Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

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Shuttle_F
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Shuttle_F »

Moin Slowman, naja ich habe es ja leider hautnah erleben müssen, wie es kommt wenn die vereinbarten Mittel um diese grundlegenden Voraussetzungen zu schaffen, nicht mehr zur Verfügung gestellt werden. Genauso wenn im Vorfeld beschlossene operative Maßnahmen nicht umgesetzt werden.

Nehmen wir nur mal das "kleine" Beispiel "Einweiser am Terminal": Der Plan sah vor, dass zwei Decksleute der Fährcrew die Einweisung am Terminal durchführen nachdem die Einweisung durch Automatisierung (einteilung auf Tickets / Regelung mittels Schranken) in Auffahrspuren erfolgt wäre. Dann wären lediglich die Ticketschalter zu besetzen, falls die Gäste Hilfestellung brauchen oder irgendwas schief läuft. Nur wurden die Mittel für die Automatisierung (ca. TEUR 400) zurückgezogen und dazu weigerten sich die estnischen Seeleute diese Aufgabe zu übernehmen. Ergo: 41% mehr Personalkosten pro Monat im Landbetrieb.

Noch eins? Die Esten hatten versichert, dass deren Buchungssystem ein Portal für Frachtkunden bietet, was 24/7 für Dispositionen verfügbar wäre. Es war klar, dass keine große Logistikgesellschaft wegen Tickets oder Umbuchungen anruft, sondern die Abfahrten selber verwaltet. Zwar gab es eine gewisse Funktionalität hierzu, die aber erweitert und angepasst werden musste.... nur wurden diese Maßnahmen nie ernsthaft umgesetzt.

Auch zum Thema "Starttermin": Obwohl diese ganzen Hürden und offenen Baustellen bekannt waren, bestanden die Gesellschafter auf die unverzügliche Aufnahme des Betriebs, wobei wir auch vor der abflauenden Saison gewarnt hatten und auch eine Verschiebung empfohlen hatten. Nur konnte der Starttermin (zunächst 01 Sept 2015) erst Ende Juni 2015 festgelegt werden. Da waren alle Arbeitsverträge, Mietverträge etc. pp. schon wirksam.... Eine Rückabwicklung hätte die komplette Einstellung bewirkt.

Die Ergebnis dieser Verfehlungen sowie und viele anderer, egal ob durch estnische Einwirkung oder durch andere Dritte bewirkt, besiegelten das Schicksal des ersten Versuchs.
slowman
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von slowman »

Hallo Alex, Hallo Christian,

vielleicht sollte man es enfach differenzierter sehen und nicht pauschalisieren. Vielleicht erfahren wir ja noch, warum und von wem die Mittel für die landseitige Automatisierung gestrichen wurden oder auch warum die Esten sich weigerten die Landabfertigungen mit zu leisten. Letztendlich werden doch für ein solches Projekt it Sicherheit im Vorfeld Verträge und Prozessabläufe erstellt welche für alle Beteiligten bindend sind und in denen man, wie auch beispielsweise für den fehlenden oder nicht vollständigen LKW-Buchungsprozess Konventionalstrafen verhängt werden können falls irgendeine Regularie oder ein Vertragsbestandteil nicht eingehalten oder nur extrem verspätet eingehalten wird. Die Ausarbeitung entsprechender Verträge obliegt im Normalfalle dem Unternehmen und fehlerhafte Verträge sind nu einmal ein unternhemerischer Fehler.
Ich hatte ja implizit in einem anderen beitrag auch schon geschrieben dass man mit Sicherheit nicht finanziell auf knapper Kante genäht starten kann sondern ein Polster benötigt da es eben zeit benötigt um eine solche Verbindung zu etablieren. Nach den vergangenen Fehlversuchen wird dieser Zeitrahmen noch länger sein da das Vertrauen potentieller Kunden in die Verbindung erst einmal weg ist und man vorsichtig abwarten wird wie es bei einem erneuten Versuch läuft. Jetzt überstürzt und auf dünner Kante einen erneuten Versuch zu straten halte ich für gewagt, dann lieber abwarten bis ein Fundament und ein tragbares Konzept mit Finanzierung geschaffen ist. Im Zuge dessen müsste man auch erruieren was bei den abgelaufenen Anläufen schief gelaufen ist und auch wenn manche Probleme nicht in eigener Verantwortung lagen muss man doch im Konzept berücksichtigen wie mit solchen Dingen zukünftig umgegangen wird. Falls dies nicht gegeben ist sollte man die Finger davon lassen.

Gruß
Chris
Zuletzt geändert von Christian Costa am Mi 23. Okt 2019, 22:21, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Edit: Einen kleinen Teil des Threads musste ich löschen, daher ist hier die Anrede und der Bezug nicht ersichtlich. Aufgrund des Inhaltes, will ich diesen Beitrag aber stehen lassen
Garsvik
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Garsvik »

Ich bin ja mit der Fähre einmal hin und her gefahren (ohne Auto). Das war eine lange Tour für eine Flussquerung, ein diffizil zu treffender Anleger in Cuxhaven, wenig Platz in Cuxhaven zur Aufstellung von PKW und LKW.

Also: Geld in die Hand nehmen für einen neuen Anleger nahe Cuxhaven (das neue Siemenswerk liegt in direkter Verbindung zur Autobahn am Elbufer, rundrum ist Pampa) . Da z.B..

Und natürlich schnelle Schiffe. Auch wenn "Slow Steaming" grad in ist. Das rentiert sich vermutlich auf absehbare Zeit nicht. Also muss die Politik die Verbindung wollen und irgendwie subventionieren ( irgendeine Lösung findet sich, so man wirklich will. Z.B. Elektrische Schiffe oder so).

Garsvik
Shuttle_F
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Shuttle_F »

Nur leider ist so ein Anleger aufgrund bestehender Verordnungen nicht zu realisieren. Das war alles schon auf der Agenda.

Zum "Speed-Limit": Zunächst besteht nur ein Limit für 10kn für den Abschnitt Tn 119-125. Für Cuxhaven - Brunsbüttel sind 15kn erlaubt. Die Beschränkungen gelten für die Geschwindigkeit "durch Wasser" und nicht "über Grund". Da letztere wesentlich von der Gezeitenströmung abhängig ist (+/- 3-4 kn) und eigentlich auch die maßgebliche Größe ist, ist diese Auflage nicht ganz so kritisch zu bewerten. Immerhin kann man bei 15kn "durchs Wasser" plus Strömung im Bestfall noch ca. 16-18kn erreichen (ca. 50 min Fahrzeit).
Zwei andere Faktoren waren im Fall Elb-Link wesentlich störender: (a) die angewiesene Streckenführung über eine Distanz von ca. 15,5sm, wobei die direkte Strecke (diagonal über die Tonnenlinie) nur 12,1sm gewesen wäre. Die Schiffe mussten - auch wenn keinerlei Verkehr bestand - immer die längere Strecke befahren. (b) Manöverzeiten betrugen i.d.R. zwischen 7-15min beim Anlegen. Bei ungünstigen Bedingungen auch wesentlich mehr. Warum? Die Schiffe sollten entlang den (extra gerammten) Anlegedalben in die "Parkposition" einfahren, i.e. an die Dalben fahren und dann reinschlittern. Nur fehlte hierzu die erforderliche Abriebkante von 50cm aus Hartgummi mit Teflonbesatz. Obwohl alles spezifiziert war... Umgesetzt wurde es von den estnischen Betreibern nie. Somit wurden die Anlegemanöver zur Herausforderung. Fazit: 10% längere Strecke und erheblich längere Manöverzeiten (90-100min statt 75min), was der "Taktung" nicht wirklich zuträglich war und einen effektiveren Fahrplan behinderte. Plus 15-20 min pro Umlauf bedeutet den Wegfall von 1 - 2 weiteren möglichen Umläufen am Tag pro Schiff!!! Dies ist kaum zu kompensieren, auch wenn man unter voller Leistung fährt, was ggfs sowieso nicht mehr gestattet wäre.

Nun sieht es ja leider so aus, als würde dieses Thema sich erledigt haben. Dennoch nicht als Resultat jeglicher bekannten Annahmen... sondern aufgrund anderer Umstände.
Volker Landwehr
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Volker Landwehr »

Ich denke, es ist sehr optimistisch zu sagen, dass die Geschwindigkeit keine große Rolle spielt. Man fährt nicht nur mit dem Strom und dann sind 15 kn halt nur noch 12 kn über Grund. Und wenn dann die Anlegemanöver so schwierig sind, wie beschrieben, zählt jede Geschwindigkeitsreserve, wenn man pünktlich bleiben will.

Man sollte nicht die Schuld auf andere schieben, wenn man mit einer Fahrstrecke kalkuliert, die genehmigt werden muss bzw. verboten werden kann.

Auch die anderen Ausführungen bestätigen, für mich jedenfalls, dass die Schiffe im Rückblick zu langsam waren. Daraus hat Herr Albrecht die richtige Lehre gezogen, nur dass die Fanafjord zu lang ist.

Die beschriebenen Probleme sind sicher ein Teil der Gründe für das Scheitern, aber das schließt die übrigen hier im Thread genannten Ursachen aus meiner Sicht nicht aus.

Ich habe noch keine Firma gesehen, die ausschließlich wegen externer Gründe gescheitert ist. Auch das Fehlen der Scheuerleiste ist ein interner Grund. Schließlich war Elb-Link eine Tochter der Reederei der Fähren.
Gruß, Volker
HansP
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von HansP »

Shuttle_F hat geschrieben: Mi 30. Okt 2019, 19:27 Nur leider ist so ein Anleger aufgrund bestehender Verordnungen nicht zu realisieren. Das war alles schon auf der Agenda.

Zum "Speed-Limit": Zunächst besteht nur ein Limit für 10kn für den Abschnitt Tn 119-125. Für Cuxhaven - Brunsbüttel sind 15kn erlaubt. Die Beschränkungen gelten für die Geschwindigkeit "durch Wasser" und nicht "über Grund". Da letztere wesentlich von der Gezeitenströmung abhängig ist (+/- 3-4 kn) und eigentlich auch die maßgebliche Größe ist, ist diese Auflage nicht ganz so kritisch zu bewerten. Immerhin kann man bei 15kn "durchs Wasser" plus Strömung im Bestfall noch ca. 16-18kn erreichen (ca. 50 min Fahrzeit).
Zwei andere Faktoren waren im Fall Elb-Link wesentlich störender: (a) die angewiesene Streckenführung über eine Distanz von ca. 15,5sm, wobei die direkte Strecke (diagonal über die Tonnenlinie) nur 12,1sm gewesen wäre. Die Schiffe mussten - auch wenn keinerlei Verkehr bestand - immer die längere Strecke befahren. (b) Manöverzeiten betrugen i.d.R. zwischen 7-15min beim Anlegen. Bei ungünstigen Bedingungen auch wesentlich mehr. Warum? Die Schiffe sollten entlang den (extra gerammten) Anlegedalben in die "Parkposition" einfahren, i.e. an die Dalben fahren und dann reinschlittern. Nur fehlte hierzu die erforderliche Abriebkante von 50cm aus Hartgummi mit Teflonbesatz. Obwohl alles spezifiziert war... Umgesetzt wurde es von den estnischen Betreibern nie. Somit wurden die Anlegemanöver zur Herausforderung. Fazit: 10% längere Strecke und erheblich längere Manöverzeiten (90-100min statt 75min), was der "Taktung" nicht wirklich zuträglich war und einen effektiveren Fahrplan behinderte. Plus 15-20 min pro Umlauf bedeutet den Wegfall von 1 - 2 weiteren möglichen Umläufen am Tag pro Schiff!!! Dies ist kaum zu kompensieren, auch wenn man unter voller Leistung fährt, was ggfs sowieso nicht mehr gestattet wäre.

Nun sieht es ja leider so aus, als würde dieses Thema sich erledigt haben. Dennoch nicht als Resultat jeglicher bekannten Annahmen... sondern aufgrund anderer Umstände.
Ich möchte gerne einmal die Gelegenheit nutzen und mich für die hier gegebenen Hintergrundinformationen bedanken!
Es hilft ungemein um ein besseres Verständnis für die Problematik des Elbfährverkehrs zu bekommen.

Danke!

Grüße
Hans
Shuttle_F
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Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Shuttle_F »

Allerdings war die Geschwindigkeit der Schiffe nicht ausschlaggebend für den Misserfolg. Laut Aufzeichnungen der Schiffe war die gefahrene Geschwindigkeit ausreichend für die geplante Taktung, aber eben nicht die Manöverzeiten (aus erwähnten Gründen). Nur hätte man diese durch die verkürzte Strecke kompensieren können. Mal zur Info: Es gibt - laut den offiziellen nautischen Angaben - keine verbindlich vorgeschriebene Befahrensregel in diesem Stromabschnitt. Lediglich die Querung über die Kanal - Reede NW Brunsbüttel ist beschränkt SOFERN dort Schiffe vor Anker liegen, was zu 95% nicht der Fall war. Dennoch obliegt es der Verkehrsüberwachung eine Route IM EINZELFALL festlzulegen. Nur ist der EINZELFALL zum REGELFALL mutiert und so bestand keine Chance zum Abkürzen falls notwendig (selbst bei besten Bedingungen).

Ansonsten bestätigst Du genau das was ich zuvor und viele Male davor angeführt habe: Es waren eben NICHT die externen Schwierigkeiten sondern interne Problem hauptsächlich ursächlich. Nur eben nicht die dauernd angenommenen Gründe, sondern eine Menge anderer, die eher weniger den Schiffen zuzuordnen sind. Glaub mir, dass diese mir genauestens bekannt sind.
Der Grund warum ich darauf rumreite ist der verzweifelte Versuch zu vermitteln, dass diese Linie auch ohne den Einsatz von neuen “Superfähren” mit staatlicher Hilfe gute Chancen hat. Das solche Variante zum tragen kommt ist mehr als unwahrscheinlich. Schon daher ist es doch kontraproduktiv etwaiges Interesse anderer Natur von vornherein als “Rumgespiele” zu disqualifizieren ohne die wirklichen Hintergründe zu berücksichtigen.
Volker Landwehr
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Registriert: So 3. Aug 2008, 18:19

Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Volker Landwehr »

Da scheinst Du mich falsch zu verstehen. Für mich sind externe und interne Probleme Ursache für das Scheitern.
Gruß, Volker
Lana-Kristin K.
Beiträge: 10
Registriert: Do 21. Feb 2019, 02:37

Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Lana-Kristin K. »

Moin,

ich möchte gern allen Interessierten in diesem Forum einen Artikel der Boyens Medien näherbringen, dessen Inhalt sich mit der Elbfähre Cuxhaven-Brunsbüttel auseinandersetzt.

Auch wenn man sich eigentlich darüber freuen müsste, dass das Projekt Elbfähre in den Medien noch nicht ganz aufgegeben wurde, so muss man ernüchtert feststellen, dass der genannte Artikel keine neuen Informationen aufzuweisen scheint, als das, was den meisten Mitgliedern dieses Forums bereits bekannt gewesen ist.

Link zum Artikel der Boyens Medien (bislang frei lesbar)v. 05.11.19:
https://www.boyens-medien.de/artikel/di ... 03946.html

Grüße aus dem hohen Norden
Tim S.
Mitglied
Beiträge: 22796
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 12:46

Re: Elbfähre Cuxhaven - Brunsbüttel

Beitrag von Tim S. »

Hat jemand den Pay-Zugang:
Cuxhaven und Brunsbüttel: Beide Seiten wollen eine neue Fähre
https://www.cnv-medien.de/news/cuxhaven ... aehre.html
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