Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

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shipspotter96
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von shipspotter96 »

Ich dachte, TKMS will U-Boote bauen? Scheint ja gut zu laufen, in Kiel wird gerade eine neue Fertigungshalle errichtet. Jedenfalls sehe ich dort deutlich mehr Potential als im Kreuzfahrtbereich, da hatte man kein Know-how. Und dieses dürfte TKMS hoffentlich mitbringen. Und mehr Potential als auf dem Frachtbereich, wo man noch Anfang des Jahrtausends tätig war, sowieso.

Ich dachte, das war der Sinn der Sache. TKMS hat schon viele Aufträge, aber zu wenig Kapazitäten (in Kiel).

Wobei man in Wismar früher ja tatsächlich schon einige Kreuzfahrtschiffe gebaut hat, aber das ist schon einige Jahre her. Mal abgesehen von den Crystal-Flusskreuzfahrtschiffen.


EDIT: Ich sehe gerade, TKMS scheint tatsächlich noch keine Aufträge zu haben, so wie ich den dritten Absatz verstehe.

https://www.thyssenkrupp-marinesystems. ... ein-151092

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EDIT 3. Dezember:
https://web.archive.org/web/20221203084 ... n-101.html
Zuletzt geändert von shipspotter96 am Sa 3. Dez 2022, 09:46, insgesamt 4-mal geändert.
Tim S.
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Tim S. »

Auch andere Länder, china ganz vorneweg, kriegen ihre Industrien ja nur überlebensfähig durch heftige Subventionen. Von daher ist es legitim und notwendig, dieses Instrument nicht nur zum Erhalt von Arbeitsplätzen, sondern auch von Knowjow zu nutzen. Es re-kapitalisiert sich entsprechend dann ja auch wieder.
Volker Landwehr
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Volker Landwehr »

Stephan Giesen hat geschrieben: Sa 19. Nov 2022, 13:23 Ich sehe das zugegeben etwas anders. Wenn Deutschland als Werftstandort nur noch ansatzweise wettbewerbsfähig aufgrund von Subventionen ist, läuft doch wohl irgendwo etwas schief bzw. ist in der Vergangenheit einiges schief gelaufen.
Sarkastisch ausgedrückt ist bei uns zum Glück die Lohnentwicklung schiefgelaufen und die Regierung hat nicht frühzeitig mit Subventionen gegengesteuert, wie es zum Beispiel Südkorea in hohem Maß jedes Jahr tut. Zum Teil handelt es sich um Geld für die Werften oder der Staat gibt Schiffe selbst in Auftrag, die er später an südkoreanische Reedereien verchartert.

Und China handelt nicht anders.

Subventionen in Konkurenz zu den asiatischen Staaten, um alle deutschen Werften zu erhalten, wäre ein Fass ohne Boden geworden. Keine Subventionen und Forschungsgelder und wir hätten keine Werften mehr, auch nicht für den Marineschiffbau. Ohne jede Subventionen und Forschungsgelder wären wir ähnlich industriearm wie Großbritannien.
Stephan Giesen hat geschrieben: Sa 19. Nov 2022, 13:23 Und ja, es ist natürlich auch traurig, was aus dem Schiffbaustandort D geworden ist, keine Frage! Dennoch muss man es irgendwann als Tatsache akzeptieren. Gerne wird in dem Zusammenhang auch gegen die Globalisierung gewettert; gleichzeitig werden aber die günstigen Black Friday Angebote aus Fernost gerne mitgenommen.
Es ist dabei aber auch völlig egal was Du oder ich dazu meinen; Deutschland scheint offenbar über unbegrenzte Geldreserven zu verfügen, wie die vergangenen Monate und Jahre gezeigt haben, von daher ist es auch in Ordnung, das u.a. für die Werften einzusetzen.
Die Globalisierung birgt die Gefahr, dass man in einzelnen Bereichen zu abhängig von anderen Ländern wird. Die Masken während der Corona-Pandemie war so ein Beispiel, oder jetzt Medikamente. Da man anscheinend im Schiffbau keine totale Abhängigkeit vom Ausland möchte, hilft die Politik den Werften. Bei Subventionen geht es immer auch um eine Kosten-Nutzen-Rechnung zwischen den Kosten der Subvention und den Kosten der Arbeitslosigkeit.
Stephan Giesen hat geschrieben: Sa 19. Nov 2022, 13:23 Nochmal: Mir geht es in diesem Fall in erster Linie um die Tatsache, dass Hinweise auf eine finanzielle Schieflage der Werft im Vorfeld offenbar ignoriert bzw. unter den Teppich gekehrt wurden. Das finde ich nicht in Ordnung. Abgesehen davon hat sich bislang noch niemand dazu geäußert, wie es denn nach Fertigstellung der ex GLOBAL DREAM weitergeht.
Werden die Subventionen nicht auch gezahlt, um finanzielle Schieflagen aufzufangen? Man kann ja auch 38 Mio. Euro Zahlungsrückstände zur Kenntnis nehmen und im Zuge des Projektes als noch nicht kritisch bewerten vor dem Hintergrund der Gesamtkosten und Projektdauer. Ohne die Pandemie hätte das Ganze noch gut gehen können. Es ist immer leicht, mit dem Wissen von heute, Entscheidungen in der Vergangenheit zu kritisieren. Die Entscheider hatten damals dieses Wissen aber noch nicht.
Gruß, Volker
Burkhard
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Burkhard »

... gem. Weser-Maritim-News könnte der Pott zur finalen Endausrüstung wegen des Tiefganges nach Bremerhaven kommen, wie früher im Werften Verbund schon mal angedacht war? Dafür wurde ja auch inoffiziell hinter vorgehaltener Hand die Bananenpier erneuert auf Kosten von Bremen-Port

https://www.weser-maritime-news.de/post ... obal-dream
shipspotter96
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von shipspotter96 »

''... da es für die Zufahrt über die Wismarbucht eine Tiefgangsbeschränkung von 8,23 Meter gibt.''

Das liest sich interessant. Ich meine, vor Jahren schon mal etwas gelesen zu haben, dass Wismarbucht erst ausgebaggert werden müsste, damit die Schiffe Wismar verlassen können.

Aber derartige Pläne müsste es doch eigentlich schon zu Genting-Zeiten gegeben haben. Der Tiefgang vergrößert sich ja nicht auf einmal durch den Umbau so massiv. Oder seit wann ist das mit der Tiefgangsbeschränkung beschlossen?
Hamburch
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Hamburch »

Hamburch hat geschrieben: Fr 18. Nov 2022, 15:50 Ich meine mich auch zu erinnern, dass schon vor der Pandemie Fragen an der finanziellen Potenz von Genting aufkamen. Wenn ich Zeit habe, werde ich nach Quellen suchen.
Das ARD Magazin Panorama berichtete schon im April 2020 von finanziellen Problemen aus den Zeiten vor dem Lockdown. Zulieferer wurden nicht bezahlt, Lieferungen nicht abgenommen.
https://www.youtube.com/watch?v=KEWIqJHep9Y

Doch nochmal: Was hätte es für die Werftstandorte und für die bereits geflossenen Subventionen bedeutet, wenn kurz vor der Pandemie weitere Hilfen versagt geblieben wären?
Für mich steht weiterhin fest, dass die Probleme vor dem Lockdown aus damaliger Sicht lösbar erschienen ("einige Millionen Euro" im Verhältnis zu 3,9 Milliarden an Bürgschaften und Krediten) und erst mit der Pandemie unlösbar wurden (10.1.22 Insolvenz MV-Werften, 19.1.22 Insolvenz Genting Hong Kong).
Gruß

Christian

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shipspotter96
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von shipspotter96 »

Schwierig zu beurteilen. Interessant jedenfalls, dass die Insolvenz noch bis Januar 2022 auf sich warten ließ, wenn schon über zwei Jahre vorher Zulieferer nicht bezahlt wurden und es große finanzielle Probleme gab.

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Der Preis, den Disney für das Schiff zahlen muss, wird auf 40 Millionen Euro geschätzt. Disney übernimmt das Schiff ohne Gewährleistungsansprüche und baut es auf eigene Kosten fertig. Diese werden auf rund eine Milliarde Euro geschätzt.

https://www.focus.de/finanzen/news/glob ... 16453.html
Zuletzt geändert von shipspotter96 am Mi 30. Nov 2022, 12:40, insgesamt 2-mal geändert.
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Stephan Giesen
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Stephan Giesen »

shipspotter96 hat geschrieben: So 20. Nov 2022, 09:42 Schwierig zu beurteilen. Interessant jedenfalls, dass die Insolvenz noch bis Januar 2022 auf sich warten ließ, wenn schon über zwei Jahre vorher Zulieferer nicht bezahlt wurden und es große finanzielle Probleme gab.
Eben. Und genau das ist es, was mir aufstößt und nicht die Subventionen an sich. Zwar gab es eine pandemiebedingte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, aber die lief mWn zum 30.04.2021 aus.
Mit maritimen Gruß

Stephan
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Bernd U »

Stephan Giesen hat geschrieben: So 20. Nov 2022, 14:39
shipspotter96 hat geschrieben: So 20. Nov 2022, 09:42 Schwierig zu beurteilen. Interessant jedenfalls, dass die Insolvenz noch bis Januar 2022 auf sich warten ließ, wenn schon über zwei Jahre vorher Zulieferer nicht bezahlt wurden und es große finanzielle Probleme gab.
Eben. Und genau das ist es, was mir aufstößt und nicht die Subventionen an sich. Zwar gab es eine pandemiebedingte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, aber die lief mWn zum 30.04.2021 aus.
Verstehe ich nicht,was daran schwierig sein soll? Niemand wusste doch,wie lange sich die Pandemie hinzieht. Alle hatten doch auf die Impfung 2021 gesetzt und gehofft,das man sich gar nicht ansteckt. Was sollte man dann tun ? Noch mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit schicken?
Das ist für mich keine Option. Wir müssen das Wissen über den Schiffbau in Deutschland erhalten, auch wenn es uns viel Geld kostet. Ich würde die Werftindustrie soger als eine kritische Infrastuktur einordnen.Viele kleine Zulieferer hängen da dran .Abhängigkeiten von anderen Länder sind keine sinvolle Option,wie uns das jetzige Weltgeschehen zeigt!
Mfg Bernd
Video:https://www.youtube.com/watch?v=8y0kTkMJp2M
Tim S.
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Tim S. »

Dem stimme ich vollumfänglich zu, Bernd.
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