Stephan Giesen hat geschrieben: ↑Di 29. Nov 2022, 11:28
Des weiteren ging es um die Auswirkungen einer möglichen Explosion (hier fiel auch das Stichwort Sabotage). Während der Erste Kreisrat hier eher Auswirkungen für WHV und den LK Friesland sieht, sieht die FDP Butjadingen hier auch durchaus Auswirkungen für Butjadingen.
Da stellt sich mir als Butjadinger weiterhin die Frage, die ich schon gestellt habe, als das Projekt absehbar wurde: Kann ein Schiff wie die HOEGH ESPERANZA oder ein LNG-Tanker eigentlich derart "in die Luft fliegen", dass es eine Druckwelle von mehreren Kilometern gibt?
Wenn ich von einer LNG-Tankexplosion lese, verstehe ich das als Boiling Liquid Expanding Vapor Explosion (BLEVE):
https://www.marineinsight.com/tech/what ... ier-ships/
Das Video zeigt den Vorgang: Von außen wird der Tank mit Feuer beaufschlagt. Innen erhöht sich der Druck und das Überdruckventil entlastet den Tank. Zu einem Zeitpunkt steigt der Druck innen schneller an als das Ventil entlsten kann. Irgendwann übersteigt der Innendruck die Belastungsgrenze und der Tank platzt:
https://www.marineinsight.com/wp-conten ... E.jpg.webp
Bisher hat es meines Wissen keinen derartigen Unfall mit einem LNG-Carrier gegeben. Es gibt eine Stellungnahme des DNV GL zu einer Veröffentlichung mit dem Titel “Fire and explosion risk analysis and evaluation for LNG ships" von LI Jianhuaa, HUANG Zhenghuab, in der wohl Horrorszenarios beschrieben werden. Ich kenne diese Veröffentlichung nicht.
DNV GL schließt im Summary mit (Zitat):
Its hazard scenarios are incorrect as are its conclusions regarding potential hazards at distance from a marine LNG Carrier.
Auf Seiten 2 - 4 beschreibt DNV GL die Konstruktion der LNG Tanks auf Schiffen und folgert, dass ein BLEVE nicht möglich ist, da die Sicherheitsventile (100% Redundanz) auf die Feuerbeaufschlagung ausgelegt und der Druck niedrig ist.
Quelle:
https://www.agl.com.au/-/media/aglmedia ... 2577D4F108
Technik ist leider nie 100% sicher, wenn sie von Menschen gewartet und bedient wird, also bleibt es jedem überlassen, anhand des Artikels seine eigene Einschätzung zu treffen.
Es gibt eine weitere Veröffentlichung mit dem Titel:
Potential for BLEVE associated with marine LNG vessel fires von Robin Pitblado (DNV).
In dem Artikel wird ein Unfall eines LNG-Tanklastwagen mit vermutetem BLEVE in Spanien mit der Konstruktion von Tanks auf Schiffen verglichen.
Der Artikel schließt eine Tankbeschädigung nicht aus, kommt aber zu dem Ergebnis, dass keine BLEVE entstehen würde (Seite 8, Conclusions). Die Konstruktion der Tanks und deren Entlastungssysteme, der nur gering Druck (0,28 - 0,30 bar) begrenzt demnach die Stichflamme auf ca. 38 t Methandampf mit 34 m Durchmesser.
Es lohnt sich, zumindestens die Conclusions komplett zu lesen.
Quelle:
https://www.researchgate.net/profile/Ro ... -fires.pdf
Gruß, Volker