Museumsschiff KRANICH wird abgewrackt!
- Holger
- Mitglied
- Beiträge: 792
- Registriert: Sa 12. Jan 2008, 13:56
- Wohnort: Bremerhaven
- Kontaktdaten:
Museumsschiff KRANICH wird abgewrackt!
Moin zusammen,
man konnte es heute in unserer Nordseezeitung fast übersehen, so klein war der Artikel.
Das Museumsschifff KRANICH, ein ehemaliges Schnellboot der Bundesmarine aus dem Jahr 1958, wird kommenden Montag von Bremerhaven nach Dänemark zum Verschrotten geschleppt. Als Begründung wird fehlendes Geld für die Instandhaltung genannt. Ich finde, eine ziemlich traurige Aussage. Handelt es sich doch um das letzte existierende Schnellboot seiner Klasse mit Holzrumpf! Jahrelang konnte man den Verfall mitansehen. Getan wurde nichts. Interessenten für den Erhalt des Schiffes soll es wohl gegeben haben, aber wie so oft scheiterte alles am lieben Geld. Also, wer die KRANICH noch einmal sehn möchte sollte die Zeit nutzten...
Mit traurigen Grüßen aus Fischtown,
Holger
man konnte es heute in unserer Nordseezeitung fast übersehen, so klein war der Artikel.
Das Museumsschifff KRANICH, ein ehemaliges Schnellboot der Bundesmarine aus dem Jahr 1958, wird kommenden Montag von Bremerhaven nach Dänemark zum Verschrotten geschleppt. Als Begründung wird fehlendes Geld für die Instandhaltung genannt. Ich finde, eine ziemlich traurige Aussage. Handelt es sich doch um das letzte existierende Schnellboot seiner Klasse mit Holzrumpf! Jahrelang konnte man den Verfall mitansehen. Getan wurde nichts. Interessenten für den Erhalt des Schiffes soll es wohl gegeben haben, aber wie so oft scheiterte alles am lieben Geld. Also, wer die KRANICH noch einmal sehn möchte sollte die Zeit nutzten...
Mit traurigen Grüßen aus Fischtown,
Holger
Re: Museumsschiff KRANICH wird abgewrackt!
Die Boote der Jaguarklasse sind den heutigen Museumsbetreibern wohl zu
arbeitsintensiv und zu wenig pflegeleicht.
Und - was wohl auch nicht in das
Konzept eines Museums passt, zu wenige Besucher könnten sich das Boot
gleichzeitig ansehen. Also wären vor einer Betriebnahme als Museumsschiff,
teure Umbauten notwendig.
Es müßten die 10 Schotten aufgebrochen werden und ein durchgehender
Gang müßte eingebaut werden. Allein in den beiden Maschinenräumen wäre
ein Durchgangsverkehr kaum möglich. Seitlich an den Maschinen gar nicht
und zwischen den Motoren durch fast unmöglich.
Ein Durchgang vom vorderen Mannschaftswohnraum zum Unteroffiziersraum würde
Kommandantenkammer und LM-Kammer zerstören. Also wichtige Teile, die
der heutige Kriegsschiffbesucher sehen will. Er will immer wissen, wie man
gewohnt hat.
Ein Besuchergang würde viel Originales verschwinden lassen und das Boot wäre
nicht mehr das, was es einmal war.
Die wasserdichten Mannlochdeckel für die Maschinenräume und Rudermaschine
müßten vergrößert werden, weil der normale Besucher da kaum durchkommt.
Die S-Boote der Jaguarklasse waren die ersten Neubauten und eigenen, deutschen
Konstruktionen nach dem 2.WK. Allein das hätte die Marine veranlassen sollen,
wenigstens eines der Boote zu behalten. Sie reden viel von Traditionen, von
Andenken bewahren, halten sich aber nicht dran.
Ein Aufruf der Marineführung
bei Ausserdienststellung hätte ganz sicher viele Firmen in Deutschland dazu
veranlasst, zu spenden. Überall in Deutschland arbeiten in den Betrieben, auch an
führenden Positionen, ehemalige S-Bootfahrer, die gerne mitgemacht hätten.
Wenn man heute in z.B. norwegischen Marinehäfen die vielen deutschen
Kleinst-U-Boote und andere kleine Einheiten sieht, die dort liebevoll geflegt werden,
kann man sich über die deutsche Marine nur wundern.
Ein Bart macht noch lange keine Tradition.
mfgSirius

Deutsches Zweimann-U-Boot in Stavanger 1962.
arbeitsintensiv und zu wenig pflegeleicht.
Und - was wohl auch nicht in das
Konzept eines Museums passt, zu wenige Besucher könnten sich das Boot
gleichzeitig ansehen. Also wären vor einer Betriebnahme als Museumsschiff,
teure Umbauten notwendig.
Es müßten die 10 Schotten aufgebrochen werden und ein durchgehender
Gang müßte eingebaut werden. Allein in den beiden Maschinenräumen wäre
ein Durchgangsverkehr kaum möglich. Seitlich an den Maschinen gar nicht
und zwischen den Motoren durch fast unmöglich.
Ein Durchgang vom vorderen Mannschaftswohnraum zum Unteroffiziersraum würde
Kommandantenkammer und LM-Kammer zerstören. Also wichtige Teile, die
der heutige Kriegsschiffbesucher sehen will. Er will immer wissen, wie man
gewohnt hat.
Ein Besuchergang würde viel Originales verschwinden lassen und das Boot wäre
nicht mehr das, was es einmal war.
Die wasserdichten Mannlochdeckel für die Maschinenräume und Rudermaschine
müßten vergrößert werden, weil der normale Besucher da kaum durchkommt.
Die S-Boote der Jaguarklasse waren die ersten Neubauten und eigenen, deutschen
Konstruktionen nach dem 2.WK. Allein das hätte die Marine veranlassen sollen,
wenigstens eines der Boote zu behalten. Sie reden viel von Traditionen, von
Andenken bewahren, halten sich aber nicht dran.
Ein Aufruf der Marineführung
bei Ausserdienststellung hätte ganz sicher viele Firmen in Deutschland dazu
veranlasst, zu spenden. Überall in Deutschland arbeiten in den Betrieben, auch an
führenden Positionen, ehemalige S-Bootfahrer, die gerne mitgemacht hätten.
Wenn man heute in z.B. norwegischen Marinehäfen die vielen deutschen
Kleinst-U-Boote und andere kleine Einheiten sieht, die dort liebevoll geflegt werden,
kann man sich über die deutsche Marine nur wundern.
Ein Bart macht noch lange keine Tradition.
mfgSirius

Deutsches Zweimann-U-Boot in Stavanger 1962.
Zuletzt geändert von Sirius am Sa 9. Feb 2008, 17:25, insgesamt 2-mal geändert.
-
- Mitglied
- Beiträge: 2346
- Registriert: Fr 11. Jan 2008, 17:16
- Wohnort: Rendsburg / Brunsbüttel
- Kontaktdaten:
Re: Museumsschiff KRANICH wird abgewrackt!
Moinsen,
wirklich schade, aber so ist es halt in Ländern, die sich mit Traditionspflege sehr schwer tun!
Darum hier nochmal P6085 STORCH der Klasse 140:

Dieser Rumpf eines Klasse 140 Schnellbootes liegt übrigens seit Jahren in Arnis bei der Eberhard Werft auf:

Vielleicht gelingt es ja der Interessengemeinschaft der Schnellbootfahrer einen 143er für die Nachwelt zu retten.
Das würde mich sehr freuen.
MfG
Arne
wirklich schade, aber so ist es halt in Ländern, die sich mit Traditionspflege sehr schwer tun!
Darum hier nochmal P6085 STORCH der Klasse 140:

Dieser Rumpf eines Klasse 140 Schnellbootes liegt übrigens seit Jahren in Arnis bei der Eberhard Werft auf:

Vielleicht gelingt es ja der Interessengemeinschaft der Schnellbootfahrer einen 143er für die Nachwelt zu retten.
Das würde mich sehr freuen.
MfG
Arne
-
- Mitglied
- Beiträge: 65
- Registriert: Sa 19. Jan 2008, 21:32
Re: Museumsschiff KRANICH wird abgewrackt!
Ich denke nicht das es daran liegt. Das Problem dieses Bootes liegt einzig in der Tatsache das es dem Museum in Bremerhaven nicht gehört. Es handelt sich um eine Leihgabe des Verteidigungsministeriums. Leider gibt es aber von Seiten des Leihgebers keinen Cent zur Erhaltung des Bootes. Dem Museum in Bremerhaven kann man keinen Vorwurf daraus machen das es sein (eh schon knappes) Geld lieber in die eigenen Exponate steckt. Denn im Gegensatz zu Leihgaben kann man sich hier sicher sein das die Exponate auch nach einer (sehr teuren) Restaurierung im Museum verbleiben.Die Boote der Jaguarklasse sind den heutigen Museumsbetreibern wohl zu
arbeitsintensiv und zu wenig pflegeleicht.
Und - was wohl auch nicht in das
Konzept eines Museums passt, zu wenige Besucher könnten sich das Boot
gleichzeitig ansehen. Also wären vor einer Betriebnahme als Museumsschiff,
teure Umbauten notwendig.
Ich sehe es sehr kritisch wenn man solche Exponate an ein Museum verleiht ohne sich um die Erhaltung der Exponate Gedanken zu machen. Entweder sollte die Unterhaltung der Exponate (und die Finanzierung derselben) ganz klar in Verträgen geregelt sein oder man sollte als Museumdirektor solche Exponate von Anfang an ablehnen. Denn die schlechte Presse kassiert nun das Museum in Bremerhaven und nicht das (eigentlich verantwortliche) Verteidigungsministerium.
Es ist sehr traurig wie mit diesem unersetzbaren Zeugen deutscher Marine-Geschichte umgegangen wird. Aber das ganze war absehbar. Der Kranich wurde längere Zeit durch die VEBEG zur Übernahme ausgeschrieben. Trotzdem hat sich (aufgrund des Zustands) niemand ernsthaft für das Boot interessiert. Die Weichen für eine Erhaltung hätten vor vielen Jahren gestellt werden müssen.
traurige Grüße, Holger
-
- Mitglied
- Beiträge: 586
- Registriert: Di 15. Jan 2008, 10:48
Re: Museumsschiff KRANICH wird abgewrackt!
S- Kranich in besseren Zeiten

Während meiner Fähnrichszeit im 5.S.G. habe ich den "Kranich" im September 1965 im Rossfjord aufgenommen.
Gruß Karl H. Struve

Während meiner Fähnrichszeit im 5.S.G. habe ich den "Kranich" im September 1965 im Rossfjord aufgenommen.
Gruß Karl H. Struve
-
- Mitglied
- Beiträge: 1723
- Registriert: Fr 11. Jan 2008, 13:02
Re: Museumsschiff KRANICH wird abgewrackt!
Moin,
auf der Seite der Bordgemeinschaft ehemaliger "Kranich"-Fahrer
http://www.schnellboot-kranich.de
sind Einzelheiten dieser traurigen Geschichte zu erfahren.
Hier sind noch Bilder vom Sommer 2007 in Bremerhaven
viele Grüße von Frank
Kranich


auf der Seite der Bordgemeinschaft ehemaliger "Kranich"-Fahrer
http://www.schnellboot-kranich.de
sind Einzelheiten dieser traurigen Geschichte zu erfahren.
Hier sind noch Bilder vom Sommer 2007 in Bremerhaven
viele Grüße von Frank
Kranich


Oder nicht abgewrackt???
Was will eigentlich ein dänischer "Schrotthändler" mit einem Holzboot?
Ich kann mir vorstellen, dass der "Kranich" vor Zivilisierung ausgeschlachtet wurde, wie das üblich ist, wenn man Serientechnik verkauft oder weitergibt.
Ein Großteil der Jaguarboote wurde doch verkauft oder an andere Natostaaten weiterverschenkt. Diese Boote brauchen dann laufend Ersatzteile, wie Motoren, Propellerwellen, Propeller, Luftkompressoren, Hilfsdiesel. Selbst die Rohrleitungen sind austauschbar und von bester, rostfreier und seewasserbeständiger Qualität.
Wenn das so ist, also die Ausschlachtung, was pasiert dann in Dänemark?
Ich möchte wetten, dort warten schon Zimmerleute mit dem richtigen Holz. Fixen das Boot äußerlich wieder auf und irgendwann liegt der Kranich als Touristenattraktion in irgendeinem kleinen Hafen.
Die Dänen sind ja nicht blöd! Sie können dann damit rechnen, dass der "Kranich" zum Wallfahrtsort sämtlicher noch lebender Kranichfahrer wird und das dann eine gute Geldquelle ist.
Warten wir`s ab!
mfgSirius
Ich kann mir vorstellen, dass der "Kranich" vor Zivilisierung ausgeschlachtet wurde, wie das üblich ist, wenn man Serientechnik verkauft oder weitergibt.
Ein Großteil der Jaguarboote wurde doch verkauft oder an andere Natostaaten weiterverschenkt. Diese Boote brauchen dann laufend Ersatzteile, wie Motoren, Propellerwellen, Propeller, Luftkompressoren, Hilfsdiesel. Selbst die Rohrleitungen sind austauschbar und von bester, rostfreier und seewasserbeständiger Qualität.
Wenn das so ist, also die Ausschlachtung, was pasiert dann in Dänemark?
Ich möchte wetten, dort warten schon Zimmerleute mit dem richtigen Holz. Fixen das Boot äußerlich wieder auf und irgendwann liegt der Kranich als Touristenattraktion in irgendeinem kleinen Hafen.
Die Dänen sind ja nicht blöd! Sie können dann damit rechnen, dass der "Kranich" zum Wallfahrtsort sämtlicher noch lebender Kranichfahrer wird und das dann eine gute Geldquelle ist.
Warten wir`s ab!
mfgSirius
-
- Mitglied
- Beiträge: 65
- Registriert: Sa 19. Jan 2008, 21:32
Re: Museumsschiff KRANICH wird abgewrackt!
Laut der Ausschreibung der VEBEG darf das Boot nicht mehr weiter erhalten bleiben. Es muss in jedem Fall zu Kleinholz verarbeitet werden. Außerdem hat der Verschrotter wohl bereits zugestimmt das ein Museumsverein einzelne Teile (wie z.B. ein Geschütz) vom Boot holt.
Sollte die Verschrottung nicht durchgeführt werden ist der Vertrag mit der VEBEG null und nichtig und die VEBEG kann sich das Boot jederzeit (auch nach einer erfolgten Restaurierung) zurück holen. Dieses Risiko würde niemand eingehen.
VG von Holger (der schon oft mit der VEBEG gearbeitet hat)
Sollte die Verschrottung nicht durchgeführt werden ist der Vertrag mit der VEBEG null und nichtig und die VEBEG kann sich das Boot jederzeit (auch nach einer erfolgten Restaurierung) zurück holen. Dieses Risiko würde niemand eingehen.
VG von Holger (der schon oft mit der VEBEG gearbeitet hat)
-
- Mitglied
- Beiträge: 2346
- Registriert: Fr 11. Jan 2008, 17:16
- Wohnort: Rendsburg / Brunsbüttel
- Kontaktdaten:
Re: Museumsschiff KRANICH wird abgewrackt!
Moinsen,
ich kenne nur die 143er+143A Boote von innen. Dort war sämtliche Spantenkonstruktion aus Metall. Ist dies auch bei den 140ern der Fall? Damit würde sich die Frage von Sirius (Was will eigentlich ein dänischer "Schrotthändler" mit einem Holzboot?) eigentlich erübrigen. Sollte das Spantengerüsst event. sogar aus Leichtmetall sein (Aluminium), könnte dies einen guten Rohstoffpreis erzielen.
Wer weiss mehr darüber?
Gruß
Arne
ich kenne nur die 143er+143A Boote von innen. Dort war sämtliche Spantenkonstruktion aus Metall. Ist dies auch bei den 140ern der Fall? Damit würde sich die Frage von Sirius (Was will eigentlich ein dänischer "Schrotthändler" mit einem Holzboot?) eigentlich erübrigen. Sollte das Spantengerüsst event. sogar aus Leichtmetall sein (Aluminium), könnte dies einen guten Rohstoffpreis erzielen.
Wer weiss mehr darüber?
Gruß
Arne