Somalia: Piraterie ohne Ende
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende
Guten Morgen!
Nachfolgenden Beitrag, der die politischen Versäumnisse insbesondere der Bundesrepublik in Somalia aufhellt, halte ich für lesenswert. Ich stelle ihn hier mal zur Diskussion:
quote
Wann immer ausreichend Gelegenheit für eine nachhaltige Bearbeitung von Krisen und Konflikten verstrichen ist, wird der Ruf nach dem Militär als vermeintlich letztem Mittel laut. In diesem Fall ist es die Marine, die Wirtschaft und Politik im Golf von Aden verstärkt sehen wollen. FDP-Verteidigungsexperte Rainer Stinner sagt offen, dass es um Interessen Deutschlands als Exportnation gehe, die entlang einer der wichtigsten Schifffahrtsrouten der Welt betroffen seien. Zusätzlich erwägt die Bundesregierung den Einsatz der Polizei im Zusammenhang mit Marine-Aktionen gegen Piraten am Horn von Afrika, wenn „hochrangige deutsche Interessen berührt“ seien.
Piraterie ist Ergebnis der politischen und wirtschaftlichen Instabilität am Horn von Afrika. Deutschland – neben den USA, Äthiopien und Akteuren in Somalia selbst - hat seinen eigenen Anteil daran, dass die Krise Somalias seit bald zwei Jahrzehnten andauert. War noch das totalitäre Barre-Regime nach seiner Unterstützung in der Geiselbefreiung von 1977 bevorzugter Partner der alten BRD und Frontland im Kalten Krieg angesichts der Allianz des benachbarten Äthiopien mit der Sowjetunion, so diente Somalia Anfang der 90er Jahre dazu, die strategische Neuausrichtung der Bundeswehr voranzubringen. Nach einem begrenzten „humanitären“ Einsatz der Bundeswehr im Rahmen von UNOSOM 1 bot Helmut Kohl im Dezember 1992 dem UN-Generalsekretär eine deutsche Beteiligung an UNOSOM 2 an, dem ersten militärischen Einsatz der Bundeswehr außerhalb der NATO. Da dies verfassungsrechtlich nicht ausreichend gedeckt war, musste der Bundestag am 28. Juli 1993 noch schnell das Auslandsverwendungsgesetz beschließen, das rückwirkend zum 1. Juli 1992 in Kraft trat – da waren die ersten Soldaten schon fast zwei Monate in Somalia. Sie blieben kein ganzes Jahr, mussten von italienischen Soldaten beschützt werden, da sie nur zur Selbstverteidigung schießen durften (was sie dann auch und mit Todesfolgen taten).
Vergleichsweise bescheiden waren über den ganzen Zeitraum hinweg die Bemühungen Deutschlands, mit diplomatischen Mitteln oder durch wirtschaftlichen Aufbau in Somalia Demokratie, politische und soziale Menschenrechte oder gewaltfreie Konfliktbearbeitung zu fördern. In diesen Bereichen galt die Feststellung, dass uns Unsicherheit und Elend in anderen Teilen der Welt angehen und auch unsere Sicherheit betreffen, nur in begrenztem Maße. Heute zahlen wir für Versäumnisse von gestern teuer und es fällt der Politik leicht, der Öffentlichkeit Militäraktionen plausibel zu machen. Wann werden wir für die Versäumnisse von heute zahlen müssen?
unquote
Quelle: Wurde einem Blog auf SPIEGEL Online entnommen.
mfg Peter Hartung
Nachfolgenden Beitrag, der die politischen Versäumnisse insbesondere der Bundesrepublik in Somalia aufhellt, halte ich für lesenswert. Ich stelle ihn hier mal zur Diskussion:
quote
Wann immer ausreichend Gelegenheit für eine nachhaltige Bearbeitung von Krisen und Konflikten verstrichen ist, wird der Ruf nach dem Militär als vermeintlich letztem Mittel laut. In diesem Fall ist es die Marine, die Wirtschaft und Politik im Golf von Aden verstärkt sehen wollen. FDP-Verteidigungsexperte Rainer Stinner sagt offen, dass es um Interessen Deutschlands als Exportnation gehe, die entlang einer der wichtigsten Schifffahrtsrouten der Welt betroffen seien. Zusätzlich erwägt die Bundesregierung den Einsatz der Polizei im Zusammenhang mit Marine-Aktionen gegen Piraten am Horn von Afrika, wenn „hochrangige deutsche Interessen berührt“ seien.
Piraterie ist Ergebnis der politischen und wirtschaftlichen Instabilität am Horn von Afrika. Deutschland – neben den USA, Äthiopien und Akteuren in Somalia selbst - hat seinen eigenen Anteil daran, dass die Krise Somalias seit bald zwei Jahrzehnten andauert. War noch das totalitäre Barre-Regime nach seiner Unterstützung in der Geiselbefreiung von 1977 bevorzugter Partner der alten BRD und Frontland im Kalten Krieg angesichts der Allianz des benachbarten Äthiopien mit der Sowjetunion, so diente Somalia Anfang der 90er Jahre dazu, die strategische Neuausrichtung der Bundeswehr voranzubringen. Nach einem begrenzten „humanitären“ Einsatz der Bundeswehr im Rahmen von UNOSOM 1 bot Helmut Kohl im Dezember 1992 dem UN-Generalsekretär eine deutsche Beteiligung an UNOSOM 2 an, dem ersten militärischen Einsatz der Bundeswehr außerhalb der NATO. Da dies verfassungsrechtlich nicht ausreichend gedeckt war, musste der Bundestag am 28. Juli 1993 noch schnell das Auslandsverwendungsgesetz beschließen, das rückwirkend zum 1. Juli 1992 in Kraft trat – da waren die ersten Soldaten schon fast zwei Monate in Somalia. Sie blieben kein ganzes Jahr, mussten von italienischen Soldaten beschützt werden, da sie nur zur Selbstverteidigung schießen durften (was sie dann auch und mit Todesfolgen taten).
Vergleichsweise bescheiden waren über den ganzen Zeitraum hinweg die Bemühungen Deutschlands, mit diplomatischen Mitteln oder durch wirtschaftlichen Aufbau in Somalia Demokratie, politische und soziale Menschenrechte oder gewaltfreie Konfliktbearbeitung zu fördern. In diesen Bereichen galt die Feststellung, dass uns Unsicherheit und Elend in anderen Teilen der Welt angehen und auch unsere Sicherheit betreffen, nur in begrenztem Maße. Heute zahlen wir für Versäumnisse von gestern teuer und es fällt der Politik leicht, der Öffentlichkeit Militäraktionen plausibel zu machen. Wann werden wir für die Versäumnisse von heute zahlen müssen?
unquote
Quelle: Wurde einem Blog auf SPIEGEL Online entnommen.
mfg Peter Hartung
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Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende
Lloyd's List zum Thema
Jörg
GrußPiracy threat spurs Suez switch
Europe’s largest owner may transit around Cape of Good Hope
David Osler and Nigel Lowry - Thursday 20 November 2008
AP MOLLER-Maersk may be on the brink of ceasing to use the Suez Canal, instead choosing to re-route its ships via the Cape of Good Hope, thereby avoiding proximity to piracy-prone Somalia.
A spokesman for Europe’s biggest shipowner told Lloyd’s List that a decision is expected shortly, possibly as early as today. “We are actively reviewing the matter. The policy is being established as we speak,” he said.
However, maritime security professionals are expecting the call to be ‘yes’, and said that the move would turn the current trickle of shipping concerns taking this decision into a torrent.
The implications could be dramatic, both in terms of the resultant additional tonne-miles and increased transit times. Such a development would also be a bitter blow for Egypt, which depends on the Suez Canal as its second most important foreign currency earner after tourism.
To date, only Svitzer and Odfjell among shipping’s household names have gone on the record with a decision to avoid the Suez Canal. But the dramatic hijacking of the Saudi very large crude carrier Sirius Star last weekend has made the question one of immediate urgency, and a growing number of leading operators are also understood to be looking at the issue.
Frontline, the world’s largest tanker operator, had yet to come down on either side of the debate, interim chief executive officer Jens Martin Jensen told Reuters. Also mulling the idea are BW Gas, Euronav and TMT and Wallenius.
BIMCO security chief Giles Noakes said that the trend towards re-routing would grow dramatically and quickly.
“The extent of the risk in the Gulf of Aden is such that, especially if you are coming from southeast Asia or India, it is going to be safer on a risk calculus basis to transit the Cape,” he said.
Meanwhile, confusion reigned yesterday over claims that a Greek bulk carrier with between 23-25 seafarers on board has been captured by Somalian pirates, following reports from east Africa attributed to Andrew Mwangura of the Mombasa-based Seafarers’ Assistance Programme.
While Mr Mwangura is regarded as having good contacts in the region, an official of the Greek Merchant Marine Ministry told Reuters that no such incident has been officially recorded. The International Maritime Bureau said that while it had heard the suggestions, it had no information on any such incident.
On Tuesday, the Indian Navy succeeded in destroying a suspected pirate mothership. The Indian government confirmed that Tabar, on patrol in the Gulf of Aden since November 2, sank a Somalian vessel 285 nautical miles southwest of Salalah in Oman.
A fire broke out on the pirate ship “possibly due to exploding ammunition that was stored on the vessel”, the government said in a statement.
Mr Noakes said: “It is encouraging that certain actions are being taken by naval forces, which of course we are delighted to see.”
Meanwhile, International Maritime Organization secretary-general Efthimios Mitropoulos will today tell the United Nations Security Council at a key meeting in New York that piracy off the Horn of Africa is worsening.
Since the Security Council unanimously adopted Resolution 1816 in June, “the situation has not improved at all”, Mr Mitropoulos said. “On the contrary, it has worsened,” he told Lloyd’s List.
The original six-month mandate allowing naval vessels to enter territorial waters when responding to attacks on ships is due to end on December 1 and the council is likely to grant an extension, for at least another six months if not more, as well as issue a further condemnation.
Mr Mitropoulos has asked for “strengthening measures” and is in favour of asking for increased participation in the naval deterrent deployed in the region from countries that have the capacity to send naval vessels.
The IMO has also asked for naval vessels to be authorised under clearer rules of engagement in combating the pirates.
Jörg
"Guten Tag, wir hätten gerne ihre Leber."
"Aber ich lebe doch noch."
"Nun seien sie doch nicht so kleinlich."
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende
Ich hoffe man nimmt es mir nicht übel, doch so ernst das Thema auch sein mag, den Verweis auf diesen Link kann ich mir nicht verkneifen...
http://www.stern.de/unterhaltung/humor/ ... 635228&i=2
Gruß
Jörg
http://www.stern.de/unterhaltung/humor/ ... 635228&i=2
Gruß
Jörg
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Indien versenkte kein Piratenschiff, sondern...
Moin!
Es wird immer verrückter!
Von wegen: "Indien versenkt Piratenschiff". Pustekuchen! Tatsächlich schickte das indische Kriegsschiff "INS TABAR" vor einigen Tagen einen von den Piraten gekaperten thailandischen Fischkutter mit Mann und Maus auf Grund. Völlig hilflos sei die gefesselte Thai-Crew nach dem Beschuß mit ihrem Kutter untergegangen. Mehr hier: http://www.focus.de/politik/ausland/som ... 51280.html
Jetzt gibt es diplomatische Verwicklungen zwischen Thailand und Indien.
Dazu auch der Bericht der Deutschen Welle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,214 ... 39,00.html
mfg Peter Hartung
Es wird immer verrückter!
Von wegen: "Indien versenkt Piratenschiff". Pustekuchen! Tatsächlich schickte das indische Kriegsschiff "INS TABAR" vor einigen Tagen einen von den Piraten gekaperten thailandischen Fischkutter mit Mann und Maus auf Grund. Völlig hilflos sei die gefesselte Thai-Crew nach dem Beschuß mit ihrem Kutter untergegangen. Mehr hier: http://www.focus.de/politik/ausland/som ... 51280.html
Jetzt gibt es diplomatische Verwicklungen zwischen Thailand und Indien.
Dazu auch der Bericht der Deutschen Welle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,214 ... 39,00.html
mfg Peter Hartung
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende
Ich denke, diese Berichte sind mit Vorsicht zu genießen. Das Foto immerhin zeigt eine für einen Trawler doch gewaltige Explosion, die durchaus in dieser Größe eher durch Explosivstoffe ausgelöst worden sein könnte. Angesichts der Verwicklungen zahlreicher Staaten und Interessenten in die Piraterie könnte es ja auch in deren Interesse liegen, Irritationen auszulösen, um die Bekämpfung der Piraterie zu erschweren.
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende
Deutscher Hubschrauber rettet Seeleute gekaperter Biscaglia:
http://www.news.com.au/heraldsun/story/ ... 51,00.html
http://www.news.com.au/heraldsun/story/ ... 51,00.html
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende
Telefongespräch mit gekapertetem Schiff:
http://news.bbc.co.uk/2/hi/programmes/f ... 754622.stm
Gruß,
Haui
http://news.bbc.co.uk/2/hi/programmes/f ... 754622.stm
Gruß,
Haui
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende
Kreuzfahrer NAUTICA sollte gekapert werden:
http://www.maritimedanmark.dk/?Id=3147
http://www.maritimedanmark.dk/?Id=3147
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende
Kommen Sirius Star und Faina frei?
http://polskaweb.eu/sirius-star-frei-56469.html
http://polskaweb.eu/sirius-star-frei-56469.html