Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

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frank0265
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Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von frank0265 »

Der Kapitän eines Rettungsschiffes hat 104 Menschen im Mittelmeer vor dem nassen Tod gerettet und nach Italien gebracht. In Palermo wurde er dafür geehrt und ausgezeichnet. Jetzt soll er dafür 300000 Euro Strafe zahlen.... Entbehrt jeglicher Logik. Nein, ich habe dafür absolut kein Verständnis.

Ich wünschte mir die Verantwortlichen auf das Meer bei bft 12 und mehr. Und alle Rettungsschiffe fahren vorbei.....
Deutsche Gesellschaft für Schifffahrts-und Marinegeschichte e.V. ; FB Handelsschifffahrt
slowman
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von slowman »

Hallo Frank,

grundsätzlich hast Du nicht ganz Unrecht, ABER:
Es muss die Frage erlaubt sein ob diese Rettungsschiffe der NGOs nicht Teil der Schlepper- und Schleuserkette sind und damit zur Migrationsproblematik beitragen. Man muss sich dazu die Frage stellen ob die Menschen in den libyschen Lägern sich mit den untauglichen Nussschalen auf das Mittelmeer wagten wenn es diese Schiffe nicht gäbe. Rettung bedeutet auch dass der nächste sichere Hafen angelaufen wird. Die DGzRS transportiert Dich nach einer Havarie ebenso in den nächsten Hafen und fährt Dich nicht an ein Wunschziel.

Die ganze Sache ist in meinen Augen eine sehr komplexe Problematik die nicht einfach gelöst werden kann, aber irgendwann gelöst werden muss. Neben berechtigten asylbedürftigen Personen kommen dadurch auch sehr viele Wirtschaftsmigranten nach Europa die nicht unbegrenzt aufgenommen werden können und die Bearbeitung der Anträge dieser Migranten sehr viel Zeit und Manpower in Anspruch nimmt.

Gruß
Chris
Volker Landwehr
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Volker Landwehr »

Natürlich darf man die Frage stellen.
Als Antwort: Es gibt verschiedene Studien, die zeigen, dass der Einfluss der Rettungsschiffe nur gering ist. Die Anzahl der Überfahrten war unabhängig davon, ob Rettungsschiffe vor Ort waren. Hier ist einen lesenswerter Artikel auf tagesschau.de: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/ ... r-109.html

Wenn wir die Flüchtlingszahlen reduzieren wollen, müssen wir in den Ursprungsländern anfangen. Dazu gehört dann auch, dass wir aufhören, unsere Agrarüberschüsse wie Milchpulver, Hähnchenteile, Schweinefleisch etc dort subventioniert abladen oder unsere abgelegte Kleidung dort hin verscherbeln. All das trägt mit dazu bei, die örtlichen Industrien und ihre Arbeitsplätze zu zerstören.

Erst "schaffen" wir die Fluchtursachen, dann lassen wir die Flüchtlinge in der Sahara und im Mittelmeer sterben. Es ist der EU nicht würdig.

Aber man sollte nicht Italien allein die Schuld geben. Viele Jahre war es für die Nicht-Anrainerstaaten einfach, sich auf das Dublin-Abkommen zu berufen und die Anrainerstaaten, vor allem Italien, allein zu lassen. Was jetzt passiert ist, war die Retourkutsche.
Gruß, Volker

P.S.: Das mit den sicheren Häfen ist ein Problem. In Libyen herrscht Bürgerkrieg und selbst der Außenminister der vergangenen italienischen Regierung hielt die libysche Küste für nicht sicher. Tunesien lässt keine Rettungsschiffe anlanden. Bleiben also die europäischen Mittelmeerhäfen und da sind Italien und Malta am nächsten. Die Rettungsschiffe sind keine Fahrgastschiffe sondern umgewidmete Offshore-Versorger, Trawler, Notschlepper etc., auf denen man mit vielenMenschen an Bord keine langen Strecken fahren sollte,vor allem nicht bei stärkerem Seegang.
Garsvik
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Garsvik »

Ich wäre ja sehr dafür, diese Beiträge zu löschen.

Garsvik
slowman
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von slowman »

Hallo Garsvik,

mit welcher Begründung? Die bisherige Diskussion verläuft in meinen Augen recht sachlich und weitestgehend ohne Emotionen. Diesbzgl. habe ich in anderen Foren schon andere Verläufe zu diesem Thema erlebt und die Themen wurden dann folgerichtig auch geschlossen. Nur weil es vielleicht einmal ein politisches Thema mit Bezug zur Schifffahrt ist sollte man nicht gleich schließen. Wenn die Diskussion dann ausartet oder die User sich gegenseitig zerfetzen wäre es für einen Mod an der Zeit zu schließen.

Gruß
Chris
JanMartin
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Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von JanMartin »

Garsvik hat geschrieben: Do 5. Sep 2019, 18:06Ich wäre ja sehr dafür, diese Beiträge zu löschen.
Aaah, ... da ist sie wieder, die Zensur-Fraktion; Macht sie doch kaputt, die Demokratie, wen stört's!

Das Thema wäre - auch international - nicht unbedingt nötig, es gibt nämlich das See-Recht, wonach Tripolis & Co durchaus als sichere Häfen angesehen werden können; eigentlich Interpretationssache, aber viel häufiger eine Sache emotionaler Befindlichkeiten ...
Tim S.
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Tim S. »

Als sichere Häfen vielleicht, warum auch immer, aber wer sich mit den Zuständen in den syrischen Flüchtlingscamps ein wenig auseinanersetzt, kann nicht akzeptieren, dass die Flüchtlinge wieder dorthin zurückgebracht werden, wo ihnen Folter, Krieg und Hungertod droht. Es wäre m.E. ja auch kein Problem, die nächstgelegenen Häfen Lampedusa etc. zu öffnen, wenn die EU-Staaten sich mal auf eine gerechte Aufteilung der numerisch ja nicht großen Zahl von Bootsflüchtlingen verständigen wollten.
JanMartin
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Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von JanMartin »

Tim S. hat geschrieben: Do 5. Sep 2019, 19:14Als sichere Häfen vielleicht, warum auch immer, aber wer sich mit den Zuständen in den syrischen Flüchtlingscamps ein wenig auseinanersetzt, kann nicht akzeptieren, dass die Flüchtlinge wieder dorthin zurückgebracht werden, wo ihnen Folter, Krieg und Hungertod droht.
Das wird gerne in den Medien verbeitet und beeinflußt dann die Politik; nur stimmt das auch, oder auch so pauschal? Kann ich nicht beurteilen. Einerseits werden Hungertod und anderes in Aussicht gestellt - möglicherweise als emotionale Nötigung für die europäische Bevölkerung -, andererseits werden massenweise ziemlich lebendige sogenannte Flüchtlinge in Europa angelandet, die dann auf dem gelobten Kontinent eine ungewisse Zukunft vor sich haben; Armut, Hunger und Hoffnungslosigkeit übrigens eingeschlossen. DAS kann ich sagen, weil ich es mir in Südeuropa in den letzten Jahren selbst ansehen konnte. Irgendwie paßt alles nicht zusammen. Es ist schwierig, mir eine Meinung zu bilden, wenn ich Informationen aus zweiter Hand vertrauen muß ...
Uwe T.
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Uwe T. »

Moin,
Tim S. hat geschrieben: Do 5. Sep 2019, 19:14 Als sichere Häfen vielleicht, warum auch immer, aber wer sich mit den Zuständen in den syrischen Flüchtlingscamps ein wenig auseinanersetzt, kann nicht akzeptieren, dass die Flüchtlinge wieder dorthin zurückgebracht werden, wo ihnen Folter, Krieg und Hungertod droht. Es wäre m.E. ja auch kein Problem, die nächstgelegenen Häfen Lampedusa etc. zu öffnen, wenn die EU-Staaten sich mal auf eine gerechte Aufteilung der numerisch ja nicht großen Zahl von Bootsflüchtlingen verständigen wollten.
Warum müssen es denn immer die EU Staaten sein, die die Asylsuchenden und Wirtschaftsflüchtlinge aufnehmen? Die arabischen Länder sind durchaus auch in der Lage, ihren in unsere sozialen Sicherungssysteme drängenden Glaubensbrüdern / Schwestern Obdach und das zum Überleben Notwendige zur Verfügung zu stellen.

Grüße...

Uwe
Zuletzt geändert von Uwe T. am Do 5. Sep 2019, 21:16, insgesamt 1-mal geändert.
Hamburch
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Hamburch »

Da Christian inzwischen selbst im Forum gepostet hat, und diese sachliche Diskussion vermutlich wahrgenommen hat, gehe ich davon aus, dass die Admins diese im Moment akzeptieren. Daher melde ich mich auch mal zu Wort.

Das Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung für Lybien auf der HP. Ich glaube, wer die liest, bekommt einen Eindruck von der präkeren Situation dort.

https://www.auswaertiges-amt.de/de/Reis ... eit/219624

Meiner Meinung nach ist Seenotrettung nicht verhandelbar. Ob die Geretteten unbedingt in die EU gebracht werden müssen, kann man trefflich diskutieren. Aber ich weiß von keinem afrikanischen Hafen, der eine wirkliche Alternative darstellt.
Gruß

Christian

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