Moin!
Zunächst hoffe ich, dass sich durch einige der obigen Beiträge kein Bootsbauer oder Schiffszimmermann davon abschrecken lässt, mal bei den Berliner Bootsbauphilosophen anzufragen. Ich finde die Idee von einer Schule unter Segeln gut und bitte den einen oder anderen nun erbosten alten "Pudelmützenträger" sich seiner Moses-Zeit zu erinnern. Nur wenn Hand und Kopf gut zusammenarbeiten, kommt auch was Vernünftiges dabei heraus. Das konnte man damals in der "Moses-Fabrik" lernen und wer Lust dazu hat, heute in Potsdamer Gewässern - oder anderswo.
Auch finde ich es nicht ganz fair, auf den ollen Kalle herum zu hacken. Der ist nicht nur schon lange tot (1883), sondern war wirklich ein kluger und hellsichtiger Kopf und seine Beiträge zum Seehandel und der Schiffahrt sind auch heute noch lesenswert.
So befasste er sich 1857 in einem Artikel, den er für die "New York Daily Tribune" schrieb, mit der Entwicklung des österreichischen Seehandels. Kleine Leseprobe gefällig?
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["New-York Daily Tribune" Nr. 5082 vom 4. August 1857]
In einem früheren Artikel haben wir die natürlichen Bedingungen dargestellt, die zur Wiederbelebung des Adriahandels in Triest geführt haben. Die Entwicklung dieses Handels ist größtenteils den Bemühungen des Österreichischen Lloyd zu verdanken, einer Gesellschaft, die von Engländern gegründet wurde, aber seit 1836 in der Hand Triester Kapitalisten ist. Zu Anfang besaß der Lloyd nur einen Dampfer, der einmal wöchentlich zwischen Triest und Venedig verkehrte. Diese Verbindung wurde bald zu einer täglichen ausgestaltet. Nach und nach rissen die Dampfer des Lloyd den Handel von Rovigno, Fiume, Pirano, Zara und Ragusa an der istrischen und der dalmatinischen Küste an sich. Als nächstes wurde die Romagna in den Verkehr einbezogen, dann kamen Albanien, Epirus und Griechenland an die Reihe. Die Dampfer hatten das Adriatische Meer noch nicht verlassen, als der Archipel, Saloniki, Smyrna, Beirut, Ptolemais und Alexandria sich um Aufnahme in das Verkehrsnetz bewarben, das der Lloyd plante. Schließlich drangen seine Schiffe ins Schwarze Meer und nahmen unmittelbar vor den Augen Rußlands und der Türkei die Linien in Besitz, die Konstantinopel mit Sinope, Trapezunt, Varna, Braila und Galatz verbinden. So rückt eine Gesellschaft, die nur für die österreichische Küstenschiffahrt im Adriatischen Meer gegründet worden ist, immer weiter ins Mittelländische Meer vor und wartet, nachdem sie sich das Schwarze Meer gesichert, offensichtlich nur auf den Durchstich des Isthmus von Suez, um in das Rote Meer und den Indischen Ozean vorzudringen.
Das Kapital des Lloyd, ursprünglich auf 1.000.000 Florin festgesetzt, ist durch wiederholte Emissionen neuer Aktien und durch Anleihen auf 13.000.000 Florin gestiegen. Kapitalbewegung und Geschäfte der Gesellschaft seit 1836 werden im letzten Direktorenbericht folgendermaßen sichtbar.
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Und Marx zählt dann nicht nur das von 1835 bis 1853 angestiegene Gesellschafterkapital auf, sondern auch die steigende Zahl der österreichischen Dampfer, deren Tonnage, deren Wert, die Anzahl der Reisen usw.
Wer das mal nachlesen möchte, klickt hier drauf:
http://www.mlwerke.de/me/me12/me12_088.htm
Übrigens ein Beitrag, der heute auch so ähnlich hier im Forum Platz hätte...
Schon zehn Jahre früher (1847) hat der Karl Marx die Globalisierung vorausgesehen:
"Die große Industrie hat den Weltmarkt hergestellt, den die Entdeckung Amerikas vorbereitete. Der Weltmarkt hat dem Handel, der Schiffahrt, den Landkommunikationen eine unermeßliche Entwicklung gegeben. Diese hat wieder auf die Ausdehnung der Industrie zurückgewirkt, und in demselben Maße, worin Industrie, Handel, Schiffahrt, Eisenbahnen sich ausdehnten, in demselben Maße entwickelte sich die Bourgeoisie, vermehrte sie ihre Kapitalien, drängte sie alle vom Mittelalter her überlieferten Klassen in den Hintergrund. Wir sehen also, wie die moderne Bourgeoisie selbst das Produkt eines langen Entwicklungsganges, einer Reihe von Umwälzungen in der Produktions- und Verkehrsweise ist."
Genau damit schlagen wir uns heute immer noch herum...
Also, liebe "Kommunistenfresser"

, den "roten Ball" immer schön flach halten. Und ins OFF-TOPIC wollen wir hier doch alle nicht rutschen. Nix für ungut und noch ein schönes sonniges Wochenende.
mfg Peter Hartung