Danke, Volker!
für mich als Betriebswirt stellt sich jetzt zunächst mal eine Frage: soll man eine Branche, die an den betreffenden Standorten schon mehrfach krachend gescheitert ist, weiterhin künstlich, d.h. durch Steuergelder, am Leben erhalten bzw. ist ein dauerhaftes Überleben der Betriebe an den betreffenden Standorten überhaupt möglich?
Ich weiß, dass es hier eben nicht nur um betriebswirtschaftliche Aspekte gehen KANN. Da hängen viele persönliche Schicksale und auch die Zukunft ganzer Regionen dran.Aber ein Fass ohne Boden war noch nie eine Lösung.
Visionen wie der Bau von eisgängigen Frachtern (Nordic Yards) oder Kreuzfahrtschiffen (MV-Werften) waren ja offensichtlich am Markt nicht bzw. nicht dauerhaft erfolgreich. Wenn also schon der Bau von vergleichsweise teuren Spezialschiffen, der ja jahrelang als die Zukunftshoffnung für deutsche Werften gesehen wurde (nachdem das Brot- und Buttergeschäft mit den verschiedenen Frachtschiffstypen ja hierzulande schon lange nicht mehr zu marktgängigen Konditionen möglich ist), nicht mehr rentabel ist, was bleibt dann noch für deutsche Werften? Vermutlich nur noch der Marineschiffsbau, der wohl aus politischen Gründen immer zu weiten Teilen im Land bleiben wird (wobei ja auch das schon Aufträge bspw, an niederländische Werften gingen) und das Reparaturgeschäft.
Für die Zukunft stell ich folgende Thesen in den Raum:
1)
Die Neubaukapazitäten in Deutschland werden in den nächsten Jahren deutlich zurückgehen, d.h. es werden Neubauwerften schließen.
2)
Die Konzentration in der Branche wird weiter zunehmen.
3)
Treiber der Konzentration werden primär inhabergeführte Werftengruppen sein, da diese i.d.R. geringe Renditeerwartungen als kapitalmarktorientierte Unternehmen haben. Dabei denk ich im Neubaubereich an zwei Familien: Meyer (wenn sie die C19-bedingte Durststrecke der Cruise-Branche überstehen) mit Kreuzfahrtschiffen, einfach weil da enormes Knowhow vorhanden ist - und Lürssen im Marineschiffsbau. Beide haben ja in den vergangenen Jahren expandiert (Meyer durch die Übernahme in Turku, Lürssen durch diverse Übernahmen innnerhalb Deutschlands). Im Reparaturbereich dürfte nach dem Verkauf der Petram-Betriebe an Rönner die Rönner-Gruppe als vergleichsweise großer Player übrigbleiben.
Alexander