P&O Ferries stellt Betrieb vorübergehend ein

WeißerHai
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Re: P&O Ferries stellt Betrieb vorübergehend ein

Beitrag von WeißerHai »

JetLag hat geschrieben: Fr 18. Mär 2022, 16:03
Es ist keine Schadenfreude, aber die Briten werden sich noch richtig umgucken.
Aber auch Mitglied innerhalb der EU zu sein, muss nicht immer direkt heißen, dass alles bestens läuft.

Die Aktion von P&O ist unter aller Sau, sollte ich jemals ins britische Königreich Reisen, nicht mit dieser Firma.

Aber auch unter deutscher Flagge gibt es große Sauereien. Unter anderem werden "angehende" Besatzungsmitglieder Dank der deutschen Flagge finanziell unterstützt. Nicht direkt, sondern die Firmen welche sie einstellen und bspw. ihr Patent ausfahren lassen, bekommen dafür pro Jahr bis zu 24.000€. Beispielsweise ist eine große Reederei, welche im täglichen Fährverkehr nach Schweden unterwegs ist, regelmäßig auf der Suche nach neuen Offizieren. Warum? Diese werden so lange befristet beschäftigt, bis es keine Förderung mehr gibt und dann vor die Tür gesetzt und die nächsten kommen, wo die Förderung erneut abgegriffen wird.

Nicht im großen Stil, wie jetzt bei P&O, daher gibt es hierüber auch keinen Aufschrei. Aber das Prinzip ist für mich genau so verwerflich, wie bei P&O.
Volker Landwehr
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Re: P&O Ferries stellt Betrieb vorübergehend ein

Beitrag von Volker Landwehr »

Das, was P&O macht ist legitim, es sei denn, sie wären gesetzljch oder vertraglich an britische Drews gebunden. Wie sie es gemacht hat, ist unanständig.
Hurtigruten läuft mit Cuxhaven einen zusätzlichen Hafen im Ausland an, um kostengünstigere Crews einsetzen und so konkurenzfähig bleiben zu können.

Ich würde Reedereien nicht vorwerfen, wenn sie gesetzliche Regelungen zu ihten Gunsten nutzen. Oft ist das Gesetz auch schlecht gemacht. Man könnte ja auch neben der Förderungsdauer auch eine Weiterbeschäftigungsdauer vorschreiben.
Gruß, Volker
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Stephan Giesen
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Re: P&O Ferries stellt Betrieb vorübergehend ein

Beitrag von Stephan Giesen »

Volker Landwehr hat geschrieben: So 20. Mär 2022, 23:06 Das, was P&O macht ist legitim, es sei denn, sie wären gesetzljch oder vertraglich an britische Drews gebunden. Wie sie es gemacht hat, ist unanständig.
Hurtigruten läuft mit Cuxhaven einen zusätzlichen Hafen im Ausland an, um kostengünstigere Crews einsetzen und so konkurenzfähig bleiben zu können.

Ich würde Reedereien nicht vorwerfen, wenn sie gesetzliche Regelungen zu ihten Gunsten nutzen. Oft ist das Gesetz auch schlecht gemacht. Man könnte ja auch neben der Förderungsdauer auch eine Weiterbeschäftigungsdauer vorschreiben.
Gruß, Volker
Ergänzen möchte ich noch - ohne, dass das unmittelbar im Bezug zu P&O Ferries steht oder ich das Verhalten dort akzeptiere - dass aber auch viele, die sich über die Heuerumstände der Crews echauffieren, gerade auf dem Kreuzfahrtmarkt die oft teilweise unrealistisch günstigen Reisepreise wiederum gerne mitnehmen und dann plötzlich nicht mehr so genau hinschauen.
Mit maritimen Gruß

Stephan
Tim S.
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Re: P&O Ferries stellt Betrieb vorübergehend ein

Beitrag von Tim S. »

Ich frage mich, wie man eine solche Entscheidung einfach so, vorsichtig gesagt, ungeschickt kommunizieren kann. Wenn ich Leute gegen mich aufbringen will, dann mache ich das genau so, wie das bei P&O geschehen ist. Wer denkt sich so etwas aus, die hässliche Fratze des Kapitalismus so empathiefrei und feige zu zeigen? Möchte man ein Unternehmen, das so agiert, irgendwie unterstützen? Ganz sicher nicht.
Tim S.
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Re: P&O Ferries stellt Betrieb vorübergehend ein

Beitrag von Tim S. »

Stephan Giesen hat geschrieben: Mo 21. Mär 2022, 00:24
Volker Landwehr hat geschrieben: So 20. Mär 2022, 23:06 Das, was P&O macht ist legitim, es sei denn, sie wären gesetzljch oder vertraglich an britische Drews gebunden. Wie sie es gemacht hat, ist unanständig.
Hurtigruten läuft mit Cuxhaven einen zusätzlichen Hafen im Ausland an, um kostengünstigere Crews einsetzen und so konkurenzfähig bleiben zu können.

Ich würde Reedereien nicht vorwerfen, wenn sie gesetzliche Regelungen zu ihten Gunsten nutzen. Oft ist das Gesetz auch schlecht gemacht. Man könnte ja auch neben der Förderungsdauer auch eine Weiterbeschäftigungsdauer vorschreiben.
Gruß, Volker
Ergänzen möchte ich noch - ohne, dass das unmittelbar im Bezug zu P&O Ferries steht oder ich das Verhalten dort akzeptiere - dass aber auch viele, die sich über die Heuerumstände der Crews echauffieren, gerade auf dem Kreuzfahrtmarkt die oft teilweise unrealistisch günstigen Reisepreise wiederum gerne mitnehmen und dann plötzlich nicht mehr so genau hinschauen.
Also bei den hiesigen Kreuzfahrtreedereien haben viele Seeleute Heuern und Arbeitsbedingungen, von denen sie in der Handelsschifffahrt nur träumen können.
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Stephan Giesen
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Re: P&O Ferries stellt Betrieb vorübergehend ein

Beitrag von Stephan Giesen »

Tim S. hat geschrieben: Mo 21. Mär 2022, 09:40
Stephan Giesen hat geschrieben: Mo 21. Mär 2022, 00:24
Volker Landwehr hat geschrieben: So 20. Mär 2022, 23:06 Das, was P&O macht ist legitim, es sei denn, sie wären gesetzljch oder vertraglich an britische Drews gebunden. Wie sie es gemacht hat, ist unanständig.
Hurtigruten läuft mit Cuxhaven einen zusätzlichen Hafen im Ausland an, um kostengünstigere Crews einsetzen und so konkurenzfähig bleiben zu können.

Ich würde Reedereien nicht vorwerfen, wenn sie gesetzliche Regelungen zu ihten Gunsten nutzen. Oft ist das Gesetz auch schlecht gemacht. Man könnte ja auch neben der Förderungsdauer auch eine Weiterbeschäftigungsdauer vorschreiben.
Gruß, Volker
Ergänzen möchte ich noch - ohne, dass das unmittelbar im Bezug zu P&O Ferries steht oder ich das Verhalten dort akzeptiere - dass aber auch viele, die sich über die Heuerumstände der Crews echauffieren, gerade auf dem Kreuzfahrtmarkt die oft teilweise unrealistisch günstigen Reisepreise wiederum gerne mitnehmen und dann plötzlich nicht mehr so genau hinschauen.
Also bei den hiesigen Kreuzfahrtreedereien haben viele Seeleute Heuern und Arbeitsbedingungen, von denen sie in der Handelsschifffahrt nur träumen können.
Aha. Auf welchen Erkenntnissen beruht Deine Behauptung? Vorweg: Meine Behauptung beruht in erster Linie auf eigener Erfahrung (wie Du vielleicht weißt, war ich einst in der Handels- als auch in der Kreuzschifffahrt tätig) sowie auf diversen TV-Reportagen und Presseartikeln (die generell je nach Medium kritisch zu betrachten sind, sich jedoch zumeist mit meinen Erfahrungen decken). Das Thema ist schließlich nicht neu.

Deine These mag in gewisser Weise für die europäischen Seeleute gelten, aber sicher nicht für die aus Fernost. Da es in der Handelsschifffahrt bis auf wenige Ausnahmen aber kaum noch europäische Seeleute gibt, ist der Vergleich eh obsolet.
Mit maritimen Gruß

Stephan
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Re: P&O Ferries stellt Betrieb vorübergehend ein

Beitrag von Wasserbauer »

WeißerHai hat geschrieben: So 20. Mär 2022, 19:11 Nicht im großen Stil, wie jetzt bei P&O, daher gibt es hierüber auch keinen Aufschrei. Aber das Prinzip ist für mich genau so verwerflich, wie bei P&O.
Klar, das System kann man abschaffen.
In letzter Konsequenz werden dann halt keine jungen deutschen Nautiker und Techniker mehr eingestellt und der deutsche Seemann stirbt völlig aus.
Volker Landwehr
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Re: P&O Ferries stellt Betrieb vorübergehend ein

Beitrag von Volker Landwehr »

Tim S. hat geschrieben: Mo 21. Mär 2022, 09:39 Ich frage mich, wie man eine solche Entscheidung einfach so, vorsichtig gesagt, ungeschickt kommunizieren kann. Wenn ich Leute gegen mich aufbringen will, dann mache ich das genau so, wie das bei P&O geschehen ist. Wer denkt sich so etwas aus, die hässliche Fratze des Kapitalismus so empathiefrei und feige zu zeigen? Möchte man ein Unternehmen, das so agiert, irgendwie unterstützen? Ganz sicher nicht.
In einem der von Dir verlinkten Artikel begründet P&O die Vorgehensweise mit den üblichen Abläufen von Gesprächen und Verhandlungen mit Gewerkschaften. Die Gespräche würden verzögert, zerredet ohne Aussicht auf eine schnelle Lösung. Die wäre hier aber erforderlich und das Ergebnis eh nicht verhandelbar gewesen. Also hätte man auf Gewerkschaftsbeteiligung verzichtet. Ich hoffe,ich habe das aus dem Gedächtnis richtig wiedergegeben.

Svitzer hat das gerade in Australien erlebt. Fünfzig Sitzungen in zwei Jahren ohne Erfolg, jetzt versucht Svitzer aus der Gewerkschaftsbindung herauszukommen. Jetzt appellieren die Gewerkschaften an Maersk, doch den Schlepperbesatzungen vom Maersk-Gewinn abzugeben.

Es sind nicht nur die Kreuzfahrer, die sich über niedrige Preise auf Kosten von Mitarbeitern freue. Wir alle kaufen billige Schokolade oder billige Waren aus Asien oder billige Lebensmittel, bei denen die Bauern auf der Strecke bleiben. Geiz ist bei vielen uns leider geil und nicht bei denen, die sichnicht mehr leisten können.
Gruß, Volker
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Re: P&O Ferries stellt Betrieb vorübergehend ein

Beitrag von Tim S. »

Stephan Giesen hat geschrieben: Mo 21. Mär 2022, 10:29
Tim S. hat geschrieben: Mo 21. Mär 2022, 09:40
Stephan Giesen hat geschrieben: Mo 21. Mär 2022, 00:24

Ergänzen möchte ich noch - ohne, dass das unmittelbar im Bezug zu P&O Ferries steht oder ich das Verhalten dort akzeptiere - dass aber auch viele, die sich über die Heuerumstände der Crews echauffieren, gerade auf dem Kreuzfahrtmarkt die oft teilweise unrealistisch günstigen Reisepreise wiederum gerne mitnehmen und dann plötzlich nicht mehr so genau hinschauen.
Also bei den hiesigen Kreuzfahrtreedereien haben viele Seeleute Heuern und Arbeitsbedingungen, von denen sie in der Handelsschifffahrt nur träumen können.
Aha. Auf welchen Erkenntnissen beruht Deine Behauptung? Vorweg: Meine Behauptung beruht in erster Linie auf eigener Erfahrung (wie Du vielleicht weißt, war ich einst in der Handels- als auch in der Kreuzschifffahrt tätig) sowie auf diversen TV-Reportagen und Presseartikeln (die generell je nach Medium kritisch zu betrachten sind, sich jedoch zumeist mit meinen Erfahrungen decken). Das Thema ist schließlich nicht neu.

Deine These mag in gewisser Weise für die europäischen Seeleute gelten, aber sicher nicht für die aus Fernost. Da es in der Handelsschifffahrt bis auf wenige Ausnahmen aber kaum noch europäische Seeleute gibt, ist der Vergleich eh obsolet.
Also nach meinem Kenntnisstand leckt sich jeder Filipino die Lippen nach einem Job bei Aida oder MSC. In der Handelsschifffahrt sehen die Arbeitsbedingungen bei den Billigheimern ja nun meist deutlich schlechter aus.
Tim S.
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Re: P&O Ferries stellt Betrieb vorübergehend ein

Beitrag von Tim S. »

Volker Landwehr hat geschrieben: Mo 21. Mär 2022, 11:07
Tim S. hat geschrieben: Mo 21. Mär 2022, 09:39 Ich frage mich, wie man eine solche Entscheidung einfach so, vorsichtig gesagt, ungeschickt kommunizieren kann. Wenn ich Leute gegen mich aufbringen will, dann mache ich das genau so, wie das bei P&O geschehen ist. Wer denkt sich so etwas aus, die hässliche Fratze des Kapitalismus so empathiefrei und feige zu zeigen? Möchte man ein Unternehmen, das so agiert, irgendwie unterstützen? Ganz sicher nicht.
In einem der von Dir verlinkten Artikel begründet P&O die Vorgehensweise mit den üblichen Abläufen von Gesprächen und Verhandlungen mit Gewerkschaften. Die Gespräche würden verzögert, zerredet ohne Aussicht auf eine schnelle Lösung. Die wäre hier aber erforderlich und das Ergebnis eh nicht verhandelbar gewesen. Also hätte man auf Gewerkschaftsbeteiligung verzichtet. Ich hoffe,ich habe das aus dem Gedächtnis richtig wiedergegeben.

Svitzer hat das gerade in Australien erlebt. Fünfzig Sitzungen in zwei Jahren ohne Erfolg, jetzt versucht Svitzer aus der Gewerkschaftsbindung herauszukommen. Jetzt appellieren die Gewerkschaften an Maersk, doch den Schlepperbesatzungen vom Maersk-Gewinn abzugeben.

Es sind nicht nur die Kreuzfahrer, die sich über niedrige Preise auf Kosten von Mitarbeitern freue. Wir alle kaufen billige Schokolade oder billige Waren aus Asien oder billige Lebensmittel, bei denen die Bauern auf der Strecke bleiben. Geiz ist bei vielen uns leider geil und nicht bei denen, die sichnicht mehr leisten können.
Gruß, Volker
Es ist der Job von Gewerkschaften, ihre Klientel zu schützen. Und es ist und bleibt ein unfassbar dreistes Vorgehen der Reederei, so mit den Menschen, die ihre Schiffe am Laufen halten, umzuspringen. Das ist frühkapitalistisches Gebahren, für das mir jedes Verständnis abgeht.
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