Wir wissen derzeit nicht, wo sich der Kapitän auf der Brücke aufgehalten hat, ich vermutte mal, dass er in der Nock stand und auf Sicht für. Es waren aber genug "Stars and Stripes" auf der Brücke und einer von diesen muss weiter die Position des Schiffes verfolgen, auch wenn der Kapitän zu diesem Zeitpunkt da Kommando übernommen hat. Denn das macht den Wachoffizier ja nicht arbeitslos und sich dieser einfach in die Ecke stellen kann. Die Frage ist also, wurde die Position kontinuierlich beobachtet, wurde der Kapitän auf die gefährliche Annäherung (Abstand, Richtung) hingewiesen und, wenn ja, wie hat der Kapitän reagiert.scratch hat geschrieben:Zumindest in Teilen kann ich da etwas beitragen. Der 1. Offizier Pellegrini sagt aus, dass ihm vom wachhabenden 1. und 2. Offizier berichtet wurde, dass Schettino das Kommando selbst übernommen habe nachdem der 1. Offizier Ambrosio zu früh (für den Kapitän) nach Norden drehen wollte. Er war wohl der Meinung, nicht nah genug an der Küste zu sein. Man kann jetzt überlegen, ob das der Zeitpunkt gewesen wäre, an dem die Offiziere hätten handeln müssen. Im Prinzip hatten sie es ja schon getan.
Der Rudergänger berichtet auch, dass Schettino ca. 10 Minuten vor der Kollision das Kommando übernommen hat, allerdings sagt er nichts zu den Gründen aus denen das geschehen ist.
Ein "Hängenlassen" der Reederei... Naja. Unterstützung kann er von dort nur via Telefon erhalten. Er stand mit dem Krisenmanager Ferrarini in Kontakt und hat diesen auch nach der Nummer einer Schlepp-Reederei gefragt, die er auch erhalten hat. Das hat er aber erst getan, als aus dem Maschinenraum die Nachricht kam, das Wasser habe Deck 0 und damit die Oberkante der wasserdichten Schotten erreicht. Definitiv zu spät.
Wg des Hängenlassen der Reederei : Natürlich geht das nur telefonisch, aber wenn ich das irgendwo richtig gelesen hatte, gab es mehrere Gespräche und angeblich sollte er mit der Evakuierung des Schiffes noch warten. Es ist auch merkwürdig, dass sich die Reederei sehr schnell von ihrem Kapitän distanziert hat und ihm sämtlich Schuld zuschiebt. Ich wüsste nicht (man möge mich ggf korrigieren) , dass solch ein Verhalten bei anderen Fällen in dieser Form öffentlich noch vor etwaiger Seeamtsverhandlungen oder sonsitgen Untersuchungen etc geschehen ist.
Die oben genannten Punkte entbinden ihn zwar nicht von der Gesamtverantwortung aber es gibt im Leben eben noch mehr Farben ausser schwarz und weiss.
Gruss