Costa Concordia Havarie 13.01.2012

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grity
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von grity »

Flari hat geschrieben: Statisch wäre die CC zu 99,xx% nicht gekentert!
Das geht bei Schiffen ohne Längsschotten so gut wie niemals, sondern braucht auch mit jeder Menge Wasser im Bauch schon eine starke äussere Einwirkung, die bei ruhiger See nicht gegeben ist.
Erst die Strandung hat die Wassermassen mit freier Oberfläche nach Stb. befördert.
Und dann passiert prinzipiell so etwas:

Bild

Auch wenn es ein klein wenig anders aussieht, wenn nur einzelne Sektionen vollgelaufen sind.
moin flari, ganz kann ich dir nicht folgen, wir wissen aber auch den genauen ablauf beim stranden auf den felsen nicht....

wenn die CC mit ihrem stb-BODEN den felsen als erstes berührt hätte wäre sie sicherlich nicht richtung ufer gekentert, der schwerpunkt hätte dann je über diesen berührpunkt hinaus wandern müssen

sie ist doch offensichtlich schon mit einener stb-krängung richtung land getrieben dann mit der seitenwandung unterwasser gegen felsen gestossen, und schwamm danach noch einige zeit auf eigenem kiel....wurde evakuiert und kenterte danach, also schlug dann mit einem höhergelegenen deck auf einen felsen lag mehr oder weniger 90 grad auf der seite mit erst wenig tiefgang wie man es erwartet, und wie man es auf den IR-bildern sehen kann
Bild
und erst danach sank das ehemalige unterwasserschiff auf den felsengrund in die position die es am morgen danach auch noch hatte

der seitliche stoss beim anlanden mit 0.7kn speed jedenfals reicht nicht zum kentern, und eine andere stärkere äussere einwirkung kann ich nicht erkennen...
ich folgere daraus das der kentervorgang ganz ähnlich abgelaufen ist wie er wohl auch abgelaufen wäre wenn sie zu dem zeitpunkt frei getrieben oder irgendwo vor anker gelegen hätte, eben durch genügend freies wasser im schiff welches die krängung immer weiter verstärkt, genau wie du es im obigen bild dargestellt hast

möglicherweise entstand durch den anlandungsstoss auch ein neues leck was den vorgang beschleunigt haben kann, aber deiner theorie das sie treibend oder vor anker erheblich länger stabil geschwommen wäre kann ich überhaupt nicht folgen
Globus
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von Globus »

Mein Gott !!!!!!!!!!!!!!!!!! So viel Fachwissen auf über 60 Seiten!
BernhardH
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von BernhardH »

Vor Giglio hat sich das Wetter beruhigt. Der Bergeponton hat ist nun zurück und hat heute morgen wieder an der CC festgemacht. Das Schiff zur Aufnahme der abzupumpenen Treibstoffe ist ebenfalls in der Nähe.

Die zunächst gelegten Ölsperren hatten dem Wind und Seegang der vergangenen Tage nicht standgehalten und sind entfernt worden. Die italiänischen Behörden hatten zur Absicherung des Umpumpens Ölsperren gefordert. Es sind aber anscheinend noch keine neuen Sperren ausgelegt worden.
lworch
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von lworch »

Da ich von der Stabilität dieser Riesenschiffe noch nie so recht überzeugt war und dieser thread förmlich danach verlangte, habe ich eine kleine Java-Applikation zur Stabilität eines Pontons geschrieben, eher könnte man sagen zusammengeschustert.

Die Applikation hat (bisher) folgende Einschränkungen:
1. Bei 0° Krängung werden noch keine Punkte A, G und MZ angezeigt
2. Durch ungeschickte Wahl eines Bezugspunktes wandert das Schiff bei starker Krängung nach rechts raus. Solange 3. nicht erfüllt ist, sollten die Ergebnisse aber trotzdem stimmen.
3. Liegt das Schiff/Ponton so stark gekrängt, dass das Oberdeck das Wasser berührt, stimmen die Ergebnisse nicht mehr. Die Applikation tut so, als wären die Seitenwände unendlich hoch.
Hier ist sie zu finden: http://lworch.bplaced.net/geonext/ponto ... itaet.html

(Möglicherweise wird nach der Annahme eines Sicherheitszertifikats von Geonext gefragt. Dies ist anzunehmen.)

edit: Durch das Anklicken des Geonext-Symbols in der linken oberen Ecke läßt sich der Ausgangszustand wieder herstellen. Auch verschwinden dann bisherige Hebelarmspuren.
edit2: Die Einschränkungen von 2. und 3. bestehen nicht mehr.
Zuletzt geändert von lworch am Do 9. Feb 2012, 15:44, insgesamt 1-mal geändert.
Tschüß Lutz
KaiR
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von KaiR »

Hallo,

eine Frage an die Experten: ist es eigentlich realistisch, dass bei einem Wassereinbruch von der Größe die komplette Besatzung aus den unteren Decks, Maschinen- und Generatorräumen sich in Sicherheit bringen kann und es da keinerlei Opfer gibt?

Grüße

Kai
Grüße,

Kai
Garsvik
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von Garsvik »

Tolle Animation. Prima gemacht. Java hatte ich bereits installiert und ja, ich mußte noch bestätigen.

Ein 50m breiter (Containerfrachter?) mit 15m Tiefgang ist demnach kaum irgendwie umzuwerfen.

Garsvik
Tim S.
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von Tim S. »

Hat eigentlich schon wer diese eigenwillige, aber nicht uninteressante Seite studiert?
http://heiwaco.tripod.com/news8.htm
grity
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von grity »

moin, heiwaco macht sich auch so seine gedanken u.A. über den schnellen ablauf der kenterung auf die 90 grad lage, er unterstellt mauscheleien bei der konzeption/genehmigung/kontrolle des baus der concordia im bereich der schotten und ihren türen...... sind bewust eingegangene risiken des entwurfs fürs den schnellen kentervorgang ursächlich?
Flari
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von Flari »

grity hat geschrieben:moin flari, ganz kann ich dir nicht folgen, wir wissen aber auch den genauen ablauf beim stranden auf den felsen nicht....

wenn die CC mit ihrem stb-BODEN den felsen als erstes berührt hätte wäre sie sicherlich nicht richtung ufer gekentert, der schwerpunkt hätte dann je über diesen berührpunkt hinaus wandern müssen

sie ist doch offensichtlich schon mit einener stb-krängung richtung land getrieben dann mit der seitenwandung unterwasser gegen felsen gestossen, und schwamm danach noch einige zeit auf eigenem kiel....wurde evakuiert und kenterte danach, also schlug dann mit einem höhergelegenen deck auf einen felsen lag mehr oder weniger 90 grad auf der seite mit erst wenig tiefgang wie man es erwartet, und wie man es auf den IR-bildern sehen kann
Bild
und erst danach sank das ehemalige unterwasserschiff auf den felsengrund in die position die es am morgen danach auch noch hatte

der seitliche stoss beim anlanden mit 0.7kn speed jedenfals reicht nicht zum kentern, und eine andere stärkere äussere einwirkung kann ich nicht erkennen...
ich folgere daraus das der kentervorgang ganz ähnlich abgelaufen ist wie er wohl auch abgelaufen wäre wenn sie zu dem zeitpunkt frei getrieben oder irgendwo vor anker gelegen hätte, eben durch genügend freies wasser im schiff welches die krängung immer weiter verstärkt, genau wie du es im obigen bild dargestellt hast

möglicherweise entstand durch den anlandungsstoss auch ein neues leck was den vorgang beschleunigt haben kann, aber deiner theorie das sie treibend oder vor anker erheblich länger stabil geschwommen wäre kann ich überhaupt nicht folgen
Moin grity!

Erst einmal hast Du grundsätzlich recht und ich selber habe die Anfangsstabilität (und die kurz danach) mit Wasser mit freier Oberfläche im Schiff überschätzt.
Prinzipiell reicht dann beim Ponton mit sehr hohem eigenen Schwerpunkt schon eine sehr kleine seitliche Kraft (Seitenwind bei hohen Aufbauten), den Schwerpunkt über den Auftriebspunkt wandern zu lassen, wodurch sich das Wasser dann nur noch in der gekränkten, unteren Ecke sammelt und weiter eindringendes Wasser die Krängung über einen gewissen Bereich verstärkt.
Bei ausreichend hohen Seitenwänden geht das allerdings dennoch nicht so weit, dass dadurch ein Kenterpunkt erreicht wird, sondern abhängig von den Randbedingungen richtet sich der Ponton bei Erreichen eines individuellem Tiefgangs spontan wieder vollständig auf.

Dringt die gleiche Menge Wasser, durch Querschotte begrenzt, nur in einen Teil der der Länge ein, steigt natürlich der resultierende Schwerpunkt. Ebenso durch vorhandenen Doppelboden und Einbauten, insbesondere Tanks.
Weiterhin wandert er dann auch weiter seitlich aus.
Dennoch gilt auch dort, dass in tiefem Wasser der Kenterpunkt nicht erreicht werden kann, solange die Strecke "Kiel - ursprüngliche Schwerpunkt" weniger als die halbe Pontonbreite beträgt und die Seitenhöhe ausreichend hoch ist.

Liegt der resultierende Wiederaufrichtpunkt dann erst bei einer Wassermenge und einem Krängungswinkel, die den resultierenden Schwerpunkt über die Kante Kiel-Bordwand hinausgetrieben haben, kentert der Ponton natürlich, wenn diese Kante auf dem Grund aufliegt, in unserem Pontonbeispiel bei etwas über 45°. Liegt die Grundberührung/Aufliegung weiter Schiffsmitte, schon entsprechend früher.
Also eine Rechnung mit sehr vielen Unbekannten.
Man sollte mal das Applet von lworch um einige Schieberegler erweitern.. :D

Gruss Flari
Gruss Flari
Tim S.
Mitglied
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Registriert: Fr 11. Jan 2008, 12:46

Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von Tim S. »

Freitag gibts auf N24 ne Doku zum Thema:
http://www.presseportal.de/pm/13399/219 ... -concordia
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