Guten Abend!
Weil dies ja eigentlich der Foto-Thread ist, sollen hier jetzt auch zwei Fotos von dem alten Elmshorner Walfänger kommen:

Modell der "FLORA". Aufgenommen 1965 im alten Elmshorner Heimatmuseum an der Bismarckallee. Ob es das Modell (und den Seitenriss im Hintergrund) heute noch gibt, ist mir nicht bekannt. Ich denke aber, dass es heute wahrscheinlich im Industriemuseum Elmshorn steht.
Foto (Urheber): Peter Hartung.

Der (ein) Anker der "FLORA" liegt im Garten des Ausflugslokals "Sibirien" in Elmshorn. Das Foto entstand 1965.
Foto (Urheber): Peter Hartung.
Jürgen, Du solltest es ruhig noch einmal beim Stadtarchiv versuchen, am besten Du wendest Dich dort an Frau Birgit Hillebrand.
Das mit der angeblichen Dampfmaschine kann ich Dir nicht bestätigen.
Die Daten des Schiffes:
Länge über alles: 45 m
Länge über Deck 32 m
Breite über alles: 10,60 m
Tiefgang maximal: 6,50 m
Besatzung: ca. 50 Mann
Die Dreimastbark "Flora" wurde 1794 in Neustadt an der Ostsee gebaut und fuhr zunächst als Frachtsegler. 1816 wurde das Schiff in Flensburg zum Kauf angeboten und nach gründlicher Prüfung von 15 Elmshorner Bürgern, die eine Partenreederei gründeten, für 15000 Courant Mark gekauft.
Die "Flora" wurde im damals zu Elmshorn gehörenden Hafen beim Spiekerhörn zu einem "Grönlandfahrer" umgebaut. Neben Walfang sollte das Schiff in arktischen Gewässern auch der Robbenjagd dienen.
Das Schiff erhielt eine neue eichene Haut, um für stärkere Eispressungen gerüstet zu sein. Außerdem wurden sieben Fangschaluppen gebaut. (Später auf fünf reduziert.) Durch den Umbau verteuerte sich das Schiff um weitere 14000 Courant Mark.
Außer den für den Walfang und die Robbenjagd benötigten Waffen wurde die "Flora" auch mit acht kleinen Kanonen ausgerüstet - in und kurz nach den napoleonischen Seekriegen erlebten Freibeuterei und Piraterie eine kurze, aber heftige "Blüte".
Die schwarz bemalten Stückpforten, die man auf dem Bild erkennt, waren zum großen Teil "blind", d. h. es standen keine Kanonen hinter ihnen. Sie gaben der Bark auf einige Entfernung das Aussehen eines Kriegsschiffes und schreckten so Kaperfahrer ab. Ab den 1820 Jahren wurden Zeiten ruhiger. Die Kanonen wurden entfernt, um mehr Laderaum zu schaffen. Die „Flora“ behielt ihr kriegerisches Aussehen dennoch bei.
Zur Aufnahme des Robben- und Walspecks wurden 450 Fässer und zur Reserve noch mehrere hundert Fassdauben geladen.
So ausgerüstet trat die Flora Ende April 1817 ihre erste Reise in die arktischen Gewässer an.
Zur Zeit der Elmshorner Grönlandfahrten war der Höhepunkt der Wal- und Robbenjagd vor Grönland und Spitzbergen längst überschritten, denn infolge der rücksichtslosen Nachstellung war der Bestand dieser Tiere schon stark verringert. Immerhin erlegte die Mannschaft der "Flora" im Jahre 1831 noch 9.000 Robben und sechs Grönlandwale.
Über 50 Jahre fuhr die "Flora" nach Grönland, um die begehrten Seesäuger zu erjagen. Mit ihr fuhren von Elmshorn noch drei weitere Fangschiffe, die im Laufe der Jahre erworben wurden. Über 50 Jahre lang waren diese Schiffe ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor und ein wichtiger Teil des Lebens in Elmshorn.
Zu Beginn der 1870er Jahre wurden die Fangergebnisse immer geringer und die Verluste immer größer. Die Grönlandfahrten hörten allmählich auf. Hinzu kam, dass Erdölprodukte das Walöl als Schmierstoff und Lampenöl (Petroleumlampe) verdrängten. Nur der aufwändige Walfang auf den Pottwal lohnte sich noch. Bis zur Einführung des industriellen Walfangs mit Harpunenkanonen, schnellen Fangbooten mit Dampf- und später Motorantrieb und ab den 1920er Jahre Fabrikschiffen hatte die großen Wale einige Jahre trügerischer Ruhe, bis dann fast alle Großwalarten bis an den Rand der Ausrottung gejagt wurden.
Im Jahre 1872 ging die "Flora" auf ihre letzte Fahrt. Danach wurde sie abgetakelt. Auch die anderen Fangschiffe wurden außer Dienst gestellt und verkauft. Die Zeit der Grönlandfahrten war vorbei.
Das Schiff wurde abgetakelt und diente dann bei der Bergung eines Dampfers auf der Unterelbe als Wohn-und Materialschiff. Später wurde es in Hamburg, in Steinwerder an der Norderelbe, gegenüber von St. Pauli, fest verankert, und diente als Bier-und Tanzlokal. 1888 kam das Ende dieses Schiffes, es wurde abgewrackt.
(Der Text ist von Martin Marheinecke und wurde im Blog twoday.net veröffentlicht.)
Herzliche Grüße aus Hessen an meine alte Heimatstadt an der Krückau.
mfg Peter Hartung