P + S Werften Insolvenz
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Re: Die Werften in Mecklenburg-Vorpommern
Eine insolvente Werft kann keine Garantieversprechen geben - also sollten die Schiffe "wie gesehen" verkauft werden und evtl. noch anderswo auf Vordermann gebracht werden.
Das kann ein Insolvenzverwalter zusammen mit den Gläubigern recht zügig durchziehen.
Garsvik
Das kann ein Insolvenzverwalter zusammen mit den Gläubigern recht zügig durchziehen.
Garsvik
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Re: P + S Werften Insolvenz
Moin miteinander!
Schaut man in die Fachpresse, findet man zur aktuellen Situation folgende Informationen:
P+S-Werften-Geschäftsführer Rüdiger Fuchs will am heutigen Mittwoch seine Gespräche mit Kunden und Lieferanten fortsetzen, um eine drohende Insolvenz für die Schiffbaubetriebe in Stralsund und Wolgast möglicherweise noch abzuwenden. Fuchs hatte am Dienstag angekündigt, vor einem Insolvenzantrag abschließende Antworten der Kunden und Lieferanten abwarten zu wollen:
http://www.dvz.de/news/politik/artikel/ ... anten.html
Spezielle Gespräche wegen der beiden immer noch nicht fertig gestellten Scandlines-Neubauten gibt es Gespräche zwischen Scandlines und P+S:
http://www.dvz.de/news/transport/artike ... werft.html
Zusammenfassend lässt sich bei Durchsicht weiterer Presseberichte (nd,dpa,dpd) sagen:
Bei einem Blick in die Auftragsbücher erscheint die Lage auf den ersten Blick gar nicht so düster. Die Bücher sind mit Aufträgen von über einer Milliarde Euro gefüllt. Doch über das Jahresende hinaus sei der Betrieb laut Fuchs nicht zu finanzieren.
Die vorpommerschen Werften stecken im Strukturwandel. Statt in Serie produzierten Schiffen will man sich an der Ostsee auf Spezialbauten konzentrieren. Eine sinnvolle Strategie, denn chinesische und südkoreanische Werften können Massenware wie Containerschiffe deutlich billiger produzieren. Doch in Wolgast und Stralsund hat man sich wohl bei der Umstrukturierung »zu viel vorgenommen«, wie Geschäftsführer Fuchs öffentlich erklärte. Der ehemalige Airbus-Manager und Werftensanierer hatte den Job bei P+S erst vor wenigen Tagen übernommen. Bereits kurz nach Amtsantritt hatte er behauptet, die alte Führung habe mit geschönten Zahlen operiert.
Die Werften haben zwei große Probleme namens »Berlin« und »Copenhagen«. Die Fähren sollten eigentlich im Frühsommer ausgeliefert werden. Aufgrund technischer Mängel verweigerte die Reederei »Scandlines« aber bislang die Abnahme der Schiffe. Die dadurch nötigen Nacharbeiten binden Kapazitäten und Geld, das nun fehlt. Etwa für zwei Spezialtransporter der dänischen Reederei DFDS sowie fünf eisgängige Frachter, die die grönländische Royal Arctic Line bestellte. Weil sich die Banken mit der Kreditvergabe zurückhielten, einigten sich Bund und Land im Mai auf eine »einmalige Beihilfe« für P+S in Höhe von 152 Millionen Euro. Damit sollten die Fähren fertig gestellt werden, doch diese Summe reichte nicht.
Insgesamt sind mittlerweile Überkapazitäten im Weltschiffbau zu registrieren. Dazu diese beiden Schaubilder aus dem Jahr 2010 vom IMF Shipbuilding Action Group Meeting am 13. und 14. Dezember 2010 in Seoul (S-Korea). IMF ist die internationale Organisation der Metall-Gewerkschaften.


Europaweit wird nach den Untersuchungen der Metallgewerkschaften aus dem Jahr 2010 mit der Entlassung von 20.000 Schiffbau-Werkern gerechnet.
mfg Peter Hartung
Schaut man in die Fachpresse, findet man zur aktuellen Situation folgende Informationen:
P+S-Werften-Geschäftsführer Rüdiger Fuchs will am heutigen Mittwoch seine Gespräche mit Kunden und Lieferanten fortsetzen, um eine drohende Insolvenz für die Schiffbaubetriebe in Stralsund und Wolgast möglicherweise noch abzuwenden. Fuchs hatte am Dienstag angekündigt, vor einem Insolvenzantrag abschließende Antworten der Kunden und Lieferanten abwarten zu wollen:
http://www.dvz.de/news/politik/artikel/ ... anten.html
Spezielle Gespräche wegen der beiden immer noch nicht fertig gestellten Scandlines-Neubauten gibt es Gespräche zwischen Scandlines und P+S:
http://www.dvz.de/news/transport/artike ... werft.html
Zusammenfassend lässt sich bei Durchsicht weiterer Presseberichte (nd,dpa,dpd) sagen:
Bei einem Blick in die Auftragsbücher erscheint die Lage auf den ersten Blick gar nicht so düster. Die Bücher sind mit Aufträgen von über einer Milliarde Euro gefüllt. Doch über das Jahresende hinaus sei der Betrieb laut Fuchs nicht zu finanzieren.
Die vorpommerschen Werften stecken im Strukturwandel. Statt in Serie produzierten Schiffen will man sich an der Ostsee auf Spezialbauten konzentrieren. Eine sinnvolle Strategie, denn chinesische und südkoreanische Werften können Massenware wie Containerschiffe deutlich billiger produzieren. Doch in Wolgast und Stralsund hat man sich wohl bei der Umstrukturierung »zu viel vorgenommen«, wie Geschäftsführer Fuchs öffentlich erklärte. Der ehemalige Airbus-Manager und Werftensanierer hatte den Job bei P+S erst vor wenigen Tagen übernommen. Bereits kurz nach Amtsantritt hatte er behauptet, die alte Führung habe mit geschönten Zahlen operiert.
Die Werften haben zwei große Probleme namens »Berlin« und »Copenhagen«. Die Fähren sollten eigentlich im Frühsommer ausgeliefert werden. Aufgrund technischer Mängel verweigerte die Reederei »Scandlines« aber bislang die Abnahme der Schiffe. Die dadurch nötigen Nacharbeiten binden Kapazitäten und Geld, das nun fehlt. Etwa für zwei Spezialtransporter der dänischen Reederei DFDS sowie fünf eisgängige Frachter, die die grönländische Royal Arctic Line bestellte. Weil sich die Banken mit der Kreditvergabe zurückhielten, einigten sich Bund und Land im Mai auf eine »einmalige Beihilfe« für P+S in Höhe von 152 Millionen Euro. Damit sollten die Fähren fertig gestellt werden, doch diese Summe reichte nicht.
Insgesamt sind mittlerweile Überkapazitäten im Weltschiffbau zu registrieren. Dazu diese beiden Schaubilder aus dem Jahr 2010 vom IMF Shipbuilding Action Group Meeting am 13. und 14. Dezember 2010 in Seoul (S-Korea). IMF ist die internationale Organisation der Metall-Gewerkschaften.


Europaweit wird nach den Untersuchungen der Metallgewerkschaften aus dem Jahr 2010 mit der Entlassung von 20.000 Schiffbau-Werkern gerechnet.
mfg Peter Hartung
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
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Re: P + S Werften Insolvenz
Offensichtlich hat man sich bei der Kalkulation der beiden Fähren aber auch grotesk verhoben und den Aufwand völlig unterschätzt, die eigenen Fähigkeiten aber überschätzt. Die 300 Mio. Verlust stellen mehr als den Wert der Schiffe dar. Niemand kann mir sagen, dass der bestehende Auftragsbestand von 1 Milliarde besser kalkuliert ist, zumal auch für die DFDS-Schiffe Verspätungs- und Strafzahlungen fällig werden.
Grüße
Kai
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Kai
Grüße,
Kai
Kai
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Re: P + S Werften Insolvenz
frag jetzt bitte nicht wo das genau stand, aber in einem der Threads wo dieses Thema behandelt wurde stand was von Brandschutzproblemen, da wurden meine Ich zu dünne Bleche eingebaut. nun kann man zwar überall das austauschen, das verursacht dann hohe Kosten, aber viel schlimmer, dickeres Blech wiegt eben auch mehr, und damit war/ist dann wieder der Tiefgang das Problem, der ja zumindest wegen dem Betrieb in Gedser immer recht kritisch ist. Tiefergehend wurde sich von offizieller Seite aber meine Ich nie dazu geäußert, was ich aber auch nachvollziehen kann: Über mögliche eigene Planungs-Garsvik hat geschrieben:Gibts denn mal ein Statement, was genau bei den beiden Fähren schiefgelaufen ist - und binnen 6 Monaten nach erstmaliger Fertigstellung nicht in Ordnung gebracht werden konnte?
Garsvik
/Baufehler spricht man sicher seitens der Werft nicht gern, und seitens Scandlines hat man denke ich versucht die Bälle flach zu halten, weil man zumindest Anfangs hoffte, die Schiffe doch noch schnell übernehmen zu können. mal abgesehen davon das man mit Brandschutz- und damit Sicherheitsproblemen (auf die die Öffentlichkeit/Kunden evtl. seeehr sensibel reagieren) sicher nicht freiwillig hausieren geht.
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Re: P + S Werften Insolvenz
Danke für den Bericht/die Vermutung.
Das passt gut zu dem, was ich "irgendwo" gelesen hatte (aber nirgendwo bestätigt wurde) - Schiff im Bereich der Aufbauen recht schwer geworden - Zusatzballast? eingebaut - Schiff zu viel Tiefgang - passt nicht zu den Anlegestellen.
Garsvik
Das passt gut zu dem, was ich "irgendwo" gelesen hatte (aber nirgendwo bestätigt wurde) - Schiff im Bereich der Aufbauen recht schwer geworden - Zusatzballast? eingebaut - Schiff zu viel Tiefgang - passt nicht zu den Anlegestellen.
Garsvik
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Re: P + S Werften Insolvenz
Und in irgendeinem der Links war auch die Rede von "unglücklich" verlegten Daten- bzw. Steuerleitungen, fehlender Schirmung an Datenleitungen und solchen Sachen. Vom Prinzip her nichts Großartiges, aber der Austausch sei wohl mit recht großem Arbeits-, Zeit- und Kostenaufwand verbunden.schwedenelch hat geschrieben:
frag jetzt bitte nicht wo das genau stand, aber in einem der Threads wo dieses Thema behandelt wurde stand was von Brandschutzproblemen, da wurden meine Ich zu dünne Bleche eingebaut.
[Spekulation] Vielleicht erfolgt ja irgendwann die Übergabe der beiden Fähren bei Remontowa...[/Spekulation]
Gruß Jens
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Re: P + S Werften Insolvenz
Hallo zusammen,
bei meinen Kurztrip nach Warnemünde fiel mir auch die Ausgabe der Ostsee-Zeitung vom 04./ 05. August in die Hände, wo über die Probleme der P+S-Werften und den Wechsel von Herrn Brammertz zu Herrn Fuchs berichtet wurde. In diesem Artikel wurde Herr Brammertz als der Verantwortliche für die Verzögerungen beim Bau der Scandlines-Fähren gemacht. Diese Verzgerungen sind zum Teil verursacht durch Konstruktions- und Planungsfehler.
Darunter stand ein weiterer kleinerer Artikel zur Probefahrt mit folgendem Inhalt:
Fehlende Bolzen am Bugvisier
Bei der sogenannten Einstellfahrt in der vergangenen Woche war die Scandlines-Fähre "Berlin" der P+S-Werft nach OZ-Informationen mit einer provisorisch verschlossenen Bugklappe unterwegs. "Das Bugvisier wurde mit Silikon und Gummi abgedichtet", berichtet ein Werft-Mitarbeiter. "Das war nötig, da an der Klappe wichtige technische Vorrichtungen fehlen, die das Visier eigentlich verschließen sollen." Eine Abnahme durch die Reederei gilt in diesem Zustand als ausgeschlossen. An der Klappe, durch die später Fahrzeuge an Bord rollen, fehlen unter anderem die Bolzen. Das Visier ist funktionstüchtig, teilte eine Werftsprecherin dagegen mit. Ohne einsatzbereites Visier gebe es keine Fahrerlaubnis der Behörden. Bei der Einstellfahrt seien alle Vorschriften eingehalten worden."
Möge sic jeder sein Urteil dazu bilden. Habe mir diese Artikel damals mit nach Hause genommen!
Gruß aus dem Norden!
bei meinen Kurztrip nach Warnemünde fiel mir auch die Ausgabe der Ostsee-Zeitung vom 04./ 05. August in die Hände, wo über die Probleme der P+S-Werften und den Wechsel von Herrn Brammertz zu Herrn Fuchs berichtet wurde. In diesem Artikel wurde Herr Brammertz als der Verantwortliche für die Verzögerungen beim Bau der Scandlines-Fähren gemacht. Diese Verzgerungen sind zum Teil verursacht durch Konstruktions- und Planungsfehler.
Darunter stand ein weiterer kleinerer Artikel zur Probefahrt mit folgendem Inhalt:
Fehlende Bolzen am Bugvisier
Bei der sogenannten Einstellfahrt in der vergangenen Woche war die Scandlines-Fähre "Berlin" der P+S-Werft nach OZ-Informationen mit einer provisorisch verschlossenen Bugklappe unterwegs. "Das Bugvisier wurde mit Silikon und Gummi abgedichtet", berichtet ein Werft-Mitarbeiter. "Das war nötig, da an der Klappe wichtige technische Vorrichtungen fehlen, die das Visier eigentlich verschließen sollen." Eine Abnahme durch die Reederei gilt in diesem Zustand als ausgeschlossen. An der Klappe, durch die später Fahrzeuge an Bord rollen, fehlen unter anderem die Bolzen. Das Visier ist funktionstüchtig, teilte eine Werftsprecherin dagegen mit. Ohne einsatzbereites Visier gebe es keine Fahrerlaubnis der Behörden. Bei der Einstellfahrt seien alle Vorschriften eingehalten worden."
Möge sic jeder sein Urteil dazu bilden. Habe mir diese Artikel damals mit nach Hause genommen!
Gruß aus dem Norden!
Die Werften in Mecklenburg-Vorpommern
paapa
Zuletzt geändert von Paapa am Mo 27. Aug 2012, 16:46, insgesamt 1-mal geändert.
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- Registriert: So 14. Jun 2009, 21:29
- Wohnort: Lübeck
Re: P + S Werften Insolvenz
Guten Abend,
genau das selbe Problem wie damals bei der Lübecker Traditionswerf Flender.
Jahrelang wurden Containerschiffe und Ro-Ro Fähren gebaut, das Ende kam
mit dem Bau von zwei Passagierfähren für die griechische Reederei Superfast.
Passagierschiffbau ist eben eine andere Liga, das wurde früher auch bei der Flender-Werft
festgestellt. Zuviele Subunternehmer mußten an den Fähren mitarbeiten, man war
von vielen abhängig und brachte die Schiffe auch nicht rechtzeitig fertig.
Bis denn
Stefan
genau das selbe Problem wie damals bei der Lübecker Traditionswerf Flender.
Jahrelang wurden Containerschiffe und Ro-Ro Fähren gebaut, das Ende kam
mit dem Bau von zwei Passagierfähren für die griechische Reederei Superfast.
Passagierschiffbau ist eben eine andere Liga, das wurde früher auch bei der Flender-Werft
festgestellt. Zuviele Subunternehmer mußten an den Fähren mitarbeiten, man war
von vielen abhängig und brachte die Schiffe auch nicht rechtzeitig fertig.
Bis denn
Stefan
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Meine Schiffsbilder bei Marinetraffic http://www.marinetraffic.com/ais/de/sho ... tefan%20B.
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Meine Schiffsbilder bei Marinetraffic http://www.marinetraffic.com/ais/de/sho ... tefan%20B.
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Re: P + S Werften Insolvenz
Die Superfast-Fähren hätten ja auch HDW fast das Genick gebrochen. Die haben ja seinerzeit den Antrieb monatelang nicht in den Griff gekriegt. Bei Flender war dann nachher die NORRÖNA der Griff ins Klo.