das neue Häuschen am Kieler Museumshafen

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Olle
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das neue Häuschen am Kieler Museumshafen

Beitrag von Olle »

Ein Beitrag aus dem Fotoforum lässt mich wundern.
Tim S. hat geschrieben: Bild
[...] in merkwürdigem Kontrast zu der modernen Brücke, da würde Holz doch besser gepasst haben. [...]
Das verstehe ich nicht. Ist das Häuschen nicht aus Holz, oder die Brücke nicht aus Holz?

(Bevor ich mich über ein Plastehäuschen oder ein Wunderwerk aus Sichtbeton begeistere, warte ich lieber eine Antwort ab... :-)
tulilautta
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Re: das neue Häuschen am Kieler Museumshafen

Beitrag von tulilautta »

Moin,

die Brücke wurde vor einiger Zeit erneuert - müsste so 2 Jahre her sein - und besteht aus Stahlbeton.
Olle
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Re: das neue Häuschen am Kieler Museumshafen

Beitrag von Olle »

Ach so, danke für die Antwort!

Ich nehme mal an, die Kitschigkeit verschwindet nach einiger Zeit Wind und Wetter. Vielleicht ist da aber nur der Wunsch der Vater des Gedankens.

Gibt es zu dem Häuschen ein traditionelles Vorbild aus der Region? Den Stil jedenfalls könnte man mir im Baltikum oder Finnland als ortsüblich verkaufen.
Tim S.
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Re: das neue Häuschen am Kieler Museumshafen

Beitrag von Tim S. »

Zu dem Häuschen nun folgendes:
Im Januar 1991 wurde dem Stadtmuseum eine hölzerne Gartenbude angeboten. Angaben der Besitzerin und Recherchen im Kieler Stadtarchiv ergaben, dass diese vor 100 Jahren als Schankhalle auf dem Seegarten-Gelände diente. Nach umfangreicher Sanierung nach Originalplänen ist diese historische Schankhalle jetzt an ihren ursprünglichen Standort zurückgekehrt.
Die Besitzerin der bis 1991 im Garten in Kiel-Kroog genutzten Bude berichtete, dass ihr Vater diese sogenannte Brausebude 1913 vom Seegarten nach Elmschenhagen auf einem Tieflader transportiert hätte. Während der Nutzung als Gartenbude kam es zu verschiedenen Umbauten und Neuanstrichen. Das Museum übernahm diese Schankhalle und ließ sie von einer örtlichen Tischlerei provisorisch in Stand setzen. In Einzelteile zerlegt wurde sie im Museumsdepot bis Ende 2012 aufbewahrt.

Die Stadt Kiel errichtete am Seegarten, nachdem dort die Werft Reuter & Ihms ihren Betrieb einstellen musste, eine Gaststätte. Sie wurde am 14. Dezember 1889 eingeweiht und war umgeben von einem großzügigen Garten mit einem Musikpavillon und weiteren Gebäuden. Auf diesem Gelände wollten der Zimmerermeister E. Schlüter und der Wirt des Seegarten-Etablissements, H. Weppler, eine Garten-Schankhalle errichten. Dazu reichten sie im Mai 1890 einen zeichnerischen Entwurf ein, der am 19. Mai 1890 von der Polizeibehörde der Stadt Kiel genehmigt wurde. Dieser Entwurf, der sich im Stadtarchiv Kiel erhalten hat, zeigt die Seitenansicht, die vordere Ansicht und den Grundriss einer „Garten-Schankhalle zum Restaurant ‚Seegarten‘“. Sie ist mit kleinen Abweichungen identisch mit der dann später im Garten genutzten und jetzt im Besitz des Stadt- und Schifffahrtsmuseums befindlichen Bude. Historische Fotos vom Seegarten zeigen eine solche Schankhalle mal unmittelbar vor dem Musikpavillon, ein anderes, vielleicht späteres Mal direkt neben dem Restaurant zur Förde hin. Aus den Akten geht weiterhin hervor, dass 1910 die Musikhalle und ein „Billethäuschen“ bzw. ein „Kontrollhäuschen“ abgerissen worden sind.
Die Restaurierung der „Brausebude“ nach Originalplänen und historischen Fotografien wurde vorgenommen von der Hoftischlerei Jan Königsmann und Kolja Becker GmbH mit Sitz in der Kieler Hofstraße. Die Arbeiten umfassten: Restaurierung aller vorhandenen Teile, Rekonstruktion aller fehlenden oder beschädigten Teile, kompletter Neubau des Dachstuhls und der Gaube, neuer Fußboden, neue Rahmenkonstruktion von Innen zur Stabilisierung der vier Budenseiten, kompletter Neuanstrich mit seewasserbeständiger Farbe.
Olle
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Re: das neue Häuschen am Kieler Museumshafen

Beitrag von Olle »

Toller Beitrag, danke, Tim!
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