Seeschifffahrt: Fragen an die Schiffs- & Reederei-Experten
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Seeschifffahrt: Fragen an die Schiffs- & Reederei-Experten
Hallo,
ich beschäftige mich aktuell mit dem Thema und würden mich sehr freuen, hier Antworten zu finden!
Wie teuer ist es ungefähr, ein Schiff zu versichern? (Kreuzfahrtschiff, Tanker, Containerschiff, Bulkcarrier)
Wie teuer (in Prozent des Umsatzes) ist die Versicherung der Schiffe für eine Reederei ca.?
Für welchen Zeitraum erfolgt die Versicherung typischerweise?
Nutzt eine Reederei meistens einen einzigen Versicherer oder mehrere Versicherer parallel?
Wie versichert eine Reederei ihre Schiffe? (Wie ist der Ablauf?)
Ich habe gelesen, dass es beim 'Hilfspersonal' auf den Schiffen eine größere Fluktuation gibt. Wie sieht das mit dem Führungspersonal auf den Schiffen aus? Gibt es dort eine hohe Fluktuation, oder bleiben die Leute meist lange beim gleichen Arbeitgeber?
In der Kreuzfahrtbranche sind Arbeitsverträge üblich, die nur 18 Monate laufen, gilt das auch für das Schiffs-Führungspersonal bei anderen großen Schiffen? (Tanker, Containerschiff, Bulkcarrier, ...)
ich beschäftige mich aktuell mit dem Thema und würden mich sehr freuen, hier Antworten zu finden!
Wie teuer ist es ungefähr, ein Schiff zu versichern? (Kreuzfahrtschiff, Tanker, Containerschiff, Bulkcarrier)
Wie teuer (in Prozent des Umsatzes) ist die Versicherung der Schiffe für eine Reederei ca.?
Für welchen Zeitraum erfolgt die Versicherung typischerweise?
Nutzt eine Reederei meistens einen einzigen Versicherer oder mehrere Versicherer parallel?
Wie versichert eine Reederei ihre Schiffe? (Wie ist der Ablauf?)
Ich habe gelesen, dass es beim 'Hilfspersonal' auf den Schiffen eine größere Fluktuation gibt. Wie sieht das mit dem Führungspersonal auf den Schiffen aus? Gibt es dort eine hohe Fluktuation, oder bleiben die Leute meist lange beim gleichen Arbeitgeber?
In der Kreuzfahrtbranche sind Arbeitsverträge üblich, die nur 18 Monate laufen, gilt das auch für das Schiffs-Führungspersonal bei anderen großen Schiffen? (Tanker, Containerschiff, Bulkcarrier, ...)
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Re: Seeschifffahrt: Fragen an die Schiffs- & Reederei-Experten
Nein, leider nicht... Ist eine sehr verschlossene Branche.
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Re: Seeschifffahrt: Fragen an die Schiffs- & Reederei-Experten
Ja, hätte mich auch interessiert.
Ich hab nur herausgefunden, dass im Schnitt 5 Promille genommen wird für Fracht als Versicherung... Schwankt natürlich...
Ich hab nur herausgefunden, dass im Schnitt 5 Promille genommen wird für Fracht als Versicherung... Schwankt natürlich...
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Re: Seeschifffahrt: Fragen an die Schiffs- & Reederei-Experten
Hallo,
zum Thema Versicherung von Seeschiffen gibt es ne Menge zu erzählen. Ich kann euch da das "Seeversicherungsnachweisgesetz" ans Herz legen. Sollte auch für nicht Brancheninsider dranzukommen sein.
Für Schiffe unter deutscher Flagge und Schiffe die Häfen der EU anlaufen, gibt es zum Beispiel einige Pflichtversicherungen.
Ab 300 BRZ ist eine Versicherung zur Wrackbeseitigung Pflicht.
Beladene Tanker ab 2.000 Tonnen in Bulk müssen nach dem "Ölschadensgesetz" versichert sein.
Alle Fahrgastschiffe müssen nach der "Fahrgastbeförderungsverordnung" verichert sein.
Alle Schiffe ab 1.000 BRZ müssen eine Versicherung gegen Bunkerölverschmutzung haben.
Freiwillig kann dann noch eine Kaskoversicherung abgeschlossen werden. Wird auch "Hull and Machinery" genannt, da sie eben das Versichert. Deckt allerdings keine Personen- und Umweltschäden. Für alles was die Kasko- und Pflichtversicherungen nicht decken, gibt es "P&I Clubs".
Die Versicherung wird meistens von einem Makler vermittelt. Der ist für einen oder mehrere Versicherer tätig und bietet Versicherungspakete, gegen Provision, an.
Doppelversicherung, sowie Überversicherung sind ungültig. Also die Maschine bei zwei Versicherungen zu versichern bringt nichts.
Beim Thema Ladungsversicherung schmeiße ich mal "Konnossement", "ADS", "DTV" und "Haag Visby Rules" in den Raum. Einfach mal googlen und ein wenig recherchieren.
Zu Versicherungssummen wird man schwer was finden. Diese sind immer speziell für den Einzelfall berechnet und über Geld spricht man ja bekanntlich nicht.
zum Thema Versicherung von Seeschiffen gibt es ne Menge zu erzählen. Ich kann euch da das "Seeversicherungsnachweisgesetz" ans Herz legen. Sollte auch für nicht Brancheninsider dranzukommen sein.
Für Schiffe unter deutscher Flagge und Schiffe die Häfen der EU anlaufen, gibt es zum Beispiel einige Pflichtversicherungen.
Ab 300 BRZ ist eine Versicherung zur Wrackbeseitigung Pflicht.
Beladene Tanker ab 2.000 Tonnen in Bulk müssen nach dem "Ölschadensgesetz" versichert sein.
Alle Fahrgastschiffe müssen nach der "Fahrgastbeförderungsverordnung" verichert sein.
Alle Schiffe ab 1.000 BRZ müssen eine Versicherung gegen Bunkerölverschmutzung haben.
Freiwillig kann dann noch eine Kaskoversicherung abgeschlossen werden. Wird auch "Hull and Machinery" genannt, da sie eben das Versichert. Deckt allerdings keine Personen- und Umweltschäden. Für alles was die Kasko- und Pflichtversicherungen nicht decken, gibt es "P&I Clubs".
Die Versicherung wird meistens von einem Makler vermittelt. Der ist für einen oder mehrere Versicherer tätig und bietet Versicherungspakete, gegen Provision, an.
Doppelversicherung, sowie Überversicherung sind ungültig. Also die Maschine bei zwei Versicherungen zu versichern bringt nichts.
Beim Thema Ladungsversicherung schmeiße ich mal "Konnossement", "ADS", "DTV" und "Haag Visby Rules" in den Raum. Einfach mal googlen und ein wenig recherchieren.
Zu Versicherungssummen wird man schwer was finden. Diese sind immer speziell für den Einzelfall berechnet und über Geld spricht man ja bekanntlich nicht.
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Re: Seeschifffahrt: Fragen an die Schiffs- & Reederei-Experten
Hallo Michel, weißt du, ob eine Reederei für die H&M-Versicherung meistens einen einzigen Versicherer oder mehrere Versicherer parallel nutzt?
Für die P&I-Versicherung deuten meine Recherchen darauf hin, dass es nur ein Club ist.
Für die P&I-Versicherung deuten meine Recherchen darauf hin, dass es nur ein Club ist.
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- Registriert: Mo 20. Jul 2009, 17:10
Re: Seeschifffahrt: Fragen an die Schiffs- & Reederei-Experten
Hallo,
wie ich schon sagte. Doppelversicherungen sind ungültig. Also wenn man für ein Schiff zwei Kaskoversicherungen abschließt, die die gleichen Bauteile versichern, bringt das nichts. Im Schadensfall muss dann nur eine Versicherung auszahlen. Die Prämien für die zweite sind dann futsch.
Es ist aber nicht unüblich, dass ein Versicherungspaket mit mehreren Anbietern geknüpft wird. Aber jeder versichert dann etwas anderes. Ein Versicherer vertritt dann, gegenüber dem Versicherten, die anderen beteiligten Versicherer. So hat der Versicherte nur einen Ansprechpartner, der alle Belange regelt.
Zu den P&I Clubs (Protecting and Indemnity): Diese Clubs sind ein Zusammenschluss von Personen/ Unternehmen die ein Interesse an der Deckung eines Risikos haben, das aus dem Betrieb eines Schiffes hervorgeht. Das sind im Üblichen Reeder oder Schiffseigner.
Diese Clubs sind eine Versicherung auf Gegenseitigkeit und haben keine Gewinnabsicht, im Gegensatz zu normalen Versicherungsunternhemen. Sie versichern alles was die Kasko nicht versichert. Also Personen- und Umweltschäden. Sie haftet aber nicht bei Vorsatz oder bewusster Fahrlässigkeit.
Die Reeder sind in dem Clubs mit ihrer Tonnage vertreten und die Beiträge richten sich nach dem individuellem Risiko des Einzelnen. Eigner von Öltankern zahlen also mehr als die von Trockenfrachtern. Um die Beiträge festzulegen, wird der Gesamtaufwand des letzten Versicherungsjahres ermittelt. Dieser wird unter den Mitgliedern, je nach Risiko aufgeteilt und jedes Mitglied muss dann 90% von seiner Summe zahlen. Das wird dann "Estimated final call" genannt. Nach 2 Jahren gibt es dann den "Final call", gegebenfalls muss dann nachgezahlt werden.
wie ich schon sagte. Doppelversicherungen sind ungültig. Also wenn man für ein Schiff zwei Kaskoversicherungen abschließt, die die gleichen Bauteile versichern, bringt das nichts. Im Schadensfall muss dann nur eine Versicherung auszahlen. Die Prämien für die zweite sind dann futsch.
Es ist aber nicht unüblich, dass ein Versicherungspaket mit mehreren Anbietern geknüpft wird. Aber jeder versichert dann etwas anderes. Ein Versicherer vertritt dann, gegenüber dem Versicherten, die anderen beteiligten Versicherer. So hat der Versicherte nur einen Ansprechpartner, der alle Belange regelt.
Zu den P&I Clubs (Protecting and Indemnity): Diese Clubs sind ein Zusammenschluss von Personen/ Unternehmen die ein Interesse an der Deckung eines Risikos haben, das aus dem Betrieb eines Schiffes hervorgeht. Das sind im Üblichen Reeder oder Schiffseigner.
Diese Clubs sind eine Versicherung auf Gegenseitigkeit und haben keine Gewinnabsicht, im Gegensatz zu normalen Versicherungsunternhemen. Sie versichern alles was die Kasko nicht versichert. Also Personen- und Umweltschäden. Sie haftet aber nicht bei Vorsatz oder bewusster Fahrlässigkeit.
Die Reeder sind in dem Clubs mit ihrer Tonnage vertreten und die Beiträge richten sich nach dem individuellem Risiko des Einzelnen. Eigner von Öltankern zahlen also mehr als die von Trockenfrachtern. Um die Beiträge festzulegen, wird der Gesamtaufwand des letzten Versicherungsjahres ermittelt. Dieser wird unter den Mitgliedern, je nach Risiko aufgeteilt und jedes Mitglied muss dann 90% von seiner Summe zahlen. Das wird dann "Estimated final call" genannt. Nach 2 Jahren gibt es dann den "Final call", gegebenfalls muss dann nachgezahlt werden.
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Re: Seeschifffahrt: Fragen an die Schiffs- & Reederei-Experten
Zu der Frage nach den Besatzungen:
heute ist es in den allermeisten Reedereien üblich, ganze Besatzungen von "crewing agencies" zu bekommen, und da ist natürlich kaum eine Schiffs- oder Reedereibindung vorhanden.
Es gibt einige gute Ausnahmen (z. B. die Reedereien Braren, Rambow, German Tanker u.a.), die insbesondere im Bereich der Schiffsführungen und bei der Ausbildung junger Seeleute auf eigenes Personal setzen, das sind aber wirklich wenige und werden immer weniger.
Vor kurzem war ich z.B. auf der "EUROPA" der traditionsreichen Hapag-Lloyd ... da ist aber auch wirklich nix, was die sorgsam für die Passagiere gehütete Fassade der besonderen Schiffahrtstradition stützen würde: Flagge ... Bahamas, Besatzung ... von "ganz oben" bis "ganz unten" von "Columbia Shipmanagement, Zypern", Reederei ... nee, eben nicht die hübsche Hülle "Hapag-Lloyd", sondern de facto "TUI".
Da war es gestern abend an Bord des deutschen KüMos "SELENE PRAHM" viel netter ... dort sind tatsächlich immerhin noch der dt. Kapitän und der dt. Steuermann direkt bei der Reederei angestellt, die Leute arbeiten wie die Pferde, das Schiff ist "top" in Schuss ... aber wie gesagt, das ist heutzutage die ebenso rühmliche wie große Ausnahme!
Nee, Nee, heutzutage betreiben die meisten Reedereien "3-B-Schiffe": Billige Besatzung, Billige Flagge, Billiges Schiff ... aber dann optieren sie mit der größten Selbstverständlichkeit und Nonchalance auf das Schiffahrtsförderungsinstrument der günstigen und einfachen deutschen Tonnagesteuer (die de facto nahezu eine "Nichtbesteuerung" ist), weil sie ja "deutsche Seeschiffahrt" betreiben ... Hach, manchmal wird der Hals schon SEHR dick!
heute ist es in den allermeisten Reedereien üblich, ganze Besatzungen von "crewing agencies" zu bekommen, und da ist natürlich kaum eine Schiffs- oder Reedereibindung vorhanden.
Es gibt einige gute Ausnahmen (z. B. die Reedereien Braren, Rambow, German Tanker u.a.), die insbesondere im Bereich der Schiffsführungen und bei der Ausbildung junger Seeleute auf eigenes Personal setzen, das sind aber wirklich wenige und werden immer weniger.
Vor kurzem war ich z.B. auf der "EUROPA" der traditionsreichen Hapag-Lloyd ... da ist aber auch wirklich nix, was die sorgsam für die Passagiere gehütete Fassade der besonderen Schiffahrtstradition stützen würde: Flagge ... Bahamas, Besatzung ... von "ganz oben" bis "ganz unten" von "Columbia Shipmanagement, Zypern", Reederei ... nee, eben nicht die hübsche Hülle "Hapag-Lloyd", sondern de facto "TUI".
Da war es gestern abend an Bord des deutschen KüMos "SELENE PRAHM" viel netter ... dort sind tatsächlich immerhin noch der dt. Kapitän und der dt. Steuermann direkt bei der Reederei angestellt, die Leute arbeiten wie die Pferde, das Schiff ist "top" in Schuss ... aber wie gesagt, das ist heutzutage die ebenso rühmliche wie große Ausnahme!
Nee, Nee, heutzutage betreiben die meisten Reedereien "3-B-Schiffe": Billige Besatzung, Billige Flagge, Billiges Schiff ... aber dann optieren sie mit der größten Selbstverständlichkeit und Nonchalance auf das Schiffahrtsförderungsinstrument der günstigen und einfachen deutschen Tonnagesteuer (die de facto nahezu eine "Nichtbesteuerung" ist), weil sie ja "deutsche Seeschiffahrt" betreiben ... Hach, manchmal wird der Hals schon SEHR dick!