Rettet die Seute Deern
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Re: Rettet die Seute Deern
Wie kann ein Schiff, welches nie gefahren ist, nie gelebt wurde und keine Geschichte hat zum Museumsschiff werden?
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Re: Rettet die Seute Deern
Das ist falsch - ich darf mal aus Wikipedia exzerptieren: "1919 lief das Schiff auf der Gulfport Schiffswerft im US-Bundesstaat Mississippi als Viermast-Gaffelschoner Elisabeth Bandi vom Stapel. Es war aus frischem Holz der Sumpf-Kiefer in Kraweelbauweise ohne Kupferbeschlag („Wurmhaut“) zusammengefügt, was in der Folgezeit zu extremen Problemen führte. Das Schiff war durch Verziehen des Rumpfes und Schiffsbohrwurmfraß dauernd undicht und musste stetig gelenzt sowie nach jeder Fahrt repariert werden. 1925 kam es durch Verkauf zu Walter E. Reid nach Bath in Maine. Das Schiff transportierte Holz unter US-amerikanischer Flagge, bevor es 1931 nach Europa an den finnischen Reeder William Uskanen aus Sotkoma verkauft wurde, der es nun als Bandi ebenfalls im Holzhandel zwischen Finnland, Dänemark und England einsetzte. Das kühle und salzarme Ostseewasser stoppte den Wurm- und Muschelfraß, so dass das Lenzen des Schiffes sich deutlich reduzierte (Holzschiffe mussten stets gelenzt werden). 1935 kam die Bandi an den Finnen Laiva Bandi als neuem Eigner, der das Schiff jedoch an die Maklerfirma Yrjänen & Kumpp, Rauma, zur Befrachtung überließ. Nach drei Jahren fand man keine ausreichende Ladung für den Segler mehr und verkaufte ihn am 7. November 1938 für 26.500 Reichsmark an den Hamburger Reeder John T. Essberger. Er ließ das Holzschiff bei Blohm + Voss in Hamburg überholen und zu einer Bark mit Stahl-Rigg umbauen. Es entstand in halbjähriger Arbeit (16. Dezember 1938 – 15. Juni 1939) ein runderneuertes Schiff. Eine auffällige Neuerung an der Bark war eine überlebensgroße Galionsfigur – eine „Seute Deern“, die den Vorsteven schmückte und der Bark den Namen Seute Deern gab. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, den die Bark durch umsichtige Kapitäne überdauerte, wurde sie in der Ostsee und angrenzenden Gewässern als frachtfahrendes Ausbildungsschiff eingesetzt. Zu Kriegsende lag sie in Lübeck.Leichtmatrose hat geschrieben: ↑Mo 23. Mär 2020, 18:54 Wie kann ein Schiff, welches nie gefahren ist, nie gelebt wurde und keine Geschichte hat zum Museumsschiff werden?
Nach dem Krieg wurde die Bark im Juni 1946 mit Schlepperhilfe nach Travemünde zur Schlichting-Werft zwecks Umbaus zu einem Hotelschiff gebracht. 1947 kam die Seute Deern im Schlepp nach Hamburg und lag als Hotel- und Restaurantschiff im Hafen am Liegeplatz der alten Fähre VII. Wegen steigender Unrentabilität verkaufte die Reederei Essberger 1954 die Seute Deern für 40.000 Mark in die Niederlande an Albert Jan Koerts, einen Amerikaner niederländischer Herkunft. Er stiftete sie als schwimmende Jugendherberge seiner Heimatstadt Delfzijl unter dem Namen seines Vaters Pieter A. Koerts (Pieter-A.-Koerts-Stiftung). Nach weiteren zehn Jahren wurde das Schiff wegen der hohen Unterhaltskosten erneut unrentabel und kam durch Verkauf für 33.440 Mark wieder nach Deutschland. Neue Eignerin wurde 1964 die Emder Gastwirtin Erna Hardisty, neuer Heimathafen Emden. Das Schiff erhielt wieder seinen vorigen Namen Seute Deern. Erhebliche Ausbauarbeiten zum Gaststättenschiff standen an, zudem sank das wieder undichte Holzschiff an seinem Liegeplatz, womit alle Pläne zunichte wurden. So wurde es 1965 an den Kaufmann Hans Richartz aus Helgoland für nunmehr 61.000 Mark verkauft. Richartz gelang es, nach Heben des Schiffes den Ausbau der Bark auf der Schröder-Werft in Emden nach eigenen Plänen zu einer schwimmenden Gaststätte zu gestalten. Am 22. Juni 1966 wurde die Bark zu ihrem neuen Liegeplatz im Alten Hafen von Bremerhaven verholt."
https://de.wikipedia.org/wiki/Seute_Dee ... iff,_1919)
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Re: Rettet die Seute Deern
Hallo Tim S,
mein Betrag bezieht sich auf den Bericht aus dem Weser- Kurier. Einem Neubau eines Schiffes. Nicht auf die "SEUTE DEERN".
Einen lieben Gruß
mein Betrag bezieht sich auf den Bericht aus dem Weser- Kurier. Einem Neubau eines Schiffes. Nicht auf die "SEUTE DEERN".
Einen lieben Gruß
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Re: Rettet die Seute Deern
Ach so. Nein. Das wäre höchstens eine Plattform für museales. Und ein hoffentlich schöner Blickfang. Den zu bauen ich die Verantwortlichen in der Pflicht sehe.
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Re: Rettet die Seute Deern
Na, ich weiß nicht, ob man die Verantwortlichen in dem Fall in die Pflicht nehmen kann. Die haben es ja noch nicht einmal für nötig befunden, Geld für irgendetwas einzuwerben. Als Verantwortliche sehe ich in erster Linie die Leitung des Instituts an, gefolgt von den Vertretern der Träger - Leibniz-Gemeinschaft, Land Bremen und Stadt Bremerhaven.
Man sollte sich im Augenblick darüber Gedanken machen, wie man den Rest der Museumsflotte und die Exponate im Freigelände wieder vernünftig herrichten und langfristig unterhalten kann. Einen Nachbau der SEUTE DEERN braucht man nicht wirklich. Der ist aus meiner Sicht genauso überflüssig wie eine UBENA VON BREMEN, wenn man von dem touristischen Nutzen absieht.
Viele Grüße
Ingo
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Re: Rettet die Seute Deern
Nun, touristischer Nutzen ist etwas sehr wichtiges. Und die Seute Deern schon etwas auch wie ein Wahrzeichen. Viele kennen Bremerhaven nur mit ihrer markanten Erscheinung. Von daher ist es denke ich allein aus der Warte wichtig, dieses Stück Identität in neuer Form zurückzugeben. Unabhängig vom notwendigen Erhalt der übrigen Flotte. Problem war ja einfach die gnadenlose Unterfinanzierung des Museums durch die öffentliche Hand in den vergangenen Jahrzehnten, was das angeht. Ich hoffe, dass der Fall Seute Deern da die Augen geöffnet hat über die wenig sinnvolle Zweckbindung öffentlicher Zuwendungen, wenn sie mit dem Verfall von Exponaten einhergehen. Die Ubena halte ich zudem als anschauliches lebendiges Gegenstück zum wrack der Original-Hansekogge im Schifffahrtsmuseum für eine sinnvolle Ergänzung, die ja auch bei den zahlreichen Flottentreffen wie Kileler Woche etc. Botschafterin der Stadt ist.
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Re: Rettet die Seute Deern
Ich denke, 46 Mio. Euro oder wieviel es jetzt auch ist, kann man besser einsetzen. Findet man überhaupt genug Schiffbauer, die Holzschiffbau in dieser Größenordnung beherrschen, wenn ich bedenke das der Lotsenschoner nach Dänemark zur Reparatur musste?
Und mit einem Stahlrumpf ist es kein Nachbau mehr und historisch wertlos. Da könnte man besser die Alex I zu kaufen versuchen.
Gruß, Volker
Und mit einem Stahlrumpf ist es kein Nachbau mehr und historisch wertlos. Da könnte man besser die Alex I zu kaufen versuchen.
Gruß, Volker
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Re: Rettet die Seute Deern
Moin,
die Beschaffung von geeignetem Holz und das notwendige Fachpersonal sind in der Tat zwei gewichtige Probleme, die zumindest dem Projektleiter des DSM bekannt sind. Ich gehe davon aus, dass es auch Thema der Gesprächsrunden gewesen ist.
Die GRÖNLAND ist derzeit auch nach Dänemark versegelt, um notwendige Instandsetzungsarbeiten durchführen zu lassen. Ich meine, sie würde in derselben Werft liegen wie der Lotsenschoner.
Im Augenblick werden viele krampfhafte Aktionen mit Mitteln des Fördervereins durchgeführt. Dabei sind die Dockung der SEEFALKE und die Reparaturen an der GRÖNLAND sicherlich richtig und überfällig. Doch alleine schon die Tatsache, dass man bei der SEEFALKE das Holzbeleg des Decks nur flickt ist schon ein Unding. Meines Wissens sind auch Fördermittel bewilligt worden, um die PAUL KOSSEL aufzuhübschen und das Tragflächenboot anzustreichen. Der Wasserstandsanzeiger auf dem Deich bekommt auch noch etwas ab.
Schaut man sich aber den Handkurbeldrehkran, den Dampfkran und das Unterfeuer Sandstedt an, so fragt man sich, wer die Prioritäten festlegt. Darüber hinaus sind die Dockung der ELBE 3 und die Wiederherstellung der Brücken bei der RAU IX und HELMUT erforderlich.
Deswegen sehe ich ganz klar an oberster Stelle die langfristige Sicherung der restlichen Exponate im und am Museumshafen weit vor einem etwaigen Neubau einer Bark.
Viele Grüße
Ingo
die Beschaffung von geeignetem Holz und das notwendige Fachpersonal sind in der Tat zwei gewichtige Probleme, die zumindest dem Projektleiter des DSM bekannt sind. Ich gehe davon aus, dass es auch Thema der Gesprächsrunden gewesen ist.
Die GRÖNLAND ist derzeit auch nach Dänemark versegelt, um notwendige Instandsetzungsarbeiten durchführen zu lassen. Ich meine, sie würde in derselben Werft liegen wie der Lotsenschoner.
Im Augenblick werden viele krampfhafte Aktionen mit Mitteln des Fördervereins durchgeführt. Dabei sind die Dockung der SEEFALKE und die Reparaturen an der GRÖNLAND sicherlich richtig und überfällig. Doch alleine schon die Tatsache, dass man bei der SEEFALKE das Holzbeleg des Decks nur flickt ist schon ein Unding. Meines Wissens sind auch Fördermittel bewilligt worden, um die PAUL KOSSEL aufzuhübschen und das Tragflächenboot anzustreichen. Der Wasserstandsanzeiger auf dem Deich bekommt auch noch etwas ab.
Schaut man sich aber den Handkurbeldrehkran, den Dampfkran und das Unterfeuer Sandstedt an, so fragt man sich, wer die Prioritäten festlegt. Darüber hinaus sind die Dockung der ELBE 3 und die Wiederherstellung der Brücken bei der RAU IX und HELMUT erforderlich.
Deswegen sehe ich ganz klar an oberster Stelle die langfristige Sicherung der restlichen Exponate im und am Museumshafen weit vor einem etwaigen Neubau einer Bark.
Viele Grüße
Ingo
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Re: Rettet die Seute Deern
Wie soll man sich einen Neubau vorstellen. Soll er fahren können und auch seetüchtig sein. Oder gießt man eine Betonblock, stellt ihn an Land, stellt dort Masten drauf, streicht ihn schwarz an und schreibt "SEUTE DEERN" daran. Kein schöner Gedanke.
So etwas passt höchstens ins Disneyland oder in kleinerer Form auf einen Kinderspielplatz.
Ich denke das Geld sollte besser in ein Frachtschiff, mit Ladegeschirr, investiert werden. Ein Schiff welches eine Vergangenheit und ein Leben hatte.
Ein Schiff welches z.B. durch einen Bremer Reeder betrieben wurde oder an der Weser gebaut wurde. Siehe Hamburg. Ein solches Schiff wird dann auch zum Blickfang im Museumshafen. Es passt dann auch in ein Museum und die Kosten werden auch sehr viel geringer ausfallen.
So etwas passt höchstens ins Disneyland oder in kleinerer Form auf einen Kinderspielplatz.
Ich denke das Geld sollte besser in ein Frachtschiff, mit Ladegeschirr, investiert werden. Ein Schiff welches eine Vergangenheit und ein Leben hatte.
Ein Schiff welches z.B. durch einen Bremer Reeder betrieben wurde oder an der Weser gebaut wurde. Siehe Hamburg. Ein solches Schiff wird dann auch zum Blickfang im Museumshafen. Es passt dann auch in ein Museum und die Kosten werden auch sehr viel geringer ausfallen.
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Re: Rettet die Seute Deern
Ja, es ist natürlich zwiespältig. Ich würde nach allem, was man bisher lesen konnte, davon ausgehen, dass es um etwas geht, das wie Seute Deern aussieht und einige Applikationen von dem Original hat. Aber klar, jeder Nachbau ist irgendwie Disneyland. Ein fahrtüchtiges Schiff würde ich mir da nicht vorstellen. Aber unter touristischen und optischen Aspekten kann eine Remineszens an die vergangene Seute Deern natürlich ihren Dienst leisten. Die Mittel für die Bestands-Museumsflotte zu nutzen dürfte wegen der mutmaßlichen Zweckbindung eher nicht darstellbar sein. Das war bei dem bisherigen Museumsetat ja leider auch zentrales Problem. Aber bis eine Umsetzung erfolgt, dürfte sowieso noch allerhand Wasser die Weser runterfließen. Wichtig fände ich, die für den SD-Ersatz gedachten Mittel nicht im politischen Streit gegen, sagen wir, Schulen, Wohnungen, Turnhallen und Kindergärten auszuspielen, die üblichen Totschläger.