Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhein.

KaiR
Mitglied
Beiträge: 3189
Registriert: Mi 18. Feb 2009, 12:11

Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von KaiR »

Peter Hartung hat geschrieben:Schönen Tag und (nicht nur) für unsere Binnenschipper genug Wasser unterm Kiel.
letzteres ist derzeit wohl eher ein frommer Wunsch.

Grüße

Kai
Grüße,

Kai
Garsvik
Mitglied
Beiträge: 738
Registriert: Fr 19. Nov 2010, 14:00

Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Garsvik »

Nicht ganz aktuell, aber das letzte, was ich gefunden habe:
Waldhof: Gab es 1994 beinah einen Unfall?
http://www.rhein-zeitung.de/regionales_ ... articletop

Nicht sonderlich präzise heißt es da:
"Bereits um das Jahr 1994 herum soll die „Waldhof“ einem Unfall an der Loreley nur knapp entgangen sein – mit Phosphorsäure beladen."
Schon präziser: (Wobei Software programmieren auch schonmal ein Jahr länger dauern kann - aber es wurde ja das Jahr nicht angegeben):
"Außerdem wird eine Software programmiert, die es im August ermöglichen soll, die Gebirgsstrecke zwischen Oberwesel und St. Goar exakt abzubilden."
vermutlich wurde an eine befreundete Firma ein lukrativer Auftrag vergeben - oder wer programmiert da? und jedenfalls kann man den Staat nicht wegen falscher Vorschriften belangen, weil:
"Fazit von Erwin Spitzer vom Bundesverband: „Die Bauvorschriften des ADN für Doppelhüllenschiffe ohne Mittellängsschott sind also vollkommen in Ordnung.“ Und weiter: „Ansonsten wären 700 in den vergangenen zehn Jahren gebaute Tankschiffe falsch konstruiert.“"
Also kann gar nicht sein, daß da ein Mittellängsschott fehlt. Auch wenn viele dies für ursächlich für die Havarie halten.

Meine Meinung: Es wird so lange dauern, daß - wie auch immer geartete - Haftungsansprüche verjährt sind. Danach hat niemand überlebendes einen Fehler begangen und das Schiff ist eben so umgefallen.

Garsvik
Seekater
Mitglied
Beiträge: 121
Registriert: Mo 7. Jul 2008, 23:15
Wohnort: Rheinland

Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Seekater »

Peter Hartung hat geschrieben:....Hier der Link zu dem Artikel, der in holländischer Sprache ist:

http://www.binnenvaartkrant.nl/2/artike ... et%20klaar

Wenn ich den Text einigermaßen richtig verstanden habe, dauert es wohl noch mit dem Untersuchungsbericht. Wer Holländisch spricht ist klar im Vorteil. Vielleicht kann ja jemand aus dem Forum den obigen Text übersetzen...
Na dann wollen wir mal (soweit mein Niederländisch reicht):
Waldhof Untersuchung noch lange nicht erledigt
25.04.2011

Die Untersuchung nach der Ursache des Unglückes der Waldhof dauert noch sicher bis zum Ende dieses Jahres. Dies sagt Michael Putschke von der Wasser und Schiffahrtsdirektion in Mainz, die die enstprechende Untersuchungskomission leitet.

Die im März benannte Komission umfaßt elf Personen. Alles Deutsche: Zwei Mitarbeiter von der WSD Südwest, ein Mitarbeiter der Berufgenossenschaft für Verkehr und Transportwirtschaft, vier Personen der Bundesanstalt für Wasserbau, ein Spezialist Verkehrstechnik und drei Personen der Bundesanstalt für Materialforschung und –Prüfung. Die Komission ist sachkundig auf allerlei Gebieten, wozu nautische Angelegenheitden, Schiffsbau, Schiffsmaschinenbau, Chemie und gefährliche Güter, Verkehrstechnik und Recht gehören.
Durch die umfassende Sachkenntnis hofft die Komission vorläufig keine andere Institutionen anrufen zu müssen, so Putschke. "Können wir selbst bestimmte Fragen nicht oder nur unvollständig beantworden, dann holen wir jedoch Expertisen von außen ein."

Fahrsimulator
Der Zweck der Komission ist: "Die Ursache des Unfalls zu finden um eventuell Sicherheitsempfehlungen ausprechen zu können, so daß derartige Schäden und Unfälle zukünftig vermieden werden können. Es ist sicher nicht unser Zweck die Schuldfrage zu klären."
Momentan probiert die Komission auf Basis von Radarbildern der Verkehrszentrale Oberhausen den Unfall zu rekonstruieren und zu interpretieren. Dabei wird die Reise der Waldhof auf einem Fahrsimulator nachempfunden. Dabei wird die Verkehrssituation am 13. Januar (dem Tag des Unfalls) und alle anderen Faktoren, die eine Rolle gespielt haben können, berücksichtigt. Auch die Stabilitätsfragen werden analysiert.
Gemäß Putschke liegen noch keine Ergebnisse vor, die genügend reif für eine Veröffentlichung sind. "Wir streben an die Untersuchung bis Ende 2011 abzuschließen und dann einen Untersuchungsbericht zu publizieren."

Nichts unter dem Tisch
Die Europäische Schiffer Organisation ist gespannt auf die Vorgehensweise und die Ergebnisse. Die ESO hat Karel Verberght von der VBR den Auftrag gegeben die Untersuchung zu verfolgen "und dafür zu sorgen, daß nichts under dem Tisch gehalten wird", soweit der belgische Tankschiffahrtsspezialist. Er hat den Plan "Fragen zu stellen wovon die Wirtschaft erwartet, daß sie im Abschlußbericht beantwortet werden."
Verberght steht bereit für Tipps aus der Binnenschiffahrt, die von ihm anonym in einem Fragenpaket verarbeitet werden und von der ESO der Untersuchungskomission vorgelegt werden. "ESO erwartet außerdem, daß diese Fragen im Abschlußbericht beantwortet werden und soweit nötig von Maßnahmen gefolgt werden."
"Es gehen viele Grüchte in der Binnenschiffahrt um. Ich will niemanden beschuldigen; nur Fragen stellen. Am Ende soll präzise deutlich werden, was passiert ist, vom Moment des Ladens bis zum Unglück."

Personen die Tipps haben, können mailen an karelverberght@gmail.com


Schöne Grüße
Seekater
Wenn schon Irren, dann lieber durch eine Tat, als durch eine Unterlassung
Peter Hartung
Mitglied
Beiträge: 2384
Registriert: So 13. Jan 2008, 17:19

Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Peter Hartung »

Guten Abend!

Fünf Monate nach der Havarie der "WALDHOF" auf dem Mittelrhein berichtet die "FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG" über den Stand der Dinge:

http://www.faz.net/artikel/C30745/saeur ... 45533.html

mfg Peter Hartung
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Peter Hartung
Mitglied
Beiträge: 2384
Registriert: So 13. Jan 2008, 17:19

Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Peter Hartung »

Guten Morgen!

Es gibt weitere Berichterstattung über die Unfalluntersuchungen zur Havarie der "WALDHOF". Wiederum die FAZ (Rhein-Main-Zeitung) berichtet von der Simulation der "WALDHOF"-Unglücksfahrt am Schiffsführungssimulator der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in Karlsruhe:

http://www.faz.net/artikel/C30840/saeur ... 71091.html

Auszug aus dem Bericht:

"Sicher sei, dass der Tanker mit schwierigen Bedingungen zu kämpfen gehabt habe. Es gab die flüssige Ladung, die sich hin und her bewegte. Die Fließgeschwindigkeit des Rheins sei hoch, der Verkehr in der Nacht stark gewesen. Denn der Fluss war vorher wegen Hochwassers gesperrt gewesen. Die Experten stellen sich Fragen wie: „Warum ist er an der Stelle soweit an den Rand gefahren? Wäre er anders gefahren, wenn ihm keiner entgegengekommen wäre? Wurde er durch etwas behindert?“ Wer wann in der Unglücksnacht auf dem Rhein unterwegs war, wissen die Karlsruher inzwischen schon recht genau. Radaraufzeichnungen und Aussagen der entgegenkommenden Kapitäne wurden ausgewertet."

Ferner haben sich die Angehörigen eines der ertrunkenen Besatzungsmitglieder der "WALDHOF", dessen sterbliche Überreste immer noch nicht gefunden wurden, mit einem erschütternden Such-Aufruf an die Community des "Binnenschifferforums" zu Wort gemeldet. Nun sollen mit einer Suchaktion im August entlang des Rheins bis in die Niederlande die Uferbereiche abgesucht werden, in der Hoffnung, den Toten doch noch zu finden: http://www.././forum/showthread.php?339 ... MS-WALDHOF

Ausserdem wurde bekannt, dass der Kasko der "WALDHOF" am 2. Juli 2011 über den Rhein in Richtung Niederlande (bei Ewijk zu Tal) geschleppt wurde. Die Destination (mutmaßlich Abwrackwerft) ist bisher nicht bekannt.

mfg Peter Hartung
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Garsvik
Mitglied
Beiträge: 738
Registriert: Fr 19. Nov 2010, 14:00

Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Garsvik »

Danke für die Berichterstattung!

Garsvik
Garsvik
Mitglied
Beiträge: 738
Registriert: Fr 19. Nov 2010, 14:00

Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Garsvik »

Da gibts ein recht aktuelles Gutachen, das frech behauptet, die Waldhof wäre überladen gewesen

Rheintanker "Waldhof" war laut Gutachten überladen
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1 ... 46/y4446v/
Säuretanker war völlig überladen
http://www.ftd.de/politik/deutschland/: ... 94032.html

Richtig ist, daß ohne Ladung oder mit sehr wenig Ladung sich das Schiff wahrscheinlich nicht auf die Seite gelegt hätte. Ein Gutachten muß ja irgendwer bezahlen und der Gutachter schreibt meist, was der Auftraggeber gern liest. Wer also hat Interesse an so einer schlichten Lösung?

Garsvik
Peter Hartung
Mitglied
Beiträge: 2384
Registriert: So 13. Jan 2008, 17:19

Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Peter Hartung »

Garsvik hat geschrieben:Da gibts ein recht aktuelles Gutachen, das frech behauptet, die Waldhof wäre überladen gewesen
Rheintanker "Waldhof" war laut Gutachten überladen
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1 ... 46/y4446v/
Säuretanker war völlig überladen
http://www.ftd.de/politik/deutschland/: ... 94032.html
Richtig ist, daß ohne Ladung oder mit sehr wenig Ladung sich das Schiff wahrscheinlich nicht auf die Seite gelegt hätte. Ein Gutachten muß ja irgendwer bezahlen und der Gutachter schreibt meist, was der Auftraggeber gern liest. Wer also hat Interesse an so einer schlichten Lösung?
Garsvik
Hallo Garsvik, moin Forum,

Ich sehe die Sache etwas anders:
Es geht hierbei um staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, also um die Klärung der strafrechtlichen Schuldfrage. Hier hatte sich zunächst die beschuldigte Seite versucht aus der Affäre zu ziehen, indem sie ein Gutachten ins Spiel brachte, das dem "großen Unbekannten" die Schuld zuschob: Ein unbekannter "Gegenkommer" habe die "WALDHOF" zum Kentern gebracht. Vgl. dazu: http://www.rhein-zeitung.de/regionales/ ... 92188.html

Daraufhin konterte die Staatsanwaltschaft mit der Mitteilung, dass das Schiff überladen war. Laut Schiffszulassungszertifikat hätte es flüssige Ladung nur mit einer Dichte bis zu 1,3 laden dürfen. Tatsächlich wurde 98-prozentige Schwefelsäure an Bord genommen und die hat nun mal eine Dichte von 1,85. Das bedeutet: Die "WALDHOF" war laut Zertifikat nicht für Transporte mit Dichte 1,85 zugelassen, hätte also überhaupt nicht losfahren dürfen. Sie war mit mehr als 600 Tonnen überladen und hatte kein Längsschott. Ausserdem wird Schwefelsäure 98 Prozent bei Temperaturen niedriger als 10 Grad zu Sirup, also kann sich das fatal auf die Stabilität auswirken. Ob nun noch der angebliche Gegenkommer eine Rolle gespielt hat, werden die laufenden Untersuchungen ergeben.

Siehe dazu: http://www.rhein-zeitung.de/startseite_ ... 93715.html

Unabhängig von den strafrechtlichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft arbeitet weiterhin die von der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest in Mainz eingerichtete Expertenkommission und versucht den gesamten Sachverhalt, der zur Havarie führte, aufzuklären: http://www.rhein-zeitung.de/regionales_ ... 79514.html

In einer vom "Binnenschifferforum" initiierten groß angelegten Suchaktion am Mittelrhein wurde versucht, doch noch die sterblichen Überreste des seit dem Unglück vermissten Schiffers der "WALDHOF" zu finden. Leider offenbar ergebnislos: http://www.rhein-zeitung.de/regionales/ ... 96973.html

Unterdessen beschäftigte sich das Schifffahrtsgericht in St. Goar mit der Schadenersatzklage eines Schiffers: http://www.rhein-zeitung.de/startseite_ ... 92383.html

mfg Peter Hartung
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Garsvik
Mitglied
Beiträge: 738
Registriert: Fr 19. Nov 2010, 14:00

Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Garsvik »

Mal wieder ein wenig zum Waldhof-Unglück: „Wir brauchen klarere Vorschriften“ Zitat:
"Die Vorschriften zur korrekten Beladung mit Gefahrstoffen wie Schwefelsäure seien äußerst kompliziert, sagt Helmut Oberle, Leiter der Wasserschutzpolizei Rheinland-Pfalz. Mit den Stabilitätsberechnungen etwa seien das Personal in den Verladehäfen wie auch viele Schiffsbesatzungen offensichtlich überfordert."
http://www.buerstaedter-zeitung.de/regi ... 235680.htm

Garsvik
Schadensersatz für die lange Wartezeit wurde erstmal abgelehnt, geht aber vermutlich in die nächste Runde
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1 ... 32/81nwpz/
Tim S.
Mitglied
Beiträge: 24599
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 12:46

Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Tim S. »

Antworten