Rostock/Warnemünde (Dinge, die über Fotos hinaus gehen)

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Tim S.
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Re: Rostock/Warnemünde (Dinge, die über Fotos hinaus gehen)

Beitrag von Tim S. »

Volker Landwehr
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Re: Rostock/Warnemünde (Dinge, die über Fotos hinaus gehen)

Beitrag von Volker Landwehr »

Tim S. hat geschrieben: Di 12. Mai 2020, 12:03 Schwarze-Peter-Spiel in Rostock:
https://www.welt.de/wirtschaft/article2 ... digen.html
Eigentlich gibt es keinen Grund zum Schwarzer-Peter-Spiel. Die Verantwortlichkeiten sind durch die Verträge festgelegt. Liebherr ist gegenüber seinem
Auftraggeber für den Schaden verantwortlich. Sollte der Kranhaken versagt haben, dann kommt der niederländische Nachunternehmer ins Spiel. Ist es ein Montagefehler durch Liebherr, dann bleibt es dort hängen.

DNV GL dürfte außen vor sein. Wenn es ähnlich ist wie beim Prüfingenieur in der Bauindustrie, muss man grobe Fahrlässigkeit nachweisen, um sie mitverantwortlich zu machen. Aber das kann ein Insider sicher besser beurteilen.

In der Welt heißt es:Der Kran auf dem Schiff sollte theoretisch auch den Verlust des Kranhakens samt Gewicht überstehen.
Das habe ich in der entsprechenden DNV GL Vorschrift auf die Schnelle nicht gefunden: https://rules.dnvgl.com/docs/pdf/DNVGL/ ... T-0378.pdf
Aber in den vielen Bauvorschriften könnte das auch irgendwo anders geregelt sein. Kennt sich da jemand aus?

Wenn es so wäre, zeigt das neue Video, dass anscheinend die Rollbewegung alleine ausgereicht hätte, um den Ausleger hintenüber schlagen zu lassen. Das läge außerhalb Liebherrs Einflussbereichs.
Gruß, Volker
Sven J
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Re: Rostock/Warnemünde (Dinge, die über Fotos hinaus gehen)

Beitrag von Sven J »

Volker Landwehr hat geschrieben: Di 12. Mai 2020, 16:02 Wenn es so wäre, zeigt das neue Video, dass anscheinend die Rollbewegung alleine ausgereicht hätte, um den Ausleger hintenüber schlagen zu lassen.
Das zeigt das Video sogar sehr deutlich. Die Entlastung durch das Abreißen des Pontons hat dem Ausleger keinen Schaden zugefügt. Der entstand durch den von der folgenden Schiffsbewegung ausgelösten Überschlag.

Ohne Abriss der Last wäre das Schiff nicht Richtung Ufer gerollt. Die Ursache für den Bruch des Kranhakens wird sich hoffentlich finden lassen. Und dann wird man sehen, ob vor dem Test alles wie vorgesehen geprüft wurde, und ob der Kran vorschriftsmäßig bedient wurde. Von beidem darf man zwar angesichts der Bedeutung des Projekts und der zahlreichen beim Test anwesenden Fachleute ausgehen, aber man weiß es ja nicht.

Grüße
Sven
Jan F.
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Re: Rostock/Warnemünde (Dinge, die über Fotos hinaus gehen)

Beitrag von Jan F. »

Sven J hat geschrieben: Di 12. Mai 2020, 17:09
Volker Landwehr hat geschrieben: Di 12. Mai 2020, 16:02 Wenn es so wäre, zeigt das neue Video, dass anscheinend die Rollbewegung alleine ausgereicht hätte, um den Ausleger hintenüber schlagen zu lassen.
Das zeigt das Video sogar sehr deutlich. Die Entlastung durch das Abreißen des Pontons hat dem Ausleger keinen Schaden zugefügt. Der entstand durch den von der folgenden Schiffsbewegung ausgelösten Überschlag.

Ohne Abriss der Last wäre das Schiff nicht Richtung Ufer gerollt. Die Ursache für den Bruch des Kranhakens wird sich hoffentlich finden lassen. Und dann wird man sehen, ob vor dem Test alles wie vorgesehen geprüft wurde, und ob der Kran vorschriftsmäßig bedient wurde. Von beidem darf man zwar angesichts der Bedeutung des Projekts und der zahlreichen beim Test anwesenden Fachleute ausgehen, aber man weiß es ja nicht.

Grüße
Sven
Dem stimme ich vollumfänglich zu. Somit wäre die Theorie von „Ast“, „Gummiband“ und „Peitsche“ dann wohl vom Tisch 👍. Dann lassen wir mal die Fachleute ihre Arbeit machen. BSU ist vielleicht ja auch involviert.
Volker Landwehr
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Re: Rostock/Warnemünde (Dinge, die über Fotos hinaus gehen)

Beitrag von Volker Landwehr »

Sven J hat geschrieben: Di 12. Mai 2020, 17:09
Volker Landwehr hat geschrieben: Di 12. Mai 2020, 16:02 Wenn es so wäre, zeigt das neue Video, dass anscheinend die Rollbewegung alleine ausgereicht hätte, um den Ausleger hintenüber schlagen zu lassen.
Das zeigt das Video sogar sehr deutlich. Die Entlastung durch das Abreißen des Pontons hat dem Ausleger keinen Schaden zugefügt. Der entstand durch den von der folgenden Schiffsbewegung ausgelösten Überschlag.
Grüße
Sven
Das Abreißen lässt auch erstmal keinen direkten Schaden am Ausleger erwarten, aber die Halteseilen des Ausleger, die durch die Last gedehnt sind, verkürzen sich schlagartig und beschleunigen den Ausleger nach hinten. Ob es zum Überschlag gereicht hätte, lässt sich sicher nicht mehr im Video vom Rolleffekt trennen.

Ich weiß auch nicht, ob die Offshore Heavy Lift Krane eine Sicherheitseinrichtung haben, die die Halteseile schnell genug entlasten?

Hier nur mal ein Video, dass die frei werdenden Kräfte illustriert: https://www.youtube.com/watch?v=up7oPzeLng4
Die Situation ist ein wenig unübersichtlich. Zwei Kräne halten das Rohr am Kopf, unten soll der Haken des Raupenschleppers eingehängt werden. Bei einem Kran reißt das Hebegeschirr und er schlägt um.
Gruß, Volker
Tim S.
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Re: Rostock/Warnemünde (Dinge, die über Fotos hinaus gehen)

Beitrag von Tim S. »

So, hier ist endlich mal ein Direktlink zu dem Video, was auf der OZ vermutlich hinter der Schranke verschwand:
https://www.youtube.com/watch?time_cont ... =emb_title

Und noch ein Bericht:
https://www.swp.de/panorama/liebherr-kr ... 82554.html
Jan F.
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Re: Rostock/Warnemünde (Dinge, die über Fotos hinaus gehen)

Beitrag von Jan F. »

Volker Landwehr hat geschrieben: Di 12. Mai 2020, 18:28
Sven J hat geschrieben: Di 12. Mai 2020, 17:09
Volker Landwehr hat geschrieben: Di 12. Mai 2020, 16:02 Wenn es so wäre, zeigt das neue Video, dass anscheinend die Rollbewegung alleine ausgereicht hätte, um den Ausleger hintenüber schlagen zu lassen.
Das zeigt das Video sogar sehr deutlich. Die Entlastung durch das Abreißen des Pontons hat dem Ausleger keinen Schaden zugefügt. Der entstand durch den von der folgenden Schiffsbewegung ausgelösten Überschlag.
Grüße
Sven
Das Abreißen lässt auch erstmal keinen direkten Schaden am Ausleger erwarten, aber die Halteseilen des Ausleger, die durch die Last gedehnt sind, verkürzen sich schlagartig und beschleunigen den Ausleger nach hinten. Ob es zum Überschlag gereicht hätte, lässt sich sicher nicht mehr im Video vom Rolleffekt trennen.

Ich weiß auch nicht, ob die Offshore Heavy Lift Krane eine Sicherheitseinrichtung haben, die die Halteseile schnell genug entlasten?

Hier nur mal ein Video, dass die frei werdenden Kräfte illustriert: https://www.youtube.com/watch?v=up7oPzeLng4
Die Situation ist ein wenig unübersichtlich. Zwei Kräne halten das Rohr am Kopf, unten soll der Haken des Raupenschleppers eingehängt werden. Bei einem Kran reißt das Hebegeschirr und er schlägt um.
Gruß, Volker
Gas ist doch wieder völliger Unsinn. Lies bitte meine Post vorher, Die Halteseile sind kaum unter Spannung bei der Auslage und wenn doch, die dehnen sich nicht wie ein Gummiband... da ist keine Energie gespeichert!
Sicherheitseinrichtung um Halteseile zu entspannen? Wozu? Es gibt nichts zu entspannen wo nicht gespannt ist. Google Stahldrahtseil...
Hamburch
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Re: Rostock/Warnemünde (Dinge, die über Fotos hinaus gehen)

Beitrag von Hamburch »

Wenn das Überschlagen des Auslegers erst durch das Rollen des Schiffs verursacht wurde, und das wiederum durch den Lastabriss einerseits und das zuvorige Gegentrimmen andererseits, stellt sich mir eine weitere Frage:

Warum steht der Ausleger senkrecht oder darüberhinweg, wenn für den maximalen Hub gegengetrimmt wird, ohne dass Last angebracht ist, also das Schiff schräg im Wasser liegt? Wäre es nicht Sinnvoll für den Fall des Lastabrisses einige Grad Sicherheit zu haben? Mir ist schon klar, dass die maximale Hubmöglichkeit mit Reduzierung der Auslage wächst. Hat man trotzdem zu sehr auf Kante genäht?
Gruß

Christian

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Volker Landwehr
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Re: Rostock/Warnemünde (Dinge, die über Fotos hinaus gehen)

Beitrag von Volker Landwehr »

Jan F. hat geschrieben: Di 12. Mai 2020, 20:30 Gas ist doch wieder völliger Unsinn. Lies bitte meine Post vorher, Die Halteseile sind kaum unter Spannung bei der Auslage und wenn doch, die dehnen sich nicht wie ein Gummiband... da ist keine Energie gespeichert!
Sicherheitseinrichtung um Halteseile zu entspannen? Wozu? Es gibt nichts zu entspannen wo nicht gespannt ist. Google Stahldrahtseil...
So kann man mit wenigen Sätzen die Physik außer Kraft setzen. :?:
Wenn ich Drahtseil google finde ich, dass der Elastizitätsmodul eines Stahlseils je nach Bauart ca. die Hälfte des soliden Stahls ist. Grob überschlagen waren die Kräfte in den Halteseilen des Auslegers bei 2600 t Last in der Größenordnung von 1500 t. Nicht gerade nichts.

Also sind die Halteseile unter dieser Last gedehnt und haben Energie gespeichert. Oder was glaubst Du erzeugt das Schlagen von brechenden Schleppverbindungen?

Die gespeicherte Energie ist abhängig von der wirkenden Kraft und dem Dehnweg. Und ja, ein gespanntes Stahlseil ist wie eine Feder, wie auch das Gummiband nur nicht so offensichtlich.

Ob das zu Überschlag alleine gereicht hätte, keine Ahnung. Aber ohne die Auslegerspitze beim Verlust der Last zu sehen, gibt das Video aus meiner Sicht keine endgültige Auskunft. Wäre es die Rollbewegung allein, dann würden die Halteseile bis zur Senkrechten gespannt bleiben, da die Rollbewegung ja den Ausleger zieht. Würde die freigesetzte Energie die Bewegung auslösen, würden die Seile erschlaffen. Aber es kann auch eine Kombination aus beidem gewesen sein

Aber warten wir die Untersuchungsergebnisse ab.
Gruß, Volker
Jan F.
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Re: Rostock/Warnemünde (Dinge, die über Fotos hinaus gehen)

Beitrag von Jan F. »

Volker Landwehr hat geschrieben: Mi 13. Mai 2020, 10:27
Jan F. hat geschrieben: Di 12. Mai 2020, 20:30 Gas ist doch wieder völliger Unsinn. Lies bitte meine Post vorher, Die Halteseile sind kaum unter Spannung bei der Auslage und wenn doch, die dehnen sich nicht wie ein Gummiband... da ist keine Energie gespeichert!
Sicherheitseinrichtung um Halteseile zu entspannen? Wozu? Es gibt nichts zu entspannen wo nicht gespannt ist. Google Stahldrahtseil...
So kann man mit wenigen Sätzen die Physik außer Kraft setzen. :?:
Wenn ich Drahtseil google finde ich, dass der Elastizitätsmodul eines Stahlseils je nach Bauart ca. die Hälfte des soliden Stahls ist. Grob überschlagen waren die Kräfte in den Halteseilen des Auslegers bei 2600 t Last in der Größenordnung von 1500 t. Nicht gerade nichts.

Also sind die Halteseile unter dieser Last gedehnt und haben Energie gespeichert. Oder was glaubst Du erzeugt das Schlagen von brechenden Schleppverbindungen?

Die gespeicherte Energie ist abhängig von der wirkenden Kraft und dem Dehnweg. Und ja, ein gespanntes Stahlseil ist wie eine Feder, wie auch das Gummiband nur nicht so offensichtlich.

Ob das zu Überschlag alleine gereicht hätte, keine Ahnung. Aber ohne die Auslegerspitze beim Verlust der Last zu sehen, gibt das Video aus meiner Sicht keine endgültige Auskunft. Wäre es die Rollbewegung allein, dann würden die Halteseile bis zur Senkrechten gespannt bleiben, da die Rollbewegung ja den Ausleger zieht. Würde die freigesetzte Energie die Bewegung auslösen, würden die Seile erschlaffen. Aber es kann auch eine Kombination aus beidem gewesen sein

Aber warten wir die Untersuchungsergebnisse ab.
Gruß, Volker
Stahldrahtseile haben je nach Konstruktion (Hebeeinsatz) eine Dehnfähigkeit (Elastizität) zwischen 0,5% bis 2%, wohlgemerkt bei 80% Bruchlast.
Da Kranseile typischerweise eine 3 - 5 fache Sicherheit haben müssen, erreicht ein Drahtseil im Kransystem bei 100% Belastung des Gerätes bestenfalls 30% Bruchlast. Somit beträgt die Dehnung des Seils ebenfalls einen annähernd um diesen Faktor reduzierten Wert. Im Fall Orion reduziert sich die Belastung der Nackenseile nochmals erheblich, weil der Unfall bei geringer Ausladung passierte. Und dann sprechen wir von nahzu keiner relevanten Dehnung.
Das Beispiel mit dem Zurückschlagen bei einem Seilriss ist korrekt. Aber ein Seil reißt erst bei Überschreitung der maximalen Bruchlast und somit am Punkt der maximalen Dehnung. Im Vergleich zu einem Polyprop Seil verhält sich der Stahldraht beim Reißen jedoch wesentlich gutmütiger. Eben weil wesentlich weniger Dehnung vorhanden ist. Das ist auch der Grund weshalb z.B. heutzutage gerne Dyneema für Festmacher und Schleppsysteme verwendet wird. Reck / Dehnungswerte vergleichbar mit Stahldraht aber wesentlich leichter.
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