Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

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Stephan Giesen
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Stephan Giesen »

Volker Landwehr hat geschrieben: Di 7. Mai 2019, 16:49
StephanG2312 hat geschrieben: Di 7. Mai 2019, 15:55 Auch das ist keine Raketentechnik...
Und trotzdem schreibt DNV GL auf https://www.dnvgl.com/maritime/lng/index.html
Important risk-related items to consider include:

- High energy content of the LNG tank
- Explosion hazard in case of gas leakage
- Extremely low temperatures of the LNG fuel
- Location/arrangements of system
- Hazardous vs. non-hazardous spaces
- Inexperienced crew (new fuel source)

Gruß, Volker
Ja, und? Da werden die entsprechenden Risiken zusammengefasst, aber dafür braucht es kein gesondertes Patent o. ä. Mehr als eine mehrtägige Unterweisung vom Antriebsanlagenhersteller wird es da für das Maschinenpersonal nicht geben, wenn überhaupt. Also nichts, was einer kurzfristigen Anheuerung von Personal im Wege stünde und darum ging es ja.
Mit maritimen Gruß

Stephan
romflens
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von romflens »

Das wird laufen, wie damals bei Elb-Linik. Deutsches und norwegisches (mit dem Schiff vertrautes Personal) wird zusammenfahren.
In der ersten Zeit wird dann die norwegische Crew die deutsche Crew schulen. Irgendwann ist das komplette Personal dann deutsch oder sonstwas.
Gruß aus Flensburg
Kai

Bilder sind meine eigenen oder mit schriftlicher Genehmigung des Eigentümers
Shuttle_F
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Shuttle_F »

Nochmal zum Kern des Ganzen: Es ist heutzutage wirklich schwer eine Finanzierung für so ein Schiff zu finden, wenn man nicht grade einen AAA - Charterer hat, der das Schiff für 10-12 Jahre abnimmt und auch eine feste Zahlung garantiert. Selbst dann wird eine Bank nicht mehr als 70% des Schiffspreises beleihen und bei einem 12 Jahre altem Schiff auch nicht länger als 10 Jahre zu 3,5-4,0% Zins p.a. Dazu kommt die Eigenkapital - Rendite.
Die Belastung hierfür kann jeder selbst ausrechnen, wobei dies noch ein "ideales" Szenario wäre.

Der Eigentümer soll aber das Schiff innerhalb einer Art "Kaufmiete" (bare-boat hire purchase) überlassen. Die Konditionen werden kaum günstiger sein, als die der o.a. Variante. Ebenso wird dieser eine "harte" Sicherheit, z.B. Bankgarantie fordern, da es sich ja um ein Start-Up handelt. Landesbürgschaften sind hierfür nur bedingt einsetzbar, da diese eben nur die Bonität des Unternehmens stärken, damit diese Kredit erhält. Das Land wird nicht die Risiken einer Charter übernehmen bzw. die Risiken des Ausfalls. Allenfalls kann man über die Kreditlinie eine solche darstellen. Kann man hier nachlesen: http://www.nds-voris.de/jportal/?quelle ... l&max=true

Darin steht auch, dass vom "Unternehmer" eine persönliche Haftung für den Ausfall erwartet wird. Glaube kaum, dass hier weniger als 2,5- 3,0Mill gefordert sind. Ebenso darf die Ausfallwahrscheinlichkeit nicht wesentlich sein.

Alles im Allen: Derjenige der am "Ruder" dieses Vorhabens sitzt, hat keine leichte Aufgabe und etliche Hürden zu nehmen, bevor eine Fähre eine Meile
gefahren ist und braucht einen langen Atem mit ungewisser Erfolgsaussicht bis sich das rechnet. Das Geldgeber sich ihre Karten legen, ist auch kein Geheimnis. Egal ob ne LNG Fähre oder ein neuartiges Schiffskonzept... die wesentliche Herausforderung ist und bleibt die Finanzierung. Ob nun der Dampfer weniger Sprit verbraucht oder einen Knoten schneller fährt, macht den Kohl nicht fett.
Kommt hinzu, dass man auch ein gewisses Limit in der Fahrpreis - Gestaltung hat, denn es gibt ja Wettbewerb und auch eine gewisse Erwartung. Keiner wird als Fussgänger EUR 25,00 / Strecke zahlen wollen oder? Frachtverkehrsraten sind auch nicht grade üppig, wenn man ein dauerhaftes Volumen haben will.

Die öffentliche Hand als Lösung? Wettbewerbsrechtlich kaum machbar. Politische Unterstützung ist sicherlich vorhanden, aber die kann auch nicht bestehende Vorschriften - die hier nicht ganz unwesentliche Kosten erzeugen - tilgen.

Fürs Protokoll: Das heisst keinesfalls, dass dieses Vorhaben nicht sinnvoll ist... Nur ist es eben nicht einfach umzusetzen und man stößt auch an Grenzen die man nicht vorhersehen kann.
KaiR
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von KaiR »

Danke für die Hintergründe.
Grüße,

Kai
Tim S.
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Tim S. »

Die Cuxhavener Linke fordert eine „seriöse und nachhaltige Planung des Projekts“. Sie lädt zu einem Expertengespräch ein, das am Donnerstag, 16. Mai, um 18 Uhr im Cuxhavener Restaurant Seestern, Albert-Ballin-Platz 1, beginnt. Gäste sind die Schifffahrtsexperten Jürgen Grzeskowiak, Klaus-Peter Lasse und Jan Ehlers.
https://www.boyens-medien.de/artikel/di ... davon.html
Shuttle_F
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Shuttle_F »

Das sich nunmehr irgendwelche Leute, die zuvor zum Boykott der Linie aufriefen ohne sich mal mit den Fakten auseinander setzen, dafür einsetzen wollen, ist echt ohne Worte. Nur weil die Schiffe unter Estland fuhren und nicht unter deutscher Flagge... wobei Estland alles andere als eine Billigflagge ist. Die anschließende Weiterfahrt unter deutscher Flagge, war keinerlei Reaktion auf diese Protest - Nummer, sondern lediglich die einzige Möglichkeit schnell in Fahrt zu kommen.

Was auch immer als Lösung vorgetragen wird: Es muss finanzierbar sein und das ist kein Selbstläufer. Seriöse Investoren kommen normalerweise erst dann an Bord, wenn die Sache läuft und eine positive Prognose besteht. Zu allem anderen habe ich zuvor geschrieben...
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Stephan Giesen
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Stephan Giesen »

Siehe auch hier:

https://www.dielinke-cuxhaven.de/politi ... experteng/

Vor allem beim Schlusssatz
Für den Fall eines erneuten Scheiterns des Projekts muss über einen Fährbetrieb in öffentlicher Hand nachgedacht werden.
weiß ich nicht, ob ich lachen oder den Kopf schütteln soll :shock:
Mit maritimen Gruß

Stephan
Volker Landwehr
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Volker Landwehr »

In der heutigen CN findet sich ein Artikel "Schiffahrtsexperten zweifeln am Vorhaben von Elbferry GmbH": https://www.cnv-medien.de/news/schifffa ... -gmbh.html

Im ersten Teil geht die CN auf das am 16.05.2019 stattfindende Gespräch ein und nennt noch einmal die derzeitigen Probleme: kein Schiff, keine Finanzierung, keine Zusage für Landesbürgschaft. Eine Verschiebung ins nächste Jahr sei wahrscheinlich.

Im zweiten Teil werden Teile des Gesprächs vorweggenommen, da die Kritikpunkte von Herrn Jürgen Grzeskowiak (HJG) ja nicht unbekannt sind. Herr Grzeskowiak hält die Fanafjord für zu groß. Alle Betreiber seien von dem im Gutachten der Baltic Marine Conult von 2014 prognostizierten Verkehrsaufkommen von 50.000 Lkw, 300.000 Pkw und 650.000 Passagieren ausgegangen. Anne-Marie und Grete hätten jährlich aber nur 15.800 Lkw, 85.000 Pkw und 450.000 Paxe erreicht.

HJG sieht ein Risiko in der nur einjährigen Befreiung von der Höchstgeschwindigkeit.
Er sieht die Jährlichen Kosten der Fanafjord bei 8,76 Mio. EUR. Mit den von Elbferry angepeilten 110 Lkw täglich ergäbe sich ein Verlust von 4,8 Mio. EUR. Für einen wirtschaftlichen Betrieb seien 20 Lkw pro Überfahrt erforderlich.

Hier schießt HJG aus meiner Sicht über das Ziel hinaus, denn Lkw sollten die Basis sein. Pkw und Paxe bringen auch Geld. Aber mit den Zahlen der Grete wären schon Pkw-Preise von 20 EUR und Pax-Preise von 10 EUR ausreichend die Lücke zu schließen.

Auch wird wieder das Konzept von zwei 70m Katamaranfähren genannt.
Gruß, Volker
romflens
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von romflens »

Tja immer diese Experten. Der eine versucht seine Superfahren seit Jahren zu bauen. Glaubt wohl keiner mehr
Gruß aus Flensburg
Kai

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Volker Landwehr
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Volker Landwehr »

Da versucht sicherlich jemand etwas für sein ego zu tun.

Einene genaure Betrachtung wäre das Konzept mit zwei Katamaran-Fähren sicherlich wert, nachdem das Baltic Marine Consult (BMC) Gutachten so daneben lag.

Ich vermute, die Entwürfe wurden nicht beachtet, da dafür erst zwei Neubauten mit dem entsprechenden zeitlichen Vorlauf hätten gebaut werden müssen. Da hat man lieber auf die kurzfristige Lösung mit der Grete und Anne-Marie gesetzt (und das gleich zweimal) und jetzt mit der Fanafjord.

Während die derzeitigen Bemühungen weiterlaufen, sollte man sich die Vorstellungen und Berechnungen von HJG und Kollegen genau ansehen. Vielleicht ist ja wirklich etwas dran.
Gruß, Volker
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