Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

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Volker Landwehr
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Volker Landwehr »

Die CN hat seit gestern online einen Artikel über die am 16.05.2019 stattgefundene Expertenrunde zur Elbfähre: https://www.cnv-medien.de/news/elbfaehr ... etzen.html
Der Artikel versteckt sich wieder hinter der Bezahlschranke, deshalb hier das wichtigste in Stichworten.

Es wurde auf die Kosten der Grete und Schwestern eingegangen. Sie hätten im Schnitt 18 Pkw, 3 Lkw und 70 Paxe transportiert worden. Einnahmen von 1200 EUR hätten Ausgaben von 1600 EUR je Fahrt gegeüber gestanden. Versuche, die Fähren schneller zu machen, hätten zu Schäden geführt und viel Treibstoff gekostet. Die anfängliche Lotsenpflicht hätte 1 Mio. EUR gekostet.

Bei der Fanaflord wird bezweifelt, ob die als gesichert genannten 20 Lkw je Fahrt überhaupt im gegebenen Zeitrahmen abgefertigt werden könnten. Dann müssten 40 Lkw in 30 Minuten Wendezeit aus- und eingeladen werden. Das hält Herr Grzeskowiak für nicht machbar.

Die bisherigen Fähren, seien es Grete oder Fanafjord, sind Seeschiffe mit Eisklasse und seien damit überdimensioniert. Die von ihm vorgeschlagenen zwei Katamaranfähren sind 70 m lang und als Binnenschiffe ausgelegt. Sie versuchtenkeinen Schwell (meine Anm. unter 90 m sowieso ausgenommen) und würden leicht 20 kn erreichen. Baukosten ca. 20 Mio. EUR je Schiff, Kosten je Fahrt bis zu 900 EUR. Als Binnenschiff würde gegenüber den Seeschiffen nur die Hälfte an Personal gefordert. Herr Grzeskowiak schätzt tief gestapelt Einnahmen von 7,4 EUR pro Jahr gegenüber Ausgaben von 5,6 Mio EUR.
Gruß, Volker
Zuletzt geändert von Volker Landwehr am So 19. Mai 2019, 15:04, insgesamt 1-mal geändert.
KaiR
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von KaiR »

Dann soll er die Fähre doch bauen lassen und betreiben. Kann ja nichts schief gehen.
Grüße,

Kai
Volker Landwehr
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Volker Landwehr »

KaiR hat geschrieben: So 19. Mai 2019, 10:54 Dann soll er die Fähre doch bauen lassen und betreiben. Kann ja nichts schief gehen.
Manchmal ist es gut, wenn man seine Grenzen kennt. Ich konnte zwar gut Gebäude konstruieren, berechnen und ihre Wirtschaftlichkeit überprüfen, aber ich hätte keine Baufirma führen können und wollen.
Gruß, Volker
Christian Costa
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Christian Costa »

Volker Landwehr hat geschrieben: So 19. Mai 2019, 10:46

Bei der Fanaflord wird bezweifelt, ob die als gesichert genannten 20 Lkw je Fahrt überhaupt im gegebenen Zeitrahmen abgeferdigtwerden könnten. Dann müssten 40 Lkw in 30 Minuten Wendezeit aus- und eingeladen werden. Das hält Herr Grzeskowiak für nicht machbar.


Gruß, Volker
Moin Volker,
Danke für deine Zusammenfassung.
Also wenn 30 mins nicht reichen, da muss ich schon schmunzeln.

Wie viele Fähren dieser Größe werden in weniger gedreht?
Die Öresund-Fähren zB sind auch ca 110 m lang aber dafür 28 m breit.

Gut, sie werden über zwei Rampen bedient, aber da ist alles binnen 10 Minuten gedreht.
Bei einer stündlichen Abfahrt pro Richtung und 20 mins Überfahrt je Richtung sind mehr als 10 Minuten im Fahrplan gar nicht drinnen.

Auch die Grete war immer in weniger als 20 mins fertig. Das geht schon.

Sicherlich wäre anfangs ein wenig Übung gefragt, aber die Liegezeit als KO Kriterium zu benennen ist ein wenig weit her geholt.

Nen schönen Experten haben sie da in Cuxhaven angehört:
Sein Konzept wollte er mal wieder verkaufen und sonst Nichts.
MfG & bis neulich
Christian

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Volker Landwehr
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Volker Landwehr »

Wenn man sich die Situation am Anleger Brunsbüttel anschaut, kann man bei 20 Lkw schon Zweifel bekommen. Und die Grete sollte mit im Schnitt gerade mal drei Lkw je Fahrt nicht unbedingt als Beispiel dienen.

Ob er recht, wird die Zeit zeigen, falls die Fanafjord je kommt.

Für mich sind die Grete und Fanafjord als Hochseeschiffe mit Eisklasse für die Strecke Cuxhaven - Brunsbüttel überqualifiziert. Klar, sie standen/stehen kurzfristig zur Verfügung, aber das scheint auch ihr einziger Vorteil.

Deshalb sollten einen Petitessen, wie reichen 30 min oder nicht, die Entscheider davon abhalten das Konzept endlich einmal ernsthaft und ergebnisoffen zu prüfen. Vielleicht ist es ja unsinnig, aber ignorieren lässt es nicht verschwinden, wie die Veranstaltung wieder zeigt.

Vielleicht noch eine Zahl aus dem Artikel, die ich bisher vergessen habe zu erwähnen. Nach Berechnungen von Grzeskowiak würde jede Fahrt der Fanafjord 2000 EUR kosten.
Gruß, Volker
JanMartin
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Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von JanMartin »

Mal €900 pro Fahrt, mal €2000; ich fürchte, das sind alles wenig seriöse Mondkalkulationen, die darauf abzielen, Investoren zu finden: welcher Businessplan erweist sich am Ende schon als realistisch ...
Volker Landwehr
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Volker Landwehr »

JanMartin hat geschrieben: So 19. Mai 2019, 18:50 Mal €900 pro Fahrt, mal €2000; ich fürchte, das sind alles wenig seriöse Mondkalkulationen, die darauf abzielen, Investoren zu finden: welcher Businessplan erweist sich am Ende schon als realistisch ...
Ich fürchte, dass ist ein Punkt den man nur durch eine ernsthafte Prüfung des Konzepts und der Wirtschaftlichkeitsberechnung klären kann. Un die hat bisher nie stattgefunden. Aussage Herr Santjer laut verlinkten Artikel als kein Interessa bestand.: Zitat "Die fähren sind ja vom Himmel gefallen"

Die Größenordnung 1:2 kann schon annähernd passen bei Binnenschiff ohne Eisklasse (halbes Personal) zu Seeschiff mit Eisklasse.

Ich weiß genauso wenig wie alle anderen was richtig ist, aber nachdem zweimal Grete mit Schwestern finanziell gescheitert sind und Elbferry anscheinend gerade an der Finanzierung scheitert, sollte man vielleicht mal über andere Wege nachdenken. Keine auf dem Second Hand Markt zu findenden Fähren wird je zu 100% passen. Warum nicht mal über eine maßgeschneiderte Lösung nachdenken.

Wem nützen weitere Versuche, die nach einem Jahr wieder eingestellt werden, weil sie nicht wirtschaftlich sind oder die Ausnahme von den 15 kn zurückgezogen wird?
Gruß, Volker
Volker Landwehr
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Volker Landwehr »

Martin Witte hat geschrieben: So 19. Mai 2019, 19:11 Mal im Ernst, seit Jahren hat er ein Konzept in der Schublade, das angeblich tiefgestapelt knapp 2 Mio. € / Jahr abwirft?
Warum hat er da wohl keine Investoren auftreiben können? Und das, obwohl der Herr keine Gelegenheit verstreichen lässt, sein Konzept anzupreisen. Versuche einer Fährverbindung gab es genug, aber keiner der Investoren wollte dieses Konzept umsetzen. Vermutlich gibt es hier zwei unterschiedliche Herangehensweisen an die Rechnung ;)

Viele Grüße
Martin
Die Frage ist relativ einfach zu beantworten. Alle bisherigen Investoren glaubten passende Fähren an der Hand zu haben. Natürlich waren sie von deren Wirtschaftlichkeit überzeugt. Und sie standen kurzfristig zu Verfügung während die Verfolgung des Katamaran Konzepts ca. zwei Jahre Verzögerung bedeutet hätten. Für die Politik war das der Spatz in der Hand statt der Taube auf dem Dach und das Risiko trug der Investor.

Seit der Wiederaufnahme im August 2015 sind knapp vier Jahre vergangen. Und was hat man? Nichts!

Ich weiß nicht, ob das Grzeskowiak-Konzept einer Überprüfung stand hält. Es ohne es genau zu kennen als Spinnerei eine alten Mannes abzutun, halte ich für nicht zielführend.
romflens
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von romflens »

Naja, wenn die Fährverbindung öffentlich bestellt würde, wie die ÖPNV-Busverbindungen oder halt die Eisenbahnverbindungen, kann man natürlich ein Schiff für den Übergang chartern, und dann mit dem massgeschneiderten Neubauten eines Kontrukteurs beginnen, diese auszuschrieben, bauen zu lassen und dann die Charter-Tonnage zurückzugeben. Da ein Unternehmeraber kaum 2 Jahre Planungssicherheit bzw. Vorlauf hat, nimmt er dass was auf dem Markt ist. Wenn Herr G. die Politik davon überzeugen könnte, die Fähren von der LNVG betreiben bzw. auszuschreiben lassen, würde so etwas klappen. Dann lässt das Land die Fähren bauen, betreibt Sie und gibt die Wartung bzw. den Betrieb an die jeweilige Fährgesellschaft (Ahlers und Co.). Dann gabe es Rahmenbedingungen (Fahrplan, Fahrpreise usw.). Alles andere ist halt Augenwischerei. Oder ein Investor holt die Kommunen in Form einer Bürgergenossenschaft (Wie es die bei Bürgerwindparks gibt) mit ins Boot. Dann wären potienzielle Nutzer Eigentümer
Gruß aus Flensburg
Kai

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Volker Landwehr
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Volker Landwehr »

romflens hat geschrieben: So 19. Mai 2019, 21:21 Naja, wenn die Fährverbindung öffentlich bestellt würde, wie die ÖPNV-Busverbindungen oder halt die Eisenbahnverbindungen, kann man natürlich ein Schiff für den Übergang chartern, und dann mit dem massgeschneiderten Neubauten eines Kontrukteurs beginnen, diese auszuschrieben, bauen zu lassen und dann die Charter-Tonnage zurückzugeben.
Warum sollte das nur in öffentlicher Hand gehen? Jeder Reeder muss neue Tonnage mehrere Jahre im Voraus planen. Es kann aus meiner Sicht jeder Fährbetreiber wie beschrieben, er muss halt nur vom Erfolg überzeugt sein. Und da könnte bei den bisherigen Betreibern das Problem liegen.
romflens hat geschrieben: So 19. Mai 2019, 21:21 Da ein Unternehmeraber kaum 2 Jahre Planungssicherheit bzw. Vorlauf hat, nimmt er dass was auf dem Markt ist.
Und wundert sich, dass es sich nicht rechnet, bzw. Investoren dem Konzept nach den bisherigen Erfahrungen nicht glauben.

Wenn man das Projekt nicht irgend wann mal auf ein solides Fundament stellt, wird Try and Error weitergehen und man steht weiter ohne irgend etwas da. Und ich sehe das Katamaran-Projekt nicht unbedingt als dieses Fundament. Das zu erwartende weitere Try and Error sollte man in Zukunft erstmal auf dem Papier, sprich planerisch, durchführen.
Gruß, Volker
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