Unglücks-Thread

Tim S.
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Tim S. »

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Der unter Singapur-Flagge laufende Containerfrachter 'APL Le Havre',113735 BRZ (IMO:9461881) kollidierte am 13.4. gegen zwei Uhr mit dem indischen Kutter 'Rabah' von Mamentakathu Jaffar aus Beypore in Kozhikode rund 43 Seemeilen vor Mangalore. Dieser kenterte und trieb seither mit der Bugspitze noch über Wasser kieloben in der See. Von der 14-köpfigen Crew, die jeweils zur Hälfte aus West Bengalen und Tamil Nadu kamen, konnten im Zuge der folgenden SAR-Operation durch den Frachter und die indische Coastguard nur zwei Mann lebend gerettet werden. Die beiden Fischer aus West Bengalen und Kalirajapuram, Rameswaram, Tamil Nadu, wurden nach Mangaluru-Udupi gebracht. Drei weitere Männer konnten nur noch tot geborgen werden. Sie kamen zur Autopsie in ein Krankenhaus in Mangaluru. Die Suche nach den neun Vermissten wurde durch Schiffe der Coastguard und Flugzeuge bis zum Abend fortgesetzt und am Morgen des 14.4. wiederaufgenommen. Auch ein Taucherteam war vor Ort. Der Frachter hatte sich auf der Reise von Singapur nach Nhava Sheva befunden. (Eigener Bericht, Foto ICG)
Volker Landwehr
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Volker Landwehr »

Laut Tagesschau-online fordert die Kanalverwaltung $900 Millionen für seine Bemühungen zur Befreiung der EVER GIVEN und hat das Schiff beschlagnahmt. https://www.tagesschau.de/ausland/afrik ... g-101.html

Ich dachte Smit Salvage und Nippon Salvage hätten den Bergungsauftrag erhalten, dann wären die der Adressat für einen Teil der Kosten.

Die Summe sieht für mich astronomisch für 6 Tage Arbeit, Equipment und entgangene Einnahmen aus. Der Artikel nennt $15 Mio. für entgangene Einnahmen pro Tag. Im Mittel, und das halte ich für eine hohe Schätzung, waren 8 Hafenschlepper, zwei 160 tbp Schlepper und zwei dredger beteiligt
For sechs Tage: 8 x 6 x $20000 + 2 x 40000 + 2 x 60000 = $1,160,000
Schätzung weiteres Equipment: $1,000,000
SCA sprach von 600 eingesetzten Personen: 600 x $100/day x 6 = $360,000
Entgangene Einnahmen: $15,000,000 x 6 = $90,000,000
Insgesamt: $92,520,000
Selbst mit einem Fehler von 100% komme ich nicht in die Nähe der $900 Mio.

Weiß jemand ob die Berger unter Lloyds open Form oder Kosten + Gewinn gearbeitet haben? LoF könnte das Bild ändern.
Die Ladumseigentümer werden wohl Monate auf ihre Ladung warten müssen.
Gruß, Volker
Kaheiroe
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Kaheiroe »

Wir Hafenlotsen haben in den letzten ca. 15 Jahren ausreichend Simulationstraining bezüglich größerer werdende Schiffe getätigt. Sonst wäre Hamburg zu einem Feederport mutiert. Fehlende Drehkreise usw.
Wie Schiffe reagieren , können nur Kapitäne bzw. Lotsen die täglich damit umgehen, beurteilen. Ein Notfallkonzept für Megacarrier fehlt bislang immer noch auf der Elbe.
Das sollte auf dem 54. Verkehrsgerichtag 2016 erarbeitet werden. Kam leider nichts dabei raus, da es nur um juristischen Sachverstand ging. Eine Woche später lief CSCL INDIAN OCEAN bei Grünendeich auf Grund.
Während meiner Seefahrtszeit auf einem Autotransporter/Bulkcarrier nahmen wir bei Autobeladung im Panamakanal keinen Schlepper. Bei Bulkladung mit 11 m Tiefgang mußte ein Achterschlepper angespannt werden.

Gruß Kaheiroe
KaiR
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von KaiR »

Entgangene Einnahmen: $15,000,000 x 6 = $90,000,000
Insgesamt: $92,520,000
Sind es ja nicht mal. Es sind nur zeitlich verschobene Einnahmen.

Was da mit der Ever Given läuft, ist einfach nur eine große Erpressung.
Grüße,

Kai
Seekater
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Re: Ever Given

Beitrag von Seekater »

Volker Landwehr hat geschrieben: Di 13. Apr 2021, 23:14 Gleiches gilt bereits für den Suezkanal. Die dortige Schlepperpflicht wird hoffentlich nach dem Unfall der EVER GIVEN erweitert werden.
Kaheiroe hat geschrieben: Mi 14. Apr 2021, 17:29 Wie Schiffe reagieren , können nur Kapitäne bzw. Lotsen die täglich damit umgehen, beurteilen
Ich danke Euch beiden.
Mast und Schotbruch
Seekater
Wenn schon Irren, dann lieber durch eine Tat, als durch eine Unterlassung
Tim S.
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Tim S. »

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Auf der Fahrt von Marmara Ereglisi nach Nemrut lief am Morgen des 16.3. der türkiche Frachter 'Banu S', 1247 gt (IMO:8301060), rmit einer neunköpfigen Crew an Bord an der Felsküste der Insel Taş, östlich von Bozcaada, auf Grund. Das Schiff war nach einem Ruderausfall außer Kontrolle geraten. Der Kapitän verständigte das Çanakkale Strait Vessel Traffic Services Directorate, das den SAR-Schlepper 'Türkeli' (IMO:9816256) aus Çanakkale in Marsch setzte. Menschen kamen nicht zu Schaden, und es gab auch bislang keine Umweltschäden. (Eigener Bericht, Fotos: Olaf Kuhnke (Archivbild), Kıyı Emniyeti Genel Müdürlüğü)
Zuletzt geändert von Tim S. am Fr 16. Apr 2021, 11:40, insgesamt 1-mal geändert.
Tim S.
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Tim S. »

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Am 14.4. um 23.50 Uhr wurde das CROSS Gris-Nez von der Crew des französischen Kutters 'Géranoé' informiert, dass der Trawler 'Schneivin-'s-DP 689018', 30 gt (MMSI: 227317040) 20 Meilen vor Dieppe leckgeschlagen sei und zu sinken drohte. Wenig später bestätigte dessen fünfköpfige Crew diese Information. Das CROSS strahlte sofort ein mayday relay aus und schickte einen Dauphin-Helikopter der Marinebase Le Touquet mit einer Lenzpumpe an Bord zum Havaristen. Auch das Patroullienboot 'Athos' sowie die Kutter ''L’Éoile de la mer', 'Géranoé' und 'Le Granvillais' nahmen Kurs auf den Havaristen.
Um 00.33 Uhr traf der Hubschrauber vor Ort ein und setzte einen Rettungsschwimmer mit der Pumpe an Bord ab. Um 2.08 Uhr wurde gemeldet, dass es gelungen sei, den Wassereinbruch unter Kontrolle zu bekommen. Der Kutter nahm Kurs auf den Hafen von Dieppe, eeskortiert von der 'Athos' w. Um 03:22 Uhr machte er dort fest. (Eigener Bericht, Foto: Premar Manche)
Volker Landwehr
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Volker Landwehr »

Volker Landwehr hat geschrieben: Mi 7. Apr 2021, 11:27 Die Suez Canal Authority (SCA) zieht erste Konsequenzen aus der Blockade durch die EVER GIVEN.
Es sollen zwei Schlepper kurzfristig dazu kommen, einer in wenigen Tagen, ein weiterer im August. Außerdem sollen fünf weitere Schlepper mit hohem Pfahlzug und ein Dredger angeschaft werden.
Gruß, Volker
Die Suez Canal Authority hat Nägel mit Köpfen gemacht und fünf Hafenschlepper mit 80+ t Pfahlzug bei einer chinesischen Werft bestellt. Der erste Schlepper soll in 14 Monaten geliefert werden, der letzte nach 36 Monaten. https://www.hellenicshippingnews.com/ch ... uez-canal/
Zu den zwei Großschleppern habe ich bisher nichts gesehen.
Gruß, Volker
Tim S.
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Tim S. »

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Auf der Fahrt von Terneuzen nach Gdingen kollidierte der unter Antigua-Barbuda-Flagge laufende Frachter 'Heinz G.', 2545 gt (IMO:9536521), am 17.4. um 3.02 Uhr gegen drei Uhr beim Ansteuern der kleinen Südschleuse des Nord-Ostsee-Kanals in Brunsbüttel elbseitig zwischen den Dalben 51 und 55 mit der Mole 2. Dabei wurde knapp oberhalb der Wasserlinie am Bug ein Loch in den Rumpf gerissen. Das Schiff konnte erst im zweiten Versuch sicher einschleusen. Ursachen der Havarie waren nach Ermittlungen der Polizei eine falsche Einschätzung der Strömung und ein Steuerfehler. Die Berufsgenossenschaft für Transport und Verkehr (BG Verkehr) ordnete zunächst ein Weiterfahrverbot bis zur Klassebestätigung an. Es machte an den Bahnhofsdalben fest. Nach einer Notreparatur in Brunsbüttel durfte das Schiff am 18.4. gegen 21.45 Uhr die Reise fortsetzen und soll am 19.4. den polnischen Zielhafen erreichen. (Eigener Bericht, Fotos: Olaf Kuhnke)
Tim S.
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Tim S. »

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Der unter Singapur-Flagge registrierte Autofrachter 'Hoegh Pusan' , 44219 BRZ (IMO: 9153783), ist am 19.4. gegen 23.45 Uhr auf der Reede von Tuzla gestrandet. Der türkische Rettungsdienst schickte das Rettungsboot 'Kiyem 3' und den Schlepper 'Kurtarma 7' zum Havaristen, dessen Crew um Aassistenz gebeten hatte. Am 20.4. hielten sich der Schlepper 'Tuvram' (MMSI: 271042992) sowoe das Patroulllienboot 'Cevre 2' (MMSI: 271043839) in der Nähe des Havaristen. Dieser saß weiterhin dicht unter einem Küstenzipfel auf Position 40° 47.90' N 029° 15.23' E fest. Das Schiff lag schon seit Januar vor Tuzla , wohl um in einen Tierfrachter umgebaut zu werden. Im Februar erhielt er den Namen 'Margaret N', der aber noch nicht registriert ist. (Eigener Bericht; Foto: Coastalsafety)
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