Rostock verliert seine "Georg Büchner"

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Rexenen
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"

Beitrag von Rexenen »

In diesem Artikel

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/i ... a80e2.html

habe ich gelesen das die Polnische Nachrichtenargenur PAP unter Berufung auf gewisse Seefahrtsbehörden von einer 45° Schräglage des Schiffes berichtet.
Anschließend sei es "nicht mehr manövrierbar gewesen" und nach ca.1,5 Stunden versunken.
Kann es denn nicht sein, das die Büchner durch auslaufenden unkontrollierbaren Ballast in die Schieflage kam? Und die Ajaks deshalb Zick zack fuhr?
Es wurde ja auch schon berichtet das es beim Aufballastieren in Rostock Schwierigkeiten gab. Vielleicht habe sie ja sogar versucht die zu kentern drohende Büchner zu retten bevor sie sie letztlich gekappt und ihrem Schicksal überlassen haben. Nichts genaues weiß ma ned, aber einfach mal querdenken.

Grüße aus dem verregneten Süden

Andi
Michel T.
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"

Beitrag von Michel T. »

Moin,

ich könnte mir gut Vorstellen, dass es vielleicht sogar Bildmaterial vom Untergang gibt. Heutzutage hat ja fast jeder ein Fotohandy und ich denke mal die Schlepperbesatzung könnte Bilder oder gar Videos gemacht haben. Alles natürlich unter der Vorraussicht, dass alles " mit rechten Dingen" zuging. Andernfalls hätte man ja die eigene Straftat dokumentiert. Aber es ist ja noch so gut wie überhaupt nichts zum Untergang bekannt, bzw. zweifelsfrei bestätigt worden. Spannend, spannend...

Gruß Michel
Lattenheini

DSR -Geschichte

Beitrag von Lattenheini »


Für das Wrack ist Polen zuständig

Die „Georg Büchner“ liegt wenige Seemeilen vor der polnischen Küste — in den nationalen Gewässern Polens. Hier und in der sich daran anschließenden sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Polens liegt die Entscheidung, ob das Wrack gehoben wird, bei den polnischen Behörden.


Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ)

Meereszonen
In Bezug auf seine maximal 200sm breite (Art. 57 SRÜ) ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ, exclusive economic zone), die nicht zum Staats- bzw. Hoheitsgebiet des Küstenstaats gehört, sind dem Küstenstaat so genannte funktional beschränkte Hoheitsrechte zugewiesen. Mit Proklamation vom 25.11.1995 hat die Bundesrepublik Deutschland in Nord- und Ostsee eine ausschließliche Wirtschaftszone errichtet. In der Nordsee deckt sich die seewärtige Grenze der bundesdeutschen AWZ grundsätzlich mit der des deutschen Festlandsockels. In der westlichen Ostsee verbleiben örtlich für die Abmessung der bundesdeutschen AWZ – aufgrund der Nähe zu Dänemark – gerade 2sm seewärts der Grenze des deutschen Küstenmeeres .

Im „Funktionshoheitsraum“ AWZ hat der Küstenstaat im Einzelnen:

das souveräne Recht (die ausschließliche Kompetenz) für die Erhaltung der lebenden Meeresressourcen (Art. 56 Abs. 1 lit. a), Art. 61 SRÜ);

das souveräne Recht (den Vorrang ) für die Nutzung der lebenden Meeresressourcen (Art. 56 Abs. 1 lit. a), Art. 62 SRÜ);

das ausschließliche Recht zur Erforschung des Festlandsockels (continental shelf) und zur Ausbeutung seiner nichtlebenden (mineralischen und sonstigen) und lebenden (zu den sesshaften Arten gehörenden Lebewesen) natürlichen Ressourcen (Art. 56 Abs. 1 lit. a), Abs. 3, Art. 77 SRÜ);
In Bezug auf die Rechte des Küstenstaats hinsichtlich des Meeresbodens und seines Untergrund verweist Art. 56 Abs. 3 SRÜ auf das Festlandsockelregime des Teils VI des SRÜ. Die Bundesrepublik Deutschland hat am 22.1.1964 ihre Proklamation über die Erforschung und Ausbeutung des deutschen Festlandsockels veröffentlicht. Die äußeren Grenzen des Festlandsockels (vgl. Art. 76 SRÜ) in der Nordsee wurden später in bilateralen Vereinbarungen mit Dänemark, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich festgelegt. Im Hinblick auf die äußeren Festlandsockelgrenzen in der Ostsee gelten die Vereinbarungen der DDR mit Polen, Schweden und Dänemark fort.

das ausschließliche Recht zur Errichtung und Nutzung von künstlichen Inseln aller Art sowie von Anlagen und Bauwerken für wirtschaftliche Zwecke (Art. 56 Abs. 1 lit. b) Nr. i), Art. 60 Abs. 1, Art. 80 SRÜ);

souveräne Rechte hinsichtlich anderer Tätigkeiten zur wirtschaftlichen Erforschung und Ausbeutung der AWZ wie der Energieerzeugung aus Wasser, Strömung und Wind (Art. 56 Abs. 1 lit. a) SRÜ);

Hoheitsbefugnisse in Bezug auf die wissenschaftliche Meeresforschung (Art. 56 Abs. 1 lit. b) Nr. ii) SRÜ);

Hoheitsbefugnisse in Bezug auf den Schutz und die Bewahrung der Meeresumwelt (Art. 56 Abs. 1 lit. b) Nr. iii) SRÜ);

das Recht, die Ausbeutung von Meeressäugetieren stärker als in Teil XII des SRÜ vorgesehen zu verbieten, zu begrenzen oder zu regeln (Art. 65 S. 1 SRÜ)

aus: http://www.meeresnaturschutz.de/

Heini
Spatenpauli
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"

Beitrag von Spatenpauli »

Ich habe irgendwo ein Foto gesehen, da hängt sie mit dem Heck sehr tief im Wasser. Von Schlagseite war da nichts zu sehen.
MfG aus Bremen
Eckhard
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"

Beitrag von Eckhard »

Spatenpauli hat geschrieben:Ich habe irgendwo ein Foto gesehen, da hängt sie mit dem Heck sehr tief im Wasser. Von Schlagseite war da nichts zu sehen.
MfG aus Bremen
Das war eine Fotomontage, die kann man bei Facebook sehen.
DSR-Admin
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Re: DSR -Geschichte

Beitrag von DSR-Admin »

Naja, mit der Ausnahme, dass es in der Ostsee keine 200-sm-zonen gibt. Die Anrainer haben sich auf die 3-sm-zone geeinigt ...
"Wir fuhren den ältesten Eimer - der Deutfracht/Seerederei
und glücklich wie wir war sonst keiner -bei der Deutfracht/Seereederei"
(Zitat: unbekannt)


http://www.ostseefoto.com
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Re: DSR -Geschichte

Beitrag von DSR-Admin »

So, Update, die polnischen Behörden haben die genaue Position bekannt gegeben. Demnach stellt das Wrack der GB ein Unterwasserhindernis dar und soll in einem Abstand von mindestens 500 m umfahren werden. Wird also wahrscheinlich, dass irgendwann noch einmal Bergungstrupps kommen ...

http://www.....de/ ... -position/
"Wir fuhren den ältesten Eimer - der Deutfracht/Seerederei
und glücklich wie wir war sonst keiner -bei der Deutfracht/Seereederei"
(Zitat: unbekannt)


http://www.ostseefoto.com
Johannes7
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"

Beitrag von Johannes7 »

Dieser Zick-Zack-Kurs erscheind mir merkwürdig.
Vermutungen über ein Verhindern des Kenterns wurden ja laut einigen Medienbeiträgen als falsch abgewiesen.
Aber wenn man es sich mal physikalisch ansieht, könnte da doch etwas dran sein, oder ?

Ich habe dazu mal eine Skizze erstellt.
Bild
Die GEORG BÜCHNER in Vorderansicht und Draufsicht. Ich versuche es mir mit den Hebelgesetzen zu erklären.
Auf der Höhe der Wasserlinie müsste sich der Drehpunkt befinden (markiert durch roten Punkt).
Die Schlepptrosse war aber relativ weit oben angeschlagen.
Das Schiff krängte nach Steuerbord, der Schlepper (3) schlug nach Backbord ein.
Mit Hilfe des Wasserwiderstands (4) wurde vielleicht versucht das Schiff wieder aufzurichten oder zumindest zuhalten.
Die Nummern 1 und 2 verdeutlichen die Bewegung des Schiffes während des ersten Manövers.

Wie gesagt, es ist nur eine Vermutung.

Grüße
Hannes
Die Schifffahrt im Herzen - seit über 30 Jahren.
Wasteman
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"

Beitrag von Wasteman »

Auch ich könnte mich mit der Theorie anfreunden, dass diese rätselhaften Manöver gefahren wurden um eine – aus welchen Gründen auch immer – in zunehmende Schlagseite geratende GB wieder unter Kontrolle zu bekommen, was letztendlich nicht gelang. Und wenn jetzt noch Schwallbewegungen der vermutlich großen Mengen eingedrungenen Seewassers hinzukommen mit der Konsequenz eines sich chaotisch (?) verselbstständigen Ereignisses kann ich mir nach einiger Überlegung gut vorstellen, was da vor Ort abgegangen ist. Vor diesem Hintergrund sehe ich die Fahrmanöver als plausible Reaktionen auf sich stetig ändernde, nicht mehr vorhersehbare physikalische Gegebenheiten. Experten aus der "Bergungs- und Schlepperszene" können hierzu bestimmt mehr sagen.

Die "Physical Root-Cause" des Ereignisses dürfte sich m.E. hinter der Frage verbergen, WARUM Wasser in vernünftigerweise anzunehmenden großen Mengen in das Schiff eindrang - denn es hat ja nun ganz offensichtlich seinen Auftrieb verloren. Dies führt dann zu den "Menschlichen Faktoren" und die zu den "Systemursachen" des Ereignisses. Doch um bis dorthin vorzudringen ist die Faktenlage im Augenblick einfach zu mager - zumindest für die Öffentlichkeit.

Mit einem vorsätzlichen Herbeiführen des Unterganges habe ich inzwischen so meine Probleme. Denn wenn hier jemand eine krumme Sache vorhatte und das Vorhaben in die Tat umgesetzt hat: Warum hat er das quasi in aller Öffentlichkeit gemacht wo jeder mit Zugang zu AIS-Daten (und das sind heute nicht gerade wenige) das in Echtzeit mitverfolgen konnte? Warum hat er nicht eine Stelle gewählt, wo das Wrack viel tiefer liegt und für spätere Ermittlungen schwieriger zu erreichen ist? Wenn jemand in eine Wohnung einbricht, dann tut er das ja auch nicht unter Live-Berichterstattung mittels Webcam und unter Angabe seines Namens und seines aktuellen Aufenthalts- bzw. Tatortes. Das vorsätzliche Versenken ist für mich erst einmal in große Ferne gerückt.

Ich denke, die Angelegenheit wird noch spannend. Oder?

Grüße
Zuletzt geändert von Wasteman am So 2. Jun 2013, 12:43, insgesamt 1-mal geändert.
Eckhard
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"

Beitrag von Eckhard »

Hallo zusammen,

das Nordmagazin hat gestern dazu aus Polen berichtet:

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/n ... 17153.html

Aus meiner Sicht gibt es noch keine Bestätigung, dass das Wrack tatsächlich gefunden wurde, oder?

Im AIS wird immer noch die Position 54.93118 N / 18.5218 O als Wrackstelle angegeben, die geänderten Koordinaten sind jedoch 54.933667 N 18.52855 O. Der Abstand beträgt ca. 510 Meter.

Gruß Eckhard
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