii, Puerto Rico)

In diesen Gewässern darf zur Zeit nur mit Treibstoffen gefahren werden, welche bis zu 1% Schwefel enthalten. Diesen Wert kann man sowohl mit Schweröl (HFO) also auch mit Diesel (MDO) erreichen. Praktisch sieht es so aus, dass Schiffe die auch außerhalb der ECA Zonen verkehren zwischen den Treibstoffsorten wechseln (also "High Sulphur" fuel > 1% und "Low Sulphur" fuel < 1%)
Diese Gebiete wurden von der IMO festgelegt (einer Unterorganisation der UNO - also doch eine Art "Weltregierung")

Zusätzlich zu diesen ECA Zonen hat die EU noch eine Verordnung erlassen, wonach innerhalb von allen Häfen der EU (also auch außerhalb der ECA, z.B. Mittelmeer, Schwarzes Meer, Atlantikküste, etc.) nur Treibstoffe mit 0,1% Schwefelgehalt verbrannt werden dürfen (dieser Verordnung haben sich auch Norwegen, Island und die Türkei angeschlossen!), d.h. sobald ein Schiff einen dieser Häfen anläuft müssen die Hilfsdiesel auf diesen Treibstoff umgestellt werden! Dieser extrem niedrige Schwefelgehalt kann aber zur Zeit nur bei Gasoil (MGO) erzielt werden, welches (je nach Bunkerhafen) ca.USD 250 -300 pro Tonne teurer ist als Schweröl! (Für das Umstellen von HFO auf MGO gibt es Fristen, etc - das detailiert darzustellen führt hier aber etwas zu weit).

Zustand ab 01.01.2015

Die IMO hat beschlossen den Schadstoffausstoß in den ECA Zonen auf 0,1% Schwefelgehalt zu senken, d.h. es ist von diesem Stichtag an notwendig, entweder
- mit Gasoil (MGO) zu fahren
- andere alternative Kraftstoffe zu verwenden, welche diesen Wert erfüllen
- Scrubber Technik einzusetzen, d.h. eine effektive Säuberung der Abgase vorzunehmen, sodass auch bei Verwendung von anderen (billigeren) Treibstoffarten der Schadstoffausstoß die 0,1% nicht überschreitet.

Zusammengefaßt kann man sagen: "Wichtig ist, was hinten rauskommt"! :D

Es hat nichts mit der Antriebsart zu tun (Hybrid ja / nein), nichts mit der Fertigstellung (also Baujahr) des Schiffes, auch die böse Industrie (Verschwörungstheorie) oder die EU sind nicht "Schuld" - es ist eine auf IMO Ebene beschlossene Verschärfung der Abgaswerte. Wenn eine "Hybrid Schiff" einen zu hohen Schwefelausstoß hätte, müssten die gleichen Massnahmen getroffen werden wie bei einem Schiff mit konventionellen Antrieb. (Nebenbei, die beiden Scandlines Neubauten werden mit Scrubbern ausgerüstet!)

Die sogenannten ESI (Environmental Ship Index) Werte sind eine detailierte Analyse des der Emissionswerte der einzelnen Schiffe - die Ermittlung dieses Wertes ist z.Zt. (hier geht es auch um Stickstoffausstoß und nicht alleine um Schwefelausstoß!) noch freiwillig und hat nichts mit den ECA Zonen zu tun. Dieser Wert ist für einige Reeder / Liniendienste von großem Interesse, da einige Häfen (speziell in Nordeuropa) ihre Gebühren an diesen Wert koppeln.

Ich hoffe, dass diese (wenn auch "off-topic") ein wenig zu Klarheit beigetragen hat.

Beste Grüße
Hans
Zuletzt geändert von HansP am Sa 13. Sep 2014, 11:37, insgesamt 1-mal geändert.
Schubi
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Re: Gedser-Rostock-Verkehr

Beitrag von Schubi »

Tim S.
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Re: Gedser-Rostock-Verkehr

Beitrag von Tim S. »

Tim S.
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Re: Gedser-Rostock-Verkehr

Beitrag von Tim S. »

http://www.kn-online.de/Schleswig-Holst ... ense-Fjord
Bis 2008 war in Munkebo mitder Lindö-Werft das Herz der dänischen Stahlindustrie mit 1500 Mitarbeitern ansässig. 2009 legte der Möller-Konzern die Werft still. Zeitgleich kämpfte inFredericia Werft-Chef Thomas Andersen mit seinen 100 Mitarbeitern von der Fredericia Skibsvaerft ums Überleben. Nach kurzen Verhandlungen fanden A.P. Möller und Andersen zueinander. Die Reparaturwerft zog 2010 auf das 80 Hektar große Werftfläche in Munkebo. Die Hafengesellschaft von Odense übernahm das Immobilienmanagement. Die Hafengesellschaft verwaltet die Flächen und sorgte für die Ansiedlung anderer Betriebe. Inzwischen ist ein maritimer Gewerbepark am Fjord entstanden. Nebenan sind 70 weitere Unternehmen auf dem Gelände angesiedelt worden. Vom schwedischen Anlagenbauer ABB über Siemens bis zum Windanlagenhersteller Vestas reicht das Alphabet der angesiedelten Firmen. Die Zahl der Arbeitsplätze steigt kontinuierlich. Die Fredericia-Werft firmiert nun als Fayard A/S. Sie wird bis Ende nächsten Jahres die Fähren „Berlin“ und „Copenhagen“ einsatzbereit machen. Bei den Verhandlungen konnte Fayard mit einem schnelleren Liefertermin die Konkurrenz ausstechen. In der Kundenliste der Werft in Munkebo stehen neben Scandlines auch DFDS, Finnlines und Stena. Beim Umbau der beiden Scandlines-Fähren setzt Fayard aber auch auf deutsche Partner. MaK und die Kieler Firma Blohm + Voss Shipyards & Services sind dabei. Blohm + Voss aus Kiel macht die Ingenieur-Leistungen. Die Zusammenarbeit mit den Kielern klappt sehr gut, heißt es. Bei Scandlines laufen indes die Vorbereitungen für die Einführung der neuen Schiffe auf der Verbindung Rostock-Gedser. Die beiden Fähren sollen auch beim Umweltschutz neue Maßstäbe setzen. Beim Umbau wurde auch einer der ursprünglich fünf eingebauten Kieler MaK-Diesel vom Typ 8M32 wieder entfernt und durch große Batterien ersetzt. Die verbleibenden vier Motoren werden für den Einsatz mit Schweröl als Treibstoff optimiert.Die höchste Effizienz haben die Motoren bei einer Leistung von 90 Prozent beim Betrieb mit Schweröl. Deshalb sollen die Motoren konstant auf dieser Drehzahl laufen und so die Batterien aufladen, die dann bei der Revierfahrt im Hafen die elektrischen Podantriebe versorgen. Die Abgase sollen von Scrubbern der Marke AEC Maritime gereinigt werden. Scrubber wird Fayard ab Januar auch bei den Fähren „Color Fantasy“ und „Color Magic“ einbauen. Im Frühjahr 2015 wird die Werft zu 100 Prozent ausgelastet sein.
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